Ingolf Gorges
Ingolf „Ingo“ Gorges (* 8. April 1940 in Magdeburg[1]; † 24. Mai 2008 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler. Besonders bekannt war er in der DDR, die er 1977 nach Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns verließ.
Leben
Nachdem Gorges die Schule mit 14 Jahren verlassen hatte, wurde er zunächst Kupferbergmann im Mansfelder Land. Von 1958 bis 1961 machte er eine schauspielerische Ausbildung an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg. Er arbeitete am Theater der Freundschaft (heute Theater an der Parkaue) Berlin, am Deutschen Theater Berlin, am Friedrichstadtpalast und war seit 1969 Mitglied des Schauspieler-Ensembles beim Fernsehen der DDR und spielte in zahlreichen Serien und Spielfilmen des DDR-Fernsehens sowie der DEFA mit.
Nach seiner Übersiedlung nach West-Berlin arbeitete Gorges als Sprecher für den Rundfunksender RIAS. Er war an verschiedenen Theatern tätig, u.a. in Köln, Frankfurt a.M. und bei den Stachelschweinen, der Komödie und beim Renaissance-Theater in Berlin. Gorges absolvierte etliche Tourneen, auch in die Schweiz und nach Österreich, z.B. mit Sappho unter Wolfgang Liebeneiner, Amadeus unter Gerhard Klingenberg und Gefährliche Liebschaften unter der Regie Manfred Wekwerths. Gorges gastierte u.a. bei den Karl-May-Festspielen. Zwischendurch wirkte er immer wieder an Film- und Fernsehproduktionen mit, auch als Synchronsprecher. Dabei lieh er seine Stimme u.a. Bernard Giraudeau (Bilitis), Denis Lawson (als Wedge in Krieg der Sterne) und David Lynch (Twin Peaks).
Sport
Gorges betrieb viele Jahre sein Hobby als Amateurboxer. Nach seiner Übersiedlung in den Westen begann er Tennis zu spielen und gewann im Seniorenalter mit verschiedenen Mannschaften mehrfach die Verbandsmeisterschaften des Tennisverbandes Berlin-Brandenburg. Er absolvierte 14 Marathonläufe, u.a. zwei in New York und spielte begeistert Fußball, zuletzt in der Ü60 des SC Lankwitz.
Anekdoten
Im Jahr 1963 schlug Gorges im Rahmen einer Kneipenstreitigkeit in Ost-Berlin einem Gast mehrere Zähne aus. Der „Schläger“ hatte Glück: Sein Opfer war durch Zufall der amerikanische Armee-Captain Alfred Svenson, der als Spion enttarnt von der Volkspolizei verhaftet wurde. Statt einer möglichen Strafe wegen Körperverletzung erhielt Gorges vom Ministerium für Staatssicherheit die Dr.-Richard-Sorge-Medaille, eine hohe Auszeichnung. So war es nur folgerichtig, dass er ab dem Jahr 1969 in der DDR-Spionageserie Rendezvous mit Unbekannt die Rolle des MfS-Leutnant Faber spielte. Nach der Wende wurde aus den Stasiakten Gorges betreffend jedoch deutlich, dass er und seine Ehefrau in der DDR umfassend überwacht worden sind, insbesondere nachdem Gorges, etwa durch einen kritischen Brief an den Staatsrat, den DDR-Organen negativ aufgefallen war.
Über Ingolf Gorges schrieb Manfred Gebhardt in seinem Buch Die Nackte unterm Ladentisch, dass Gorges einer derjenigen DDR-Prominenten war, von dem die Frauen am ehesten ein Nacktbild veröffentlicht haben wollten. Manfred Gebhardt war von 1979 bis 1991 Chefredakteur von Das Magazin.
Schriften
- Hühneraugen. Elf mehr oder minder heitere Begebenheiten aus der Feder eines Gauklers. Berlin 2004, Kopfjaeger-Verlag, ISBN 3-00-012473-X
Filmografie
- 1960: Das Rabauken-Kabarett
- 1962: Oh, diese Jugend (TV)
- 1963: Der Neue (TV)
- 1963: For Eyes Only
- 1964: Die Allerschönste (TV)
- 1964: Pension Boulanka
- 1965: Erlesenes (TV)
- 1966: Mord an Rathenau (TV)
- 1967: Die gefrorenen Blitze
- 1968: Im Himmel ist doch Jahrmarkt
- 1968: Wege übers Land (TV-Mehrteiler)
- 1968: Die Toten bleiben jung
- 1969: Befreiung (Episode)
- 1969: Rendezvous mit unbekannt
- 1971: Der Sonne Glut (TV)
- 1971: Anflug Alpha 1
- 1971: Polizeiruf 110: Der Fall Lisa Murnau (TV-Reihe)
- 1972: Meine Schwester Tilli (TV)
- 1973: Wenn die Tauben steigen (TV)
- 1974: Hallo Taxi (TV)
- 1974–1976: Zur See (TV-Serie)
- 1976: Die Regentrude
- 1976: Polizeiruf 110: Schwarze Ladung (TV-Reihe)
- 1977: Ein Schneemann für Afrika
- 1978: Aufwind
- 1978: Ein Tag passiert Revue (TV)
- 1980: Hunderttausend Taler(TV)
- 1981: Die Grenze (TV)
- 1982: Schuld sind nur die Frauen (TV)
- 1984: Ich heirate eine Familie (TV)
- 1984: Der blinde Richter (TV)
- 1985: Der sexte Sinn (TV)
- 1985: Die Schwarzwaldklinik
- 1996: Midnight in St. Petersburg (TV)
Hörspiele
- 1970: Helga Pfaff: Die Schildbürger (Amal) – Regie: Horst Liepach (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1970: Bodo Schulenburg: Der Nachtigallenstern (Soldat) – Regie: Christa Kowalski (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1973: Arne Leonhardt: Schach der Dame oder Wie ich zu einem Mann kommen sollte (Timo) – Regie: Werner Grunow (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1974: Wolfgang Müller: Die Spur des Helfried Pappelmann (Brallo) – Regie: Wolfgang Schonendorf (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1974: Herbert Fischer: Autofahrt (Dieter) – Regie: Fritz Göhler (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1974: Günter Spranger: Zur Fahndung ausgeschrieben: Sabine (Gert Mehnert) – Regie: Albrecht Surkau (Hörspielreihe: Tatbestand, Nr. 3 – Rundfunk der DDR)
- 1992: Clemens Brentano: Die Mährchen vom Rhein und dem Müller Radlauf (Müller Radlauf) – Regie: Peter Groeger (Kinderhörspiel – DS Kultur)
- 1994: Horst Bosetzky: Volles Risiko (Volker Vogelei) – Regie: Albrecht Surkau (Kriminalhörspiel – DLR)
- 1996: Karl Kirsch: Arthur – Regie: Albrecht Surkau (Kriminalhörspiel – DLR)
Auszeichnungen
- 1974: Fernsehliebling, gewählt von den Lesern der Zeitschrift FF dabei
Weblinks
- Ingolf Gorges bei IMDb
- Literatur von und über Ingolf Gorges im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ingolf Gorges in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- ↑ F.-B- Habek, Volker Wächter, Lexikon der DDR-Stars, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, S. 105.
Personendaten | |
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NAME | Gorges, Ingolf |
ALTERNATIVNAMEN | Gorges, Ingo (Spitzname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 8. April 1940 |
GEBURTSORT | Magdeburg |
STERBEDATUM | 24. Mai 2008 |
STERBEORT | Berlin |