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Smer – slovenská sociálna demokracia

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SMER – sociálna demokracia
Richtung – Sozialdemokratie
Logo der SMER-SD
Parteivorsitzender Robert Fico
Partei­vorsitzender Robert Fico
Gründung 1999
Haupt­sitz Súmračná 25
82102 Bratislava
Aus­richtung Linkspopulismus, Sozialdemokratie
Farbe(n) Rot, Grün
Parlamentssitze 83 von 150 (Nationalrat, 2012)
Internationale Verbindungen Sozialistische Internationale (SI)
Europapartei Sozialdemokratische Partei Europas (SPE)
EP-Fraktion Progressive Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament (S&D)
Website www.strana-smer.sk

SMER – sociálna demokracia (wörtlich Richtung – Sozialdemokratie; vor dem 1. Januar 2005 SMER (tretia cesta)Richtung (Dritter Weg); oft abgekürzt Smer oder SMER-SD) ist eine politische Partei in der Slowakei. Sie gehört der Sozialistischen Internationale an. Wissenschaftlern gilt sie als linkspopulistisch mit sozialdemokratischen Avancen.

Seit den Parlamentswahlen 2006 ist SMER-SD die stimmenstärkste Partei im slowakischen Nationalrat. Parteivorsitzender ist Robert Fico.

Einordnung

Wissenschaftler unterschiedlicher Couleur wie Jane Oispuu[1] (2006), Marianne Kneuer[2] (2006), Miroslav Mareš[3] (2007), Tom Thieme[4] (2007/11), Cas Mudde[5] (2008), Franz Schausberger[6] (2008), Torsten Oppelland[7] (2010) und Karl Magnus Johansson[8] (2014) verorten SMER im Linkspopulismus. Vereinzelt wird sie als „sozialpopulistisch“ bezeichnet, so von Kai-Olaf Lang (2004/05/09).[9] Wolfgang Ismayr (2010) hält sie für mittlerweile sozialdemokratisch.[10] Nach Dieter Segert (2009) bediene sie sich jedenfalls „populistischer Mittel“.[11] Klaus Bachmann (2006) attestierte der Partei, dass sie Gefühle von „Anti-Establishment“ und „Law and Order“ bediene; sie trete überdies „national“ und „euroskeptisch“ auf und bemühe sich in jüngster Vergangenheit um ein sozialdemokratischeres Image.[12] Vladimir Bilcik und Juraj Buzalka (2012) erkennen eher einen sozialkonservativen „Nationalpopulismus“.[13]

Geschichte

Die Partei entstand 1999 durch Abspaltung von der Partei der demokratischen Linken (Strana demokratickej ľavice, SDĽ), die als Nachfolgerin der Kommunistischen Partei der Slowakei entstanden war, wobei Robert Fico in den Meinungsumfragen damals das beliebteste Mitglied der SDĽ war. Die Partei wurde schnell zur populärsten Partei in der Slowakei, während die Popularität der SDĽ konstant zurückging.

2004 war SMER die größte Partei im slowakischen Parlament (Nationalrat der Slowakischen Republik) – sie hatte 25 der 150 Sitze inne. Seit etwa 2004 lag sie in sämtlichen Umfragen vorn.

Am 1. Januar 2005 kam es zu einer Verschmelzung von SMER mit den folgenden kleinen sozialdemokratischen Parteien:

Die so entstandene Partei wurde in „SMER – Sociálna demokracia“ umbenannt.

Im Juni 2006 gewann SMER mit Robert Fico als Spitzenkandidaten die vorgezogenen Parlamentswahlen mit 29 % der Stimmen. Die Partei von Ministerpräsident Mikuláš Dzurinda (SDKÚ) unterlag mit 18 %. Daraufhin ging die SMER eine Koalition mit der rechtsextremen SNS und der konservativen HZDS ein, weshalb die Mitgliedschaft der SMER im Dachverband der europäischen sozialdemokratischen Parteien SPE bis auf weiteres suspendiert wurde. Am 14. Februar 2008 hat das Präsidium der SPE die Wiederaufnahme von SMER in die Sozialdemokratische Partei Europas beschlossen.[14] Dies geschah laut SPE vor allem anderem wegen der von SMER konsequent durchgesetzten sozialdemokratischen Politik in der Slowakei seit dem Wahlsieg 2006 sowie der Tatsache, dass sich keine der Befürchtungen der SPE bezüglich der Slowakischen Nationalpartei (SNS) als Koalitionspartner von SMER bewahrheitet haben.

Die Partei gewann die Parlamentswahlen am 12. Juni 2010 mit 34,8 % der Stimmen und errang mit Abstand die meisten Mandate (62), 12 mehr als 2006.[15] Allerdings musste sie sich trotzdem mit der Oppositionsrolle begnügen, da der bisherige Koalitionspartner HZDS an der Fünfprozenthürde scheiterte und die SNS ebenfalls leichte Stimmenverluste hinnehmen musste, sodass das bisherige Regierungsbündnis ohne Mehrheit blieb. Da die SMER keinen neuen Koalitionspartner fand, bildete Iveta Radičová ein Mitte-rechts-Bündnis der bisherigen Oppositionsparteien SDKÚ und KDH sowie der neu ins Parlament eingezogenen Sloboda a Solidarita und Most–Híd mit 79 von 150 Parlamentssitzen. Robert Fico übernahm das Amt des Parlamentsvizepräsidenten.

Die SMER gewann nach dem Bruch der Regierung Iveta Radičová bei den notwendig gewordenen vorgezogenen Parlamentswahlen in der Slowakei 2012 die absolute Mehrheit der Sitze. Robert Fico übernahm daraufhin am 4. April 2012 erneut das Amt des Ministerpräsidenten. Seiner Regierung gehören neben Mitgliedern der SMER auch vier Parteilose an.

Ergebnisse der SMER-SD bei den Slowakischen Parlamentswahlen

Jahr Prozent der Wählerstimmen Errungene Parlamentssitze Regierungsbeteiligung/ Opposition
Parlamentswahlen 2002 13,46 % 25 Opposition
Parlamentswahlen 2006 29,14 % 50 In Koalitionsregierung bestehend aus SMER-SD, ĽS-HZDS und SNS unter Ministerpräsident Robert Fico (SMER-SD). Siehe Regierung Robert Fico I.
Parlamentswahlen 2010 34,79 % 62 Opposition
Parlamentswahlen 2012 44,41 % 83 Alleinregierung unter Robert Fico nach absoluter Mehrheit. Siehe Regierung Robert Fico II.

Einzelnachweise

  1. Jane Oispuu: Die Europäischen Parteien. Zwischen Erweiterung und Selbstbehauptung. In: Integration 29 (2006) 1, S. 69–75, hier: S. 71.
  2. Marianne Kneuer: Demokratisierung durch die EU. Süd- und Ostmitteleuropa im Vergleich. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-15077-2, S. 315.
  3. Miroslav Mareš: Länderporträt Slowakei. In: Uwe Backes, Eckhard Jesse (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie. 19. Jahrgang (2007), Nomos, Baden-Baden 2007, ISBN 978-3-8329-3168-1, S. 237–262, hier: S. 253.
  4. Tom Thieme: Hammer, Sichel, Hakenkreuz. Parteipolitischer Extremismus in Osteuropa. Entstehungsbedingungen und Erscheinungsformen (= Schriftenreihe Extremismus & Demokratie. Band 16). Nomos, Baden-Baden 2007, ISBN 978-3-8329-3036-3, S. 177; ders.: Extremismus in der Slowakai. In: Eckhard Jesse, Tom Thieme (Hrsg.): Extremismus in den EU-Staaten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-17065-7, S. 345–359, hier: S. 339.
  5. Cas Mudde: Radikale Parteien in Europa. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 47/2008 (online).
  6. Franz Schausberger: Die Regionalwahlen 2001 und 2005 in der Slowakei. In: Europäisches Zentrum für Föderalismus-Forschung (Hrsg.): Jahrbuch des Föderalismus 2008. Föderalismus, Subsidiarität und Regionen in Europa. Nomos, Baden-Baden 2008, ISBN 978-3-8329-3829-1, S. 407–421, hier: S. 417.
  7. Torsten Oppelland: Institutionelle Neuordnung und Demokratisierung. In: Olaf Leiße (Hrsg.): Die Europäische Union nach dem Vertrag von Lissabon. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-16072-6, S. 79–96, hier: S. 92.
  8. Karl Magnus Johansson: How Populist Parties Organize. PESO Research Report No. 2 (2014), S. 23.
  9. Kai-Olaf Lang: Rebellion der Ungeduldigen Populismus in Ostmitteleuropa. In: Osteuropa 59 (2009) 2/3, S. 333–348, hier: S. 338; ders.: Politische Profile der neuen Mitgliedstaaten aus Ostmitteleuropa und ihre Bedeutung für die Europäische Union. In: Integration 27 (2004) 1, S. 12–27, hier: S. 21; ders.: Populismus in Ostmitteleuropa. Manifestationsformen, Besonderheiten und Chancenstrukturen. In: Rudolf von Thadden (Hrsg.): Populismus in Europa. Krise der Demokratie? (= Genshagener Gespräche. Bd. 7). Wallstein Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-944-9, S. 137–153, hier: S. 145.
  10. Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Osteuropas im Vergleich. In: Ders. (Hrsg.): Die politischen Systeme Osteuropas. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-16201-0, S. 9–78, hier: S. 58.
  11. Dieter Segert: Die Politik der post-kommunistischen Linken in Mittel- und Osteuropa. der Einfluss auf die Konsolidierung oder Gefährdung der Demokratie. In: Uwe Backes, Tytus Jaskułowski, Abel Polese (Hrsg.): Totalitarismus und Transformation: Defizite der Demokratiekonsolidierung in Mittel- und Osteuropa (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Bd. 37). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-36911-1, S. 119–134, hier: S. 128.
  12. Klaus Bachmann: Populistische Parteien und Bewegungen in Mittelosteuropa. In: Frank Decker (Hrsg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14537-1, S. 216–232, hier: S. 228.
  13. Vladimir Bilcik, Juraj Buzalka: Slovakia. In: Donnacha Ó Beacháin, ‎Vera Sheridan, ‎Sabina Stan (Hrsg.): Life in Post-communist Eastern Europe After EU Membership. Happy Ever After?. Routledge, New York 2012, ISBN 978-0-415-68084-4, S. 55–72, hier: S. 67.
  14. Smer ab 2009 SPE-Vollmitglied? – orf.at, aufgerufen am 5. Mai 2008
  15. Pravica môže vládnuť, má tesný náskok, SME. Abgerufen am 13. Juni 2010 (slowakisch).