Ludwig von Landsee
Ludwig von Landsee (auch von Lanse, erw. 2. Juni 1414; gestorben 1451) war ein Ritter und Diplomat im Deutschritterorden, der als Gebietiger, Diplomat und Großgebietiger tätig war.
Ludwig von Landsee stammte aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht und damit aus einer Gegend, die für den Deutschritterorden eines der Hauptrekrutierungsgebiete darstellte. Aus einer seiner späteren Mitteilungen geht hervor, dass er zuerst Hauskomtur in Ragnit an der Memel war, dem heutigen Neman (russisch Неман) in Russland. Ab dem 2. Juni 1414 war Landsee Komtur in Nessau (polnisch Nieszawa), das am linken Ufer der Weichsel gegenüber Thorn (polnisch Toruń) gelegen ist. Mit dem Komtur der benachbarten Kommende Thorn, Johann von Selbach, vereinbarte er am 24. März 1415 zu Razianz (polnisch Raciąż, heute deutsch Harnau) mit zwei Vertretern des Königreichs von Polen ein Handelsabkommen, sein erster nachweislicher Einsatz als Diplomat.

In den folgenden beiden Jahren wurde Landsee vom Hochmeister Michael Küchmeister wiederholt als Diplomat im fortwährenden Konflikt mit Polen und Litauen eingesetzt. So übergab Landsee, seit Juni 1416 Komtur von Thorn, zusammen mit dem Ordenstressler (Finanzmeister) Heinrich von Nickeritz der gegnerischen Partei die Ratifikationsurkunde des Hochmeisters zum Waffenstillstand, der im Mai 1416 ausgehandelt worden war. Bei der Verlängerung dieses Waffenstillstands mit dem polnischen und dem litauischen Herrscher im April 1418 gehörte der Thorner Komtur in Jung Leslau (Hohensalza) und Brest (Kujawien) zum zweiten Mal der Verhandlungskommission des Hochmeisters an. Für eine Zusammenkunft mit dem Bischof von Leslau (heute Włocławek), Johann I. von Oppeln, Anfang Juli 1417 liess der Hochmeister seinen Vertrauen den Bischof in Empfang nehmen und nach Graudenz geleiten. Im Juni 1418 wurde Ludwig von Landsee vom Hochmeister Michael Küchmeister bevollmächtigt, die drei kujawischen Dörfer Orlau (Orlová), Morin (Murzynno) und Neuendorf den Vertretern des Deutschen Königs zu übergeben, die zwischen dem Orden und Polen vermittelt hatten. Mit seiner Ernennung zum Komtur von Brandenburg am 8. September 1418 hörte seine bisherige diplomatische Tätigkeit für den Orden, die er von Thorn aus im polnischen Grenzgebiet ausgeübt hatte, zunächst fast völlig auf.
Nach seiner Rückstufung im Oktober 1424 musste sich Landsee bis 1437 gedulden, um wieder in eine Leitungsfunktion zu kommen. Als Landkomtur der Deutschordensballei Elsass-Burgund hatte Ludwig von Landsee seinen Sitz im Schloss Beuggen, wo seit 1432 Burkhard von Schellenberg der lokalen Kommende vorstand. Anlässlich von baulichen Veränderungen am „Alten Schloss“ liessen die beiden Gebietiger ihre Wappen nach jenem des Ordens in einer Kartusche aus rotem Sandstein oberhalb des Portals anbringen, die auf 1438 datiert wird.
Im Dezember 1439 begleitetet Ludwig von Landsee als Provinzial der Deutschordensballei Elsass-Burgund die Bewaffneten unter der Führung von Graf Johann II. von Thierstein, die an der Gesandtschaft des Konzils von Basel nach Ripaille am Genfersee teilnahmen, um Herzog Amadeus VIII. von Savoyen von seiner Wahl zum Papst durch das Basler Konzil zu berichten. Teil dieses Zuges waren weiter der Basler Bürgermeister Arnold III. von Bärenfels mit einem Gefolge so eindrücklich wie dasjenige eines Bischofs und der gefürchtete Edelmann Wilhelm von Grünenberg.[1]
Literatur
- Max Bruchet: Le Château de Ripaille. Librairie Charles Delagrave, Paris 1907, S. 111 (gallicalabs.bnf.fr Digitalisat [abgerufen am 4. September 2015]).
- Klaus Neitmann: Ludwig von Landsee. Ein Gebietiger des Deutschen Ordens in Preußen im 15. Jh. Beobachtungen zur Außenpolitik des Ordens. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. Neue Folge, Bd. 36, Nr. 2. Franz Steiner Verlag, 1988, ISSN 0021-4019, S. 161–190 (jstor.org: Digitalisat [abgerufen am 4. September 2015]).
Einzelnachweise
- ↑ Bruchet 1907: S. 111.