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Bergischer Kräher

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Bergischer-Kräherhahn, aufgenommen im Wissenschaftlichen Geflügelhof Sinsteden
Henne
Die Dobbelung, hier links im Brustgefieder deutlich erkennbar
Ein schwarzer bergischer Kräher im Stadtwappen der niederbergischen Stadt Haan

Die Bergischen Kräher, früher auch Kräher über den Berg[1] genannt, sind die älteste deutsche Hühnerrasse, die zu den Langkrähern gerechnet wird.

Merkmale

Das Hauptrassemerkmal der Bergischen Kräher ist der stark verlängerte Krähruf der Hähne, der bis zu 15 Sekunden andauern kann. Überlieferungen zufolge wurden die Vorfahren der Bergischen Kräher im Mittelalter vom Balkanraum nach Deutschland verbracht, wo heute noch ihre nächsten Verwandten, die Bosnischen Kräher, gezüchtet werden. Gestützt wird diese Theorie durch molekulargenetische Untersuchungen, die den Bergischen Krähern Verwandtschaftsbeziehungen zu südosteuropäischen Rassen bescheinigen. Nach einer anderen Theorie waren es spanische Mönche, die aus ihrem Heimatland langkrähende Hühner in das Bergische Land einführten.[2]

Bergische Kräher verkörpern eine langgestreckte, aufgerichtete Landhuhnform mit Einfachkamm, weißen Ohrscheiben und blauen Läufen. Charakteristisch ist der nach oben gewölbte Rücken. Die Zeichnung der Bergischen Kräher, die Dobbelung, verkörpert die stärkste Form der Säumung. Sie kommt nur bei Bergischen Hühnerrassen, und zwar bei den Krähern, den Schlotterkämmen und den Krüpern vor. Zur Erhaltung des Hauptrassemerkmals werden jährlich Krähwettbewerbe veranstaltet, wobei die Krähruflänge gestoppt wird. Züchterisch betreut werden die Bergischen Kräher von der Vereinigung der Züchter Bergischer Hühnerrassen. Derzeit gibt es ca. 35 Zuchten. Damit ist die Rasse in Kategorie 2 (gefährdet) auf der Liste alter, heimischer Geflügelrassen von BDRG und GEH eingestuft.

Es wird davon ausgegangen, dass der bergische Kräher der Stammvater des Brasilianischen Krähers ist.[3][4]

Bergischer Zwergkräher

Bergische Zwergkräher

Aus den Bergischen Krähern wurde ab 1925 eine Zwergrasse gezüchtet, Bergischer Zwergkräher genannt. Der Ruf des Hahnes entspricht dem der Großklasse. Allerdings rufen Bergische Zwergkräher nicht so lang und der Ruf wird in einer höheren Tonlage vorgetragen. Beide Rassen werden im gleichen Sonderverein, gemeinsam mit anderen bergischen Rassen, betreut.

Bestand und Gefährdung

Bergische Kräher sind selten und gelten als gefährdete Haustierrasse. Der BDRG sowie die GEH haben die Rasse in der „Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen 2013“ in die höchste Gefährdungsklasse I (extrem gefährdet) eingestuft. Danach gab es 2009 in Deutschland nur noch 77 Hähne und 337 Hennen.[5]

Der Bergische Kräher wurde 2001 zusammen mit der Bayerischen Landgans, dem Bergischen Schlotterkamm und dem Krüper von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ erklärt.

Heraldik

Die Stadt Haan führt seit 1936 in ihrem Stadtwappen einen schwarzen, schreitenden bergischen Kräher. Das Tier symbolisiert hier in kämpfender Stellung den kampfesfrohen Geist der Bürger für die Interessen der niederbergischen Heimat.[6]

Weiterführende Literatur und Nachweise

Eintagsküken

Literatur

  • Horst Schmidt und Rudi Proll: Taschenatlas Hühner und Zwerghühner. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4617-7.
  • Hans-Joachim Schille: Lexikon der Hühner. Komet-Verlag, ISBN 3-89836-447-X.
  • Walter Schwarz und Armin Six: Der Große Geflügelstandard in Farbe Verlagshaus Reutlingen Oertel + Spörer, 7. Aufl., 2004, ISBN 978-3-88627-511-3.
  • Armin Six: "Bergische Hühnerrassen", Verlagshaus Reutlingen Oertel + Spörer, 2003, ISBN 978-3-88627-515-1.
Commons: Bergischer Kräher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. August Carl Eduard Baldamus,: Die Federviehzucht vom wirtschaftlichen Standpunkte: Hühner, Enten, Gänse, Salzwasser-Verlag, 2013 (Nachdruck des Originals von 1881), S. 81.
  2. Schmidt und Proll, S. 24
  3. Bruno Dürigen, Tratado de avicultura, I. Especias y razas, pag. 738, Gustavo Gil, Barcelona 1931
  4. Armin Six: Langkräherrassen. In: hint-horoz.de. Andi Haller, abgerufen am 4. Juni 2015.
  5. Rote Liste der einheimischen Nutztierrassen in Deutschland 2013
  6. Reinhard Koll, Haan vom Kaiserreich zum Nationalsozialismus: die Gartenstadt zwischen Rot und Braun, Stadtarchiv Hilden, Hilden 1994, S. 22-24