Grenzbrigade 6
Die Grenzbrigade 6 (Gz Br 6) war eine von elf Grenzbrigaden der Schweizer Armee. Sie war dem 4. Armeekorps (seit 1961 Feldarmeekorps 4, FAK 4) unterstellt und bestand von 1938 bis 1994 (Armee 95). Sie war mit 8.300 Mann die grösste Grenzbrigade.
Geschichte

Die Grenztruppen wurden in Übereinstimmung mit dem Haager Abkommen[1] mit der Truppenordnung 1938 (TO 38) neu organisiert und 11 Grenzbrigaden (Gz Br) geschaffen. Neben den Grenzfüsilierbataillonen verfügten sie über eine Kompanie Radfahrer, motorisierte Mitrailleure und Infanteriekanoniere.
Die Grenzbrigade 6 war für Ausbildung und Einsatzvorbereitung dem 4. Armeekorps zugewiesen. Die Unterstellung während des Einsatzes wurde durch den jeweiligen Operationsplan bestimmt. In allen Verbänden der Grenztruppen wurden Milizsoldaten mit Wohnsitz im Einsatzraum eingeteilt, weil die Grenztruppen im Mobilmachungsfall als erste aufgeboten wurden und sofort einsatzbereit sein mussten, damit die Mobilmachung des Gros der Armee nicht gestört werden konnte.
Die Brigade war bei der Bildung ein Infanterieverband und hatte den Abnützungskampf ab Grenze zu führen. Der Einsatzraum grenzte links an die Grenzbrigade 5 bei Kaiserstuhl (673805 / 269148 ) und rechts bei Eschenz (Sperre Fänebach) (709430 / 278031 ) an diejenige der Grenzbrigade 7.
Der Einsatzraum umfasste auch die Schweizer Gebiete nördlich des Rheins (Schaffhauser Zipfel): Drei Bataillone waren nördlich des Rheins im Kanton Schaffhausen, sechs hinter dem Rhein vorgesehen.
Der Auftrag der Grenzbrigade 6 lautete:
Die Brigade hatten den Abschnitt Kaiserstuhl bis Eschenz «bis zur letzten Patrone» zu halten, die Grenze gegen einen Vorstoss aus dem süddeutschen Raum an der Rheinlinie zu schützen und die Nord-Süd-Achsen zu sperren.
Nach 1945 wurden Mittel, Aufträge und die Organisation der Grenzbrigade 6 periodisch aktualisiert und die Infrastruktur modernisiert. Das letzte Dispositiv (1980er Jahre) der Brigade war auf einen Angriff aus dem Osten entlang der Schweizer Grenze westwärts mit einem allfälligen Parallelstoss über Schweizer Gebiet ausgelegt.
In den 1990er Jahren hatte sie gemäss Auftrag des FAK 4 den Neutralitätsschutz sicher zu stellen, sich mit Schwergewicht am Rhein gegen einen feindlichen Stoss durch ihren Raum zu widersetzen und den Brückenkopf Schaffhausen zu halten.
Einheiten (Stand 1994)
- Stab Grenzbrigade 6
- Infanterieregimenter 52, 53, 54
- Grenadierkompanie I/6
- fünf Panzerabwehrlenkwaffenkompanien (PAL Kp) 61–67
- zwei Panzerabwehrkompanien (Pzaw Kp) II/6, IV/6
- Fliegerabwehrbatterie (Flab Bttr) III/6
- Füsilierbataillon 305
- Schwere Füsilierkompanien (Sch Füs Kp) 866, 902
- Genieabteilung 46
- Grenzuebermittlungskompanie (Gz Uem Kp) 6
- Werkkompanien 40, 41, 42
- Festungsabteilung 106: Festungsfeuerleitkompanie (Fest Flt Kp) 106, Festungskompanie I/106 (Minenwerfer), Festungshaubitzenbatterien (Fest Hb Bttr) II/106, III/106, IV/106, V/106
Kommandoposten, Artilleriewerke und Sperrstellen
Die Werke und Sperrstellen der Grenzbrigade 6 lagen in den Kantonen Aargau, Zürich, Schaffhausen und Thurgau:
- Kommandoposten (KP): KP Grenzbrigade 6 A 5310[2] (691430 / 269054 ), KP Infanterieregiment 54 A 5398, KP Infanterieregiment 53 A5565, KP Infanterieregiment 52 A5574
- Artilleriewerk: Ebersberg A 5438[3]
- Sperrstellen (Sperrstellen von nationaler Bedeutung mit *[4]): Andelfingen, Alten, Bargen, Basadingen, Berg am Irchel, Bichelsee, Buch am Irchel, Buechberg, Chugelshofen-Wilen, Dättlikon, Diessenhofen*, Dorf, Effretikon, Eglisau*, Ellikon am Rhein, Embrach, Eschenz, Flurlingen-Feuerthalen*, Giesenhard, Glattfelden, Guntmadingen, Griesgraben, Hägele-Fisibach, Hard, Hemishofen-Ramsen, Herblingen, Hochwacht, Kaltenbach, Kemptthal, Kloten, Langwiesen, Läubberg, Laufen-Uhwiesen, Merishausen-Bargen, Nassenwil, Neuparadies, Niederglatt, Niederweningen, Oberstammheim, Obersteinmaur, Oerlingen, Opfertshofen, Ossingen, Pfungen, Ratihard, Regensberg, Rheinau*, Rheinklingen, Rorbas-Freienstein, Rüdlingen*, Rütifeld, Schaarenwald*, Schaffhausen*, Schlattingen, Unterschlatt*, Seglingen*, Solgen, Stadel*, Stadlerberg, Stein am Rhein*, Strassberg, Teufen, Thayngen, Trasadingen, Trüllikon, Truttikon, Unterstammheim, Wagenbrechi, Weiach-Raat, Wildensbuch, Willisdorf, Zweidlen-Lätten[5]
Museum, Besichtigungen
Die militärhistorische Stiftung des Kantons Zürich besitzt unter anderem die Festung Ebersberg mit Festungsweg und den Bunker Räbüsli in Rheinau. Diese können besichtigt werden.[6]
Der Verein Rheinkastell als Trägerverein für Befestigungsanlagen im Schaaren organisiert Besichtigungen der Anlagen aus dem Zweiten Weltkrieg und anderen Epochen[7]
Literatur
- Silvio Keller, Maurice Lovisa, Patrick Geiger: Militärische Denkmäler im Kanton Zürich, VBS 2004.
- Silvio Keller, Maurice Lovisa, Thomas Bitterli: Militärische Denkmäler in den Kantonen Schaffhausen und Thurgau, VBS 1999.
- Robert Gubler: Grenzbrigade 6 1938-1994. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1994.
- Kommandant und Stab der Grenzbrigade 6: Die Auflösung von Traditionsverbänden. ASMZ Nr. 12/1994
Weblinks
- Radio Munot vom 8. November 2014: Grenzbrigade 6 für die Sicherung der Grenze um Schaffhausen gewürdigt
- Nordagenda: 20jähriges Jubiläum des letzten Militärdiensttages der ehemaligen Grenzbrigade 6
Einzelnachweise
- ↑ Admin.ch: Abkommen betreffend die Rechte und Pflichten der neutralen Mächte und Personen im Falle eines Landkriegs. Abgeschlossen in Den Haag am 18. Oktober 1907
- ↑ Tagesanzeiger vom 14. März 2013: Geheime Kommandozentrale unter der Erde
- ↑ Militärhistorische Stiftung des Kantons Zürich: Besuch im Artilleriewerk „Rüdlingen“ – Festung Ebersberg, mit Festungsweg
- ↑ Militärhistorische Denkmäler in den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Thurgau, VBS 2004, 1999
- ↑ Festung Oberland: Grenzbrigade 6
- ↑ Militärhistorische Stiftung des Kantons Zürich
- ↑ Verein Rheinkastell: Trägerverein für Befestigungsanlagen im Schaaren