Zum Inhalt springen

Kuchenheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. September 2015 um 17:02 Uhr durch Bungert55 (Diskussion | Beiträge) (Vorlage:Kursbuchlink funktionslos). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Kuchenheim
Koordinaten: 50° 39′ N, 6° 50′ OKoordinaten: 50° 39′ 2″ N, 6° 49′ 41″ O
Höhe: 170 m ü. NN
Fläche: 5,54 km²
Einwohner: 3171 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte: 572 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 53881
Vorwahl: 02251
Karte
Lage von Kuchenheim in Euskirchen
Euskirchen Kuchenheim aus westlicher Richtung
Destillierhelm

Kuchenheim (mundartl.: Kuchem; ehemals: Cuchenheim und davor Cukinheim nach dem Herren von Cukin benannt) ist ein Stadtteil von Euskirchen und liegt im Osten der Stadt. Mit seinen ca. 3.200 Einwohnern (Stand 12/2010) ist Kuchenheim der zweitgrößte eigenständige Stadtteil von Euskirchen.

Geschichte

Der Ortsname ist vermutlich fränkisch und bedeutet: Heim des Kuko, und ist abgeleitet von einem mit Kun gebildeten Namen.[1]

Dittmaier hält die frühere Annahme für unwahrscheinlich, nach der in römischer Zeit ein romanisierter Germane Kuko oder Kukin sein Gut Cucinacum genannt und die Matronae Cucinehae verehrt habe, deren Name auf einem bei Zülpich gefundenen Matronenstein überliefert ist. In fränkischer Zeit sei dann aus Cucinacum Kukinheim (Kuchenheim) geworden.[2]

Gräberfelder belegen eine Besiedlung in fränkischer und karolingischer Zeit.[3]Kuchenheim ist wird 1197 als Kukinheim erwähnt [4]

Der Ort entwickelte sich aus zwei Ortskernen. Der nördliche Teil (Unteres Kuchenheim) mit der Kirche St. Lambertus unterstand seit 1355 den Herzögen von Jülich, der südliche Teil (Oberes Kuchenheim) um die spätere Kirche St. Nikolaus unterstand den Kölner Erzbischöfen. Mit den beiden Burgen verhielt es sich anders. Die untere Burg hatte der erzbischöfliche Mundschenk Hermann von Are erbaut. Er trug sie 1259 dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden als Lehen und Offenhaus auf[5] und die obere Burg gehörte den Grafen bzw. Herzögen von Jülich. [6]

Die in der Nähe gelegene Burg Hardt kam 1246 durch die Hochstadensche Schenkung an das Erzstift.[7] 1341 übertrug Erzbischof Walram seinem Küchenmeister Arnold, Vogt von Bornheim und seinem Kämmerer Dietrich Pythane von Nörvenich die Hardtburg, deren Gebäude zu verfallen drohten. Sie verpflichteten sich, aus ihren Mitteln die Burg wieder aufzubauen.[8]

Burg Hardt wurde Zentrum des Amtes Hardt. Dort fanden die Versammlungen der Einwohner des Amtes statt, denen u.a. das Weistum vorgelesen wurde. Das älteste erhaltene Weistum ist das vom 1378.

Am 1. Juli 1969 wurde Kuchenheim nach Euskirchen eingemeindet.[9]

Destillierhelm

Bei der Verfüllung des Grabens an der Burg wurde ein seltsames Gerät gefunden, welches vollständig erhalten war. Es handelte sich um einen Destillierhelm, auch Alambic genannt, der zusammen mit einem Kochgefäß (Cucurbit) einen Destillierapparat bildete. Mit dieser Geräteanordnung wurde früher in einem Labor gearbeitet. Es konnte aber auch Alkohol damit hergestellt werden. Der Helm befindet sich im LVR Landesmuseum Bonn.

Sport

Über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde Kuchenheim durch die Handballmannschaften des im Jahre 1906 gegründeten TV Kuchenheim. Der KTV spielte in den 1960/1970er Jahren in den jeweils höchsten deutschen Spielklassen und gilt noch heute als die Hochburg im Euskirchener Handball. Bekannteste Spieler waren Nationalspieler Günter Behr, Jugendnationalspieler Toni Lingscheidt sowie die Feldhandballlegenden Hans Hackhausen und Peter Weber, der auch als Namensgeber für die Kuchenheimer Mehrzweckhalle und Heimspielstätte des KTV fungierte.

Im Süden des Ortes befindet sich die rund 500 Zuschauer fassende Peter-Weber-Halle, Heimspielstätte der Handballmannschaften des TV Kuchenheim. Die PWH wurde ab April 2010 kernsaniert und eröffnete im Januar 2011 runderneuert wieder ihre Pforten.

Sehenswürdigkeiten

In Kuchenheim befindet sich das Rheinische Industriemuseum Tuchfabrik Müller. Außerdem sind die Fragmente der mittelalterlichen Oberen Burg in Nachbarschaft zum Museum sehenswert.

Mitten im Ort schließt sich an den romanisch begründeten Kirchturm von St. Nikolaus, der über einer Motte errichtet ist, nach Osten hin ein klassizistisches Langhaus mit neugotischem Querhaus und Chor an. Von Friedrich Waesemann stammt der klassizistische (1818−1822) und von Dombaumeister Franz Statz der neugotische Bau (1909−1911).[10] In den Nischen der Kirchhofmauer befinden sich seit 2010 die Stationen des „Ur“-Kreuzweges als Sieben Fußfälle, die von CP Joist in Bronze geschaffen wurden.

Kuchenheim - Tuchfabrik Müller

Weitere Sehenswürdigkeiten:

Infrastruktur

In Kuchenheim existiert eine Gemeinschaftsgrundschule sowie die 1984 nach dem katholischen Geistlichen und Judenretter Joseph Emonds benannte Hauptschule.

Die Freiwillige Feuerwehr Euskirchen betreibt die Löschgruppe Kuchenheim, die für ein Gebiet von 4.040 km² zuständig ist und als Teil des Löschzuges 4 gemeinsam mit den Löschgruppen Billig-Kreuzweingarten-Rheder und Stotzheim für 21.197 km².

Der ortsansässige Eierhof Hennes ist der größte Eierfärbebetrieb Europas

Schienenverkehr

Bahnhof

Der Bahnhof Kuchenheim liegt an der Voreifelbahn BonnEuskirchen, auf der im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) die RegionalBahn 23 verkehrt.

Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von der DB Regio NRW, die für die Voreifelbahn Diesel-Triebwagen der DB Baureihe 644 in Ein- bis Zweifachtraktion für Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h einsetzt.

Für den Öffentlichen Schienenpersonennahverkehr gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.

Straßen

Durch Kuchenheim verlaufen die Bundesstraßen 56 und 266 sowie die Kreisstraße 1. Östlich führt außerdem die Landesstraße 210 am Ort vorbei.

Die B 51 soll nach Norden verlegt werden und damit als Ortsumfahrung von Euskirchen samt Kuchenheim dienen und gleichzeitig eine günstigere Verkehrsanbindung des Industriegebiets IPAS an die A 1 ermöglichen.

Wegen der Thematisierung der Straßennamen in Euskirchen wurden viele Straßen in Kuchenheim seit 1969 nach berühmten Komponisten benannt.

Söhne

Einzelnachweise

  1. Heinrich Dittmaier: Die linksrheinischen Ortsnamen auf- dorf und -heim. Röhrscheid Verlag. Bonn 1979. Seite 84
  2. Gerhard Mürkens: Die Ortsnamen des Kreises Euskirchen. Euskirchen 1958. Seite 40-41
  3. F.Bartsch und H. Wiskirchen: St. Nikolaus in Euskirchen Kuchenheim. Rheinische Kunststätten Heft 488. Seite 3.
  4. Th. Lacomblet: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins. Band I Nr. 389
  5. Richard Knipping: Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. Dritter Band. Bonn 1909. Nr. 2086
  6. F. Bartsch und H. Wiskirchen: St. Nikolaus in Euskirchen-Kuchenheim. Rheinische Kunststätten Heft 488. 2005. Seite 3-4
  7. Richard Kinipping: Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. Dritter Band. Nr. 1229
  8. Wilhelm Janssen: Regesten der Erzbischöfe von Köln Band V . Köln-Bonn 1973. Nr. 793
  9. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 86.
  10. Conrad-Peter Joist, Baugeschichte der Pfarrkirche St. Nikolaus. In: Cuchenheim 1084 - 1984, Bd. II. Euskirchen 1984. S.365 - 384.