Vincent van Gogh
Vincent Willem van Gogh [30. März 1853 in Groot-Zundert bei Breda, Niederlande; † 29. Juli 1890 in Auvers-sur-Oise, Frankreich) war ein niederländischer Maler und einer der wichtigsten Begründer der Moderne.
] (*Lebenslauf
Jugend und Hinwendung zur Kunst
Vincent van Gogh war der erste Sohn des protestantischen Pfarrers Theodorus van Gogh (1822-1885) und der Buchbindertochter Anna Cornelia, geb. Carbentus, (1819-1907). Vincent hatte fünf Geschwister: Anna Cornelia, Theodorus, Elisabeth Huberta, Wilhelmina Huberta und Cornelius Vincent van Gogh. In den von ihm zunächst gewählten Berufen (Hilfslehrer, Hilfsprediger, Buchhändler, Theologe) scheiterte er. Als Hilfsprediger lebte er Religiosität so bizarr und übersteigert, eventuell wahnhaft, dass er diesen Beruf auf Druck seiner Gemeinde und seines Vaters aufzugeben hatte. Der Vater drohte, ihn in das "Irrenhaus" zu schicken und ihn zu enterben. Danach lebte er mit einer ehemaligen Prostituierten zusammen, was von seiner Familie ebenfalls bekämpft wurde. Erst 1880, im Alter von 27 Jahren, entschied er sich als Autodidakt für die Existenz als Künstler. Erste Werke entstanden in den Niederlanden.
1886 ließ er sich in Paris nieder. Im Februar 1888 zog er nach Arles, wo er in Zusammenarbeit mit Paul Gauguin versuchte, eine Künstlerkolonie zu begründen.
Van Goghs Ohr
Eine der am häufigsten mit Van Gogh assoziierten Anekdoten ist der Verlust eines seiner Ohren. Über die tatsächlichen Umstände dieser Begebenheit herrscht keine Klarheit.
Einer Version zufolge schnitt er sich, als es im Dezember 1888 zu einem seiner vielen Zusammenbrüche kam, das rechte Ohr selbst ab, das er kurz danach einer Prostituierten überreichte. Diese Version ist umstritten. Möglich ist, dass er nur einen Teil des Ohrläppchens verletzte oder abtrennte. Ebenfalls wird vermutet, dass er sich in suizidaler Absicht in die Halsschlagader stechen wollte, auch bei seinem vollendeten Suizid war die Kugel nicht sofort tödlich, so dass er später langsam verblutete.
Eine weitere wichtige Deutung der Geschehnisse geht davon aus, dass nicht van Gogh selbst, sondern sein Mitbewohner Paul Gauguin ihm nach einem Streit das Ohr mittels eines Degens abtrennte.
Auch gibt es Vermutungen, dass van Gogh an einer Erkrankung litt, die heute als Morbus Menière bezeichnet wird, ein Schwindel, einhergehend mit Tinnitus. Diese Ohrgeräusche könnten dafür verantwortlich sein, dass er im „Hörwahn“ einen Teil des betroffenen Ohres abschnitt.
Eine andere Vermutung lautet, van Gogh habe an einer Sonderform der Epilepsie, an Syphilis oder an Schizophrenie gelitten. In der psychiatrischen Fachliteratur wird publiziert, dass er an einer affektiven Psychose (bipolare Störung, manisch-depressive Krankheit) litt[1]. Dafür sprechen manche Schilderungen in Briefen und Arztberichten, seine wiederholten depressiven Phasen und seine Phasen voll geballter Schaffensenergie, aber auch teils mit Psychosen und bizarren Verhaltensweisen, sowie die Intensität der Farben und die starken Farbkontraste (blau-gelb) bei den Bildern, die im Jahr vor seinem Psychiatrie-Aufenthalt oder in den Monaten davor gemalt wurden.
Vincent van Gogh trank übermäßig Alkohol, womit man sich das abgeschnittene Ohr ebenfalls erklären könnte. Dies könnte jedoch auch eine Komorbidität einer anderen Grunderkrankung sein. Allerdings sprach der behandelte Arzt in Saint-Rémy-de-Provence in einem Brief davon, dass van Gogh in dieser Hinsicht zurückhaltend sei, und Alkohol- und sonstiger Drogenabusus nichts mit den wiederholten Krankheitsausbrüchen zu tun hätten.
Alkoholismus
Vincent van Gogh war einer der bekanntesten Anhänger der „Grünen Fee“: Wann immer er es sich leisten konnte, trank er Absinth. Auch ansonsten zeigte er große Phantasie, um berauscht zu werden. Deshalb trank er z. B. Terpentin und Kampheröl.
Psychiatrie und Selbsttötung
1889 ging er freiwillig in die psychiatrische Anstalt St-Paul-de-Mausole in Saint-Rémy-de-Provence, setzte aber sein Wirken als Künstler fort. Van Gogh starb durch einen selbst ausgelösten Pistolenschuss in die Brust (Suizid). Er hatte wiederholt an Depressionen gelitten, es gab Spannungen mit seiner Familie, und er hatte sich mit dem Arzt, unter dessen Obhut er zu jener Zeit gestanden hatte, überworfen, da er eine Liebesaffäre mit dessen Tochter anfangen wollte. Es sind neben dem vollendeten Suizid mehrere Suizid-Versuche van Goghs bekannt (z.B. durch das Trinken von Farben und Lösungsmitteln in der Anstalt von Saint-Rémy-de-Provence), darunter kann die Selbstverstümmelung des Ohres auch eingeordnet werden.
Man nimmt an, dass van Gogh an einer bipolaren Störung litt. In seinen Tagebüchern und Briefen berichtete beispielsweise Vincent van Gogh über seine zerrissene Persönlichkeit, seine Depressionen und sein "Irresein" ("d'exaltation ou de délire", "tristesse", "accès", "crises" und "maladie mentale"). Über seine Manien schreibt van Gogh unter anderem in seinem "Brief 607" aus dem Jahr 1890: Ich bin selbst erstaunt, ... dass mir derartig wirre und grässliche religiöse Vorstellungen kommen .... In den Monaten Mai bis Juni 1889 - kurz vor seinem Psychiatrie-Aufenthalt - hatte van Gogh eine erstaunlich große Zahl von Meisterwerken gemalt (Arnold), u.a. seine bekannte und intensiv farbige "Sternennacht" mit Zypressen, die sich als bipolares Bild mit entgegengesetzten Farbe auszeichnet (Vincent van Gogh aus der psychiatrischen Anstalt von Saint-Rémy-de-Provence in einem Brief vom 21. Mai 1889 an Bruder "Theo").
Erfolg zu Lebzeiten
Zeit seines Lebens hatten van Goghs Werke - bis auf sein letztes Lebensjahr - nur wenig Akzeptanz. Widerlegt ist die Behauptung, er habe nur ein einziges Bild (Der rote Weinberg, Arles, November 1888) verkauft: Zahlreiche Briefe mit Vincents Bruder Theo belegen deutlich mehr Verkäufe, auch wenn van Gogh Zeit seines Leben von Almosen, die er insbesondere von Theo erhielt, abhängig blieb. So ist belegt, dass er „Landstraße mit Zypressen“ verkaufte. Allerdings konnte er vom Erlös nur Farben für fünf neue Bilder kaufen. Nach seinem Tod wurden seine Bilder erst wirklich geschätzt.
Malerei
Van Gogh verehrte den Maler Paul Gauguin. Seine Motive waren Landschaften, Räume und Personen, Atmosphären. Es existieren auch viele Selbstportraits.
Typisch an den späteren Werken sind pastoser Farbauftrag (malen mit eingeschränkter Palette) und sein spontaner Pinselduktus (Pinselführung), die starke Farbigkeit und Farbsymbolik. Von manchen als "Falschfarben" charakterisiert, da sie kein "realistisches" äußeres Abbild der gemalten Objekte darstellen, sind sie vielmehr Ausdruck für van Goghs Wahrnehmung der Welt, dem Wesen der Dinge. Die Farben entsprechen emotionalen Stimmungen und Konflikten, wahrscheinlich auch intensiverem Farbempfinden, wie es in Manien oft vorkommt. Auch sonst schein sein Nachtcafe von Leidenschaft und Ruhelosigkeit zu erzählen, die Bilder Straße mit Zypressen oder Sternennacht erscheinen "chaotisch" und voller Dynamik, in Kreisen voller Bewegung strukturiert. Van Gogh gehört aber auch zu den ersten Malern, die den Komplementärkontrast von Farben gezielt einsetzten, was sich beispielsweise in Bildern wie Boote von Saintes-Maries zeigt. Er imitierte die Farbigkeit und Form, transformierte sie jedoch in seine Art der Beobachtung der Welt. Man vermag auch Ausdrucksformen einer bipolaren Störung und seiner zerrissenen Persönlichkeit in solch bewusst starken Farbkontrasten zu sehen. Bilder wie Blick auf Arles unterstreichen seine Verwandtschaft zum Expressionismus. Eines seiner letzten Bilder, Das Getreidefeld mit den Raben wirkt unharmonisch, dissonant und in seiner starken und dennoch nicht fröhlichen Farbigkeit besonders beunruhigend, was auf seinen psychischen Zustand angesichts seines nahenden Suizids hinweisen könnte.
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Die Kartoffelesser (1885)
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Sonnenblumen (1888)
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Das Nachtcafe (1888)
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Sternennacht (1889)
Quellen
- ↑ The American Journal of psychiatry, Ausgabe vom April 2002, Band 159, Seiten 519-526, PMID 11925286
Literatur
- Stefan Koldehoff: Van Gogh - Mythos und Wirklichkeit. DuMont, Köln 2003. ISBN 3-8321-7267-X
- Matthias Arnold: Vincent van Gogh: Biographie, München (Kindler-Verlag) 1993, ISBN 3-463-40205-X. Diese umfangreiche und fundierte Biografie zeichnet sich dadurch aus, dass viele Original-Briefe und sonstige Dokumente darin zum Ausdruck kommen, darunter auch bisher unter Verschluss gehaltene, die einer "Legendenbildung" Vorschub geleistet hatten, so dass der Leser sich anhand der Original-Quellen ein eigenes Bild machen kann.
- Kay Redfield Jamison: Touched with fire. Manic-depressive illness and the artistic temperament, New York 1993, ISBN 0-684-83183-X
- D. M. Field: Van Gogh. Verlag EDITION XXL, 2005. ISBN 3-89736-330-5
Weblinks
- Van Gogh Museum, Amsterdam
- Van Gogh war nicht verrückt (Bericht des WDR)
- Aktuelle Ausstellungen und Werke in Sammlungen Internationaler Kunstführer.
- Gemäldegalerie im Web-Museum mit Erläuterungen. (Englisch)
- www.vangoghgallery.com Ausführliche Biographie und Bildergalerie. (Englisch)
Personendaten | |
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NAME | Gogh, Vincent van |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Maler und einer der wichtigsten Begründer der Moderne |
GEBURTSDATUM | 30. März 1853 |
GEBURTSORT | Groot-Zundert bei Breda, Niederlande |
STERBEDATUM | 29. Juli 1890 |
STERBEORT | Auvers-sur-Oise, Frankreich |