Gustav Rockholtz
Gustav Rockholz (1869–1938) war ein deutscher Maler.
Er war ein Malergeselle aus Witten ließ sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Kunstzentren Berlin und München vom deutschen Impressionismus anregen. Über Italien reiste er in den Orient, wo lichtdurchflutete und farbenfreudige Momentaufnahmen entstanden. Die Bilder, die Rockholtz ab 1903 in Kairo und auf Reisen durch Oberägypten und Palästina malte, zeugen von der künstlerischen Auseinandersetzung mit Max Liebermann, Lovis Corinth oder Max Slevogt. Als Deutscher geriet Rockholtz 1914 - 1919 in Zivilgefangenschaft auf Malta. Seine letzten 20 Lebensjahre verbrachte er in Stockach. Seine letzte Heimat hielt Rockholtz in zahlreichen Gemälden fest, die ein längst vergangenes Stadtbild dokumentieren. Idyllische Bodenseelandschaften und Reiseimpressionen aus dem Tessin ergänzen das Spätwerk.[1]
Leben
Frühe Jahre und Ausbildung
Gustav Rockholtz kam am 20.8.1869 in Witten/Westfalen als Kind des Glasmachers Wilhelm Rockholtz und seiner Frau Ida, geb. Schürmann, zur Welt. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Malerlehre: Gustav Rockholtz wird 1887 in den Adressbüchern der Stadt Witten als Lehrling und Anstreicher bezeichnet. Dort findet sein Name 1890 letztmalig Erwähnung. Nach seinem Militärdienst ging Rockholtz auf Reisen. In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts ließ Rockholtz sich in Berlin und München zum Kunstmaler ausbilden: Drei Jahre studierte er in München an der Kunstakademie und bildete sich danach in Italien weiter.[2]
Orient
Spätestens 1903 ging er in den Orient und lebte bis 1914 hauptsächlich in Ägypten. Er soll sechs oder sieben Sprachen, darunter auch Arabisch, beherrscht haben. Seine zukünftige Frau, Maria Jud, lernte Rockholtz im Deutschen Klub in Kairo kennen: Die am 6.4.1884 in Schussenried geborene Maria war zu dieser Zeit bei einer Verwandten in Kairo in einer Pension beschäftigt. Gustav Rockholtz und Maria Jud heirateten am 5. Januar 1911 in Nizza während einer Südeuropareise. Das Paar musste den Tod ihrer ersten beiden Kinder, Rudi (d.Ä.) und Luise, verschmerzen, die im Säuglingsalter verstarben. Sie nahmen von einer befreundeten Bekannten ein Pflegekind, den Knaben Wilhelm, auf. Vermutlich führten die Rockholtz’ zwischen 1911 und 1914 ihren Hausstand in Kairo. Fotos zeigen die beiden Eheleute auf Reisen, und die nur selten datierten Gemälde, die Zeugnis über den Aufenthalt des Malers geben, thematisieren neben Kairo auffällig häufig Assouan in Oberägypten.[3]
Erster Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg beendete die Lebensphase im Orient. Gustav Rockholtz wurde aufgrund seiner Staatsangehörigkeit auf Malta interniert und verbrachte fünf Jahre in Zivilgefangenschaft. Seine aus Ägypten ausgewiesene Frau Maria kehrte mit einem Koffer voller Bilder ihres Mannes nach Deutschland zurück. Da die Mutter und mehrere Schwestern inzwischen in Stockach lebten, wurde der Ort auch ihr neues zu Hause. Nachdem das Gefangenenlager in La Valetta auf Malta 1919 aufgelöst worden war, konnte Gustav Rockholtz kurz vor Weihnachten des gleichen Jahres zu seiner Frau reisen.[4]
Stockach
Das Paar lebte vorwiegend in der Kaufhausstraße, zu Beginn Nr. 32, später Nr. 1. In Stockach kamen die Söhne Walter (17.4.1921) und Rudi d.J. (28.2.1924) zur Welt. Der Pflegesohn Wilhelm wurde 1922 von seiner leiblichen Mutter zurückgefordert, kehrte aber Weihnachten 1931 (fast volljährig) nach Stockach zurück. Ein tragisches Unglück ereilte die in Armut lebende Familie Rockholtz im Juli 1934, als der jüngste Sohn auf dem Rückweg vom Schwimmen in Ludwigshafen als Beifahrer auf einem Motorrad mitfuhr, das mit dem Postbus zusammenstieß. Dieser oder frühere Schicksalsschläge finden im künstlerischen Werk des Malers allerdings keinen Ausdruck. Die Bildmotive geben allein Zeugnis von seinem jeweiligen Aufenthaltsort. So entstand eine große Anzahl von Gemälden im Tessin, wohin sich Gustav Rockholtz regelmäßig für längere Aufenthalte ohne seine Familie zurückzog. Vermutlich hatte die Gefangenschaft auf Malta seiner Gesundheit geschadet, und ein Gichtleiden soll ihn dazu veranlasst haben, das Tessin wegen seines angenehmen Klimas regelmäßig aufzusuchen. Es ist bekannt, dass sich Rockholtz streng vegetarisch ernährte , vielleicht, weil er Probleme mit seinem Magen hatte. Die Familie Rockholtz lebte äußerst bescheiden: Gustav Rockholtz trug durch den Verkauf seiner Bilder zum Lebensunterhalt der Familie bei. Auch erteilte er hin und wieder Zeichenunterricht. Doch von der Kunst allein konnte man in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht leben. Einige Stockacher haben den eher schmächtigen Maler noch vor Augen, wie er als Bittsteller von Haus zu Haus ging, um seine Bilder zu verkaufen. So soll er unter anderem auch so manches Gemälde für Lebensmittel eingetauscht haben. Die bescheidene Wohnung in der Kaufhausstraße glich laut Augenzeugen einer Verkaufsgalerie. Gemälde waren vorübergehend auch im Lebensmittelladen einer mitfühlenden Bürgerin zum Verkauf ausgestellt. In diesen schweren Jahren betätigte sich Maria Rockholtz als Leichenbeschauerin. Da es in Stockach kein Bestattungsunternehmen gab, wurden die Verstorbenen von der Leichenbeschauerin für die Beerdigung zurechtgemacht. Am 4.9.1938 verstarb der Künstler im Alter von 69 Jahren in Stockach an einem Magengeschwür. Seine Frau vermachte der Stadt am 16.3.1940 vierzehn Gemälde ihres Mannes „als kleine Anerkennung für die in meiner Notlage geleistete Hilfe“ . Leider haben nur sechs der von ihr aufgelisteten Bilder Eingang in das neue Stadtmuseum gefunden, die restlichen Gemälde sind verschollen. Maria Rockholtz verstarb am 24.5.1952. Sie hatte im Gegensatz zu ihrem Mann Gustav die Hochzeit ihres Sohnes Walter mit der Griechin Maria und die Geburt ihre Enkelinnen, Lilli und Basiliki, noch erleben dürfen. Während in der direkten Linie nur ein Aquarell aus dem Erbe stammt, befinden sich einige Bilder in der Verwandtschaft der Schwägerinnen von Gustav Rockholtz. Der überwiegende Anteil des künstlerischen Werkes hat sich in Stockachs Familien erhalten.[5]
Werke
Das künstlerische Werk des Malers Gustav Rockholtz, bestehend aus zahlreichen Aquarellen und Ölgemälden, lässt sich in mehrere Phasen gliedern.
Frühwerk (bis 1903)
So stehen im Frühwerk (bis 1903) des Malers insbesondere norddeutsche Motive, sowie Impressionen von seinen Aufenthalten in Berlin, München und Rom im Vordergrund.[6]
Orient (1903-1914)
Infolge des knapp zehnjährigen Aufenthaltes in Ägypten, zahlreicher Reisen durch den vorderen Orient, sowie Südeuropas entstanden farbenfrohe und lichtdurchflutete Momentaufnahmen. Die erhaltenen knapp fünfzig Werke zeigen hauptsächlich Motive aus Kairo, Assouan und Phylae sowie Jerusalem.[7]
In und um Stockach (1919-1938)
Nach fünfjähriger Gefangenschaft auf Malta durfte Gustav Rockholtz vor Weihnachten 1919 zu seiner Frau nach Stockach ausreisen. Hier entfaltete der Künstler eine enorme Produktivität. Von den über 160 erhaltenen Bildern, die von 1920 bis zu seinem Tod 1938 entstanden, befassen sich etwa einhundert der Aquarelle und Ölbilder mit Stockach und seiner näheren Umgebung.[8]
Ausstellungen
- 1991: Bürgerhaus Adler Post, Stockach, Gustav Rockholtz.
- 2005: Stadtmuseum Stockach, Vom Orient zum Bodensee - Der Stockacher Maler Gustav Rockholtz (1869 - 1938), Katalog: Istas, Yvonne: "Vom Orient zum Bodensee. Der Stockacher Maler Gustav Rockholtz (1869-1938)", Katalog zur gleichnamigen Ausstellung Stockach, Stadtmuseum im Alten Forstamt, 18. Juni bis 1. Oktober 2005. Konstanz, 2005. ISBN 3-00-015988-6
Literatur
- Istas, Yvonne: "Vom Orient zum Bodensee. Der Stockacher Maler Gustav Rockholtz (1869-1938)", Katalog zur gleichnamigen Ausstellung Stockach, Stadtmuseum im Alten Forstamt, 18. Juni bis 1. Oktober 2005. Konstanz, 2005. ISBN 3-00-015988-6
- Istas, Yvonne/Warndorf, Thomas: "Stockacher Lesebuch. 725 Jahre Geschichte und Geschichten", Konstanz, 2008. ISBN 978-3-00-026227-2
Weblinks
Einzelnachweise
Personendaten | |
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NAME | Rockholtz, Gustav |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler |
GEBURTSDATUM | 20.August.1869 |
GEBURTSORT | Witten |
STERBEDATUM | 04. September 1938 |
STERBEORT | Stockach |