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Kleines Destillierbuch

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Am 8. Mai 1500 vollendete Hieronymus Brunschwig sein Kleines Destillierbuch unter dem Titel Liber de arte distillandi de Simplicibus. Das buch der rechten kunst zü distilieren die einzigen ding. 1512 folgte das Große Destillierbuch unter dem Titel Liber de arte Distillandi de Compositis. Das büch der waren kunst zü distillieren die Composita vnd simplicia …

Das Kleine Destillierbuch war in drei Bücher unterteilt.

  • Im ersten Buch beschrieb Brunschwig verschiedene Destillationsgeräte und -techniken.
  • Im zweiten Buch präsentierte er Arzneimittelmonographien in alphabetischer Reihenfolge.
  • Das dritte Buch enthielt im Wesentlichen eine Wiederholung des Textes aus dem zweiten Buch, nur in anderer Aufschlüsselung. Hier wurden Krankheiten „Von Kopf bis Fuß“ aufgezählt und die passenden Arzneimittel mit Bezug zum zweiten Buch angegeben.
Titelblatt des Kleinen Destillierbuchs. Straßburg 1500

Abbildungen

Titelbild

Brunschwigs Bücher wurden durch den Straßburger Verleger Hans Grüninger herausgegeben. Grüninger unterhielt eine eigene Werkstatt, in der Holzschnitte höchster Qualität hergestellt wurden. Diese zeigten eine ausgeprägte Binnenschraffierung, das heißt, zwischen den groben Linien waren feine, parallel verlaufende Linien ausgeführt. Dadurch wurde eine größere Plastizität der Abbildungen erzielt und eine Kolorierung der Drucke wurde überflüssig. An der Wende vom 15. zum 16. Jh. erlangte Grüningers Holzschneiderwerkstatt ihre größte Virtuosität und schöpfte die technischen Möglichkeiten der Holzschnitttechnik bis zur Grenze aus. Eine größere Strichdichte ließ sich nur mit der Kupferstichtechnik erreichen.[1][2][3]

Im Jahre 1502 erschien bei Hans Grüninger eine von Sebastian Brant bearbeitete, kommentierte Gesamtausgabe der Werke Vergils. Das Buch war mit zahlreichen Abbildungen versehen, mit denen der Inhalt des Textes erklärt wurde.[4] Das erklärende Bild zur 1. Ecloge der Hirtengedichte Vergils[5] hat deutliche Ähnlichkeit mit dem Bild auf dem Titelblatt des „Kleinen Destillierbuchs“. Beide wurden offensichtlich vom selben Holzschneider und im selben Zeitraum angefertigt.[Anm. 1] Wahrscheinlich ist, dass im Titelbild des Kleinen Destillierbuchs – insbesondere in der Darstellung der Vierergruppe im Vordergrund – der Inhalt des Buches gedeutet wurde. Die Vierergruppe ist doppelt geteilt: nach Geschlecht und nach Alter. Der Handlungsverlauf ist von links nach rechts und vom Hintergrund zum Vordergrund gerichtet.

Der Holzstock des Titelbildes zum „Kleinen Destillierbuch“ wurde fragmentiert weiterverwendet. Zur Illustration eines „Medicinarius“ genannten, erweiterten Nachdrucks des „Kleinen Destillierbuchs“ im Jahre 1505/08 zerschnitt Grüninger den Block und verwendete den oberen und den unteren Teil separat. Der untere Teil wurde in den 40er Jahren des 16. Jh. nochmals geteilt und dessen linke Hälfte in Kombination mit einem Fragment eines Holzschnitts aus dem Brunschwig’schen „Buch der Chirurgie“ (1497) von Jakob Cammerlander zur Illustration eines Buches von Otto Brunfels verwendet.[6]

Pflanzen- und Tierabbildungen

Zur Illustration der Arzneimittelmonographien im zweiten Buch verwendete Grüninger im Wesentlichen Druckstöcke einer Straßburger Ausgabe des Hortus sanitatis vom Jahre 1497.[Anm. 2] Für einige von Brunschwig beschriebene Pflanzen fand er jedoch in seinem Fundus keine Abbildungen. Als Ersatz nahm er solche von ähnlich aussehenden Pflanzen: zum Kapitel Sumpfdotterblume eine Abbildung der Teichrose, zum Kapitel Echter Ehrenpreis eine Abbildung des Sand-Thymians … Brunschwig war sich bewusst, dass diese Bilder zum Erkennen der Pflanzen nicht ausreichten:

„[...] darumb ist nit zů achten allein vff die figuren / sunder vff die geschrifft [= Beschreibung] vnd dz erkennen durch die gesicht [= Anschauung in der Natur] / vnd nit durch die figuren / wan die figuren nit anders synd dann ein ougen weid vnd ein an zeigung geben ist die weder schriben noch lesen kündent [...]“[7]

Destillationsgeräte und –methoden

„Distillieren nichtz anders ist dan das subtyl von dem groben / vnd das grob von dem subtilen zů scheiden / das gebrechlich oder zerstörlich vnzerstörlicher zů machen das materialisch vnmaterialischer zů machen / das lyplich geistlicher zemachen / das vnlieplich lieplicher zů behalten/ vff dz lieplich der geist dz lyplich durch sin subtilithet dester lichter dar zů behender dringen vnd penetrieren mag mit siner tugende vnd krafft die dar in verborgen vnd gesencket ist vmb entpfintlichheit syner heylsamen würckung in dem menschlichen lyb […]“

Hieronymus Brunschwig: Kleines Destillierbuch, Vorred von distillieren.
De-stillatio per filtrum (Ab-tropfen durch ein Filter)
Links: Circulatorium. Rechts: Cucumer mit blindem Helm
Rechts: Storchen­schnabel Links: Pelikan
Cucurbit
Alembic
Viole
Rosenhut

Im ersten Buch behandelte Brunschwig Destillationsgeräte und –methoden. Er beschrieb die notwendigen Gerätschaften und gab detaillierte Anweisungen zum Bau verschiedener Öfen.

Fünf Destilliermethoden „ohn kosten“ wurden aufgezählt.

  1. „Destillation“ durch ein Filter („distillatio per filtrum“) (Blatt 6v-7r). Dreieckige Schafswollfilze wurden drei Querfinger tief mit dem breiten Ende in ein offenes, glasiertes Gefäß eingetaucht, in dem sich die zu filternde („distillierende“) Flüssigkeit befand. Das spitze Ende des Filzes tauchte in ein tiefer gesetztes Gefäß („viole“) ein, in dem das Destillat aufgefangen wurde. Dieses Verfahren wurde vornehmlich zur Reinigung („rectifizierung“) von Wässern genutzt, die man mit anderen Verfahren gewonnen hatte. Das Verfahren ähnelte unserer Filtration, konnte aber auch zur Trennung nicht mischbarer Flüssigkeiten eingesetzt werden.
  2. „Destillation“ in der Sonne („distillatio per solis“) (Blatt 7r). Ein Glas, das oben und unten etwa gleich groß war („vrinal“) wurde zu mehr als der Hälfte mit Blüten aufgefüllt und die Öffnung wurde mit einer durchlöcherten Holzschindel verschlossen. Ein zweites Glas mit gleich großer Öffnung wurde so aufgesetzt, dass sich die Öffnungen beider Gläser berührten. Die Verbindung wurde mit Lehm luftdicht abgeschlossen und die Gläser um 180° gedreht, sodass das Destilliergut sich im oberen Glas befand. Dieses Gebinde hängte man in die volle Sonne. Der austretende Saft tropfte („destillierte“) in das untere Gefäß.
  3. „Destillation“ im Brotteig („distillatio per panis“) (Blatt 7r-7v). Ein langes, enges Glas („gutterolff“) wurde mit dem zu „destillierenden“ Material aufgefüllt, mit einem Holzzapfen verschlossen, ganz mit Teig umhüllt und zusammen mit Broten im Ofen gebacken. Nach dem Erkalten wurde die Brothülle vom Glas entfernt, die erhaltene Flüssigkeit in ein zweites Gefäß entleert und der Vorgang wiederholt. Um Eintrübungen zu entfernen, sollte anschließend noch eine „destillatio per filtrum“ (Verfahren 1) durchgeführt werden.
  4. „Destillation“ im Rossmist („distillatio per fimus equorum“) (Blatt 7v). Ein „circulatorium“ oder ein „cucumer mit blindem helm“ wurde zu einem Drittel mit Blumen gefüllt. Die Öffnung des „circulatoriums“ wurde mit einem Holzzapfen und mit Lehm luftdicht verschlossen. Das befüllte Gefäß wurde für vier Wochen in einem Rossmist eingegraben. Der Rossmist war alle 14 Tage zu erneuern.
  5. „Destillation“ im Ameisenhaufen („distillatio per formice“) (Blatt 7v-8r). Ein enges Glas („gutterolff“) wurde mit Blumen ganz gefüllt, luftdicht verschlossen und vierzehn Tage oder länger in einem Ameisenhaufen vergraben. Die abgesonderte Flüssigkeit wurde danach in der Sonne (Verfahren 2) oder im Rossmist (Verfahren 4) geläutert.

Fünf Destilliermethoden „mit kosten“. Diese Verfahren erfüllten die heute gültige Vorstellung von „Destillation“.

  1. Destillation im Marienbad („distillatio per balneum marie / oder in duplo vase“) (Blatt 8r-v). Ein „cucurbit“ wurde zur Hälfte mit klein gehackten Kräutern, Blumen, Blättern oder Früchten gefüllt und in einen auf dem Feuer stehenden, teilweise mit Wasser aufgefüllten, Kessel gesetzt. Auf der Öffnung des „cucurbit“ wurde ein „alembic“ befestigt. Das Wasser sollte nur so weit erhitzt werden, „dass du ein finger dar in gelyden magst.“ Mit diesem und den drei folgenden Verfahren war eine gleichmäßige Erhitzung des „cucurbit“ gewährleistet und Spannungsbrüche wurden weitgehend vermieden.
  2. Destillation im Pferdebauch („distillatio per ventrem equi“) (Blatt 8v). Dies war eine Abwandlung des Verfahrens der Destillation im Marienbad. Dem warmen Wasser des Kessels wurde von Strohbeimengungen befreiter Pferdekot zugesetzt. Dadurch sollte das Verfahren „einen halben grad hitziger“ werden.
  3. Destillation in der Asche („distillatio per cinerem“) (Blatt 8v). In den trockenen Kessel wurde eine drei Querfinger starke Schicht von rein gesiebter Asche eingefüllt, ein „cucurbit“ mit aufgesetztem „alembic“ wurde auf die Asche gestellt und zu einem Drittel mit der Asche umgeben. Eine weitere Steigerung des Hitzegrads war die Folge.
  4. Destillation im Sand („distillatio per arenam“) (Blatt 8v-9r). Die Asche wurde durch Sand ersetzt. Dadurch wurde der zweithöchste Hitzegrad erreicht.
  5. Destillation im Feuer („distillatio per ignem“) (Blatt 9r). Der „cucurbit“ wurde direkt auf das Feuerloch aufgesetzt. Dies war die Methode mit dem höchsten Hitzegrad.

Zwei Destillieraufsätze wurden im Kleinen Destillierbuch beschrieben: der „Alembic“ und der „Rosenhut“. Beide Aufsätze hatten innen Falze, in denen das ablaufende Destillat aufgefangen und zu einer Röhre geführt wurde, die es nach außen abfließen ließ. Das Ende dieser Röhre tauchte in ein Vorsetzglas („viole“), in dem das Destillat aufgefangen wurde. Auf dem Titelblatt des Kleinen Destillierbuchs sind oben links ein Ofen mit „Rosenhut“ und unten rechts ein Ofen mit „Alembic“ abgebildet. Der „Rosenhut“ war das Alltagsgerät. Er wurde aus strapazierfähigem Material (Kupfer, verzinntem Kupfer, Blei oder glasiertem Ton) gefertigt. Der „Alembic“ dagegen wurde aus venedischem oder böhmischem Glas hergestellt und wurde vorwiegend zur Destillation von Blumen und Blüten verwendet.[8][9][10]

Die Angaben zur Zubereitung der Destillate waren im Kleinen Destillierbuch komprimiert gefasst. Wurzeln, Stängel und Blätter wurden „mit einander gehackt gequetscht vnd gebrant“. Oft – insbesondere bei zarten Pflanzenteilen – lautete die Vorschrift: „gebrant per alembicum“, „dystillier es per balneum marie“ oder „gedistilieret per alembicum in balneum marie“. Selten wurden weitere Vorschriften angegeben. So sollten Ackerbohnen (Blatt 26v) „in ventro equino“ und das aus den Trichtern der Stängelblätter der Wilden Karde (Blatt 64) gesammelte Wasser „per filtrum“ destilliert werden.

In der Regel wurde ohne Zusatz von Lösungsmitteln nur die im Destilliergut enthaltene Flüssigkeit gewonnen. Ausnahmen waren:

  • Zur Herstellung von Destillaten aus getrockneten Kräutern wurden diese mit der dreifachen Menge von „Maientau“ (siehe unter Arzneimittel) übergossen und drei oder vier Tage lang in einem geschlossenen Gefäß im Rossmist, dann mit einem offenen Alembic im Marienbad „destilliert“ (1. Buch, 20. Kapitel).
  • Die Blätter der Gemeinen Esche (Blatt 47v) wurden gestoßen und vor der Destillation fünf oder sechs Tage lang in Essig gebeizt.
  • Echter Ehrenpreis (Blatt 43v) und die Blüten der Ackerbohne (Blatt 26v) wurden vor der Destillation 12 bis 24 Stunden lang in Wein eingelegt.

Arzneimittel

Pflanzliche Arzneimittel – Botanik

„Fassen wir unser Urteil über Hieronymus Brunschwygk zusammen, so muss zugegeben werden, dass dieser zweifellos gute Kenner der einheimischen Flora bisher in der Geschichte der Botanik recht zu kurz gekommen ist. […] Das Liber de arte distillandi de Simplicibus erscheint als einziger mittelalterlicher Erstdruck mit ausgedehnteren floristischen Angaben. Es ist botanisch ein direkter Vorläufer der Väter der Botanik aus dem 16. Jahrhundert.“

Hermann Fischer.: Mittelalterliche Pflanzenkunde. München 1929, S. 113.

Aus eigener Anschauung beschrieb Brunschwig die Pflanzen so genau, dass die dargestellte Art vom Leser erkannt werden konnte. Darunter waren auch viele einheimische Arten, die in den bis dahin erschienenen Kräuterbüchern noch nicht berücksichtigt worden waren.[11] Nach heute gültiger Taxonomie benannt sind die im „Kleinen Destillierbuch“ erwähnten und/oder beschriebenen Pflanzen im Folgenden aufgelistet.[Anm. 3]

Blatt Name und Beschreibung im Kleinen Destillierbuch Aktuelle Nomenklatur
054r Garb Achillea vulgaris
121v Xpi wurtzel, lieberlei, schwartz nieß wurtz Adonis vernalis
043r Engerling schwammen, wyß engerling, wißfar schwammen Agaricus campestris
018r Agrimonien, agrimenig, adermeng, bruch wurtzel Agrimonia eupatoria
096r Ratten krut das in dem korn wachsen ist mit cleynen purpur farben blůmen, rat im korn Agrostemma githago
052r Gunsel, guldin. Güldin gunsel ist der namen myn. Myn blům gybt bloen schyn. Ajuga reptans
104r Synnow, vnser frowen mantel, ein krut in der lenge vnd höhe wie ich geleret hab von dem sanickel (Sanicula europaea). Alchemilla xanthochlora
032r Wegrich, Wasser-Wegerich; Froschleffel Alisma plantago-aquatica
043r Eschlouch Allium cepa. var. ascalonicum
122v Zibeln, gemeine; vlch Allium cepa var. cepa
070v Louch Allium porrum
065r Knoblouch Allium sativum
107r Sig wurtz, lange. Spicanardi ist ein blům oder gewechs in gestalt der langen sig wurtz von den latinischen herba victorialis genant. Allium victorialis
120r Sig wurtz, lang. Ouch das sie das (Frauenhaarfarn Adiantum capillus-veneris) mit eines kruts wurtzeln von den latinischen herba victorialis an dem hals tragen sind in tütschen zungen lang syg wurtz dz sie nit wund werden vnd ir find über wynden sint / darumb sigwurtz oder aller man harnsch genant würt / vmb dz ir wurtzel über zogen wie herlin in gestalt des pantzers. Allium victorialis
063v Ibisch, Ybisch, wild bappeln Althaea officinalis
087r Es sint ouch anderley schwammen die sint breit vnd dick / oben rot mit wyssen bletterlin in milch gekocht. von irem essen sterbent die mucken. von den latinischen mustineti. vnd in tütscher zungen mucken schwammen genant.[12] Amanita muscaria
051v Gaucheil, calmcar crut; maior, rotfarb blůmen Anagallis arvensis
051v Gaucheil, calmcar crut; minor, blo hymel farb blůmen in größ der roten mit eim fierecketen stengel Anagallis foemina
085v Ochsen zung, gegen stoß, scheffels zung mit eim eynigen stengel mit purpur farwen blůmen Anchusa officinalis
085v Ochsen zung. … Clein ochsen zung vff geerten oder gebuwten eckern wachsen mit vast cleinen blümblin. Sin stamm selten über ein ellenbogen funden wurt. Anchusa arvensis
021v, 085v Ochsen zung wie ein stud mit ruhen blettern vnd blowen blůmen wie burretsch. Anchusa azurea
103v Regen würmlin. Es ist ouch ein ander sanickel genant wild sanickel / des wurtzeln von den tütschen regen würmlin genant würt / das krut mit wyssen blůmen in dem meyen wachsen / vnd bald dar nach wider vergangen. Anemone nemorosa
040r Dillen ist ein krut schier glich dem fenchel. Wachsend an gebuwenden enden vff II ellenbogen hoch. Anethum graveolens
020r Angelica, zam; des heiligen geists wurtzeln, brust wurtz Angelica archangelica
020r Angelica, wild; bůchalter, sin wurtzel hat kein geschmack Angelica sylvestris
035v Krötten blůmen. Camillen … Eyns das man nennet krötten blůmen. Und stinckt vnd wechßt gern vmb stattmuren graben. Anthemis cotula
065r Körbel krut wachsende in der lenge vnd höhe zweier ellenbogen hoch Anthriscus cerefolium ssp. cerefolium
064v Kölber kernen wachsen vff eim stengel vff anderthalb ellenbogen hoch Anthriscus sylvestris
045r Epff, winter epff Apium graveolens
018v Agleyen ist ein krut mitt eynem langen stengel / anderthalben ellenbogen hoch. Das merer teil mitt blowen blůmen. Vnd etlichs mit wyssen blůmen vnd kumpt das selten. Aquilegia vulgaris
104r Kletten. … Es sind auch ander kletten, die sich an die cleyder henckend mit grossen breiten blettern. Arctium lappa
059r, 084v, 122r Holwurtz … das ander geschlecht ist lang … zu tütsch osterlutz oder lang holwurtz oder biber wurtz genant. Ouch von etlichen hinisch krut, dar vmb das man den rossen die hinsch mit vertriben ist. Aristolochia clematitis
059r Holwurtz Aristolochia rotunda
080r Merrettich, kren, kron Armoracia rusticana
112r Wermůt Arthemisia absinthium
104v Schoßwurtz, garthagen, schoß wurtz, mit eim überflüssigen starcken wol riechenden geschmack, in lengde eynes ellenbogens hoch nohe in gestalt des seffen boums Artemisia abrotanum
112r Wurmsat. … von den tütschen wurm sat genant. Den bringt man gemeinclich von genua ouch da selb wachsen ist vnd wenig an anderen enden. Artemisia cina
031v Bucken, byfus, sunnen wendel gürtel, sant Johanns krut Artemisia vulgaris
019v Aron, pfaffen zagel … vnd wan das krut vergeet, so würt vß dem langen roten kölblin ein grünfarb trübly. Vnd so er zyttig würt, so gewynnet er rote ber, wie ein rot karell. Arum maculatum
058v Hasel wurtz Asarum europaeum
108v Spargen ist ein krut mit eyner vast breyten wurtzeln wyt vß gespreit mit vil zincken, vnd sin stamm oder stengel ist ein gewächs mit zincken, schier glich dem cleinen schafft hew … vnd man pfligt sin stengel zů essen, in etlichen landen, die will es iung ist glich eynem salat Asparagus officinalis
078r Muer ruten, stein rutten Asplenium ruta-muraria
102r Wider tod krut, das krut von den latinischen capille veneris genant, vund von etlichen clein stein farn, darumb das der stengel clein wie ein struß federlin dem farn glich ist, vnd von etlichen iungkfrowen har, darumb so die bletlin die da clein einer linsen breit sind von dem stemlin gestreifft, dz stemlin glych dem hor ist. Asplenium trichomanes
035v Milten Atriplex hortensis
082v Nachtschet Atropa belladonna
016r Andorn, menlichs; gotts vergeß; das menlin brun schwartz far ist gilych den grossen neßlen mit einem hochen viereckechten stengel zweier ellenbogen hoch. Die bletter glich den neßlen, dann das sie schwertzer in der grünen farben sint. Ballota nigra
122v Zytlosen crut, maßlieblin Bellis perennis
106v Surrouch, erbsal, versich ist ein stud bringend ein langlechte runde frůcht in dicke der weissen körner Berberis vulgaris
080r Mangolt krut, römischer köl Beta vulgaris subsp. vulgaris ?
023v Bircken mit der wyßen rinden Betula spec.
021v Burretsch, borretsch Borago officinalis
094r Römscher köl, kruser köl Brassica oleracea var. sabellica ?
038r Cabs krut, wiß krut hat groß köpff. Brassica oleracea conv. capitata var. alba ?
094r Rot köl Brassica oleracea conv. capitata var. rubra ?
098v Ruben, zam Brassica rapa subsp. rapa ?
091r, 123r Wild zitwan, hundß kürbs, schiß růben … ist ein krut fliechtende vff den zünen wie wynden. Am ersten mit grüennen beren glich den trüblen. Am letsten so sie zitig werden, so werdent sie rot wie die roten kyrsen oder als die rote korallen. Bryonia alba
091v Ringel blumen ist ein krut wachsend ein wenig lenger vnd höher dan eyns ellenbogen hoch mit eyner vast schönen goldt farwen blůmen. Calendula officinalis
059r Heid; kraut vff anderthalb spannen hoch mit bübschen cleinen lybfarben blümlin vff dem stemlin. Calluna vulgaris
078v Moß blůmen, gel mey blůmen, dutter blůmen; ein blům im meyen bringen ist wie ein eyer dutter im moß wachsend. Caltha palustris
060v, 114r Winden krut, wyß glocken krut Calystegia sepium
056r Hanff krut Cannabis sativa
110v Teschel krut, seckel krut, seckel abschnyd Capsella bursa-pastoris
121r Wild saffron, flor; mit breiten ruhen dystillechten blettern vnd stammen vff III ellen bogen hoch. Carthamus tinctorium
030v Blow korn blůmen Centaurea cyanus
038r Dusent güldin krut, aurin, fieber krut; das clein mit eim dürren stengel vff anderthalb spannen hoch mit eim rotfar blümlin. Centaurium erythraea
035v Krötten krut; das ander krötten krut dz nit stinckt. Chamaemaelum nobile
035v Camillen; die camillen blům hat ein gůten geschmack, vnd wachsent vff den veldern oder in geeckertem grund. Chamomilla recutita
053v Gel violen, gel negel blümblin Cheiranthus cheiri
106r Schelwurtz, golt wurtz Chelidonium majus
035v Gut heirich, schmyrbel Chenopodium bonus-henricus
116r Blůt krut; es ist aber ouch ein ander krut von den tütschen blůt krut genant geren wachsen vff mistetten stetten breit feist blůt rot bleter mit eim rotten stengel vff ellenbogen hoch. Chenopodium rubrum
019r Antifien, genßtystel, leber dystel; haben ist an dem grot des rücken scharpfe dinglin wie ein sege in gestalt grosser vnd herter hor, gibt kein milch Cichorium endivia
115r Wegwyß, wegwart, weglůg Cichorium intybus
086v Bommerantzen … Zittrinen oder iuden öpfel Citrus spec.
036v Cardus benedictus, gesegnet distel Cnicus benedictus
090r Quelcken wurtzel, vucht wurtzel, zytlosen wurtzel Colchicum autumnale
113v Wuntscherling, wütterich Conium maculatum
095v Ritter sporn Consolida regalis
073v Mey blüemlin Convallaria majalis
114r Winden … ein ander gestalt der wind haben ein cleiner krut mitt den ersten (Calystegia sepium) vff der erden hyn flichten mit cleinen wissen brunlechten glöcklin. Convolvulus arvensis
114r Schmer wurtz. Winden … es sind noch vylerley gestalt der winden als … fesciresin schmer wurtz krut. Convolvulus scammonia
099r Kirsen, Welsch-; Rot kirsen … es ist ouch ein ander geschlecht der roten kirsen im Elsaß wachsend … in tütscher zungen welsch kirsen. Cornus mas
057v Hart trigeln ist ein stud oder ein cleins böumlin mit breiten krusen bleter glich der erlin. Cornus sanguinea
058v Hasel nuß Corylus avellana
074r Millunen, beben, pfedem Cucumis melo
066r Kütten, quidichen Cydonia oblonga
056r Hunß zungen, oygern Cynoglussum officinale
088v Pfrymen Cytisus scoparius
110v Tottern, sid; sich spreyten ist über ander krut, als vff flachß oder neßlen vnd der glichen wachsen ist. Cuscuta epilinum und Cuscuta europaea
100 Stendel wurtz das wyblin, hendel wurtz Dactylorhiza
033v Bestenow, pestennaw, morchel Daucus carota
040v Diptam Dictamnus albus
064r Karten, bůben strel Dipsacus sativus und/oder Dipsacus sylvestris
066v Katzen zagel krut, clein schaffthou; in höhe vff anderthalb ellenbogen hoch. Equisetum spec.
078r Manß trü, ellend, rad distel ist ein ruch krut mit hymel blo farb grüenlechten bletter, vast stechen, wachsen vff den hertten ruwen, mit vyl spytzlgen knöpfen, einer vast langen vnd schmalen wurtzeln, deren end selten funden würt, ob zweier man tyeff in der erden stot. Eryngium campestre
109r Spindel boum, spineln boum, hanhödel; ein rote frucht bringen ist, glich den klötzlin eyns hanes, vnd ist ein stud, nit ein grosser boum. Euonymus europaeus
117r Eupatorium, manß krafft, heidensch wunt krut; Das krut Eupatorium ist ein langs krut vff III ellenbogen hoch wie heidensch wund krut, die blůmen oben vff dem stengel gar nohe glich den tosten ein wenig breitter wachsende an den staden der wassern, von den tütschen manß krafft genant, ouch von etlichen tütschen heidensch wunt krut. Eupatorium cannabinum
118r Wolffmilch die groß, Tüffels milch; Euphorbia platyphyllos
118r Wolffmilch mit vil zincken mit vyl esten mit einer schorechten gelen blůmen. Stidig, clein wolffsmilch. Euphorbia cyparissias
118r Wolffs milch mit eintzigen vff gerichten stengeln on est Euphorbia helioscopia
109r Sprinck krut ist ein krut in lengde zweier ellenbogen hoch mit eym milchechten stengel … hat körner wan die zitig sint so springent sie hyn wegk. Euphorbia lathyris
084r Ougen trost, ougen clar Euphrasia rostkoviana
029r Bůch Fagus sylvatica
049r Filipendel, wild garb; sin bletter einwenig cleyner sint dann peterling, sunder der garben glich sint etwan habent ein stengel dar vff die kron wachsen ist als der garben vnd die wurtzel knodecht oder drůsecht. Filipendula vulgaris
047v Fenchel krut Foeniculum vulgare
041v Erdtber Fragaria vesca
047v Eschen boum, stein esche Fraxinus excelsior
038v Duben kröpff, erdtrouch, katzen körbel krut ist ein clein krut mit brunfar blümlin in der höhe anderthalb spannen wachsend vff eckern oder wyn reben an gebuwenden stetten. Fumaria officinalis
037r Cliben, cleb; das krut ist der lengde anderthalben ellenbogen hoch mit vast cleinen bletlin zů ring vmb den stengel glich eym sternen, oder dem waltmeister. Galium aparine
071v, 120v Walt meister, leber krut; in gestalt die bletlin vmb den stengelin glich eim stern. Galium odoratum
088v Pfrymen, pfrimden Genista tinctoria
076v Model ger, sant peters wurtz, seiff krut, krutz wurtz, darumb das syn wurtzel krutz wyß durch stochen ist vnd wan man syn krut rybet in der hand mit wasser genetzt so schumet die hant in glicher wyß der seiffen. Gentiana crutiata
047r Encian ist ein krut mit grossen langen blettern eyner vast grossen bittern wurtzel im geschmack. Gentiana lutea
050v Gotts genad, storcken schnabel Geranium robertianum
033v Benedicten krut, negel krut sich glichet etwas mit den blettern der agrimonien vnd dz krut vnd wurtzel ist einer spannen lang, wellche wurtzel ein geschmack hat glich den neglin. Geum urbanum
120r Sigwurtz oder aller man harnsch … des gestalt II sind rund vnd lang, rund in größ einer vast cleinen zybel Gladiolus communis
053r Grundreb Glechoma hederacea
050v Gotts genad ist doch nit dz krut dz die latinischen gracia die heissent, dz by den wassern wechßt. Gratiola officinalis
045v Ebbey Hedera helix
112r Ryn bůmen, iungling Helichrysum arenarium
054v Güldin cle, leber krut Hepatica nobilis
079r Müsör krut hat gelb blůmen mit horechten bletter, vff der rechten syten grüen vnd vff der letzen syten wyß, vff der erden hyn flychten mit einem cleinen horechten stengel. Hieracium pilosella
051r Gersten krut Hordeum vulgare
060v Hopffen Hululus lupulus
022r Bülsen krut ist ein groß krut mit eym grossen hochen stengel anderthalb ellenbogen hoch vnnd breite weiche bletter. Hyoscyamus niger
100r Sant Johans krut sin bletter durch löchert sint mit vast cleinen löchlin als die spitzen der aller subtilichsten nodel. Hypericum perforatum
062v Ysop, kirch isop, ispen Hyssopus officinalis
017v Alant das krut hat etwas ein horecht breit spitzecht blat, glich dem krut genant wul, doch nit also wiß oder weich. Inula helenium
022v Blow gilgen, blow swertel Iris germanica var. germanica
054v Gel gilgen, drachen wurtz Iris pseudacorus
083r Nuß, boum nuß, welsch nuß Juglans regia
120v Weckolter beer, granat beer Juniperus communis
107v Seuen boum Juniperus sabina
087r Pfifferling Lactarius piperatus
069v Lattich Lactuca sativa
041r Dudistel Lactuca serriola
066r Kürbs Lagenaria siceraria
040v Doub nessel, todt nesseln; ein mit wyssen blümlin Lamium album
040v Doub nessel, todt nesseln; die ander mit brunfarwen blůmen Lamium purpureum
122r Xpian wurtzelen ist ein krut vff spannen hoch mit einer vast süssen wurtzeln … rund oder sinwel in grösse einer halben kösten oder gleich eins cleinen fingerß. Lathyrus tuberosus
072r Lauender Lavandula spec.
076r Merlinsen, wasserlinsen Lemna minor
054v Garten kreß Lepidium sativum
070r Lieb styckel, lobstickel Levisticum officinale
118v Wiß gylgen Lilium candidum
055r Harn krut, flahs krut Linaria vulgaris
081r Merhyrß, wyß steinbrech; dz krut in der lengde anderthalb ellenbogen hoch wachsen mit wyssen herten somen glich ein cleyns runds wiß steinlin. Lithospermum officinale
071r Lienen blůmen, vnser frowen lien, speck lilien ist ein krut flechttende vff ander pflantzung wie reben vnd blüet zwei mal im iar. Lonicera periclymenum
046r Egil krut ist wachsen vnd fliechten vff der erden in der schlüchtern oder fuchten matten. Lysimachia nummularia
086v Öpfel die zam sint Malus domestica
086r Wilde öpfel Malus sylvestris
034r Bappeln Malva neglecta
020r Alrunen Mandragora officinarum
071v Leber krut wachset in alten burnen vnd an etlichen füchten steinechten völsen mit cleinen bletlin vff ander lygen wie lungwurtz oder lung krut, doch cleiner. Marchantia polymorpha
016r Andorn, gotts vergeß; wyblichs … die bletter rund, krusecht, bleych mit einem wyssen runden stengel eins ellenbogen hoch. Marrubium vulgare
101r Steyn kle, langer kle, gelber kle; sin stam lang vnd an steynechten wegen mit gelber blüet wachsen ist. Melilotus officinalis
072v Můter krut, hertz krut, melissen Melissa officinalis
026r Bach müntz, fischmüntz, rotmüntz Mentha aquatica
075r Acker mintz Mentha arvensis
075r Balsam mintz, dyment,, kruße mintz vnser frowen mintz mit langlechten bletlin starck schmacken ist wie balsam Mentha crispa
030r Boley Mentha pulegium
075r Roßmintz mit wyssen runden horechten bletter vnd stengel Mentha silvestris
087r Etlich schwammen [Pilze] wachsent cleyn sinwel [rund] als ein hütlin im anfang des glentzen [Frühling] vnd nement ab im meyen / von den latinischen morachi genant vnd in tütscher zungen morcheln.[13] Morchella spec.
079v Mulber Morus spec.
111v Tamariscen, burtschen, bertschen, portz ist ein stud gern wachsen by den steinechten wasser vff dryer oder fierdhalb ellenbogen hoch glich dem seuenboum. Aber in der heidenschafft wachsen wie ein grosser boum tragen frucht … Aber hie des da vil wachsen ist in den grüenen (Kiesbänken) des rinß. Ich nie kein frucht daran gesehen hab. Myricaria germanica
107r Spicanardi Nardostachys jatamansi
025v Brun kress Nasturtium officinale
081v Nebten krut, katzen krut Nepeta cataria
096r Nigela ist ein schwartzer som glich dem ratten. Aber vast eins edlen geschmacks, von den tütschen schartzer coliander genant. Nigella sativa
101v Seblumen, koller wurtzel, horstrang; gelb Nuphar lutea
101v Seblumen, koller wurtzel, horstrang; wyß Nymphaea alba
027r Gross basilien Ocimum basilicum
027v Kruse basilien Ocimum minimum
117r Menlichs winter grüen, bier boum winter grüen by den flüssen bechen wachset glich den iungen byren boum bletter Orthilia secunda
060v Heckel krut sind clein rot blümlin die vff dyrren heiden an eim dornnechten stengel stond. Ononis spinosa
100v Stendel wurtz das menlin, ragwurtz Orchis spec.
074v Meigeron Origanum majorana
109v Tosten, wol gemůt, rot kost, rot tosten Origanum vulgare
101v Sant Cristofferus krut ist ein geschlecht der varn, aber nit yederman bekannt. Osmunda regalis
016r Gouch ampffer … der dritt ampfer kum einer spannen hoch mit bleichen grünfarben blettern wie eyn hertz oder kle, wachsend in den welden oder hecken. Oxalis acetosella
098v Beonien rosen, venedisch rosen Paeonia officinalis
068r Klapper rosen, schnell rosen, rot korn rosen Papaver rhoeas
076r Magsat krut Papaver somniferum
108r Sant peters krut, tag vnd nacht ist ein krut zwey ellenbogen hoch, wachsende gern by den tach trouffen, oder nohe by den muren hyn. Parietaria officinalis
087v Peterling Petroselinum crispum
056v Hyrtz zung, vil langer schmaler bletter vß einer wurtzel wachsen sind, weder samen noch blůmen hat. Phyllitis scolopendrium
062v Iuden kirsen, schlutten, boberellen ist ein krut ellenbogen hoch mit rot farb blosen, darin rot ber wie die roten kyrsen sind. Physalis alkekengi
045r Enis das krut in gstalt gar nohe glich dem fenchel ist. Pimpinella anisum
024v, 033v Bibinellen, groß; wild bestenaw Pimpinella major
024v Bibinellen mit eym subtilen stengel vff ein ellenbogen hoch, mit eynem vast cleinen wyßen blümlin, mit eyner scharpffen wurtzlen im schmack des munds, in der Versuchung glychtz schier dem ymber. Pimpinella saxifraga
117v Erbeiß, wyß; schotten, schifen Pisum sativum
105v Wegrich, spitzer; rippel Plantago lanceolata
032r Wegrich, breiter Plantago major
116v Wiß wurtz Polygonatum multiflorum
116r Weg gras, wegdret, weggras Polygonum aviculare
081r Noter wurtz Polygonum bistorta
089r Phohen krut on flecken, flöh krut Polygonum hydropiper
089r Phohen krut vmb glichnüß willen syner bletter mitt dem pfirsich boum bletter on allein das sin bletter in der mittin dunckel oder brunfar flecken haben. Polygonum persicaria
042v Engelsüß, steinfarn, engelsüß; sin bletter sich neigent zů glycheit dem gemeinen farn vnd wechßt vff steinern, sin wurtzel hat ein süssen geschmack in der versuchung. Des glichen er ouch gern wechßt vff alten boumen. Polypodium vulgare
120r Wyder tod krut, clein stein farn, iungkfrowen har ... es ist ouch ein anders des geschlechts doch nit ein krut sund ein gewechs mit gold farbe stemlin wie gold farb hor, der güldin wyddon genant. Polytrichum commune
052v Genserich Potentilla anserina
109v Tormentill, rot wurtz, blůt wurtz Potentilla erecta
049v Fünffinger krut ist ein krut flechtende vff der erden mit eim langen stengel Potentilla reptans
024r Burtzel; ein feißtes krut, mit vast cleynen vnd eym bleich rotfarwen runden stengelin flechtende vff der erden wachsend in feißtem vnd wolgedüngtem erdtrich, das merer teyl by zybeln. Portulaca oleracea
058r Himel schlüssel, peters schlüssel, wyß batheng Primula veris
034v, 052r Brunellen, brimel ist ein krut habend ein brun blům, krut vnd stengel in der höhe einer spannen, vnnd ist gar nohe glich der güldin gunsel an dem krut vnd nit an der blůmen Prunella vulgaris
099v Schwartz kirsen, vogel kirsen Prunus avium
088r Pfirsich die gelben Prunus armeniaca
088r Pfirsich die wyssen Prunus persica
099r Rot kirsen Prunus cerasus
106v Schlehen Prunus spinosa
086v Granat öpffel Punica granatum
052r, 117r Groß gunsel, wyblichs winter grüen, groß wintter grüen, holtz mangolt; an mosechten stetten wachsen ist. Pyrola rotundifolia
117v Wild bieren, holtz byren Pyrus pyraster
042r Eichboum einer der eichöpfel treyt Quercus infectoria
042r Eichboum einer der eichel treit Quercus robur
050r Fick wartzen krut ist ein krut bletter vnd krut in lengde einer spannen, vnd gelb bliemlin, vnd weret nit lenger dann vntz ußgond des meyen, so verschwint es dz man sin nyme mer fint. Die bletter glich dem violen krut doch eyn wenig cleiner. Ranunculus ficaria siehe auch unter Chelidonium majus
091v Gemein rettich Raphanus sativus
025r Beyn höltzin, wild yngrüen, fulbaum; ist mit den blettern dem krut yngrüen in etlicher massen glich. Rhamnus frangula
096v Rosen … wyß zam gefüllt rosen Rosa alba
028r, 098r Butte rosen, hag rosen, hegen, hyeffen, egelentyer rosen; des bletter ein wenig rotfar sint, vnnd sin blůmen wie wiß rosen doch nit gefüllt, sin frůcht glich der oliven ist, dan allein sie rot ist vnd inwendig hol, vnd gefült mit etlichem somen, eckecht glich als steinlin, vff der frůcht ein schwartz hütlin. Rosa canina
096v Rosen .. rot zam rosen Rosa centifolia
096v Rosen … heid oder wild rosen Rosa gallica
092v Roßmarynen Rosmarinus officinalis
029v Bromber, kratzber Rubus fructicosus
029v, 061v Himpber Rubus idaeus
078v Menwel wurtzel, wylder mangold, zytersch wurtz, streiff wurtz, grint wurtz Rumex obtusifolius
016r Ampfer mitt eynem hochen stengel vff anderthalb ellen bogen hoch mitt cleinen rotfar blůmlin nohe wie ein cleisn breyts semlin, wachsen vff den matten vnd wissen, ouch in ettlichen gerten. Rumex rugosus
094v Rut, wyn rut Ruta graveolens
113r Wilgen, hor widen Salix alba var. vitellina
113r Wilgen, felber, wyß gilgen, wiblin Salix caprea
113r Wilgen, sproß widen Salix fragilis
113r Wilgen, menlin Salix purpurea
085r, 103r Orecht salbei die groß Salvia officinalis ssp. major
085r, 103r Orecht salbei die cleyn Salvia officinalis ssp. minor
117r Wild salbei das krut nit lenger würt dann ellenbogen hoch vnnd in welden wachsen ist. Salvia pratensis
118r Scharley, zamer Salvia sclarea
017r Attich, wilder holder; es dem holder glych ist mitt blettern vnd beren mit eym hochen stengel, doch nit holtzecht das hert ist als der holder, ouch nit also hoch wachsen ist. Sambucus ebulus
055v Holder Sambucus nigra
055v Sambucus rubeus, doch etlich doctores schreiben sint von sambuci agreste oder siluestre gantz vnbekant. Sambucus racemosa
103v Sanickel ist ein krut vff anderthalb spannen hoch, wurtzel, krut vnd stengel. Sanicula europaea
063r Ein krut dz man ouch in etlichen landen isop heiset vnd in latinischer zungen satureia, daruß clein isop besemlin gemacht werden im elsas, die cleider da mit schon zů machen. Satureia hortensis
102r Saxifraga maior ist das, das do wyß blůmen vnd sin somen rot in der erden hat an den wurtzlen hangen. Saxifraga granulata
023v Brun wurtz; mit einer drüsechten wurtzeln vnnd brunfaren stengel, zů oberst clein schellin, bletter glich den neßlen, doch nit brennen. Scrophularia nodosa
074v Muer pfeffer, ertweis; es ist ouch ein anders doch vast cleiner (als Sedum album) vff zweier gleich eins fingers lang von den tütschen ertweis genant, vnnd wechset ouch vff den muren. Sedum acre
074v Muer pfeffer, muer trübel, katzen trübel; es gern an den alten muren wachsen ist mit cleinen beren wie weissen körnlin. Sedum album
057v Hußwurtz, dünderbar Sempervivum tectorum
061r Heidensch wuntkrut hat ein rot farb runden hohen stengel, vff drythalb ellenbogen hoch mit zinelechten blettern, den widen, in gestalt einer segen, die beide wachsendt mit gelben blůmen in den welden, das sind beid die rechten heidensch wund krut, in der worheit. Senecio nemorensis
037v Crütz wurtz ist ein clein krut, wachsend vff den geerten eckeren, sundlich by zybeln oder cabßkrut oder bynetsch, in der höhe eyns ellenbogen, wann es hoch würt, mit cleinen blettern. Senecio vulgaris
107v Senff krut Sinapis spec.
048v Fedistel, vnser frouwen distel, wiß distel; ein stechend krut mit eim hohen stengel vnd breyt bletter, besprengt mit grossen wissen flecken. Silybium marianum
061v Isen krut, dz wyblin mit gelen blümlin, vff ellenbogen hoch [Anm. 4] Sisymbrium officinale
122r Ye lenger ye lieber, hinsch krut Solanum dulcamara
082v Nachtschet Solanum nigrum
118r Scharlach, wylder scharlach Stachys germanica
028r Bathonie, brun bathonie Stachys officinalis
059v Hüner serb krut, hüner derm, fogel krut Stellaria media
020v Ab bis, abgebis, teüfelsbis; die wurtzel im grund abgefulet ist, glich als wer sie abgebissen, mit breiten spitzlechten horechten blettern, etwan rot flecklin dar in, ein hochen stengel vff zweier allenbogen hoch oder lenger, mit blowen blůmen glych der scabiose. Succisa pratensis
112v Walwurtz, beinwel, schwartz wurtz Symphytum officinale
093v Reynfarn, würm sat Tanacetum vulgare
088r Pfaffen krut, mertzen blůme Taraxacum officinale
089v Quendel, hüner kull, wild boley Thymus serpyllum
070r Lynde, dz ander mit cleinen bletter stein lind genant Tilia cordata
070r Lynde, eins mit großen blettern Tilia platyphyllos
029r Bocks bart wechßt vff den wissen oder matten mit eym hochen knodechten stengel by II ellenbogen hoch, tragen ist zwo oder dry gelber blůme, gar nohe glich den mertzen blůmen … doch nit also breit, vnd das krut mit langen schmalen spitzen blettern dar vff etwan funden würt ein wyß schümlin. Tragopogon pratensis
065v Kle, dry blat, fleisch blůme Trifolium pratense
026r Brant latich, roßhůb; mit breiten runden blettern, die öber syt grüen, die letz oder vnder syt wyß, krut vnd stengel vff ein spann lang. Tussilago farfara
083v Gros nessel; vff drithalb elenbogen hoch. Urtica dioica
037v Clein brennende nessel, eiter nessel, heiter nessel; in der lengd einer spannen oder anderthalb. Urtica urens
107r Marien magdalenen blůmen, wachsend vnd funden würt zwüschen vngern österich nit wyt von der Styrmack. Valeriana celtica
039r Denmarck, balderion, katzen krut; wachsen ist vff dryer ellenbogen hoch. Valeriana officinalis
115v Wullen krut, kunigs kertz Verbascum phlomoides
061v Isen krut, das mendlin mit hymel blo farb blümlin, vff ellenbogen hoch Verbena officinalis
026v Bachbun; sin krut dem bonen krut glichen ist, vnd in den bechen wachsen ist. Veronica beccabunga
052v Gamander, blo menderlin; blo blůmen tragen ist, vnd das gantz krut ist in der höhe einer spannen, vast gern wachsen in den gerten. Veronica chamaedrys
043v Erenbris; ist ein krut wachsend vff der erden hyn fliechten, in lengde anderthalb spannen in vngebuweten enden. Veronica officinalis
026v Bonen Vicia faba
064r Ingrüen ist ein krut vff der erden hyn flechtende glych den blettern des buchs boums, doch ein wenig spytziger. Vinca minor
030v Blow violen Viola odorata
049r Freissam krut, driualtigkeit blůme; dz wild wachsen ist vff den gebuweten eckern. Viola tricolor
049r Freissam krut … das zam gepflantzt würt in den gerten. Viola tricolor var. maxima
017r Affolter mistel hatt gel bleich grünfar bletter glych dem buchß baum, doch lenger vnd schmaler. Viscum album
091r Reben, wild Vitis vinifera ssp. sylvestris
091r Reben, zam Vitis vinifera ssp. vinifera
104r Spitz cletten, suw kletten, scharpf kletten. Xanthium strumarium
027v Blow meyblůmen, dz krut hat ein langen stengel, ist mir nit bekannt. Entpfilhe ichs den die es kennen. Nicht zu bestimmen.

Arzneimittel aus animalischen Substanzen

Blatt Name und Beschreibung im Kleinen Destillierbuch Aktuelle Nomenklatur
046r Ameisen (emeissen) und ihre Eier (eiger) Formicidae
057r Bienen-Honig (hunig) Apis mellifera
111r Bienen-Waben (tröster) Apis mellifera
021r Blut von den wilden Enten (antfögel) Anitidae
045v Blut vom Esel Equus asinus asinus
040r Blut vom Dachs Meles meles
028r Blut vom Geißbock Capra spec.
067v Blut des Hausrind-Kalbes – Lunge des Hausrind-Kalbes (kalbs blut – kalbs blut und kalbs lungen) Bos primigenius taurus
077r Blut des Menschen (Blut eines 30jährigen Sanguinikers) Homo sapiens
087r Blut vom Ochsen Bos primigenius taurus
099v Blut vom Schwein Sus scrofula domestica
021r Elster (atzel, hetz; ist ein gemeyn vogel wyß vnd schwartz) Pica pica
050r Frosch und Froscheier (frösch – frösch rogen) Pelophylax esculentus
091r Galle des Rindes (rinds gallen) Bos primigenius taurus
069r Hahn, beschnittener (kappen) Gallus gallus domesticus
060r Hirschhorn (hyrtz horn) Cervus elaphus
060r Huhn (hennen) Gallus gallus domesticus
046v Huhn, Eiweiss und Eierdotter vom Huhn (eigerwyß – eiger dutter) Gallus gallus domesticus
067r Kot des Hausrindes (küe treck) Bos primigenius taurus
077r Kot (bocht) des Menschen Homo sapiens
068r Krebs Astacus astacus
058v Magen des Huhns (hoiner magen) Gallus gallus domesticus
051r Milch der Hausziege (geiß milch) Capra aegagrus hircus
067v Milchrahm des Hausrindes (küe milchrom) Bos primigenius taurus
080v Maiwurm, schwarzer (meilander würm) Meloe proscarabeus
079r Mücken, gemeine (mucken oder flügen) Nematocera
095v Regenwürmer Lumbricidus terrestris
105r Schnecken (rotfarben erdschnecken, die vff den wasechten wegen funden werden, so es regnet) Gastropoda
099v Störche, junge Ciconiidae

Maientau

Im Blatt 76v seines Kleinen Destillierbuchs schrieb Brunschwig vom „Meigen dow“. Damit meinte er den Tau, der Mitten im Mai, bei zunehmendem Mond an einem hellen, klaren und lichten Morgen, ehe die Sonne ganz aufging und es am Vortag und in der Nacht nicht geregnet hatte, mit weißen Leintüchern von Wiesen gestreift wurde, die voller edler Blumen standen und weit von feuchten Enden möglichst nahe an Bergen gelegen waren. Die Tücher wurden ausgedrückt und das erhaltene Wasser mit einem Alembik im Marienbad destilliert. Dieses Wasser empfahl Brunschwig gegen Hautunreinigkeiten. Darüber hinaus diente es als Lösungsmittel, um aus getrockneten Pflanzen Destillate herzustellen (Blatt 10v–11r, 107r). Eine südwestdeutsche Handschrift des 15. Jh. (Cpg 551, Blatt 155r)[14] empfahl, dieses Wasser in der Nacht der Sommersonnenwende zu sammeln: „Für allen wetagen yn leib ist das gar gut zu. Item an sand iohans tag sübenten [Sonnenwende] gee auß an der nacht vnd vahe den tawe yn schöne tücher vnd wint dye auß yn ein kandel vnd seihs denn schön vnd nym des ye des morgens ein löffel voll. Wenn ein fraw swanger ist so iß ir nütz. Auch nütz für ale gift.“ Den Alchimisten diente der Maientau zur Herstellung der Materia prima. Sie betrachteten ihn als „mit astralem Samen geschwängertes Wasser“.[15]

Sterngeschütz

Im Blatt 100v beschrieb Brunschwig die Herstellung eines Destillats aus „Sterngeschütz“. In Grimms Deutschem Wörterbuch wurde „Sterngeschosz“ als Sternschnuppe gedeutet. Paracelsus sah im „Sterngeschoß“ einen feurigen Körper, den die Sterne von sich werfen und der, sobald er die Erde berührt, „jrdisch ist vnd kein Feuer mehr / sondern ein sultze vnd ein schleim / wie rott farben oder gelbfarben froschleich.“[16][17][18] Brunschwig beschrieb „Sterngeschütz“ als „ein gewechß glich einer gestanden galreyen [Gallert] oder sultzen wachsen / glottern ligend vff eychnem holtz dz ab gehouwen ist vnd fulen will. Des glichen ander holtz me vff den verlegenden alten ackern oder egerden [Brachland] do vil weckolter stond eyner grüenen farben schweben etwan vff dem erdtrich glich einer galrey.“ Das aus „Sterngeschütz“ gebrannte Wasser empfahl Brunschwig zur äußerlichen Wundbehandlung. Hermann Fischer (1929, S. 112, Nr. 27) sah in Brunschwigs Beschreibung eine erste Erwähnung von Fuligo – Lohblüte und von Nostoc commune.

Quellen

„Ich geschwig der bücher groß vnnd cleyn die ich gesehen vnd gelesen hab / in ettlichen alten liberyen vnd von gůten meystern mit worheit ich wol sprechen mag ob dry tusent vnd von manchem gelerten vnd leyen man vnd frowen důrch ir experiment erfaren hab.“

Hieronymus Brunschwig: Kleines Destillierbuch. Straßburg 1500, Vorwort.
Michael Puff. Büchlein von den ausgebrannten Wässern. Titelbild. 8,5 × 11 cm.

Einige Gewährsleute benannte Brunschwig im Kleinen Destillierbuch:

Blatt 9va:„... als etliche closter frowen brennet / als ich zů Straßburg selber gesehen hab...“
Blatt 21ra:„... das offt bewert hat ein alter artzet zů Straßburg...“
Blatt 25va:„... ist offt bewert von iunckher Conradt klotz...“
Blatt 41vb:„... probatum est per generosum dominum / dominum Jacobum comitem de Liechtenbergk...“
Blatt 57vb:„... dz offt bewert hat meister hans von pariß...“
Blatt 60rb:„... als ich selber gesehen hab von iungker matheus von burn...“
Blatt 62vb:„... das bewert hat her Erhart knap der kartüser zů straßburg...“
Blatt 66vb:„... hat bewert meister bernhard Cirurgicus der cartüßler...“
Blatt 71rb:„... dz bewert hat meister gotthart in der infel des hertzogen wund artzet von gülch...“
Blatt 72va, 105vb, 113ra:„... ich gesehen hab ein vast beriempte wund artzet zů würtzburg genant hans pfaren...“
Blatt 79va:„... probatum est per magistrum Nicolaum de nürenberg...“[19]
Blatt 83ra:„... vnd bewert von meyster Henchen ungerech zů franckfurt...“[20]
Blatt 84va, 85va:„... mir hat ouch geseyt in d warheit Hans Henrich der küngin artzet von engelant...“
Blatt 86ra:„... ist bewert von eym genant Stahel / vnnd herr Nilaus des künigs von Sicilien / vnnd hertzogen zů Lottringen cappellan...“
Blatt 114vb:„... es was ein ertzotdin zů fryburgk gesessen...“

Für das erste Buch, in dem die Destillationsgeräte und –techniken beschrieben wurden, konnte bisher keine einheitliche Vorlage nachgewiesen werden. Für seine kritische Edition des „Liber de consideratione quintae essentiae …“ des Johannes de Rupescissa konnte Udo Benzenhöfer elf deutsche Handschriften des 15. Jh. auswerten, die überwiegend im bayrischen und südwestdeutschen Raum abgefasst wurden. Benzenhöfer gab an, dass Brunschwig erst ab der erweiterten Ausgabe des Kleinen Destillierbuchs vom Jahre 1505 (in dessen 5. Buch „Von quinta essentia“), und im Großen Destillierbuch vom Jahre 1512 von dieser Alchemie-Schrift des J. d. Rupescissa beeinflusst wurde.[21] Aber, auch wenn im Kleinen Destillierbuch keine wörtlichen Zitate aus dem Alchemie-Buch des J. d. Rupescissa nachzuweisen sind, so sind doch die Beschreibung der Destillation „ohn kosten und feuer“ (Blatt 6–8), das Kapitel über die Bereitung eines Destillats aus Menschenblut (Blatt 77r) [22] und weitere Ausführungen nicht ohne Beeinflussung durch das „Liber de consideratione quintae essentiae“ entstanden.

Die Monographien des zweiten Buchs begannen jeweils mit einer Aufzählung der Namen in lateinischer, griechischer und arabischer Sprache. Hier diente der Mainzer Gart der Gesundheit aus dem Jahre 1485 als Vorlage. Auch den Beginn der Pflanzenbeschreibungen entlehnte Brunschwig dem Gart. Diese Beschreibungen diskutierte er im Folgenden, verwarf vieles und fügte eigene Beobachtungen über die heimische Flora hinzu. In diesem Teil leistete er seine botanische Pionierarbeit. Der medizinische Teil der Monographien begann mit einer kurzen Beschreibung des anzuwendenden Destillationsverfahrens und der zur Destillation zu verwendenden Teile. Es folgte eine Aufzählung der Indikationen. Das dem Wiener Arzt Michael Puff aus Schrick zugeschriebene Büchlein von den ausgebrannten Wässern zitierte Brunschwig hier vollständig. Puffs Destillierbüchlein enthielt 84 Kapitel, in denen jeweils ein Destillat abgehandelt wurde. Brunschwigs Kleines Destillierbuch jedoch umfasste 305 Kapitel, speiste sich also aus weiteren Quellen. Eine genaue Untersuchung über diese Quellen steht noch aus. Viele der Brunschwig’schen Indikationsangaben, die nicht im Puff’schen Destillierbüchlein zu finden sind, lassen sich in Handschriften des 15. Jahrhunderts nachweisen: so in einer Nürnberger Handschrift[23] und in drei Elsässer Handschriften.[24] Die Kapitel über Benediktenkraut und über Zitronenmelisse im Kleinen Destillierbuch sind den handschriftlich seit dem Beginn des 15. Jh. überlieferten Wunderdrogentraktaten „Von cardus benedictus“ und „Von melisse oder hertzkraut“ entnommen.[25][26][27]

Nachwirkungen

Neuauflagen - Nachdrucke

1505, 1509, 1515, 1521, 1528, 1531 und 1537 gaben Hans Grüninger bzw. dessen Sohn und Nachfolger Bartholomäus Grüninger erweiterte Neuauflagen des Kleinen Destillierbuchs heraus. Noch zu Beginn des 17. Jh. (1610 und 1614) wurde es in Frankfurt von Conrad Corthoys als Anhang zu einer deutschen Übersetzung der Materia medica des Dioscurides gedruckt.

Übersetzungen

Im Jahre 1517 besorgte Thomas van der Noot in Brüssel eine niederländische Übersetzung. 1527 erschien eine von Lawrence Andrew bearbeitete englische Übersetzung unter dem Titel: „The vertuose boke of Distillacyon of the waters of all maner of Herbes“.[28][29][30] Im Jahre 1559 schließlich wurde in Olmütz durch Johann Günther eine tschechische Übersetzung herausgegeben.[31]

Bearbeitungen

Eucharius Rösslin der Jüngere integrierte die Indikationsangaben des Kleinen Destillierbuchs in sein „Kreutterbuch von allem Erdtgewächs“ vom Jahre 1533. Dieses Buch wurde in rascher Folge 1535, 42, 46, 50, 56, 69 ff. neu aufgelegt und nach Roesslins Tod von Adam Lonitzer, seinem Nachfolger im Amt des Frankfurter Stadtphysikus, neu bearbeitet.[32]

Väter der Botanik

Von den Vätern der Botanik anerkannten Otto Brunfels und Hieronymus Bock Brunschwigs Verdienste. Im 2. Band seines lateinischen Kräuterbuchs (1532) ließ Brunfels die Pflanzenbeschreibungen des Kleinen Destillierbuchs im Wortlaut abdrucken.[33] Differenziert äußerte er sich im Vorwort seines deutschen Kräuterbuchs (1532, Kapitel 32): „Zum andern / so hab ich an etlichen orten auch deren gemeyne Herbaria etliche angezogen / vnd namlich Hieronymi Brunschweyg / welcher bey mir in grosszer acht. dann vil gůts bewärts dings auch in denselbigen. Ist aber mein meynung nit / ein vertrawen vff diese ding zů setzen / oder auch daruff zů füren / vnd die speculativam medicinam verwerffen / sonder die künsten der artzney soll man darzů brauchen / vnd deren regeln zůvor wol war nehmen.“ Im Vorwort zur Ausgabe von 1551 seines Kräuterbuchs (Kapitel 10) ordnete Bock die Pflanzenbeschreibungen des Kleinen Destillierbuchs als Vorläufer für Brunfels botanische Arbeiten ein: „Aber so vil die Einfache Artzney der Kreutter belanget / hat Gott den frommen vnd gelehrten Ottonem Brunfelsium / nach dem fleissigen Hieronymo Braunschweig im Teutschen lande erweckt / welche die Kreutter zů beschreiben sich vnderzogen.“

Literatur

  • Josef Benzing. Bibliographie der Schriften Hieronymus Brunschwygs. In: Philobiblon. Eine Vierteljahrsschrift für Buch- und Graphiksammler. 12 (1968), S. 115–123.
  • Johann Ludwig Choulant. Graphische Inkunabeln für Naturgeschichte und Medizin. Weigel, Leipzig 1858, S. 75–85.
  • Hermann Fischer. Mittelalterliche Pflanzenkunde. München 1929, S. 109–113.
  • Astrid Müller-Grzenda. Pflanzenwässer und gebrannter Wein als Arzneimittel zu Beginn der Neuzeit. Herstellungsverfahren, Hersteller und Handel, Beschaffenheit und Bedeutung für die Materia medica. Stuttgart 1996. ISBN 3-7692-2025-0.
  • Hermann Schelenz. Zur Geschichte der pharmazeutisch-chemischen Destilliergeräte. Springer, Berlin 1911. Digitalisat
  • Karl Sudhoff. Deutsche medizinische Inkunabeln. Leipzig 1908, S. 61–69.
  • Heike Will. Vergleich der Indikationen des 'Kleinen Destillierbuchs' des Chirurgen Hieronymus Brunschwig (Straßburg 1500) mit den nach derzeitigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand belegten Indikationen. Würzburg 2009 (PDF).

Anmerkungen

  1. Im Mai 1500 wurde das Kleine Destillierbuch, im September 1502 die Vergilausgabe herausgegeben. Die Abbildung zur 1. Ecloge war die 2. von über 200 großformatigen Holzdruckabbildungen in der Vergilausgabe, deren Gesamt-Produktionsdauer auf gut 2 Jahre geschätzt werden kann.
  2. Eine genaue Untersuchung über diese Abbildungen in: Brigitte und Helmut Baumann: Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln. Hiersemann Stuttgart 2010, S. 238–239.
  3. Die Identifizierung stützt sich auf: Hermann Fischer 1929, S. 110-112 sowie S. 257-318 (Synonymenschlüssel) und auf Heinrich Marzell. Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Leipzig 1943-1958. Darüber hinaus wurden Brunschwigs Ausführungen mit den Pflanzenbeschreibungen und –benennungen der Väter der Botanik verglichen.
  4. Otto Brunfels. Kräuterbuch 1532, S. 47 Digitalisat und Hieronymus Bock. Kräuterbuch 1539, Teil I, Cap. 32: Das sibent Senff kraut Digitalisat deuteten das „Eisenkraut-Weiblein“ als Weg-Rauke.

Einzelnachweise

  1. Paul Kristeller: Die Straßburger Bücher-Illustration im XV. und im Anfange des XVI. Jahrhunderts. Leipzig 1888.
  2. Ferdinand Geldner: Die deutschen Inkunabeldrucker. Hiersemann, Stuttgart 1968, Band I, S. 71–75.
  3. Arthur M. Hind: An introduction to a history of woodcut. Dover Puclications, New York 1993, Bd. I, S. 339–344.
  4. Eleanor Winsor Leach: Illustration as interpretation in Brant‘s and Dryden’s editions of Vergil. In: Sandra Hindman (Hrsg.): The eraly illustrated book. Essay in honor of Lessing J. Rosenwald. Washington: Library of Congress 1982, S. 175–210.
  5. Sebastian Brant (Hrsg.). Publius Maro Vergilius. Opera. Grüninger, Straßburg 1502. Digitalisat
  6. Joachim Telle. In: Pharmazie und der gemeine Mann. Ausstellungskatalog der Herzog August Bibliothek Nr. 36. Wolfenbüttel 1982, S. 54.
  7. Einleitung zur Fehlerverbesserung am Ende des „Kleinen Destillierbuchs“.
  8. Gerhard Pfeiffer: Technologische Entwicklung von Destilliergeräten vom Spätmittelalter bis zur Neuzeit. Regensburg 1986.
  9. Astrid Müller-Grzenda: Pflanzenwässer und gebrannter Wein … Stuttgart 1996, S. 64–69. – Heike Will: Vergleich der Indikationen … Würzburg 2009, S. 28–29.
  10. Lawrence M. Principe: Arbeitsmethoden. In: Claus Priesner und Karin Figala: Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. Beck, München 1998, S. 51–57.
  11. Fischer 1929, S. 110-112.
  12. Quelle: Franz Pfeiffer (Hrsg.). Konrad von Megenberg. Buch der Natur. Stuttgart 1861, S. 402. Digitalisat.
  13. Quelle: Franz Pfeiffer (Hrsg.). Konrad von Megenberg. Buch der Natur. Stuttgart 1861, S. 401. Digitalisat.
  14. Cpg 551. Sammelhandschrift, Südwestdeutschland, 15. Jh., Blatt 116r–183r: Medizinische Rezeptsammlung. Digitalisat.
  15. Karin Figala. In: Claus Priesner und Karin Figala (Hrsg.): Alchemie. Lexikon der hermetischen Wissenschaft. Beck, München 1998, S. 239.
  16. Paracelsus: Das Buch Meteorum. Köln 1566, S.63: Caput X. De exhalationibus Digitalisat.
  17. Dazu auch: Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Hirzel, Leipzig 1943–1958, Bd. II, Sp. 504–505: Fuligo septica und Bd. III, Sp. 335–338: Nostoc commune.
  18. Malcom Potts: Etymology of the Genus Name Nostoc (Cyanobacteria). In: International Journal of Systematic Bacteriology, Apr. 1977, S. 584. Digitalisat
  19. Werner Williams-Krapp: Nikolaus von Nürnberg II (N. der Kartäuser). In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 1987, Bd. 6, Sp. 1126–1127.
  20. G. Keil: Johann Ungerech von Frankfurt. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 1999, Bd. 10, Sp. 77–78.
  21. Udo Benzenhöfer: Johannes‘ de Rupescissa. Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum deutsch. Studien zur Alchemia medica des 15. bis 17. Jahrhunderts mit kritischer Edition des Textes. Steiner, Stuttgart 1989, S. 58–63.
  22. „Von menschen blut wasser … C Menschen blut wasser … als ich hernach in mynem grossen bůch erzögen will des glychen Johannes rubicissi in dem bůch quinta essentia.“
  23. Heidelberg Cpg 545, Nürnberg 1474, Blatt 97v–120v. Cpg 545.
  24. Frankfurt, ms.germ. Qu. 17, Elsass, 1. Viertel 15. Jh., Blatt 340v–350v. ms.germ.qu.17. Heidelberg Cpg 638, Elsass/Basel 2. Viertel 15. Jh., Blatt 23v–26v. Cpg 638. Heidelberg Cpg 226, Elsass 1459–1469, Blatt 102r-105r Cpg 226.
  25. Hans J. Vermeer: Cardo benedicta das edilst krautt. In: Gundolf Keil et al (Hrsg.): Fachliteratur des Mittelalters. Festschrift für Gerhard Eis. Stuttgart 1968, S. 421–432.
  26. Gundolf Keil: Kardobenediktentraktat. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Berlin 2004, Bd. XI, Sp. 826–829.
  27. Thomas Richter und Gundolf Keil. Untersuchungen zum Einfluss des Melissen-Traktates auf die neuzeitliche Kräuterbuchliteratur. In: Iliaster. Literatur und Naturkunde in der frühen Neuzeit. Manutius, Heidelberg 1999, S. 241–247.
  28. Agnes Arber: Herbals. Their origin and evolution. A chapter in the history of botany. 1470–1670. Cambridge 1912, S. 45.
  29. Eleanor Sinclair Rhode: The old english herbals. Minerva, London 1922, S. 69, 74.
  30. The vertuose boke of Distillacyon 1527. Digitalisat.
  31. Josef Benzing: Bibliographie der Schriften Hieronymus Brunschwygs. In: Philobiblon. Eine Vierteljahresschrift für Buch- und Graphiksammler. 12 (1968), S. 115–123.
  32. W. Stricker. In: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte. 2. Aufl. Berlin 1932, S. 851.
  33. Otto Brunfels. Herbarum vivae eicones. Band II. Straßburg 1532: De vera herbarum cognitione appendix. S. 183–201: Hieronymi herbarii Argentorat. Apodixis Germanica, ex qua facile vulgares herbas omnes licebit perdiscere, coacta in seriem Alphabeticam („Des Straßburger Kräuterkundigen Hieronymus deutsche Beweisführung, aus der die gemeinen Pflanzen leicht erkannt werden können. In alphabetischer Reihenfolge“) Digitalisat.

Bilder

Commons: Hieronymus Brunschwig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien