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Vierkirchen (Oberbayern)

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Wappen Deutschlandkarte
Vierkirchen (Oberbayern)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Vierkirchen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 22′ N, 11° 28′ OKoordinaten: 48° 22′ N, 11° 28′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Dachau
Höhe: 490 m ü. NHN
Fläche: 19,38 km2
Einwohner: 4621 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 238 Einwohner je km2
Postleitzahl: 85256
Vorwahl: 08139
Kfz-Kennzeichen: DAH
Gemeindeschlüssel: 09 1 74 150
Gemeindegliederung: 10 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Gemeinde Vierkirchen
Schulweg 1
85256 Vierkirchen
Website: www.vierkirchen.de
Bürgermeister: Harald Dirlenbach (SPD)
Lage der Gemeinde Vierkirchen im Landkreis Dachau
KarteLandkreis Aichach-FriedbergLandkreis FreisingLandkreis FürstenfeldbruckLandkreis MünchenLandkreis Neuburg-SchrobenhausenLandkreis Pfaffenhofen an der IlmMünchenAltomünsterBergkirchenDachauErdwegHaimhausenHebertshausenHilgertshausen-TandernKarlsfeldMarkt IndersdorfOdelzhausenPetershausenPfaffenhofen an der GlonnSchwabhausen (Oberbayern)SulzemoosVierkirchen (Oberbayern)Weichs
Karte

Vierkirchen ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Dachau.

Geografie

Vierkirchen liegt in der Region München, 40 km nördlich von München.

Die Gemeinde Vierkirchen gliedert sich in folgende Gemarkungen:

  • Esterhofen
  • Ramelsbach
  • Rettenbach
  • Milbertshofen
  • Gramling
  • Wiedenhöfe

Geschichte

Die Grenzen der Pfarrei Vierkirchen wurden bereits um das Jahr 779 unter Bischof Aribo festgelegt. Der Ort Vierkirchen kann nach geschichtlichen Recherchen im 8./9. Jahrhundert nicht groß gewesen sein. Aber er war vermutlich sowohl für den weltlichen Amtsträger (den Grafen), wie auch für den Bischof ein wichtiger, vielleicht sogar zentraler Versammlungsort. Ob Vierkirchen damals bereits ein fester Gerichtsplatz war, kann nicht eindeutig belegt werden.

Geschichtlichen Ersterwähnung: Im Jahre 820 kommt ein Laie namens Reginhelm nach Vierkirchen, wo Bischof Hitto von Freising offenbar eine große Versammlung abhält. Dieser Reginhelm übergibt dem Bischof hier den Besitz seines verwandten Onkels Kaganhart, der seinen Tod nahekommen sah. Dabei überträgt er dem Bischof auch das Söhnchen Kaganharts zum Schutze und zur Frömmigkeit, d.h. also wohl zur geistlichen Erziehung.

Bereits im Februar 823 tritt Vierkirchen schon deutlicher ins Licht: Eine adelige Matrone namens Cozilt erneuert eine Schenkung zu Vierkirchen, nämlich alles, was sie im Weiler (vicus) Vierkirchen gehabt hatte an Mancipien (= unfreien Landarbeitern), an Gebäuden und an Land. Vierkirchen bietet dabei eine der frühesten Erwähnungen des Dienst- und Amtsbereiches eines bayerischen Grafen. In der o.a. Schenkung wird nämlich eigens festgehalten, die Kirche Vierkirchens liege in ministerio Liutpaldis comitis, d.h. im Amtsbereich des Grafen Luitpald. 828 im Dezember wird wiederum Besitz an die Erlöserkirche bzw. Salvatorkirche zu Vierkirchen geschenkt. Diesmal übergibt ein Priester namens Ekkihard seinen Besitz zu Reod (= wohl Ried bei Oberbachern). In dieser Urkunde wird erwähnt, dass die Erlöserkirche bzw. Salvatorkirche zu Vierkirchen der Domkirche zu Freising untersteht. Es handelt sich also vermutlich nicht mehr um eine adelige Eigenkirche.

Bei diesen Schenkungen stehen sich jeweils zwei Partner gegenüber, die auf die allgemeinen Verhältnisse jener Zeit einen mächtigen Einfluss ausübten: Die Angehörigen einer Grundherrenschicht, des Adels, die so vermögend waren, dass sie Teile ihres Besitzes an die Kirche schenken konnten und auf der anderen Seite die Kirche mit dem Bistum Freising, zu der die St.-Salvator-Kirche zu Vierkirchen gehörte. Eigentlich waren damals nur Domkirchen und Klosterkirchen dem heiligen Erlöser geweiht. Also muss die Vierkirchner Kirche eine wichtige Kirche des Bischofs gewesen sein. Da aber Adelige an diese freisingische Eigenkirche weiterhin schenken, werden sie ein besonderes Verhältnis zu dieser Kirche gehabt haben. Es bleibt zu vermuten und anzunehmen, dass ihre Vorfahren diese Kirche einst gegründet, aus Fichtenholz gezimmert und aufgebaut oder aber im ehemaligen Fichtenwald errichtet haben, also Feohtkiriha = Fichtenkirche. Im oberbayerischen Archiv sind auch die Namen Feohtkiricha, Feochtkyricha, Fichtkiriha und Viechtkirchen nachzulesen. Außerdem sind zwischen 1150 und 1160 in den Indersdorfer Urkunden ein edles Geschlecht Viechkirchen festgehalten. Auch ein Dietrich der Vichtkircher - er war 1375 Richter in Kranzberg - und ein Isegrim de Viechkirchen sind nachzulesen. Das Wappen dieser Edlen spiegelt das heutige Gemeindewappen (Storchenkopf und -hals) wider.

Vierkirchen gehörte zum Rentamt München und zum Landgericht Dachau des Kurfürstentums Bayern. 1818 entstand die heutige politische Gemeinde. Im Rahmen der Gebietsreform erfolgte die Eingemeindung der Nachbargemeinden Pasenbach (teilweise) am 1. Januar 1972 und Giebing am 1. Juli 1972.[2] Biberbach kam am 1. Mai 1978 zu Röhrmoos, deren damalige Ortsteile Milbertshofen und Wiedenhöfe zu Vierkirchen.[3] Die 1978 gegründete Verwaltungsgemeinschaft mit Weichs wurde 1980 wieder aufgelöst.

Religionen

Die Pfarrkirche St. Jakob der Pfarrei Vierkirchen ist ein Bau der Jahre 1763/65, nachdem die alte gotische Kirche 1759 wegen Baufälligkeit eingestürzt war. Die Pfarrkirche in Giebing ist eine der wenigen Jugendstilkirchen in Südbayern. Das Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Vierkirchen wurde im Jahre 1978 errichtet.

Einwohnerentwicklung

Bevölkerungsentwicklung[5]

Die Einwohnerzahlen von 1961 und 1970 beinhalten auch die Einwohner des nach Vierkirchen gewechselten Teils der aufgelösten Gemeinde Biberbach.

Politik

Bürgermeister

Bürgermeister von Vierkirchen
Person Amtszeit Partei
Harald Dirlenbach seit 2014 SPD
Heinz Eichinger 1996–2014 SPD
Canisius Großmann-Neuhäusler 1960–1978 CSU
Hans Ziegler 1952–1960 parteilos
Johann Eichinger 1946–1952
Michael Müller 1945–1946
Hans Ziegler (Zinsbauer) 1940–1945
Josef Bestle 1933–1940
Michael Müller (Michemandl) 1922–1933
Benno Sigl (Deiglbauer) 1906–1922
Thomas Bertold (Reindl) 1893–1906
Hans Mayr (Reischlbauer) 1882–1893
Josef Ettl 1879–1882
Landwirt Kugler (Zinsbauer) und Josef Sedlmayr 1876–1879
Kommunalwahl 2014[6]
Wahlbeteiligung: 62,5 %
 %
40
30
20
10
0
39,0 %
29,7 %
15,0 %
16,3 %

Gemeinderat

Zusammensetzung aufgrund der Kommunalwahl 2014

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 1999 umgerechnet 2,014 Mio. Euro, davon betrugen die Gewerbesteuereinnahmen (netto) umgerechnet 371.000 Euro.

Wappen

Die Wappenbeschreibung lautet: In Blau ein weißer Storchenrumpf mit rotem Schnabel.

Städtepartnerschaften

Seit dem Jahr 2000 besteht zwischen Vierkirchen und dem italienischen Genazzano eine Städtepartnerschaft.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Vierkirchen (Oberbayern)

Naturbad

Seit 2003 existiert in Vierkirchen das Naturbad (2000 m²). Dieses entstand durch den Umbau der ehemaligen Klärbecken der stillgelegten Kläranlage. Die Besonderheit dieses Bades ist, dass das Wasser in weiteren Becken – dem Regenerationsteich (1500 m²) – ohne Chemikalieneinsatz natürlich gereinigt wird. Hier werden in einem biologischen Selbstreinigungsverfahren die Verunreinigungen ohne chemische Zusatzstoffe in mineralische Salze umgewandelt. Zahlreiche Wasserpflanzen im Regenerationsteich, wie Schilf und Seerosen, nutzen diese so gewonnenen Salze als Nährstoffe. Dadurch kann eine durchgängig gute Wasserqualität gewährleistet werden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft

Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 5, im produzierenden Gewerbe 236 und im Bereich Handel und Verkehr 81 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 234 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1314. Im verarbeitenden Gewerbe gab es einen Betrieb, im Bauhauptgewerbe zehn Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 50 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1766 ha, davon waren 1544 ha Ackerfläche.

Verkehr

Die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt–München führt durch das Gemeindegebiet. Der Bahnhof Vierkirchen-Esterhofen ist an das S-Bahnnetz Münchens angeschlossen. Ein direkter Autobahnanschluss existiert nicht, die Gemeinde Vierkirchen ist über die Ausfahrten 3 (Unterschleißheim) der A 92, 78 (Dachau/Fürstenfeldbruck) der A 8 sowie 10 (München-Ludwigsfeld) der A 99 zu erreichen.

Ansässige Unternehmen

Im Ortsteil Pasenbach liegt der Stammsitz des Schuhherstellers Hanwag.

Seit 2006 ist die Andritz KMPT GmbH, ein zur Andritz AG gehörender Hersteller von Zentrifugen zur Fest-Flüssig-Trennung, in Vierkirchen ansässig. Das Unternehmen hatte sich 2001 vom damaligen Mutterkonzern Krauss-Maffei gelöst.

Bildung

Im Jahr 1999 existierten folgende Einrichtungen:

  • Kindergärten: 150 Kindergartenplätze mit 150 Kindern
  • Volksschulen: 1 mit 10 Lehrern und 196 Schülern
  • Gemeindebücherei im Rathaus Vierkirchen
  • Volkshochschule Vierkirchen

Nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr

Für den Schutz der Bürger unterhält die Gemeinde Vierkirchen in den Ortsteilen Vierkirchen, Pasenbach und Giebing drei Freiwillige Feuerwehren, die für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe sorgen. Den etwa einhundert Feuerwehrdienstleistenden der örtlichen Feuerwehren stehen zur Erfüllung ihrer Aufgaben der kommunalen Gefahrenabwehreinheit sieben Löschfahrzeuge sowie Geräte- und Mannschaftstransportfahrzeuge zur Verfügung. Des Weiteren betreibt der BRK-Kreisverband Dachau am Standort Vierkirchen eine ehrenamtlich besetzte HvO-Einheit.

Ehrenbürger

  • Heinz Eichinger (* 1950), 1. Bürgermeister von 1996 bis 2014
  • Canisius Großmann-Neuhäusler (* 1930), 1. Bürgermeister von 1960 bis 1978
  • Josef Wagner (* 1921), Hanwag
  • Wolfgang Lanzinger, Pfarrer


Einzelnachweise

  1. Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2023; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
  2. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 444.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 571.
  4. http://www.statistik.bayern.de/statistikkommunal/09174150.pdf
  5. [4]
  6. http://www.wahlen.bayern.de/kw2014/gderaete-ob-174.htm
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