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Venustransit

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Als Venustransit (auch Venusdurchgang oder Venuspassage) bezeichnet man den Durchgang des Planeten Venus vor der Sonne.

Der Venus-Transit

Bei einem Venustransit stehen Sonne, Venus und Erde in einer exakten Achse zueinander. Im Prinzip handelt es sich also um die selbe planetare Konstellation wie bei einer Sonnenfinsternis, bei der sich der Mond vor die Sonnenscheibe schiebt und diese verdunkelt. Allerdings wird ein Venustransit aufgrund der großen Distanz zwischen Erde und Venus keine Verdunkelung auf der Erde hervorrufen. Die Venus deckt im Gegensatz zum Mond nur einen winzigen Bruchteil (ca. ein Tausendstel) der Sonne ab. Die Venus wandert scheinbar als winziges schwarzes Scheibchen im Verlauf von mehreren Stunden westwärts über die Sonne.

Datei:Venustransit.gif
Der Venustransit vom 8. Juni 2004

Der nächste Venustransit in diesem Jahrhundert ereignet sich am 8. Juni 2004. Von Frankfurt aus beobachtet wird er von 7:20 Uhr bis 13:23 MESZ andauern. Zum Zeitpunkt des Transits beträgt die Distanz zwischen Venus und Erde mehr als 42 Millionen Kilometer.

Ein Venustransit ist ein sehr seltenes Ereignis. Der letzte Durchgang konnte vor 122 Jahren, im Dezember 1882 beobachtet werden, im 20. Jahrhundert fand kein einziger Venusdurchgang statt. Einen Venustransit kann man deshalb tatsächlich als ein astronomisches Jahrhundertereignis bezeichnen und ist schon aufgrund seiner Seltenheit ein die Beobachtung lohnendes Himmelsschauspiel. Allerdings sollte man für seine Beobachtung unbedingt geeignete Sonnenfilter benutzen, da man ansonsten riskiert, zu erblinden.

Die Neigung der Venusbahn

Ursache für das rare Vorkommen ist die Neigung der Venusbahn gegenüber der Erdbahnebene um 3,4 Grad. Aus diesem Grund steht die Venus nicht bei jeder unteren Konjunktion ausreichend genau zwischen Erde und Sonne und deshalb kommt ein Venustransit nur maximal 2 Mal pro Jahrhundert vor; bei identischen Bahnebenen könnte man den Venusdurchgang alle 584 Tage beobachten.

Von der Erde aus gesehen gibt es nur zwei Planeten, die einen Planetentransit durchführen: Merkur und Venus. Deren Umlaufbahn verläuft innerhalb der Bahn der Erde, so dass einzig diese beiden Planeten zwischen uns und der Sonne stehen können. Analog zum Venustransit gibt es also auch einen Merkurtransit. Der letzte Merkurdurchgang fand am 7. Mai 2003 statt. Merkurpassagen treten weitaus häufiger auf als Venuspassagen, allein im 21. Jahrhundert werden sich 14 Durchgänge ereignen, der letzte am 10. November 2098. Während sich Venuspassagen immer in den Monaten Juni und Dezember abspielen, finden Merkurpassagen im Mai und November statt.

Ein Venustransit wurde erstmals am 4. Dezember 1639 von den Engländern William Crabtree und Jeremia Horrocks beobachtet. Der bedeutende Astronom Edmond Halley kam kurz danach auf die Idee durch Messung der exakten Dauer einer Venuspassage an möglichst weit voneinander entfernten Orten auf der Erde den Abstand zwischen Venus und Erde zu bestimmen. Mit Hilfe des dritten Keplerschen Gesetzes ließen sich dann die Abstände aller anderen Planeten im Sonnensystem berechnen.

Venuspassagen

Hinweise zur Beobachtung

Warnung: Von Beobachtungen der Sonne oder des Venustransits mit bloßem Auge oder mit selbstgebauten Filtern ist unbedingt abzuraten. Bei Eigenbaufiltern besteht keinerlei Kontrolle, ob auch die ebenfalls schädlichen, aber unsichtbaren Ultraviolett- und Infrarotanteile des Sonnenlichtes ausgefiltert werden.

Datei:VenusTranBleiglass.jpg
Venustransit: Privatphoto, 8.6.2004

Vor allem sollte man/frau niemals mit bloßem Auge (auch nicht mit Sonnenbrille oder ähnlichem) durch ein Fernglas oder Teleskop in die Sonne sehen, da das Sonnenlicht so stark gebündelt wird, dass die Netzhaut des Auges sofort zerstört wird.
Bei der Beobachtung mit speziellen, dafür vorgesehenen Sonnenfiltern müssen diese vor dem Objektiv, nicht aber hinter dem Okular, befestigt sein.

Am einfachsten ist es, Sonnenbeobachtungen mittels der Projektion des Sonnenbildes auf eine weiße Fläche durchzuführen. Dabei richtet man ein Fernglas oder Teleskop auf die Sonne aus und hält ein Stück weißes Papier oder Pappe in einigen Zentimetern Abstand hinter das Okular. Die Sonne erscheint dann als helle kreisförmige Fläche; die Venus wandert als kleines dunkles Scheibchen im Laufe von Stunden über die Fläche hinweg. Die Projektionsmethode eignet sich auch sehr gut für die Beobachtung von Sonnenflecken.
Dabei muss man allerdings aufpassen, dass sich das Teleskop nicht überhitzt, und Linsen oder Spiegel zerplatzen. Der Sucher des Teleskops muß abgedeckt sein, da die gebündelte Energie der Sonne ausreicht, das Fadenkreuz des Suchers zu zerstören.

Literatur

  • Dick SJ (2004): Venus vor der Sonne, Spektrum der Wissenschaft 6/2004, 24-32