Entdeckung der Staßfurter Kalisalzlagerstätte
Die ersten Kalischachtanlagen der Welt liegen inmitten des Stadtgebietes von Staßfurt.

Die Erkundungsarbeiten auf dem Salinehof
Bekanntlich befand sich die Saline Staßfurt seit dem Jahre 1797 in preußischem Besitz.
In dem Bemühen der Salineverwaltung ein aufwendiges Gradieren der nur etwa 17prozentigen natürlichen Sole zu vermeiden sowie in der festen, gutachterlich gestützten Überzeugung, dass auch hier, wie bereits zuvor bei Jagstfeld durch eine Tiefbohrung ein großes Steinsalzlager nachgewiesen worden war, Steinsalz auch hier im Untergrund lagern würde, schritt man zum Abteufen einer Tiefbohrung unmittelbar auf dem Kokturhof (= alte Bezeichnung für einen Salinehof; kommt vom Lateinischen „coctura“: das Kochen) der Saline. Am 23. April 1839 wurde auf der Sohle eines 62 Fuß tiefen Bohrschachtes (1 preußischer Fuß = 31,385 cm, also in rd. 19,5 m Tiefe) eine Bohrung angesetzt.
„[…]" Die Bohrung schritt bei den unvollkommenen Mitteln der damaligen Bohrtechnik nur sehr langsam fort. Der Gehalt der Soole war mit dem Fortschritt der Teufe bis 244 m allmälig auf 21,9 pCt. NaCl gestiegen; alsdann zeigte sie plötzlich, ohne daß sonstige Veränderungen beim Bohren wahrzunehmen gewesen wären, ein spez. Gew. von 1,205, das einer gesättigten Kochsalzlösung entsprach. Bei 249,5 m fanden sich im Bohrschmande [= Bohrschlamm] die ersten Steinsalzspuren; von 259 m bis 581 m bohrte man im Steinsalz.“[1]
Nach insgesamt 12 Jahren Bohrarbeiten wurden diese am 31. Mai 1851 bei einer Endteufe von 581 m eingestellt. Zur allgemeinen Enttäuschung enthielt die gewonnene Sole "Bittersalze" und war so für den Siedebetrieb ungeeignet. Die chemische Untersuchung einer Tiefenprobe ergab folgende Zusammensetzung: 4,01 % schwefelsaure Magnesia, 19,43 % Chlormagnesium, 2,24 % Chlorkalium, 5,61 % Chlornatrium und 68,71 % Wasser bei einer Dichte von 1,3 g/ml. Überlegungen, den Bereich der durchbohrten "Bittersalz-Schichten" abzudämmen um danach nur im reinen Steinsalz zu solen, mussten aufgrund des geringen Bohrlochdurchmessers verworfen werden.
„[…]" Das in einer Conferenz vom 20. und 21. November 1851 endgiltig gemäß der Denkschrift des Geheimen Bergraths v. Carnall beschlossene Abteufunternehmen wurde unter die Oberleitung des Bergamtes zu Halberstadt, insbesondere dessen Directors Küper, gestellt, dem der Berggeschworne Oemler und der Bauinspektor Redtel zur spezieellen Leitung überwiesen wurden. Die Salinenverwaltung hatte hingegen die Kassen- und Rechnungsangelegenheiten zu besorgen. Es wurde beschlossen, sogleich mit zwei Schächten niederzugehen, von denen der eine, welcher als Kunstschacht [= Schächte, in denen ein Kunstgestänge zur Hebung des Grubenwassers eingebaut war. [2]] zu dienen hätte, dem anderen, dem Förderschachte, stets um einiges vorausgetrieben werden sollte, damit die erschrotenen Wasser dem ersteren zugeführt werden konnten. Hierzu wurde eine öftere querschlägige Verbindung der beiden Schächte vorgesehen, die durch vier Querschläge bei 40 m, 123 m, 182 m und 257 m Wasseraufschlüssen entsprechend angelegt wurden."“[3]
Das Abteufen der Schächte
Das eigentliche Schachtabteufen begann am 9. Februar 1852. Der "v. d. Heydt-Schacht" wurde viereckig (lichte Weite 11 2/3 Fuß lang und 8 Fuß; ergo ca. 3,7 m x 2,5 m), der "v. Manteuffel-Schacht" in runder Querschnittsform (lichte Weite 8 Fuß und 8 Zoll; ergo ca. 2,70 m Durchmesser) angehauen.
Zunächst durchteufte der "v. d. Heydtschacht":
„[…]" 4 Lachter 28 Zoll aufgeschüttetes Gebirge und Diluvialkies [Diluvialkies, pleistozäne Sande/Kiese aus eiszeitlichen (Eiszeit, Diluvium) Ablagerungen], von da ab aber die verschiedenen Schichten der bunten Sandsteingruppe, unter denen ein rother, mehr oder weniger fester Schieferletten vorherrscht, mit einzelnen sandigen Lagen, auch Bänken von feinkörnigem Sandstein, sowie von Roggenstein oder von sehr festem Grauen Kalkstein (Hornstein). An diesen Einlagerungen liess sich, obwohl auch nicht immer deutlich, die Schichtung des Gebirges abnehmen, während in dem Schieferletten [= Schieferton [4]] meistens nur eine unregelmässige Bankabtheilung zu bemerken ist, welche überdies durch die bunten (grünen, gelben und grauen) Streifungen verdunkelt wird. Nach der Lage jener Zwischenschichten schwankte das Einfallen zwischen 33 und 42 Grad, mit westlicher Richtung".“[5]



Einzelnachweise
- ↑ Johannes Westphal: Geschichte des Königlichen Salzwerkes zu Staßfurt unter Berücksichtigung der allgemeinen Entwicklung der Kaliindustrie. Denkschrift aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Staßfurter Salzbergbaus. Zeitschrift für das Berg,- Hütten- und Salinenwesens im Preußischen Staate 50, (1902), B. Abhandlungen, Seite 11.
- ↑ Schacht (Bergbau)
- ↑ Johannes Westphal: Geschichte des Königlichen Salzwerkes zu Staßfurt unter Berücksichtigung der allgemeinen Entwicklung der Kaliindustrie. Denkschrift aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Staßfurter Salzbergbaus. Zeitschrift für das Berg,- Hütten- und Salinenwesens im Preußischen Staate 50, (1902), B. Abhandlungen, Seite 13.
- ↑ http://de.academic.ru/dic.nsf/meyers/124320/Schieferton
- ↑ "Das Abteufen der Steinsalzschächte zu Staßfurt im Jahre 1852" -In: Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem Preussischen Staate, Erster Band. Herausgeber R. von Carnall; Verlag von Wilhelm Hertz, Berlin 1854, Seite 200.
Literatur
- Friedrich Schöndorf: "Jubiläums-Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Salzbergwerks Neu-Staßfurt 1871 - 1921". Verlag Wilhelm Riemschneider Hannover, 1921
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