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Henderson (Pitcairninseln)

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Henderson (Pitcairninseln)
Datei:Karte Pitcairninseln.png
Lage von Henderson

Die 10 km lange und 5 km breite, unbewohnte Insel Henderson gehört zur Inselgruppe der Pitcairninseln und liegt bei 24° 22’ Süd und 128° 19’ West im Südost-Pazifik. Sie ist nicht vulkanischen Ursprunges wie Pitcairn, sondern ein aus dem Meer ragendes Korallenriff.

Geologie

Henderson ist ein sogenanntes „gehobenes Atoll“. Ursprünglich war die Insel - wie viele im Südpazifik - ein klassisches Atoll, d. h. ein Ring von Koralleninseln, der sich um einen zwischenzeitlich im Meer versunkenen Zentralberg vulkanischen Ursprungs gebildet hatte. Durch weitere vulkanische Aktivitäten, die zum Entstehen der Insel Pitcairn geführt haben, erfolgte eine Verformung der Erdkruste derart, dass das Henderson-Atoll noch weiter über die Meersoberfläche angehoben wurde. Dies führte zur Entstehung des für Henderson charakteristischen tafelbergähnlichen Plateaus. Das Plateau besteht aus porösem Kalkstein des späten Tertiär und ist stark verkarstet. Der Karst und die scharfkantigen, verwitterten Korallenspitzen machen heute das Begehen des Inselinneren nahezu unmöglich. Innerhalb einer erdgeschichtlich sehr kurzen Zeit hat sich dann um die Insel ein neuer Korallensaum gebildet. Gehobene Atolle kommen nur selten vor.

Auf Henderson gibt es kein offenes Süßwasser. Lediglich am Nordstrand sickert Grundwasser in spärlicher Menge aus. Die Sickerstelle befindet sich jedoch unter dem Meeresspiegel und ist nur bei Ebbe erreichbar.

Flora und Fauna

Henderson (Pitcairninseln)

Henderson ist ein Naturreservat und gehört seit 1988 zum Weltnaturerbe der UNESCO. Die abgelegene und unbewohnte Insel ist einer der wenigen Plätze auf der Erde, deren Flora und Fauna sich ungestört vom Menschen entwickeln konnte. Eine Bestandsaufnahme der Pflanzenwelt im Jahr 1997 durch den Kurator des Trinity College Botanic Garden in Dublin ergab die Zahl von 63 Arten, davon neun endemische.

Über einem stellenweise mit Kokospalmen und Pandanusbäumen bewachsenen Strand erhebt sich ein bis zu 30 Meter hohes verkarstetes Plateau aus porösem Kalkstein, das mit kriechend wachsenden Pflanzen nahezu undurchdringlich bedeckt ist. Die Flora des Plateaus wird dominiert von dem niedrig wachsenden Baum Nesoluma st.-johnianum, der mit der Aji Amarillo verwandt ist. Endemisch ist der halbkriechend wachsende und zu den Sandelholzgewächsen zählende Busch Santalum insulare hendersonensis. Ebenfalls endemisch ist die zu den Pfeffergewächsen zählende epilithische Pflanze Peperomia hendersonensis.

Henderson ist die Heimat seltener Vogelarten. Siebzehn Arten von Seevögeln sind katalogisiert. Alleine vier der vorkommenden Landvögel sind endemisch: Die Hendersonralle (Nesophylax ater), ein unscheinbarer, flugunfähiger Vogel, die Henderson-Fruchttaube (Ptilinopus insularis), der Hendersonlori (Vini stepheni) und der Hendersoninsel-Rohrsänger (Acrocephalus taiti). Besonders spezialisiert ist der Hendersonlori, dessen Ernährung nur auf Blütenpollen und dem Nektar zweier Pflanzen beruht.

Größere Landtiere gibt es auf Henderson nicht. Die noch vor einigen Jahren vorhandenen Ratten wurden offenbar erfolgreich ausgerottet, da sie eine Gefahr für das empfindliche ökologische Gleichgewicht darstellten. Die Insekten sind zahlreich vertreten. Bei einer Untersuchung der Flora und Fauna im Auftrag des britischen Joint Nature Conservation Committee wurden auf Henderson 53 Schmetterlingsarten, 38 Käferarten und 21 verschiedene Arten Hautflügler sowie 4 Arten Zweiflügler gezählt. Die Biodiversität der Gliederfüßer ist verhältnismäßig gering, was mit der isolierten Lage sowie dem erdgeschichtlich relativ jungen Alter der Insel zusammenhängen dürfte.

Die Strände der Insel werden von grünen Meeresschildkröten zur Eiablage aufgesucht.

Die einzigartige, artenreiche Unterwasserwelt des umgebenden Korallenriffes könnte ein Paradies für Taucher und Schnorchler sein, wenn es leichter erreichbar wäre. 1987 gab es eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Korallen: Es wurden 29 verschiedene Arten registriert.

Gelegentlich wird der Nordstrand der Insel von den Pitcairnern besucht, um dort das von ihnen so genannte Miro- und Tau-Holz für die Schnitzereien zu gewinnen.

Geschichte

Archäologische Funde belegen, dass Henderson zeitweilig von Polynesiern besiedelt war. Die Population dürfte aber nicht mehr als einige Dutzend Personen betragen haben. Die Befunde datieren die Besiedlung in die Zeit zwischen 800 und 1600 n.Chr. Als der Portugiese Pedro Fernández de Quirós die Insel am 29. Januar 1606 für Europa eher zufällig entdeckte, fand er sie allerdings schon unbewohnt vor. Er nannte sie San Juan Bautista. Die Insel geriet jedoch bald in Vergessenheit.

Am 17. Januar 1819 wurde sie von James Henderson, einem Handelskapitän der British East India Company, wieder entdeckt und erhielt ihren jetzigen Namen.

Auf Henderson landeten die Schiffbrüchigen des amerikanischen Walfängers Essex aus Nantucket, nachdem ihr Schiff 1820 von einem Wal in der Nähe der Marquesas gerammt worden war und sank. Sie fanden die Insel unbewohnbar und segelten mit ihren offenen Booten weiter in Richtung Südamerika. Nach einer Fahrt von 4.300 Meilen wurden sie gerettet. Die drei auf Henderson zurück gebliebenen Besatzungsmitglieder konnten 1821 von dem britischen Schiff Surrey noch lebend aufgefunden werden, nachdem sie mehr als 100 Tage auf der unwirtlichen Insel verbracht hatten. Das später veröffentlichte Tagebuch von Owen Chase, einem Besatzungsmitglied der Essex, bildete die Vorlage für Herman Melvilles berühmten Roman Moby Dick.

Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts gab es einige Versuche, auf Henderson Phosphat abzubauen, die sich aber schnell als unrentabel herausstellten.

Henderson wurde mit den Inseln Ducie und Oeno 1902 auf Befehl des britischen Konsuls in Tahiti in das britische Königreich eingegliedert, als ein britisches Missionsschiff nach Picairn entsandt wurde und dabei auch die unbewohnten Inseln aufsuchte.

Eine kuriose Geschichte, deren Wahrheitsgehalt umstritten ist, ereignete sich in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. 1937 hatte der britische Kreuzer HMS Leander die Inseln Oeno, Ducie und Henderson aufgesucht. Um den Anspruch der britischen Krone zu erneuern, hisste man auf Henderson den Union Jack und hinterließ eine Plakette mit der Aufschrift: "Diese Insel gehört S.M König Georg IV. Sie wurde am 6. August 1937 von HMS Leander besucht. Gezeichnet: J.W. Rivers-Carnac, Kapitän R.N." Als Henderson im Dezember 1940 erneut aufgesucht wurde, war die britische durch die Hakenkreuzflagge ersetzt. Am Strand fand man eine Tafel mit der Aufschrift: "Mit besten Empfehlungen an König Georg IV., diese Insel ist jetzt Eigentum des Großdeutschen Reiches." Wer die Tafel und die Fahne hinterlassen hat, ist bis heute nicht geklärt.

In den achtziger Jahren gab es Pläne eines amerikanischen Firmenkonsortiums, auf Henderson einen Flugplatz, eine Farm und eine Siedlung anzulegen, die jedoch nicht umgesetzt wurden.

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