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Bahnstrecke Stuttgart–Horb

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Die Gäubahn ist die Hauptbahnstrecke von Stuttgart nach Singen am Hohentwiel. Sie verläuft durch das Gäu, entlang des Neckars, durch Ausläufer des Schwarzwalds und dann entlang der Radolfzeller Aach. In Hattingen (Baden) geht die Gäubahn auf die Schwarzwaldbahn über. Der Abschnitt Hattingen–Singen gehört deshalb strenggenommen zur Schwarzwaldbahn.

Stuttgart Hauptbahnhof: Ausgangsbunkt der Gäubahn
Endpunkt der Gäubahn: der Knotenbahnhof Singen
Bahnhof Herrenberg: Endstation für die S-Bahn

Geschichte

Die heutige Gäubahn entstand ursprünglich aus verschiedenen unterschiedlichen Strecken. 1859 erreichte die Obere Neckarbahn Reutlingen aus Richtung Plochingen, etappenweise erfolgte der Weiterbau über Tübingen und Horb am Neckar nach Rottweil. Der letzte Abschnitt konnte erst 1869 in Betrieb gehen, da die Strecke über hohenzollerisches Gebiet führte und sich Hohenzollern lange gegen den Bahnbau sperrte. Der Anschluss an die Badische Staatsbahn erfolgte in Immendingen und Villingen.

Der Nachteil dieser Streckenführung, insbesondere im Verkehr mit der Schweiz war die umwegige Streckenführung durch das Neckartal. Aus diesem Grund wurde eine direkte Strecke von Stuttgart über Eutingen nach Freudenstadt konzipiert, welche durch das Gäu führte, die dortigen Gemeinden an die Eisenbahn anschloss und den Weg in die Schweiz verkürzte. Dies war der Beginn der heutigen Gäubahn. Diese Strecke konnte im Jahr 1879 durch die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen eröffnet werden.

1919 erfolgte die Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn. 1934 folgten großzügige Ausbaumaßnahmen auf der gesamten Gäubahn: Zweigleisiger Ausbau, neue Bahnhöfe in Eutingen und Tuttlingen sowie Eröffnung der eingleisigen Verbindungskurve zwischen der Gäubahn im engeren Sinn und der Schwarzwaldbahn bei Hattingen (Baden), wodurch das Kopfmachen in Immendingen entfiel. Die Reisezeit konnte dadurch erheblich verkürzt werden.

1946 wurde jedoch das zweiten Gleis zwischen Horb und Tuttlingen durch die französische Besatzungsmacht demontiert, im selben Jahr wurde die Strecke durch die Deutsche Bundesbahn übernommen und bis 1977 durchgehend elektrifiziert. 1985 wurde der Tunnel Stuttgart-Schwabstraße–Stuttgart-Vaihingen, den die Linien Vorlage:S-Bahn-S-S1, Vorlage:S-Bahn-S-S2 und Vorlage:S-Bahn-S-S3 der S-Bahn Stuttgart befahren, eröffnet. Gleichzeitig entfiel der Nahverkehr auf der so genannten Panoramastrecke zwischen Stuttgart Hbf und Stuttgart-Vaihingen über den früheren Westbahnhof. Die Züge des Fern- und Regionalverkehrs benutzen nach wie vor diese Strecke. 1994 übernahm die Deutsche Bahn AG die Gäubahn.

Betrieb

Nahverkehr

Der Abschnitt StuttgartHerrenberg ist in das Netz der S-Bahn Stuttgart integriert (Linie Vorlage:S-Bahn-S-S1). Auf dem Teilstück bis Stuttgart-Rohr verkehren außerdem die Linien Vorlage:S-Bahn-S-S2 und Vorlage:S-Bahn-S-S3 (weiter zum Flughafen beziehungsweise nach Filderstadt).

Im Abschnitt Engen–Singen verkehrt der Seehas der SBB GmbH im öffentlichen Nahverkehr als Teilstück der Strecke Engen–Singen (Hohentwiel)–Konstanz. Auf der Relation Stuttgart–Singen verkehren Regionalexpress-Züge (RE) der Deutschen Bahn im 2-Stunden-Takt. Auf der Teilstrecke RottweilStuttgart verkehren zusätzlich dazu teilweise noch Verstärkerzüge. Im Abschnitt RottweilSpaichingenTuttlingen fährt der 3er-Ringzug.

Fernverkehr

Im Fernverkehr verkehren ICE-T-Züge von Stuttgart über die Gäubahn nach Zürich. Zeitversetzt dazu fahren Cisalpino-Züge von Stuttgart über Zürich bis Mailand. Der jahrelang bewährte 2-Stunden-Takt von ICE und Cisalpino-Zügen im Fernverkehr wurde mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2005 durch den Wegfall eines Zugpaares aufgegeben. Doch diese Verschlechterung der Fernverkehrsleistungen auf der Gäubahn wird Episode bleiben. Schon zum nächsten Fahplanwechsel im Dezember 2006 ist vorgesehen, wieder einen durchgehenden 2-Stunden-Takt mit täglich sieben Zugpaaren im Fernverkehr einzurichten. Diese Verbesserung soll bis 2011 gehalten werden. Danach will die Deutsche Bahn neu über den Fernverkehr auf der Gäubahn entscheiden. Allerdings soll schon ab 2006 der Mischverkehr aus Cisalpini und ICE T aufgegeben werden, und der Fernverkehr ausschließlich über ICE-T-Züge abgewickelt werden. Die traditionsreichen Direktverbindungen über die Gäubahn nach Italien wird es dann nicht mehr geben.

Güterverkehr

Güterzüge umfahren Stuttgart Hbf (Kopfbahnhof) entweder zwischen dem Pragtunnel und Stuttgart-West über eine Verbindungskurve oder – und damit zugleich die Rampe zwischen Stuttgart Hbf und Stuttgart-Vaihingen – über die Umgehungsstrecke KornwestheimLeonbergRenningenBöblingen (Rankbachbahn).

Bahnhöfe und Haltepunkte

An den kursiv geschriebenen Betriebsstellen halten derzeit keine Reisezüge.

Bahnhöfe und Haltepunkte km Anmerkung
Stuttgart Hbf 0,0 Filsbahn, Remsbahn, Frankenbahn, Murrtalbahn, Württembergische Schwarzwaldbahn, Kursbuchstrecke 770, S-Bahn Stuttgart, Stadtbahn Stuttgart
Stuttgart Westbahnhof 8,6 aufgelassen
Stuttgart-Heslach 9,4 aufgelassen
Stuttgart-Wildpark 11,1 aufgelassen
Stuttgart-Vaihingen 15,6 Stadtbahn Stuttgart,
Stuttgart-Rohr 16,8 Filderbahn, nur Vorlage:S-Bahn-S-S1, Vorlage:S-Bahn-S-S2 und Vorlage:S-Bahn-S-S3
Mönchsbrunnen 20,1 aufgelassen
Goldberg (Württ) 24,5 nur Vorlage:S-Bahn-S-S1
Böblingen 25,9 Schönbuchbahn, Rankbachbahn
Hulb 27,8 nur Vorlage:S-Bahn-S-S1
Ehningen (b Böblingen) 31,2 nur Vorlage:S-Bahn-S-S1
Gärtringen 34,8 nur Vorlage:S-Bahn-S-S1
Nufringen 37,6 nur Vorlage:S-Bahn-S-S1
Herrenberg 41,6 Ammertalbahn
Gäufelden 46,2
Bondorf (b Herrenberg) 50,7
Ergenzingen 55,9
Eutingen im Gäu 57,2 Kinzigtalbahn (Schwarzwald)
Horb 67,2 Obere Neckarbahn, Nagoldtalbahn
Dettingen (Hohenzollern) 72,7 aufgelassen
Neckarhausen (b Horb) 74,4 Kreuzungsbahnhof
Fischingen 77,5 aufgelassen
Sulz (Neckar) 81,6
Grünholz   Betriebsbahnhof
Oberndorf-Aistaig 90,6 aufgelassen
Oberndorf (Neckar) 92,9
Altoberndorf 96,2 aufgelassen
Epfendorf 98,9 Kreuzungsbahnhof
Talhausen-Herrenzimmern 102,6 aufgelassen
Talhausen 104,3 Kreuzungsbahnhof
Rottweil 110,8 Strecke nach Villingen, Bahnstrecke Balingen–Rottweil (teilweise abgebaut)
Rottweil Göllsdorf 112,0
Rottweil Saline 113,3
Rottweil Neufra 117,6
Neuhaus 119,2 aufgelassen
Aldingen (b Spaichingen) 121,6
Spaichingen-Hofen 123,8 aufgelassen
Spaichingen Mitte 124,2
Spaichingen 125,8 Heubergbahn (abgebaut)
Balgheim 127,4
Rietheim (Württ) 130,9
Weilheim (Württ) 132,7
Wurmlingen 134,2 Kreuzungsbahnhof
Wurmlingen Nord 134,6
Wurmlingen Mitte 135,3 früher Wurmlingen Ort
Tuttlingen Schulen 137,8
Tuttlingen 138,5 Donautalbahn
Hattingen (Baden)   Betriebsbahnhof, Einmündung in die Schwarzwaldbahn
Lok der Baureihe 111 schiebt einen RegionalExpress in Richtung Süden durch Stuttgart-Österfeld
S-Bahn-Triebzug nach Verlassen des Berghau-Tunnels (Unterquerung der A8)
Stuttgarter S-Bahn auf der Gäubahn

Ausbau

Die Strecke ist zweigleisig trassiert, verfügt jedoch zwischen Horb und Hattingen (Baden) nur über ein Gleis. Das zweite Gleis wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in diesem Abschnitt durch die französische Besatzungsmacht als Reparationsleistung demontiert und später durch die Deutsche Bundesbahn nicht wieder verlegt. Seitdem ist die Forderung nach Neuverlegung des zweiten Gleises nie verstummt. Seit 1992 ist der zweigleisige Ausbau sogar im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen, zuletzt sogar unter „vordringlichem Bedarf“. Bislang ist es dazu allerdings nicht gekommen, obwohl dieses Vorhaben vom Interessenverband Gäubahn zurzeit wieder stärker forciert wird. Dazu veranstaltete der Interessensverband unter anderem im Januar 2006 in der Landesvertretung des Landes Baden-Württemberg in Berlin ein Treffen mit 20 Bundestagsabgeordneten, die ihren Wahlkreis entlang der Gäubahn haben, um so politisch eine parteiübergreifende Initiative zum zweigleisigen Ausbau der Gäubahn zu lancieren.

Die Strecke ist elektrifiziert. Die tunnelreiche Steigungsstrecke von Stuttgart hinauf ist mit ihrer Aussicht auf die im Talkessel liegende Stadt eine der schönsten innerstädtischen Eisenbahnstrecken Deutschlands, deren Fortbestand auf diesem Teilstück allerdings durch das Umbauprojekt Stuttgart 21 mit Aufhebung des dortigen Kopfbahnhofes und Neutrassierung der Gäubahn im Stadtgebiet gefährdet ist.

Bei Spaichingen und im Tunnel bei Hattingen wird die europäische Hauptwasserscheide überquert.

Fahrzeuge

Siehe auch

Literatur

  • Georg Fladt-Stähle: Stuttgarter Balkon. 125 Jahre Gäubahn. In: LOK MAGAZIN. Nr. 281/Jahrgang 44/2005. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, ISSN 0458-1822, S. 84-91.
  • Scharf/Wollny Die Gäubahn EK Verlag
  • Frank von Meissner, Was wird aus dem Gäubahn-Fernverkehr? Die letzten Tage des IC "Insubria", in: Eisenbahn-Kurier: Vorbild und Modell 11/2005