Zum Inhalt springen

Scholastik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2003 um 00:34 Uhr durch 80.128.176.127 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Scholastik (v. lat. schola, Schule) ist eine philosophische Richtung, die gegen Ende des 11. Jahrhunderts entstand. Sie löste langsam aber sicher die sprirituell-mystizistisch geprägten Bemühungen der Intellektuellen des frühen Mittelalters ab, in stetiger Suche die Einheit der Seele mit dem Göttlichen herzustellen, und verdrängte deren Ansicht, dieses Streben sei der einzige Sinn menschlichen Geistes.

Die Scholastik war weit rationalistischer geprägt: Sie stellte die menschliche Vernunft in den Vordergrund, und sprach dem menschlichen Geist eine Sinnhaftigkeit zu, die auch zu anderen Zwecken als der inneren Kontemplation eingesetzt werden müsse.

Die Scholastik erreichte ihren Höhepunkt im 13. Jahrhundert. Sie verebbte zu Beginn der Neuzeit am Ende des 15. Jahrhunderts zusammen mit der Bildungshoheit des Klerus.


Zeitlicher Kontext

Kreuzüge

Die Scholastik entstand im Zeitalter der Kreuzzüge. Zu dieser Zeit waren die massiven Umbruchsprozesse, die sich als Folge des Zusammenbruches des römischen Reiches ereignet hatten, abgeebbt. Die Klöster des frühen Mittelalters hatten während dieser Beruhigungsphase die letzten im europäischen Westen verbliebenen kulturellen Reste des Römischen Reiches, wenn auch unter Verschluss, bewahrt. Dieser Grundstock war zwar gering, reichte aber, um Lesekenntnisse sowie die Beherrechung des Lateins und des Griechischen in den neu zusammengewürfelten Völkern des Mittelalters am Leben zu erhalten.

Während der Kreuzzüge erhielt das nun stabilisierte, aber im Grunde auch abgeschottete Heilige Römische Reich nun neue Impulse aus den byzantinischen und arabischen Reichen. Kaiser Otto. II hatte sogar eine Byzantinerin geehelicht, Theophanu.

Wiederentdeckung antiker Schriften

Für die Ausprägung der Scholastik am folgenschwersten ist jedoch wohl die Tatsache, dass im 12. und 13. Jahrhundert viele Schriften des Aristoteles neu entdeckt wurden. Dies betraf unter anderem die Metaphysik, die Physik, und de anima. Auch die Schriften des Ptolemaios kehrten ins "alte Europa" zurück. Diese für das Mittelalter neuen Ideen fanden in den Klöstern, deren Geistesleben (jahrhundertelang im Disput über Finessen der Glaubensauslegung geschult) wieder einen hohen Stand erreicht hatte, fruchtbarsten Boden.

Universitäten

Im 12. Jahrhundert hatten sich bestimmte Klöster zu äußerst bekannten Zentren der Gelehrsamkeit entwickelt, die aus ganz Europa Studenten anzogen. Insbesondere die Augustiner-Abtei des heiligen Viktor in Paris ist hier zu nennen. Der so entstehende Lehrbetrieb begann, sich von den Klöstern abzukapseln. 1215 konnnte dann die Universität Paris, eine als erste Universität eine erzbischöflich abgesegnete, halbwegs ernst zu nennende, Autonomie für sich beanspruchen. Sie sollte sich zum Zentrum des geistigen Aufbruchs in Europa entwickeln.


Kernpunkte und wesentliche Vertreter

Die Scholastik sprach zunächst einmal dem menschlichen Verstand eine zentrale Rolle beim Verständnis des christlichen Glaubens zu. Der Verstand sollte nicht länger nur dem Glauben untergeordnet sein, sondern er sollte dazu dienen, den Glauben zu erforschen, und neue gültige Wahrheiten über den Glauben zu finden.

Hugo von Sankt Viktor war einer der ersten, die diese radikale These aufstellten.

Die Scholastiker vollzogen im Grunde den Schritt von Platon zu Aristoteles erneut: Nicht mehr die Weltverneinung, sondern das Annehmen der Welt und logische Begründung treten in den Fordergrund.

Im 13. Jahrhundert unterscheidet Albert der Große zwischen Wissen, das wissenschaftlich erworben (empirisch begründet und logisch abgeleitet) erworbenen und solchem, das theologisch abgeleitet wird.

Sein Schüler, Thomas von Aquin, hatte sich dann vorwiegend mit der Kritik der konservativen Theologen herumzuschlagen, die das Aufdecken und Ableiten von Naturgesetzen als eine Einschränkung der Allmächtigkeit Gottes betrachteten. Thomas argumentierte dagegen, dass Gott den Menschen mit seinem Verstand und seiner Autonomie geschaffen habe. Diese Gaben hätten ihren Ursprung in der Natur Gottes, so könne ihre tägige Anwendung den Menschen nur näher zu Gott bringen, aber nicht von ihm entfernen. Im Gegenteil: Ein Verzicht auf den Einsatz seiner Fähigkeiten, hieße, dass der Mensch die Erwartungen, die Gott in ihn gelegt habe, indem er ihm diese Fähigkeiten gab, nicht erfüllen würde.


Fortsetzung folgt (wenn sie jemand schreibt!):

  • mehr zur Lehre Thomas von Aquins
  • Gegenströmungen
  • Etablierung Aristoteles'
  • Dante/Astronomie
  • Ockham
  • Aufkommen des Humanismus

Literatur

Eco, Umberto: Der Name der Rose, Hanser-Verlag, München, 1982