Kleingarten
Der Kleingarten, auch Schrebergarten, bezeichnet eine Anlage von Gartengrundstücken, oft entlang von Bahnlinien in städtischen Gebieten, die von Vereinen (Kleingärtnervereinen) verwaltet und günstig an Mitglieder verpachtet werden. Sie sollen der Erholung in der Natur dienen und Stadtbewohnern den Anbau von Obst und Gemüse ermöglichen. Heute findet man in diesen Gärten aber auch Zierpflanzen. In der Regel befindet sich eine Laube auf jedem Grundstück. Geregelt wird das Kleingartenleben durch die jeweilige Kleingartenordnung eines jeden Vereins.

Der Begriff der Kleingärtnerischen Nutzung, der in der Praxis häufig zu Streitigkeiten führt, ist in § 1 Absatz 1 des Bundeskleingartengesetzes (BKleinG) definiert: "Ein Kleingarten ist ein Garten, der 1 . dem Nutzer (Kleingärtner) zur nichterwerbsmäßigen gärtnerischen Nutzung, insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, und zur Erholung dient (kleingärtnerische Nutzung) und (…)."
In den neuen Bundesländern wird oftmals der sogenannte Bestandsschutz angewendet (beispielsweise bei der zulässigen Größe der Lauben), da hier die damaligen gesetzlichen Bestimmungen berücksichtigt werden müssen.
Die von den Gemeinden meist pachtbaren Grundstücke werden auch als Grabeland bezeichnet.
Kleingärtner bezeichnen sich gegenseitig als "Gartenfreunde" (im Schriftverkehr abgekürzt "Gfd").
Geschichte
Die Kleingartenbewegung geht auf Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber zurück, einen Arzt und Reformpädagogen aus Leipzig.
1864 gründete der Leipziger Pädagoge und Schuldirektor Dr. phil.Ernst Innozenz Hauschild den "Schreberverein", den er nach seinem verstorbenen Kollegen und Mitstreiter Schreber benannte. Hauschild pachtete eine Spielwiese und legte dort kleine Blumengärten an, die von Schulkindern bepflanzt und gepflegt werden sollten. Bald gingen diese Gärtchen in die Obhut der Eltern über und 1869, als die Initiative bereits rund 100 Parzellen umfasste, gab sie sich eine Vereinssatzung. Geräteschuppen, Lauben und Zäune wurden errichtet, und 1891 waren bereits 14 weitere Schrebervereine in Leipzig gegründet worden. Die historische Kleingartenanlage "Dr. Schreber" steht heute unter Denkmalschutz.
Kleingartengebiete wurden vielerorts in Europa ausgewiesen, um der Bevölkerung vor allem in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg eine bessere Ernährung zu ermöglichen. Aufgrund des Wohnungsmangels in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wurden in Kleingartenanlagen die Lauben oft ungenehmigt erweitert und wohnbar gemacht. Diese Schwarzbauten wurden von der Stadtverwaltung meist geduldet und den Bewohnern lebenslanges Wohnrecht zugestanden. So kommt es, dass bis heute in alten Kleingartenanlagen noch kleine Wohnhäuser zu finden sind.
Literatur
- Isolde Dietrich: Hammer, Zirkel, Gartenzaun. Die Politik der SED gegenüber den Kleingärtnern. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2003. ISBN 3-8311-4660-8
- Hartwig Stein: Inseln im Häusermeer. Eine Kulturgeschichte des deutschen Kleingartenwesens bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Lang, Frankfurt a.M., 1998. (zweite, korrigierte Auflage: 2000, ISBN 3-631-36632-9)
- Peter Warnecke: Laube, Liebe, Hoffnung. Kleingartengeschichte. Wächter, Berlin 2001. ISBN 3-00-007508-9
Siehe auch
Weblinks
- Suchmaschine für Kleingärtner und Gartenfreunde
- Artikel Schrebergärten im Historischen Lexikon der Schweiz
- Bundesverband Deutscher Gartenfreunde
- Gesetze rund um den Kleingarten
- Deutsches Kleingärtnermuseum in Leipzig
- Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V.
- Bundeskleingartengesetz
- Die Geschichte der Kleingärten in Österreich