Günthersleben-Wechmar
Wappen | Karte |
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Wappen der Gemeinde Günthersleben-Wechmar | Deutschlandkarte, Position von Günthersleben-Wechmar hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Thüringen |
Landkreis: | Landkreis Gotha |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 290 m ü. NN |
Fläche: | 26,8 km² |
Einwohner: | 3 097 (30. Juni 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 115 Einwohner je km² |
Postleitzahlen: | 99869 |
Vorwahl: | 036256 |
Kfz-Kennzeichen: | GTH |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 67 085 |
Stadtgliederung: | 2 Ortsteile |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Friedrich - Seitz- Weg 1 99869 Günthersleben - Wechmar |
Website: | www.wechmar-bach.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Knut Kreuch |
Günthersleben-Wechmar ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Gotha.
Geografie
Mitten im alten Gothaer Land, genau im Städte-Dreieck zwischen der Landeshauptstadt Erfurt, der Residenzstadt Gotha und der Puppenstadt Arnstadt gelegen, erstreckt sich in einer fruchtbaren Talmulde entlang der Apfelstädt (Fluss) die Gemeinde Günthersleben-Wechmar in einer Höhe von 290 bis 295 m ü. NN. Ihr landschaftlich reizvolles Ambiente bildet den malerischen Eingang ins Thüringer Burgenland „Drei Gleichen“. Die Gemeinde ist in ihrer Art wohl einzigartig in Thüringen, denn sie bietet auf engstem Raume Platz für wirtschaftliche Zukunftsinvestitionen und eine große ursprüngliche Vielfalt kulturellen sowie sportlichen Erlebens. Die durch den Fluss getrennten Teile der Gemeinde sind durch eine Brücke miteinander verbunden. Günthersleben-Wechmar ist über die Autobahnabfahrt Gotha der Autobahn A4 verkehrstechnisch gut angebunden.
Günthersleben-Wechmar grenzt an die Gemeinden Gotha, Mühlberg, Wandersleben, Seebergen und Schwabhausen.
Geschichte
Schon sehr frühzeitig herrschte reges Leben in der Talmulde zwischen Weinberg, Seeberg, Röhnberg und Hainberg, was durch die vielen ur- und frühgeschichtlichen Funde bewiesen ist. Sehr bald kristallisieren sich die Hänge der umliegenden Berge und die einzelnen Anhöhen als Siedlungsschwerpunkte heraus. Im Jahre 1973 wird an der Heiligen Lehne am Seeberg eine Siedlung aus dem Jahre 4000 vor unserer Zeitrechnung entdeckt und auch am Röhnberg finden sich Spuren einer frühen Siedlung. Die älteste nachweisbare Siedlung war im Flurstück „Tiefenbach“ in Günthersleben, wo bereits vor mehr als 5.000 Jahren Menschen eine Heimstatt fanden. Der 1937 im Altfeld zwischen Wechmar und Wandersleben geborgene frühgeschichtliche Gräberfriedhof zeugt von den Wanderungen oder Siedlungsplätzen der Hermunduren und Burgunder. Begünstigt war die Region von der hier vorbei führenden Handelstraße, genannt „Die Hohe Straße“ die von Erfurt kommend, durch die Furt der Apfelstädt nach Süddeutschland führte. Diese Handelsstraße unterstand dem besonderen Schutz der Landesherren und wurde durch Burgen gesichert. Eine dieser Schutzburgen stand in Wechmar. Die erste urkundliche Erwähnung beider Ortschaften fand sich erst viel später im Breviarium Lulli, einem Güterverzeichnis des Klosters Hersfeld aus dem Jahre 786 als „villam wehemare“ und „gonresleibin“. Der in dieser Urkunde erwähnte Wechmarer Königshof bot am 2. Juni 975 gastliche Aufnahme für einen Hoftag von Kaiser Ott II. und am 7. Februar 1086 weilte Kaiser Heinrich IV. zu einem Gerichtstag im Wechmars Königshof. Schon sehr frühzeitig wurde in Günthersleben eine Wasserburg errichtet, die einst den Herren von Günthersleben und später vielen anderen adeligen Besitzern als Wohnstatt diente. Mit der Bodenreform 1945 wurde die Wasserburg zerstört. In Wechmar siedelten sich bereits um 1005/12 die Ritter von Wechmar an, die im 20. Jahrhundert mit Rüdiger Freiherr von Wechmar einen der bekanntesten deutschen Diplomaten hervorbrachten.
Günthersleben und Wechmar liegen im fruchtbaren Urstromtal der Apfelstädt und eine von der Gemeinde im Jahre 2001 veröffentlichte Chronik trägt deshalb auch den viel versprechenden Titel „Im Tal des wilden Wassers“. Beide Ortschaften waren bis 1950 hauptsächlich durch die Landwirtschaft geprägt. Viele Einwohner fanden ihren Lebensunterhalt in den nahen Städten Gotha und Ohrdruf, ihre Frauen bewirtschafteten die Felder. Während sich in Wechmar sieben Rittergüter adeliger und später bürgerlicher Familien heraus kristallisierten, gab es in Günthersleben nur den Herren der Wasserburg als größten Grundbesitzer. Im 19. Jahrhundert bestanden in Wechmar zwei Rittergüter und in Günthersleben übernahm Johann Christian von Weiß die Wasserburg. Er betrieb eine erfolgreiche Schafzucht und ließ die Wolle in seinen Spinnereien in Südthüringen verarbeiten. Das Handwerk hat in beiden Ortschaften seit langer Zeit goldenen Boden. War früher in Günthersleben die Töpferei weit verbreitet, gab es in Wechmar seltene Handwerker wie Salpethersieder, Kupferschmied, Korbmacher und Bildhauer. Heute bestimmen kleine mittelständische Unternehmen den Dienstleistungssektor der Gemeinde. Berühmte Persönlichkeiten waren in vergangenen Jahrhunderten in Günthersleben-Wechmar zu Hause. Am Wechmarer Markt steht die Wiege der berühmtesten Musikerfamilie aller Zeiten - der Familie Bach. Im Oberbackhaus und in der Veit-Bach-Mühle lebten Veit Bach und seine Sohn der Spielmann Hans Bach. Sie sind die Stammväter der Musikerfamilie Bach. Ihre Wohn- und Wirkungsstätten sind heute zwei international beachtete Museen und Bildungsstätten. Nur wenige Schritte vom Bach-Stammhaus entfernt findet man in der Hohenkirchenstraße den im Jahre 1750 erbauten Rokokosaal vom Landhaus Studnitz. Am 27. November 1999 wurde nach langjähriger mühevoller Restaurierung dieser Rokokosaal durch den Wechmarer Heimatverein wieder eröffnet. Er ist heute der schönste Rokokosaal Mitteldeutschlands und die „Gute Stube“ der Ortschaft Wechmar..
Seit mehr als 475 Jahren predigen protestantische Geistliche in beiden Ortschaften. In Günthersleben wurde 1694 auf romanischen Grundmauern die Sankt Petri Kirche erbaut und 1843 errichteten die Wechmarer mit der Sankt Viti Kirche die größte Dorfkirche Thüringens. Der 68 Meter hohe Turm gilt als das Wahrzeichen der Gemeinde. Die Sankt Viti Kirche beherbergt das älteste Glasbild des 19. Jahrhunderts in Thüringen. Es zeigt die Sage vom zweibeweibten Graf von Gleichen. Im Jahre 2002 ist es der Kirchgemeinde Günthersleben mit Hilfe vieler Bürger gelungen, die seit dreißig Jahren verstummte Knauf-Orgel wieder zum spielen zu bringen.
Mit der Familie Artmann hielt 1750 der Musikinstrumentenbau Einzug in Wechmar. Georg Valentin Artmann und sein Sohn Johann Nikolaus fertigten im Ort Violinen nach Cremoneser Art, die später teilweise Weltruhm erlangten. Ihr letzter Schüler August Küttner baute ab 1860 in Günthersleben Instrumente. Das Bach-Stammhaus präsentiert zwei Instrumente dieser Thüringer Geigenbauerfamilie. Schon lange vor der Familie Artmann war die Familie Hanff in Wechmar beheimatet. Ihr berühmtestes Mitglied ist der Wechmarer Johann Nikolaus Hanff, der bis 1712 als Domorganist in Eutin und Schleswig wirkte, dessen Kompositionen zu den besten Orgelwerken Norddeutschlands zählen. Auf der Günthersleber Wasserburg wurde 1380 Otto von Stutternheim, der spätere Rektor der Universität Erfurt geboren. Günthersleben ist auch der Heimatort des bekanntesten Gartenbauers in Deutschland Johann Volkmar Sickler. Ihm verdanken wir die Züchtung der „Piemont- oder Herzkirsche“, die in Moncheri ihre edelste Vollendung findet. Sickler gilt als der Begründer des bis heute blühenden Obstanbaus auf der Fahner Höhe bei Erfurt. Am 1. Juni 1849 erblickt in Günthersleben Friedrich Seitz das Licht der Welt, der als Komponist und Hofkapellmeister in Magdeburg und Dessau Weltruhm erlangte. Seine bekannteste Schülerin war die spätere Film-Diva Marlene Dietrich.
Mit der demokratischen Wende 1989 haben die Gemeinden Günthersleben und Wechmar eine enge Zusammenarbeit praktiziert, die ihren Niederschlag in der 1991 begonnenen Erschließung des Gewerbegebietes „Oberried“ fand. Auf einer Fläche von 35 Hektar siedelten 40 Unternehmen, die etwa 800 Arbeitsplätze bieten. Das Gewerbegebiet bildet die wirtschaftliche Achse zwischen den beiden Ortschaften und seit 1998 entwickelt die Gemeinde in Ergänzung zur wirtschaftlichen Verschmelzung eine neue kommunikative Achse, auf der die Begegnung der Bürger ermöglicht wird. Dazu gehören die Grund- und Regelschule „Burgenland“, der Jugendclub, die Kartoffelhalle (Festhalle für 2.000 Gäste), ein 2003 eingeweihtes Kegelsportzentrum mit Vier-Bahnen-Anlage, das Bürgerhaus mit 300 Sitzplätzen und das moderne Rathaus. Das Wohngebiet Siebengehege in Günthersleben und dessen planerische Weiterentwicklung bis Wechmar garantieren auch in Zukunft lukrative Wohnplätze im Grünen und eine Verschmelzung beider Ortschaften im Landschaftsbild.
Ein Schwerpunkt der dörflichen Entwicklung in den letzten Jahren war die Erhaltung des einzigartigen historischen Ortskerns von Wechmar, der auf der Grundfläche der ehemaligen Königspfalz Geschichte und Zukunft erlebbar macht. Hier finden sich auf engsten Raum moderne und historische Bauwerke, die dem Ortskern ein unverwechselbares Flair geben. Direkt am Museum im Bach-Stammhaus und rund um den Dorfplatz findet sich das Gemeindezentrum „Alt und Jung“ mit Kindertagesstätte „Wichtelburg“ und Seniorenclub, der Gemeindesaal mit 200 Plätzen, das Wechmarer Faschingshaus, das Wechmarer Schützenhaus mit modernen Sportanlagen. Am Markt ist die Wechmarer Gastlichkeit in drei Gaststätten zu Hause und im Gasthaus „Zum Goldenen Löwen“ findet der Tourist in einer Pension freundliche Aufnahme. Die „Alte Mälzerei“ beherbergt das Gemeindearchiv und das Standesamt. Der 1908 errichtete und sanierte Mälzereiturm zeigt eine Feuerungsanlage der Firma Topf & Söhne in Erfurt, deren Verbrennungsöfen einst unrühmliche Bekanntheit erlangten.
In den nächsten Jahren steht die Entwicklung der Güntherslebener Wasserburg im Mittelpunkt des Ortsgeschehens. Auf der denkmalgeschützten Anlage, die in Thüringen einmalig ist, will die Gemeinde mit ihren Bürgern einen Naturpark entwickeln, der auf etwa einem Hektar Fläche einen ersten Einblick in die Geologie, die Flora und Fauna sowie die landschaftlichen Besonderheiten des Burgenlandes „Drei Gleichen“ vermittelt. Die enge Zusammenarbeit der Gemeinden im Burgenland „Drei Gleichen“ ist für die nächsten zehn Jahre Ausdruck kommunalpolischer Vernetzung und die Entwicklung eines unerschöpflichen Potentials für Kulturtouristen sowie Naherholungssuchende.
Das Jahr 2002 war eines der erfolgreichsten Jahre in der Entwicklung, denn den Bürgern der Gemeinde ist es gelungen, den Titel „Seniorenfreundlichste Gemeinde Thüringens“ und „Thüringer Kulturgemeinde 2002 zu erreichen. Der Wechmarer Heimatverein e.V. wurde im gleichen Jahr mit dem Thüringer Denkmalpreis ausgezeichnet.
Achtundzwanzig Vereine bestimmen das kulturelle-sportliche Leben in Günthersleben-Wechmar und die Gemeinde bietet ihren Vereinen breiten Raum für Entfaltungsmöglichkeiten. Etwa die Hälfte aller Einwohner ist in Vereinen engagiert und bringt sich in dadurch aktiv ins Gemeinschaftsleben ein. Jährlich im Juli/August findet ein großes Dorf- und Heimatfest statt, das im Jahresverlauf von internationalen Sportwettkämpfen, historischen Festen und tollen Konzerten begleitet wird. Derzeit stehen die Bürger der Einheitsgemeinde schon in Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr „500 Jahre Musikerfamilie Bach“, dessen Höhepunkt zu Pfingsten das 1. Deutsche Kinder- und Jugendtrachtenfest sein wird.
Günthersleben-Wechmar ist heute eine moderne Gemeinde im Herzen Thüringens, ein Kleinzentrum, wo sich Zukunftsinvestitionen und historische Wurzeln zu einem Gemeinwesen verbunden haben, das dem Bürger Heimat und Zukunft vermittelt.
Einwohnerentwicklung
- 3 141 (31. Dezember 2002)
- 3 097 (31. Dezember 2003)
- 3 095 (31. Dezember 2004)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Im Jahre 1843 errichteten die Wechmarer die größte Dorfkirche Thüringens, die Sankt Viti Kirche. Der 68 m hohe Turm ist seither Wahrzeichen der Gemeinde. Im Ortsteil Wechmar befindet sich das alte Oberbackhaus, das als die älteste Wohn- und Wirkungsstätte der Familie Bach gilt. Im Oberbackhaus ist eine Bachgedenkstätte eingerichtet.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Otto von Stutternheim, (*1380 in Günthersleben; † ?), Rektor der Universität Erfurt
- Johann Bach (* 26. November 1604 in Wechmar; † 1673 in Erfurt, Beisetzung am 13. Mai 1673), der älteste als Komponist beglaubigte Vertreter des Bachschen Musikergeschlechts
- Christoph Bach (* 19. April 1613 in Wechmar; † 12. September 1661 in Arnstadt), Musiker und Großvater von Johann Sebastian Bach
- Heinrich Bach (* 16. September 1615 in Wechmar; † 10. Juli 1692 in Arnstadt), deutscher Organist
- Johann Nicolaus Hanff (* 1665 in Wechmar; † Winter 1711/12 in Schleswig), war ein deutscher Organist und Komponist der Norddeutschen Orgelschule
- Friedrich Seitz (*1848 in Günthersleben; † 1918), Komponist und Hofkapellmeister mit internationalem Ruf
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Jürgen Heun (* 26. Mai 1958), deutscher Fußballspieler
- Yvonne Catterfeld (* 2. Dezember 1979 in Erfurt), deutsche Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin.