Paul Kampffmeyer
Paul Kampffmeyer (* 1864 in Berlin; † 1945 in Berlin-Wilhelmshagen) war ein deutscher Publizist. Er sympathisierte mit dem Anarchismus, wandte sich später der Gartenstadt-Bewegung zu und engagierte sich in der SPD. Paul war der Bruder von Bernhard Kampffmeyer und der Cousin von Hans Kampffmeyer.
Paul Kampffmeyer war Gründungsvorstand der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft (seit 1902), die er ab 1909 als Geschäftsführer leitete. Frühe Beispiele finden sich in Karlsruhe und Dresden, 1912 folgte in Berlin am Falkenberg im heutigen Stadtbezirk Treptow die erste Berliner Gartenstadt.
1890 schloss er sich der Oppositionsgruppe "Die Jungen" an. 1891 wurde er Mitglied des Vereins unabhängiger Sozialisten. Als dieser jedoch zunehmend anarchistische Wege ging, wandte sich Kampffmeyer von ihm ab und wechselte zur SPD, wo er sich im Bereich Sozialpolitik engagierte. Von 1921 bis 1933 leitete er das SPD-Parteiarchiv.
Paul Kampffmeyer war zusammen mit seinem Bruder Bernhard aktives Mitglied des Friedrichshagener Dichterkreises. Das Haus von Paul und Bernhard Kampffmeyer in der Ahornallee 19 in Friedrichshagen (damals vor den Toren Berlins) wurde nach 1890 zum Treffpunkt des Kreises. Zu den Mitgliedern des Friedrichshagener Dichterkreises zählten damals unter anderem Gerhart Hauptmann, Frank Wedekind, Erich Mühsam, Fidus, die Gebrüder Heinrich und Julius Hart sowie Wilhelm Bölsche und andere. Wilhelm Bölsche lebte dort zeitweilig zur Miete und Paul Kampffmeyer heiratete 1897 Adele Bölsche.
Als Publizist gab er zunächst ab 1890 die "Volksstimme Magdeburg" heraus. In den Jahren 1899 bis 1900 war er Herausgeber der "Deutschen Krankenkassenzeitung" und von 1907 bis 1921 der "Münchener Post". Er lieferte zahlreiche Beiträge für die "Sozialistischen Monatshefte". Zu seinen häufig zitierten Beiträgen gehören "Zur Entwicklungsgeschichte des Kapitalismus in Deutschland" (1890), "Ist der Sozialismus mit der menschlichen Natur vereinbar?" (1891), "Die Baugenossenschaften im Rahmen eines nationalen Wohnungsreformplanes" (1900), "Von der mittelalterlichen Kleinstadt zur modernen Großstadt" (1904), "Die Prostitution als soziale Klassenerscheinung und ihre sozialpolitische Bekämpfung" (1905), "Die Sozialdemokratie im Lichte der Kulturgeschichte" (3. Auflage 1907), "Geschichte der Gesellschaftsklassen in Deutschland" (1910), "Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie" (1919), "Die Sozialdemokratie im Lichte der Kulturentwicklung" (1920), "Geschichte der modernen Gesellschaftsklassen in Deutschland" (1921), "Der Geist des neuen sozialdemokratischen Programms" (1922), "Fritz Ebert" (1923), "Der Fascismus in Deutschland" (1923), "Der Nationalsozialismus und seine Gönner" (1924), "Vom Zunftgesellen zum freien Arbeiter" (1924), "Die erste deutsche Revolution" (1925), "Lasalle, Erwecker der Arbeiterkulturbewegung" (1925), "Die Sozialdemokratie in der deutschen Geschichte bis zur Reichsgründung" (1926), "Wilhelm Liebknecht, der Soldat der Revolution" (1926), "Vor dem Sozialistengesetz" (1928), "Unter dem Sozialistengesetz" (1928) und "Georg von Vollmar" (1930). Nach der Machtübernahme durch die NSDAP stellte er seine Publikationstätigkeit weitgehend ein und zog sich aus der Politik zurück.
Literatur
- Kampffmeyer, Paul: Blutsverwandte deutsche Familien im Wandel der Jahrhunderte. Dallmeyer, Greifswald, 1939 (Geschichte der Familie Kampffmeyer)
- Cepl-Kauffmann, Gertrude; Kauffeldt, Rolf: Berlin-Friedrichshagen: Literaturhauptstadt um die Jahrhundertwende. Der Friedrichshagener Dichterkreis. Klaus Boer Verlag, 1994.
- Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Bibliographie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
- Eberlein, Alfred: Die Presse der Arbeiterklasse und der sozialen Bewegungen. Topos Verlag, Frankfurt/M. 1968/70, 4 Bde. und 1 Registerbd.
Weblinks
- Friedrichshagener Dichterkreis
- Literatur von und zu Paul Kampffmeyer