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Hellmut Diwald

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Hellmut Diwald (* 13. August 1929 in Schattau, Mähren; † 26. Mai 1993 in Würzburg) war ein deutscher Historiker und Publizist. Er gehört zu den bekanntesten Vertretern der sogenannten Neuen Rechten.

Leben

Hellmut Diwald studierte in Hamburg und Erlangen Philosophie und Geschichte und promovierte 1953 in Erlangen mit einer Dissertation zum Thema Untersuchungen zum Geschichtsrealismus im 19. Jahrhundert. Er erwarb seine Habilitation 1958, und lehrte seit 1965 an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen Mittlere und Neuere Geschichte. Er gehörte zu den bekanntesten Vertretern der sogenannten "Neuen Rechten" und der "deutschnationale Professorenriege" um Prof. Dr. Wolfgang Seiffert.

Bekannt geworden ist Diwald insbesondere durch seine Aktivitäten im rechtsradikalen Spektrum. So hat er unter anderem maßgeblich an dem im Januar 1990 verabschiedeten zweiten Parteiprogramm der Republikaner (REP) mitgewirkt, war Interviewpartner der Jungen Freiheit, Funktionär der sudetendeutschen Gesinnungsgemeinschaft Witikobund, Vorstandsmitglied der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt und seit 1994 Schirmherr der Aktion Deutsches Königsberg. 1989 gründete er zusammen mit Wolfgang Venohr, Günther Deschner und anderen den "Straube-Verlag" in Erlangen.

In seinem 1978 erschienenen Buch "Geschichte der Deutschen" äußert er Zweifel am Umfang des Holocaust und behauptete, bei den im Konzentrationslager Dachau installierten Gaskammern würde es sich um Attrappen handeln, zu deren Bau das amerikanische Militär nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges inhaftierte SS-Angehörige gezwungen hätte. Die Zahl der Toten im KZ Auschwitz-Birkenau wäre wesentlich geringer, weil dort angeblich nicht-arbeitsfähige Häftlinge konzentriert worden sein. Heinrich Himmler selbst hätte sich um eine Senkung der Todesrate bemüht und unter der Endlösung der Judenfrage wäre zunächst nicht die planmäßige Ermordung, sondern Auswanderung und Evakuierung der Juden in den Osten zu verstehen gewesen. (Siehe auch Holocaustleugnung).

Nachwirkungen

1994 erschien eine Gedenkschrift "Hellmut Diwald. Sein Vermächtnis für Deutschland, sein Mut zur Geschichte", die von dem Münchner Publizisten Rolf-Josef Eibicht zusammengestellt und herausgegeben wurde. In dem Buch sind zahlreiche rechtskonservative bis rechtsradikale Autoren vertreten sind wie z. B. Wigbert Grabert, in dessen Hohenrain-Verlag das Buch auch verlegt wurde. Ein Beitrag des Osnabrücker Soziologieprofessors Robert Hepp, in dem wie in vielen anderen Beiträgen auch Zweifel am Holocaust geäußert wurden, erfüllte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Tübingen den Tatbestand der Volksverhetzung. Daraufhin wurden die Verlagsräume des Hohenrain-Verlags durchsucht, Restexemplare beschlagnahmt und gegen Autor und Verleger ein später jedoch wieder eingestelltes Ermittlungsverfahren eingeleitet. Nach einem langen Rechtsstreit ordnete das Amtsgericht Tübingen mit Beschluss vom 3. Juni 1998 die Einziehung des Buches an.

Werke

  • Untersuchungen zu Geschichtsrealismus im 19. Jahrhundert. – Erlangen, Univ. Diss., 1953
  • Wallenstein. Eine Biographie.. – Lübbe, Berg.-Gladb., 1983. - ISBN: 3-4046-5069-7
  • Mut zur Geschichte. – Goldmann, Mchn., 1985. - ISBN: 3-4421-1290-7
  • Geschichte der Deutschen. – Frankfurt a. M.: Ullstein, 1987. – ISBN 3-550-07824-2
  • Unsere gestohlene Geschichte. – München: Dt. Akademie für Bildung und Kultur, 1992
  • Deutschland einig Vaterland: Geschichte unserer Gegenwart. - Frankfurt a. M.: Ullstein, 1993. – ISBN 3-550-07662-2

Literatur

  • Martin Finkenberger: Geschichtsrevisionisten vor Gericht. In: Martin Finkenberger/Horst Junginger (Hrsg.): Im Dienste der Lügen. Herbert Grabert (1901-1978) und seine Verlage. Aschaffenburg : Alibri-Verl., 2004. S. 124-141, hierzu S. 127 f. ISBN 3932710762.