Zum Inhalt springen

Rurtalsperre

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. September 2015 um 10:11 Uhr durch TOMM (Diskussion | Beiträge) (dass der "Paulushofdamm" zum Obersee gehört steht schon weiter oben; geschützte/s Leerzeichen eingefügt; der Name "Schwammenauel" ist bereits weiter oben erwähnt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Rurtalsperre
Luftaufnahme von Rurtalsperre Schwammenauel (Staudamm) und Rursee (Stausee) mit Halbinseln am Tonsberg (linke Bildmitte) und Eschauel (hinten rechts) sowie Insel Eichert (Bildmitte)
Luftaufnahme von Rurtalsperre Schwammenauel (Staudamm) und Rursee (Stausee) mit Halbinseln am Tonsberg (linke Bildmitte) und Eschauel (hinten rechts) sowie Insel Eichert (Bildmitte)
Luftaufnahme von Rurtalsperre Schwammenauel (Staudamm) und Rursee (Stausee) mit Halbinseln am Tonsberg (linke Bildmitte) und Eschauel (hinten rechts) sowie Insel Eichert (Bildmitte)
Lage Städteregion Aachen, Kreis Düren
Zuflüsse Rur; weitere siehe unten
Abfluss Rur
Größere Orte am Ufer Rurberg, Woffelsbach
Größere Orte in der Nähe Simmerath, Heimbach
Rurtalsperre (Nordrhein-Westfalen)
Rurtalsperre (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten 50° 38′ 14″ N, 6° 26′ 31″ OKoordinaten: 50° 38′ 14″ N, 6° 26′ 31″ O
Daten zum Bauwerk

Bauzeit – 1934–1938[1]
– 1955–1959[1]
Höhe über Talsohle 69,5 m[2]
Höhe über Gründungssohle – 77,23 m[1]
– 77,3 m[1]
– 77,4 m[3]
Höhe der Bauwerkskrone 284,43 m[1]
Bauwerksvolumen 2,6 Mio. m³[1]
Kronenlänge 480 m[1]
Kronenbreite 15,0 m[1]
Basisbreite 303,79 m[1]
Böschungsneigung luftseitig 1:1:1,5[1]
Böschungsneigung wasserseitig 1:2,75[1]
Kraftwerksleistung 9,5 MW[1]
Daten zum Stausee
Höhenlage (bei Stauziel) 281,5 m ü. NHN[1]
Wasseroberfläche 7,83 km² / 783 ha[1]dep1
Stauseelänge – 10,6 Rur-Fluss-km
   (nur Rurstausee) [4]
– 24 km
   (bis zur Stauwurzel)[1]dep1
Speicherraum 202,6 Mio. m³[1]
Gesamtstauraum 203,2 Mio. m³[2]
Einzugsgebiet – 288,1 km³
   (ohne Urft und Olef)[1]
– 662,1 km²
   (mit Urft und Olef)[1]
Bemessungshochwasser 450 m³/s[1]
Luftaufnahme von Rurtalsperre Schwammenauel (Staudamm)
und Rursee (Stausee), Rur und Dorf Hasenfeld (Heimbach)

Die Rurtalsperre Schwammenauel ist eine 77,4 m[3] hohe, seit 1938[1] existierende Talsperre im Südwestteil von Nordrhein-Westfalen (Deutschland), die die Rur in der Städteregion Aachen und im Kreis Düren zum 7,83 km²[1] großen Rurstausee (auch: Rursee) aufstaut.

Der durch die Rurtalsperre Schwammenauel aufgestaute Rurstausee hat mit Vorsperre Obersee ein Volumen von 203,2 Mio. m³ Stauraum und ist, nach dem Bleilochstausee (Thüringen) und vor dem Edersee (Hessen), der volumenmäßig zweitgrößte Stausee Deutschlands. Rurtalsperre Schwammenauel und Rurstausee gehören zum Wasserverband Eifel-Rur.[1]

Geographische Lage

Die aus Rurtalsperre Schwammenauel und Rurstausee bestehende Stauanlage Rurstausee befindet sich im Nordeifelteil Rureifel nordwestlich und westlich des Kermeters, nordöstlich des Monschauer Heckenlands und ostsüdöstlich des Höhenzugs Buhlert zwischen Simmerath (Städteregion Aachen) im Westsüdwesten und Heimbach (Kreis Düren) im Osten. Sie liegt unterhalb des direkt südlich vom Rurstausee errichteten Paulushofdamms, der das Wasser von Rur und Urft zum Obersee aufstaut, und erstreckt sich im 2004 gegründeten Nationalpark Eifel, der von den Grenzen des Naturparks Hohes Venn-Eifel umrahmt ist.[5]

Talsperre

Talsperre Schwammenauel (1956), luftseitig mit Blick auf den Grundablass, das Kraftwerk und die Rur in Richtung der Stadt Heimbach, mit Häusern (hinten) von dessen Ortsteil Hasenfeld

Die Rurtalsperre Schwammenauel, ein als Erd- und Steinschüttdamm mit innen liegender Dichtung aus Lehm errichteter Staudamm, steht im Kreis Düren rund 2,7 km westlich des Zentrums der Kernstadt Heimbach und wenige hundert Meter westlich des Heimbacher Stadtteils Hasenfeld.

Die Talsperre wurde von 1934 bis 1938[1] erbaut und im Erstausbau 1939[2] in Betrieb genommen. Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurden die Grundablassrohre der Talsperre als Abwehrmaßnahme gegenüber den vorrückenden Alliierten am 8. Februar 1945 gesprengt.[6]

Zwischen 1955 und 1959[1] wurde der Staudamm von einst 61,4 m[3] um 16 m auf 77,4 m[3] Höhe über der Gründungssohle erhöht. Gleichzeitig wurde auch der vorgelagerte Paulushofdamm um 14 m erhöht.

Stausee

Segelboot auf dem Rurstausee

Der Rurstausee befindet sich in der Städteregion Aachen und dem Kreis Düren am Kermeter zwischen dem Heimbacher Stadtteil Hasenfeld im Nordosten, dem Nideggener Stadtteil Schmidt und dem Simmerather Gemeindeteil Rurberg im Südwesten. Ortschaften, von denen Zugang zum Stausee möglich ist, sind Heimbach, Rurberg (Obersee), Schmidt-Eschauel, Schwammenauel und Woffelsbach (alphabetisch sortiert).

Der Rurstausee ist bei erreichtem Stauziel (Vollstau) etwa 10,6 Rurflusskilometer[4] (bei etwa 5 km[4] Luftlinie zwischen See-Ende und Staudamm) lang. Dann weist er etwa 7,83 km²[1] Gesamtfläche und 203,2 Mio. m³ Stauraum auf. Die Stauwurzel des Gewässers ist – oberhalb vom Obersee – 24 km[1] von der Rurtalsperre Schwammenauel entfernt.

An das Südwestende des Rurstausees grenzt direkt der Eiserbachdamm, der den Rurstausee-Zufluss Eiserbach zum Vorbecken Eiserbach aufstaut, und an sein Südende unmittelbar der Paulushofdamm, der die Rur und Urft zum Vorbecken Obersee aufstaut.

Besonderheiten des Rurstausees sind die Insel Eichert, die Halbinsel am Tonsberg und die Halbinsel Eschauel (mit gleichnamigen Badestrand), die je nach Wasserstand auch zu Fuß zu erreichen sind. Die bewaldete Insel Eichert erhebt sich als Ausläufer der Halbinsel am Tonsberg mit ihrer höchsten Stelle (ca. 318 m ü. NHN[4]) rund 36,5 m über das Stauziel (281,5 m)[1] des Rurstausees. Etwa 500 m südwestlich dieser Insel befindet sich ein bei Vollstau wenige Meter hohes und entlang seiner Mittellinie gemessen rund 100 m langes Eiland, das ein Ausläufer der Eschauel-Halbinsel ist. Auf der Halbinsel am 333,3 m[4] hohen Tonsberg befindet sich eine Burgwüstung (Kulturdenkmal). Durch die 1959[1] fertiggestellte Dammerhöhung wuchs der Speicherraum von einst etwa 101 Mio. m³[3] um 101,6 Mio. m³ auf aktuell 202,6 Mio. m³[1] an.

Nutzung

Stromerzeugung

Wasserkraftwerk Schwammenauel

Hauptsächlich gebaut zur Wasserstandsregulierung der Rur[3] wird die Rurtalsperre auch zur Stromerzeugung genutzt. Das Speicherkraftwerk hat in Schwammenauel eine Francis-Turbine mit einer installierten Leistung von 9,5 MW[1] und wird, zusammen mit dem Kraftwerk Heimbach, überwiegend in den Vormittagsstunden der Wochentage[7] zur Abdeckung der Spitzenlast in Betrieb genommen. Die Generatoren der nachgeschalteten Staustufen Heimbach und Obermaubach haben 0,75 MW und 0,6 MW installierte Leistung, das Kraftwerk Heimbach (betrieben mit Urftwasser aber gelegen an der Rur bei Heimbach) 16 MW. Der Vollständigkeit halber seien noch die Generatoren der Oleftalsperre erwähnt, die zusammen 3 MW installierte Leistung haben. Sie werden betrieben von der RWE Innogy.[8] Das Kraftwerk in Schwammenauel wurde 2012 modernisiert und renoviert.[9]

Ab Sommer 2011 gab es Planungen, die Rurtalsperre mit einem weiteren Oberbecken und dem Pumpspeicherkraftwerk Rur bei Schmidt aufzustocken. Die Leistung dieses Kraftwerks hätte dann 640 MW betragen und wäre somit eines der größten in Mitteleuropa geworden.[10][11] Da die Pläne auf zum Teil heftige Kritik in der Region stoßen, formierte sich eine erfolgreiche Bürgerinitiative gegen das Projekt.[12]

Trinkwasserentnahme

Aus dem Obersee wird sogenanntes Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung entnommen. Das Pumpwerk bei Rurberg pumpt das entnommene Wasser in die Kalltalsperre über den Heinrich-Geis-Stollen. Dort besteht eine weitere Stollenverbindung (Kallstollen) zur Dreilägerbachtalsperre. Unterhalb der Dreilägerbachtalsperre befindet sich die Wasseraufbereitungsanlage zur Trinkwasseraufbereitung und weiteren Verteilung ins Trinkwassernetz für den Kreis Aachen, Vaalser Raum und Teile Kreis Heinsberg. Aus diesem Grund bestehen auf dem Obersee strikte Beschränkungen in der Nutzung als Naherholungsfläche.[13]

Stauraum

Der Rurstausee hat 202,6 Mio. m³[1] Speicherraum; hinzu kommen die 17,9 Mio. m³ seiner Vorsperre Obersee. Rur-, Urft- und Oleftalsperre werden im Verbund betrieben und sichern mit ihren Stauseen die Verfügbarkeit von etwa 265 Millionen Kubikmeter Stauraum.

Erholung und Wassersport

Rursee im Herbst: im trockenen Frühjahr 2011 sank der Wasserspiegel stark ab, was der darauf folgende, eher feuchte Sommer nicht beheben konnte
Passagierschiff Stella Maris auf dem Rursee

Die Stauseen sind ein von Wassersportlern und Erholungssuchenden geschätztes Naherholungsgebiet.[14] Der Betreiber der Talsperren, der Wasserverband Eifel-Rur, bzw. die Bezirksregierung Köln, hat für die Nutzung der Gewässer Nutzungsbedingungen erlassen.[15] Die Nutzung des Obersee ist für Wassersportler nicht zugelassen (Trinkwassergewinnungsraum).[16] Auf den Stauseen verkehren die Ausflugsschiffe der Rursee-Schifffahrt.[17]

Zuflüsse und Abfluss

Zu den Zuflüssen des Rurstausees gehören mit – wenn bekannt – Länge in Kilometern (km) (alphabetisch sortiert)[4]:

  • Allersbach (2,9 km); vom Höhenzug Buhlert aus West-Nordwesten kommend, mündet in den Stausee-Mittelteil
  • Büdenbach (1,1 km); vom Kermeter aus Süden kommend, mündet nahe dem Staudamm in den Stausee-Nordostteil
  • Eschbach (1 km); vom Kermeter aus Süden kommend, mündet in den Stausee-Nordostteil
  • Hohenbach (2,1 km); vom Kermeter aus Süden kommend, mündet in den Stausee-Nordostteil
  • Lederbach (1,1 km); vom Höhenzug Buhlert beim Weiler Klaus aus Nordwesten kommend, mündet in den Stausee-Mittelteil
  • Morsbach (1,2 km); von Schmidt-Eschauel aus Norden kommend, mündet in den Stausee-Mittelteil
  • Rur (164,5 km), mündet als Haupt-Zufluss von Süden in das Südende des Stausees; bildet den einzigen natürlichen Abfluss
  • Welchenbach (3,5 km); vom Monschauer Heckenland/von Richtung Simmerath im Westen kommend, mündet in den Stausee-Südteil
  • Wolfsbach (2,2 km); vom Monschauer Heckenland/von Steckenborn aus Westen kommend, mündet in den Stausee-Südteil
  • Schilsbach, von Hechelscheidt/ Klaus kommend, mündet bei Woffelsbach/ Schilsbachtal
  • Weidenbach, mündet bei Rurberg/ Weidenbachtal

Panorama

Blick aus Richtung Schmidt auf den Rursee mit Insel Eichert (mittig) und Kermeter-Erhebungen im Hintergrund

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae Datenblatt Rurtalsperre-Schwamenauel. (PDF; 150,4 MB) Wasserverband Eifel-Rur, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  2. a b c Unbekannte / nicht recherchierte Quelle
  3. a b c d e f *Aufgabe der Rurtalsperre Schwamenaul. Wasserverband Eifel-Rur, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  4. a b c d e f Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  5. Stauanlagenverzeichnis Nordrhein-Westfalen, Landesumweltamt (LANUV) (abgerufen am 30. Dezember 2011; PDF; 124 kB)
  6. Hans-Dieter Arntz: Kriegsende 1944/1945 – Zwischen Ardennen und Rhein − Euskirchen, 2. ergänzte Auflage 1985, S. 169.
  7. Wasserinfos. In: Nationalparktor Eifel. Abgerufen am 29. September 2012.
  8. Kraftwerk-Heimbach in Heimbach in der Nordeifel (abgerufen am 30. Dezember 2011; PDF; 106 kB)
  9. Artikel Wartung im Wasserkraftwerk: Die Rur nimmt eine Abkürzung, in der Dürener Zeitung vom 27. Juli 2012.
  10. Artikel Trianel plant Pumpspeicherkraftwerk am Rursee, vom 8. Juli 2011, abgerufen am 30. Dezember 2011.
  11. Artikel Das Trianel Wasserspeicherkraftwerk Rur, vom 21. Juni 2013.
  12. Webseite der Bürgerinitiative Rettet den Rursee e. V.
  13. 100 Jahre Trinkwasser vor Ort (abgerufen am 30. Dezember 2011; PDF; 1,0 MB)
  14. Infoseite zum Wassersport und Freizeitangebot am Rursee Eifel (abgerufen am 30. Dezember 2011)
  15. Ordnungsbehördliche Verordnung für die Zulassung und Regelung des Gemeingebrauchs an der Rurtalsperre Schwammenauel sowie den Stauanlagen Heimbach und Obermaubach, vom 29. Juni 2015, Ziffer 299, S. 237–243 (PDF; 4,92 MB)
  16. Benutzungsbedingungen für die Benutzung der Stauanlagen des Wasserverbandes Eifel-Rur (abgerufen am 30. Dezember 2011)
  17. Rursee Schifffahrt. Rursee Schifffahrt KG, abgerufen am 19. Dezember 2014.

Literatur

  • Peter Franke, Wolfgang Frey: Talsperren in der Bundesrepublik Deutschland. Herausgegeben vom Nationalen Komitee für Grosse Talsperren in der Bundesrepublik Deutschland (DNK) und Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V. (DVWK). Systemdruck-GmbH, Berlin 1987, ISBN 3-926520-00-0.

Siehe auch

Commons: Rurtalsperre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien