Zum Inhalt springen

Anonymität im Internet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Juni 2004 um 12:53 Uhr durch Epo (Diskussion | Beiträge) (erw.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Bei Aktivitäten im Internet fühlen sich viele Benutzer anonym. Diese Anonymität ist jedoch trügerisch. Grundsätzlich erfährt die Gegenseite bei der Kommunikation die IP-Adresse. Doch auch Cookies oder Browserinformationen können ohne Wissen des Anwenders weitergegeben werden.

Mit der IP-Adresse eines Benutzers kann der Anbieter von Internetdiensten die tatsächliche Identität des Benutzers nicht ermitteln, er kann jedoch Hinweise wie den Provider und oft auch noch Land und Region herausfinden. Für die Identität muss eine Anfrage beim Provider erfolgen, dieser besitzt die nötigen Daten. Andere Teilnehmer können sich über das Verhalten dieses Benutzers bei dessen Provider beschweren, welcher dann in der Regel Maßnahmen für diesen Benutzer ergreift (z. B. Sperrung). Strafverfolgungsbehörden können natürlich die Herausgabe der Identität eines Benutzers verlangen, wenn mit dieser IP Straftaten begangen wurden.

Um die IP-Adresse beim Surfen zu verschleiern, werden oft anonymisierende Proxyserver benutzt. Der Proxybetreiber kennt aber immer noch die IP-Adresse des Nutzers, und kann diese auf Anfrage herausgeben. Um das zu vermeiden bauen bestimmte Tools Ketten von Proxies auf, zwischen denen der Verkehr verschlüsselt wird. Diese Variante ist langsam, aber recht sicher, da nur eine fehlende Zwischenstation die Rekonstruktion unmöglich macht. Tools die das verwirklichen sind JAP oder das Hackertool 6/4. Diese werden von manche als diskreditiert angesehen, erfüllen nach dieser Auffassung ihren Zweck nicht mehr im vollen ursprünglichen Umfang. Trotzdem bietet etwa JAP zuverlässig Anonymität gegenüber privaten Datensammlern oder etwa dem Internetprovider. Auch staatliche Stellen haben normalerweise keinen Zugang zu den Verbindungsdaten von JAP, da diese nicht gespeichert werden. In einem Fall wurden die Betreiber von JAP an der Technische Univerität Dresden von Strafverfolgungsbehörden gezwungen eine Trackfunktion in ihre Software zu integrieren um den Zugriff auf eine bestimmte Internetadresse zu dokumentieren. Diese Funktion wurde aber wieder deaktiviert nachdem die JAP-Betreiber sich vor Gericht gegen die Strafverfolgungsbehörden durchsetzen konnten. Zudem ist die von JAP verwendete Software Open Source Software, so dass die Funktionsweise von jederman kontrolliert werden kann und der Einbau der Trackfunktion auch recht schnell auffiel. Immerhin macht die Verwendung von JAP es den staatlichen Stellen sehr viel schwieriger an Verbindungsdaten zu kommen. Zusätzlich müssen staatliche Stellen damit rechnen dass andere über die Überwachung eingeweiht sind und diese notfalls sogar vor Gericht vertreten werden muss. Deswegen bildet JAP eine zusätzliche Kontrolle, dass eine Überwachung nur bei wirklich begründetem Interesse stattfindet und nicht etwa unkontrolliert auf eigene Faust.

Will man anonym Daten veröffentlichen oder Dateien tauschen, kommen anonyme Peer-to-Peer-Netzwerke zum Zug. Sie funktionieren ähnlich, mit mehreren Zwischenstationen und Verschlüsselung an jedem Pfad. Vertreter dieser Sparte sind Freenet, Mnet und Gnunet.

Um anonyme E-Mails versenden zu können oder anonym Usenet-Postings zu erstellen benutzt man so genannte Remailer. Diese funktionieren ähnlich wie ein Proxy, nur für E-Mails: Die Nachricht wird von dem Remailer weiterversendet, so dass dieser als Absender auftaucht. Ein Remailer-Dienst ist Mixmaster.

Strafverfolgungsbehörden haben Schwierigkeiten mit der Aufklärung, wenn bei über das Internet verübten Verbrechen solche Verschleierungsmechanismen genutzt werden. Daher wird von ihrer Seite eine Einschränkung oder sogar eine Illegalisierung solcher Dienste gefordert. Andererseits wird von Verfechtern der Anonymität argumentiert, das gerade durch Anonymität die Sicherheit des Einzelnen, aber auch der Gesellschaft als Ganzes erhöhen werden kann, da anders ein Missbrauch von legal oder illegal gesammelten Daten in der Praxis nicht zu verhindern ist. So ist es etwa jedem Provider von Internetdiensten, aber auch dem Arbeitgeber am Internetarbeitplatz oder auch nur einem technisch versierten Bastler mit Zugang zur Telefonverteileranlage in einem privaten Wohnhaus, ein leichtes Verbindungs- und Kommunikationsdaten auszuspähen. Damit könnte ein sehr detailliertes Persöhnlichkeitsprofil des jeweiligen Internetnutzers erstellt werden. Trotz Datenschutzgesetzen ist solch ein Missbrauch in der Praxis, z.B. auch durch einzelne kriminelle Angestellte eines Providers mit Zugang zur Infrastruktur, praktisch nicht immer zu verhindern. Einige Provider weisen in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen auch mehr oder wenige offen auf diese Gefahr hin.

Persöhnlichkeitsprofile können sehr intime Daten wie beispielsweise soziale Kontakte, Informationmen über finanzielle Probleme, oder gar, weil das Internet heutzutage sehr viel genutzt wird um medizinsche Informationen zu recherchieren, Angaben über Krankheiten enthalten. Solche Informationen bieten vielfältige Möglichkeiten zum Missbrauch. Das reicht vom noch recht harmlosen Versenden gezielter Werbung bis zu Erpressungen, Manipulationen, Verkauf der Daten an interresierte Kreise oder noch Schlimmerem. Anonymität im Internet ist also in diesem Sinn sogar eine Voraussetzung für Sicherheit.

Wichtig ist die Anonymität um die Redefreiheit zu sichern, vorallem in totalitären Staaten, und auch die Privatsphäre vor Rasterdatenerfassung, z.B. durch Werbefirmen zu schützen. Zudem schützt die Anonymität auch vor dem Anwachsen der Macht von demokratisch oft nur schwer zu kontrollierenden staatlicher Institutionen und Bürokratie, insbesondere auch vor ausländischen aber auch inländischen Geheimdiensten.


Vorlage:WikiReader Internet