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Fußballschiedsrichter

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Ein Fußballschiedsrichter kontrolliert bei einem Fußballspiel die Einhaltung der Fußballregeln.

Dazu darf er Spielstrafen und persönliche Strafen verhängen. Unter Spielstrafen versteht man Freistöße und Strafstöße. Man unterscheidet den indirekten Freistoß und den direkten Freistoß. Bei den persönlichen Strafen unterscheidet man die gelbe Karte, die gelb-rote Karte, die rote Karte und bei Jugendfußballspielen und bei Hallenfußballspielen die Zeitstrafe.

Die genauen Aufgaben des Schiedsrichters sind in der Regel 5 der Fußballregeln festgelegt.

Viele Spiele, insbesondere in den höheren Spielklassen, werden durch ein Schiedsrichtergespann geleitet. Dabei wird der Schiedsrichter durch zwei Schiedsrichterassistenten unterstützt, die ihm bei der Spielleitung helfen, indem sie mit der Fahne anzeigen, wenn Vergehen (Fouls) in Ihrem Bereich oder im Rücken des Schiedsrichters vorliegen, Spieler in aktiven Abseitsstellungen stehen oder der Ball das Feld verlassen hat (Abstoß/Eckstoß, Einwurf). Ab welcher Spielklasse aufwärts Schiedsrichterassistenten eingesetzt werden, unterscheidet sich von Kreis zu Kreis. Teilweise werden schon Spiele der Kreisliga mit Gespann geleitet, andernorts erst ab der Landesliga aufwärts. Gerade in den unteren Spielklassen werden häufig Jungschiedsrichter (unter 18, in einigen Verbänden auch unter 16, Jahren) als Schiedsrichterassistenten eingesetzt, damit sie Erfahrungen für spätere eigene Spielleitungen sammeln können.

Im Profifußball gibt es zudem den vierten Offiziellen, der dem ersten Schiedsrichterassistenten die Aufgaben abnimmt, Auswechslungen zu kontrollieren und das Umfeld zu überwachen (Verhaltens der Fußballtrainer, der Auswechselspieler und der Offiziellen und Platzordner).

Historie

Vierte Offizielle im UEFA Women's Cup-Finale 2005 bei Auswechslung

Für alle am Fußballspiel beteiligten ist es heute eine Selbstverständlichkeit, dass die Spiele von geprüften neutralen Fußballschiedsrichtern geleitet werden. Als man Mitte des 19. Jahrhunderts anfing Fußball zu spielen, war es allerdings noch nicht so. In den Anfangsjahren leiteten die Mannschaftsführer beider am Spiel beteiligten Mannschaften das Spiel. Das ging so vor sich, dass der Mannschaftsführer der Mannschaft, deren Spieler gegen die Regel verstieß, das Spiel unterbrach und den Ball für den Stoß durch den Gegner freigab. Erst im Jahre 1873, nachdem bereits zehn Jahre Fußball gespielt wurde und zehn Jahre nach den ersten Fußballregeln, ist der Begriff des Schiedsrichters in die Regeln aufgenommen worden. Als dabei der Schiedsrichter und zwei Unterschiedsrichter(Umpires) in den Regeln eingeführt wurden, hatte der Schiedsrichter lediglich die Funktion einer Berufungsinstanz. Er saß als Funktionär am Spielfeldrand. Verstieß ein Spieler gegen die Regeln wurden die Umpires von den Mannschaftsführern angerufen. Nur wenn diese sich nicht einigen konnten, musste der Schiedsrichter entscheiden. Es konnten von da ab nicht mehr die Mannschaftsführer entscheiden; diese Befugnis ging auf die Umpires über. Diese wiederum durften nicht in den Mannschaften spielen. Es stand den Mannschaften aber immer noch frei sich auf einen Schiedsrichter zu einigen, der gewissermaßen Schlichter gegenüber umstrittenen Entscheidungen der Umpires war. Der Schiedsrichter erhielt die Bezeichnung Referee, die international immer noch gilt. Als dann im Jahre 1880 der Schiedsrichter in das Regelwerk aufgenommen wurde, trug diese Regel die Nr. 15 und lautete: Im Einvernehmen, der an den Spielen beteiligten Mannschaften, kann ein Schiedsrichter bestellt werden, dessen Pflicht es sein soll in allen Streitfällen der Umpires zu entscheiden. Er soll sich über den Verlauf des Spieles Aufzeichnungen machen und auch die Zeit nehmen. Bei ungebührlichem Betragen eines Spielers soll er den oder die schuldigen Spieler in Gegenwart der Umpires verwarnen oder und bei grob unsportlichem Betragen vom Spiel ausschließen. Der oder die Namen der schuldigen Spieler sind der zuständigen Behörde zu melden, die allein das Recht hat eine Entscheidung entgegen zu nehmen. Der Schiedsrichter war immer noch nicht der alleinige Leiter des Spiels, aber schon die entscheidende Stelle bei Unstimmigkeiten. Den Begriff “neutral” kannte die Regel nicht. Jeder Schiedsrichter, auf den sich die Mannschaften einigten, war in seinen Entscheidungen unangreifbar.

Im Jahre 1889 wurden die Bestimmungen über die Leitung von Spielen neu gefasst und die Rechte der Umpires und der Schiedsrichter genau umrissen. Die Bestimmungen lauteten: Zwei Umpires sind zu bestellen, deren Aufgabe es ist, alle Streitpunkte zu entscheiden, wenn sie dazu aufgerufen werden. Ein Schiedsrichter ist zu bestellen, der alle Streitfälle zwischen den Umpires regelt. Es ist Pflicht des Schiedsrichters in allen Fällen zu entscheiden, in denen die Umpires nicht übereinstimmen oder wenn ein Umpire keine Entscheidung trifft. Obwohl man dazu nicht verpflichtet war, einigte man sich damals bei entscheidenden Spielen schon auf einen neutralen Schiedsrichter. Die Pflicht, für die Leitung eines Spieles einen Schiedsrichter zu bestimmen, bestand seit dem Jahre 1882, weil sich die Unstimmigkeiten mehr und mehr häuften. Den Schiedsrichter als alleinigen Leiter eines Spieles gibt es seit dem Jahre 1890. Im Jahre 1891 wurden die Umpires abgeschafft und an ihrer Stelle traten die Linienrichter. Die Stellung des Schiedsrichters wurde dadurch aufgewertet. Für die Linienrichter wurde eine eigene Regel geschaffen. Der Schiedsrichter wurde der alleinige Leiter des Spiels und die Linienrichter ihm unterstellt. Mir diesen Ausführungen sollte aufgezeigt werden, welcher Wandlung die Stellung des Spielführers einer Mannschaft, des Schiedsrichters und die der Linienrichter unterworfen waren.

Voraussetzungen

Um Schiedsrichter zu werden sollte man Interesse am Fußball und an sportlicher Aktivität allgemein haben. Wer schon in einem Fußballverein als Fußballspieler angemeldet ist, kann sich über den Verein für einen Anwärterlehrgang anmelden lassen. Wer noch kein Vereinsmitglied ist kann sich auch direkt an die Schiedsrichterausschüsse in der näheren Umgebung wenden und sich dort anmelden. Das Mindestalter liegt bei 12-14 Jahren je nach Verbandsregeln. Die Kosten für die Ausbildung und Ausrüstung übernimmt in der Regel der Verein. Der Schiedsrichterlehrgang wird mit einer theoretischen (Regelfragen, meist als Multiple-Choice-Test) und einer praktischen Prüfung (laufen, meist bestehend aus einem Sprint- und einem Ausdauerteil (Cooper-Test)) abgeschlossen. Danach wird der neue Schiedsrichter in der Regel zuerst bei Jugendspielen angesetzt und kann danach, bei entsprechenden Leistungen, wie die Mannschaften Liga für Liga im Herrenbereich aufsteigen. Dafür wird er von Schiedsrichterbeobachtern bei seinen Spielleitungen benotet und muss regelmäßig zu Pflichtsitzungen, Schulungen im Kreis/Bezirk und Lehrgängen auf Verbandsebene/DFB-Ebene erscheinen und dort mindestens einmal pro Jahr erneut eine theoretische und eine praktische Prüfung ablegen. Die besten Schiedsrichter jeder Klasse steigen dann auf. Dabei ist jeder Schiedsrichter gleichzeitig auch in höheren Ligen als Assistent tätig.

Wer zu den Besten gehört, kann schließlich bis in die Bundesliga aufsteigen. Dazu sind allerdings etliche Jahre (mindestens etwa zehn) zu veranschlagen.

Die meisten Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter üben noch einen geregelten Beruf aus. Im Gegensatz zu Fußballspielern, die quasi ohne Altersbeschränkung an nationalen oder internationalen Begegnungen teilnehmen können, gibt es bei Schiedsrichtern eine feste Altersgrenze, nach deren Überschreiten sie keine internationalen Spiele oder Spiele im Profifußball mehr leiten dürfen. Aufgrund des hohen Zeitaufwandes sind viele Schiedsrichter in den höheren Ligen in selbstständigen Berufen wie Arzt, Anwalt oder Kaufmann tätig, die eine eigene Einteilung der Arbeitszeit ermöglichen.

Schiedsrichter in Deutschland

In Deutschland gibt es etwa 75.000 Schiedsrichter (Stand 2005). Bei etwa 100.000 Spielen pro Wochenende in Deutschland reicht diese Zahl jedoch nicht aus, weshalb manche Schiedsrichter zweimal pro Woche Spiele leiten oder die untersten Klassen der Jugendmannschaften nicht mit offiziellen Schiedsrichtern angesetzt werden können. Von einem Schiedsrichter wird dabei erwartet, dass er pro Saison mindestens 20 Spielleitungen übernimmt und 10 Schiedsrichtersitzungen (ist von Kreisverband zu Kreisverband unterschiedlich) besucht. Erfüllt er dies nicht, fällt er aus dem „Soll“ seines Vereins. Die Vereine müssen je nach Anzahl ihrer Mannschaften und deren Spielklasse eine Mindestanzahl von Schiedsrichtern abstellen. Stellen sie zu wenige ab, müssen sie Strafgelder zahlen und können, wenn dies über mehrere Spielzeiten nicht verbessert wird, auch mit Strafen wie dem Verbot des Ausrichtens von Turnieren oder gar dem Zwangsabstieg der ersten Mannschaft bestraft werden.

Das Schiedsrichteramt ist ein Ehrenamt. In Deutschland gibt es keine professionellen Schiedsrichter. Allerdings erhält man für seine Spielleitungen Spesen, die je nach Landesverband variieren. Für Spiele im unteren Amateurbereich liegen die Spesen unter 20 Euro. Selbst bei einem Oberligaspiel müssen sich der Schiedsrichter mit 70 Euro, die Assistenten mit 35 Euro begnügen. Über dieses Niveau kommen über 99% der Schiedsrichter (ebenso wie über 99% der Spieler) nicht hinaus.

Erst im Profifußball werden dem Schiedsrichter höhere Beträge gezahlt. Ein Schiedsrichter in der Bundesliga erhält 3.068 Euro pro Spiel, ein Assistent und der vierte Offizielle 1.534 Euro, in der 2. Fußball-Bundesliga jeweils die Hälfte. In der Regionalliga gibt es schon nur 160 Euro bzw. 80 Euro. Alle Schiedsrichter der 2. Bundesliga müssen dabei aber etwa genauso oft Regionalligaspiele leiten wie Zweitligaspiele.

Für einen Schiedsrichter der Bundesliga kommt es dabei aber zu einem sehr hohen Aufwand: Für ein Spiel an einem Samstag muss er freitags anreisen und kommt erst spätabends am Samstag zurück. Die Fahrtkosten, sowie Hotel- und die Verpflegungskosten werden vom DFB erstattet. Die Vereine stellen einen Betreuer eigens für das Schiedsrichter-Team ab, der das Team rund um die Uhr betreut. Zum Zeitaufwand der Schiedsrichter kommen mehrere mehrtägige Lehrgänge des DFB und seines Verbandes pro Monat. Zudem bekommt er einen täglichen Trainingsplan, der auch überprüft wird.

Ein Leistungsschiedsrichter wird mit dem Cooper-Test überprüft, den Schiedsrichter, abhängig vom Verband, meistens ab der Bezirksliga zum Beweis Ihrer konditionellen Leistungsfähigkeit machen müssen. Gefordert wird die Absolvierung einer bestimmten Strecke in einer bestimmten Zeit, z.B. 2.700 Meter in 12 Minuten. Es existiert keine Einheitsregelung, so dass die Verbände es unterschiedlich handhaben, ab welcher Spielklasse Leistungstest durchgeführt werden müssen, und ob der Cooper-Test auch 2.700 Meter betragen muss. Die Altersgrenze liegt für Bundesliga-Schiedsrichter bei 47 Jahren. Ab der Regionalliga sowie der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals wird ein Schiedsrichter in jedem Spiel beobachtet und benotet. Auf Grund des Schiedsrichter-Skandals 2005 wird dies in Zukunft auch in der ersten Pokal-Hauptrunde der Fall sein. Außerdem werden schon seit eh und je alle Schiedsrichter regelmäßig und im Normalfall mehrfach pro Saison beobachtet, somit ihre Spielleitungen überprüft. Man spricht davon, dass ein Schiedsrichter, der mit 25 Jahren noch nicht Regionalliga pfeift, keine realistische Chance mehr hat, nach ganz oben zu kommen.

Schiedsrichter-Skandal 2005

Hauptartikel: Fußball-Wettskandal 2005

Im Januar 2005 werden dem deutschen Fußballschiedsrichter Robert Hoyzer Spielmanipulationen vorgeworfen. Hoyzer wird beschuldigt, dass er im Zusammenhang mit Sportwetten Einfluss auf Ergebnisse von ihm geleiteter Spiele genommen und sie damit möglicherweise manipuliert hatte. Der Verdacht, Hoyzer habe Einfluss auf Spielergebnisse genommen, betrifft zunächst das DFB-Pokalspiel der ersten Runde vom 21. August 2004 zwischen dem SC Paderborn 07 und dem Hamburger SV, das überraschenderweise mit 4:2 zu Ende gegangen war, nachdem es zwei dubiose Strafstöße und einen umstrittenen Platzverweis gegen den HSV gegeben hatte. Aber auch fünf Spiele aus der Zweiten Fußball-Bundesliga werden untersucht. Die Partie zwischen LR Ahlen und Wacker Burghausen wurde nach einem Protest von Burghausen und einem entsprechenden Urteil des DFB-Sportgerichts neu angesetzt. Der Hamburger SV hatte ebenfalls Protest gegen die Wertung der 2:4-Niederlage in der ersten DFB-Pokalrunde in Paderborn und die in diesem Spiel von Hoyzer verhängte Rote Karte gegen Emile Mpenza eingelegt. Der DFB-Sportausschuss entschied, dass es keine Wiederholung geben könne, stattdessen wurden der Hamburger SV finanziell entschädigt und die rote Karte annulliert.


Internationale Einsätze

Für ein internationales Spiel muss der Schiedsrichter sogar drei komplette Tage einplanen. Ein Schiedsrichter, der auf der FIFA-Liste steht, muss für Spielleitungen, Lehrgänge, Schulungen und Training mindestens 200 komplette Tage pro Jahr aufbringen. Die Altersgrenze für einen FIFA-Schiedsrichter liegt bei 45 Jahren.

Berühmte Schiedsrichter

für eine umfassendere Liste siehe Kategorie:Schiedsrichter.