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Kantonsschule Trogen | |
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Altes Konvikt Kantonsschule Trogen | |
Schulform | Kantonsschule (Gymnasium, Fachmittelschule, Wirtschaftsmittelschule) |
Gründung | 1821 |
Adresse | Kantonsschulstrasse 22 |
Ort | Trogen |
Staat | Schweiz |
Koordinaten | 752541 / 252786 |
Träger | Kanton Appenzell Ausserrhoden |
Schüler | 662 (Stand 2015) |
Lehrkräfte | 140 (Stand 2015) |
Leitung | Michael Zurwerra |
Website | www.kst.ch |
Die 1821 gegründete Kantonsschule Trogen (KST), kurz auch “Kanti Trogen“, ist die einzige Mittelschule des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Zum Angebot der Kantonsschule gehören neben dem Gymnasium auch eine Wirtschafts- und Fachmittelschule. Ebenfalls geführt wird an der KST die Sekundarschule für die Gemeinden Trogen, Wald und Rehetobel.
Lehrgänge
Gymnasium
Die gymnasiale Ausbildung schliesst an die 2. oder 3. Klasse der Sekundarstufe I an und endet nach vier Jahren mit der eidgenössischen Maturitätsprüfung. Mit dem Maturitätszeugnis kann jede an einer schweizerischen Universität oder Hochschule angebotene Fachrichtung studiert werden.
Wirtschaftsmittelschule
Die heutige Berufsfachschule Wirtschaft (BFSW) wurde bereits 1897 unter dem Namen Merkantilabteilung (später Handelsabteilung) eröffnet. Im Zentrum stehen die schulisch organisierte Grundbildung, Praxis in Betrieben und Aufenthalte in verschiedenen Sprachgebieten als Vorbereitung auf eine höhere Berufsbildung oder ein Fachhochschulstudium.
Fachmittelschule
Die Fachmittelschule (FMS) existiert seit 2005 an der Kantonsschule Trogen und bietet eine ausgeprägte Allgemeinbildung. Ergänzend dazu kommen praktische Einsätze als Vorbereitung auf eine Berufsbildung oder ein Fachhochschulstudium in den Bereichen „Gesundheit / Naturwissenschaften“, „Pädagogik“ und „Soziale Arbeit“.
Sekundarschule
Ebenfalls an der Kantonsschule Trogen ist die Sekundarschule im kooperativen Modell mit drei Leistungsniveaus in Mathematik, Französisch und Englisch sowie ausgebautem Wahlfachsystem als Vorbereitung für Berufslehren und weiterführende Schulen.
Sportschule
Seit 2005 ist die KST Partnerschule der „Sportschule Appenzellerland“. Dieses Angebot richtet sich an begabte Nachwuchsleistungssportler/-innen und bietet in der gesamten Vielfalt Ausbildungsmöglichkeiten in den Stufen Sek I und Sek II an, indem ein individualisiertes Gesamtpaket für die Erfüllung schulischer und sportlicher Ziele geschnürt wird.
Geschichte
Dass die Kantonsschule von Appenzell Ausserrhoden ihren Sitz fernab der grossen Städte im kleinen Trogen hat, ist historisch bedingt. Als 1820 der Philanthrop Johann Caspar Zellweger mit einigen Gesinnungsfreunden eine höhere Privatschule gründete, standen ihm nicht beliebig viele Möglichkeiten offen. Die durch Leinwandhandel reich gewordene Familie Zellweger hatte in Trogen für ihre Wohn- und Geschäftszwecke diverse Bauten erstellt. Eines dieser Gebäude, das als Arbeiterbehausung der nahegelegenen Spinnerei diente, stellte der Gründer für seine Schule zur Verfügung und schenkte es 1824 dem Kanton. Die aussergewöhnliche Standortwahl hatte also rein praktische Gründe.
So wurde am 1. Februar 1821 die „Lehr- und Erziehungsanstalt für die Söhne der gebildeten Stände“ (mit 3 Lehrern und 17 Schülern) im „Alten Konvikt“ von Johann Conrad Zuberbühler als erstem Rektor eröffnet. Zwar wurde das Institut 1825 zur Kantonsschule erhoben, jedoch weiterhin von der Gemeinde Trogen und privaten Gönnern finanziell getragen. Erst im Jahre 1864 beschloss der Grosse Rat des Kantons die Schule auch finanziell unter das Patronat des Staates zu stellen. Bereits 1895 wurden Mädchen an der KST unterrichtet und zwei Jahre später wurde die Merkantilabteilung (heute Wirtschaftsmittelschule) eröffnet. 1907 erlebte die Kantonsschule eine tiefgreifende Reorganisation: Unter Rektor Ernst Wildi wurde die eigene Maturität mit der Notenskale von 1 – 6 eingeführt, das Schulgeld für im Kanton wohnende Schüler aufgehoben und das „Staatliche Konvikt für Knaben“ eröffnet (vorher Pensionat). Zudem wurden die Sekundarschulen Trogen, Wald und Rehetobel in den Campus der KST integriert. Die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts war vor allem geprägt durch die Realisierung von Ergänzungsbauten infolge der stetig steigenden Schülerzahlen. Von 1988 bis 2013 wurde in Trogen auch das 10. Schuljahr unterrichtet und im Jahre 2005 fand die Gründung der Fachmittelschule (FMS) statt.
In der beinahe 200-jährigen Geschichte der Schule war Platzmangel ein stetiges Problem, welches immer wieder zur Raumnot führte. Auch die Staatswirtschaftliche Kommission wies in den Jahren 1911 – 1919 in ihren Berichten wiederholt auf den chronischen Raummangel hin. So musste sogar zeitweise das Lehrerzimmer für den Unterricht belegt werden und von 1915 – 1931 sah sich die Schulleitung genötigt, den Zeichenunterricht in das Parterre des Fünfeckpalastes der Familie Zellweger zu verlegen. Die Geschichte der Kantonsschule Trogen ist deshalb geprägt von einer immer wiederkehrenden Bautätigkeit und somit auch eine kleine Architekturgeschichte, welche den Zeitgeist der letzten 200 Jahre auf einzigartige Weise widerspiegelt.
Gebäude
Altes Konvikt

Die „Urzelle“ der dreizehn Bauten der KST bildet das 1804 errichtete Wohngebäude mit dem angegliederten Waschhäuschen am Nordhang („Im Nideren“) von Trogen. Darin lebten die Arbeiter der benachbarten mechanischen Spinnerei von Johann Caspar Zellweger. Die Lage des Hauses abseits vom Dorfzentrum, und damit auch die Lage der zukünftigen Kantonsschule, ergab sich aus der Tatsache, dass die Spinnerei mit Wasserkraft des nahe gelegenen „Töbelibachs“ betrieben wurde. Die Auflösung der Fabrik machte das Gebäude frei für seine neue Nutzung als Schule. Als 1821 der Schulbetrieb aufgenommen wurde, war im östlichen Drittel noch eine Scheune untergebracht. Im westlichen Erdgeschoss befand sich ein Schulzimmer, im Obergeschoss eine Lehrerwohnung und im Dachgeschoss waren die Schlafräume der Schüler eingerichtet. 1829 wurde auch der Stallteil zu weiteren Schulräumen umgebaut. Nach dem Bau des „Alten Schulhauses“ 1865 diente das ganze Gebäude als Knaben-Konvikt. Weitere Zwischennutzungen wie Sitzungszimmer, Musikzimmer, etc. folgen, bis es 1997 zum Schulleitungszentrum mit Hauswartwohnungen umgebaut wurde. Das längliche Gebäude hat ein Bollenstein-Keller-Mauerwerk und eine geschindelte Strickkonstruktion. Es wird von einem kielbogigen Satteldach in Traufstellung abgeschlossen. Die Schindelfassaden und Fenster sind bei der Restauration erneuert worden. Obwohl die Nutzung der Räume mehrfach änderte, ist die Gestalt sowie die Material- und Raumqualität des ursprünglichen Wohnhauses erhalten geblieben. [1][2]
Olymp

Nachdem 1829 der Stallteil des „Alten Konvikts“ umgebaut wurde, erstellte man als Ersatz (spätestens 1837) den Instituts-Stadel, den heutigen „Olymp“. Aus Platzmangel im Konvikt wurden von Rektor August Meier 1885 vier heizbare Schlafzimmer auf eigene Kosten im Obergeschoss eingerichtet. 1967 schliesslich wurde auch der Stall im Parterre umgebaut und so dient das Gebäude heute als campuseigener „Jugendtreff“ mit Büros der Schülerorganisation.
Altes Schulhaus
1863 anerbot sich die Gemeinde Trogen, östlich des Konvikts auf eigene Kosten ein neues Kantonsschulhaus zu bauen, um der herrschenden Raumnot abzuhelfen. Durch das Geschenk an den Kanton wurde das „Cantonal-Institut“ 1864 offiziell zur Kantonsschule, eine dem Staate angehörige Unterrichts- und Erziehungsanstalt für Knaben. Im selben Jahr begann man mit den Arbeiten am neuen Schulhaus, welche von Baumeister Daniel Oertli aus Herisau nach den Plänen des Architekten Christoph Kunkler erbaut wurde. Am 31. August 1865 erfolgte die feierliche Übergabe und Einweihung des neuen dreigeschossigen Steingebäudes. Die Konstruktionsart mit gemauerten Fassaden und Holzbalkendecken entsprach der Bauart der öffentlichen Gebäude jener Zeit. Das klassizistische Gebäude wurde durch ein Walmdach abgeschlossen. 1969 wurde das „Alte Schulhaus“ renoviert und erweitert: An der Nordseite des Hauses entstand nach den Plänen von Architekt Hans Ulrich Hohl ein Risalit-Anbau mit neuen Schulräumen.
Studium
Ab 1884 stieg die Zahl der Schüler beträchtlich und Rektor August Meier entschloss sich zu einem Neubau. Erneut (wie schon beim Ausbau der Schlafzimmer im „Olymp“) bezahlte Meier diese Erweiterung aus eigener Tasche. Unvorsichtigerweise liess er den Neubau 1886 aber auf kantonseigenem Boden errichten. Dieses „wilde Bauen“ hatte zur Folge, dass der Kanton 1895 das Studium-Gebäude schliesslich kaufte. Das Studium wurde noch zweimal renoviert, bevor es 1977 zu Gunsten des Neubaus „Neues Knabenkonvikt / Mensa“ abgebrochen wurde.
Alte Turnhalle
1927 hatte die Schule das Glück, dass die Familie Fenkart der KST eine Turnhalle schenkte. Bereits ein Jahr darauf wurde das Gebäude erstellt. Die Ausbildung von Ecklisenen und das Walmdach prägten den gemauerten Hallenbau als öffentliches Gebäude. Bei der Gesamtsanierung 1991 konnten die baulichen Qualitäten erhalten werden.
Rotes Schulhaus
Um den weiter steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden, prüfte der Kanton 1919 die KST mit dem Zeughaus von Trogen zu erweitern. Dieses Projekt wurde aber zugunsten eines Neubaus fallen gelassen. Allerdings lehnte die Landsgemeinde 1920 dieses Vorhaben wuchtig ab. Acht Jahre später zog man den Umbau des Doppelpalastes der Familie Honnerlag in Betracht; aber auch diese Idee wurde im Vergleich zum Neubauprojekt als nicht geeignet beurteilt. 1930 schliesslich genehmigte die Landsgemeinde die Erstellung eines Ergänzungsbaus. Somit konnten die Bauarbeiten am heutigen „Roten Schulhaus“ durch die Architekten Ziegler & Balmer begonnen werden, welche im Herbst 1931 abgeschlossen wurden. Für den Bau wurden nur bewährte und solide Baumaterialien verwendet. Über dem Betonbau sind die Obergeschosse in Backsteinmauerwerk ausgeführt. Als Zeuge einer Zeit grosser wirtschaftlicher Krisen ist das Äussere ohne modische Formgebung ein Resultat der gewählten Konstruktion. Zuletzt wurde das „Rote Schulhaus“ 1998 umfangreich saniert.
Sternwarte
In den 1930er Jahren setzte sich Physikprofessor Rothenberger dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler Astronomie als praktischen naturwissenschaftlichen Unterricht erleben konnten. Aus einem selbst gekauften Fernrohr wurde schliesslich eine Sternwarte. Diese wurde 1949 auf einer Hügelkuppe oberhalb des Pestalozzidorfes auf dem Boden der Gemeinde Trogen gebaut. 1969 wurde das Giebeldach durch eine Blechkuppel ersetzt. Die ausgezeichnete Lage der Sternwarte lässt den südliche Nachthimmel gut beobachten, da der Leinfluss des Lichtsmogs von St. Gallen sehr gering ist. Das motorgetriebene Teleskop verfügt über eine Brennweite von 2000mm und drei verschiedene Okulare, mit denen sich Himmelskörper bis zu 200-fach vergrössern lassen.[3]
Quellen
- ↑ Johannes Schläpfer: Die bauliche Entwicklung der Kantonsschule von den Anfängen bis zur Gegenwart. In KVT-Mitteilungen Nr. 72, 1993
- ↑ Otto Hugentobler: Entstehungs- und Baugeschichte der Kantonsschule. In Kunst & Architektur an der Kantonsschule Trogen AR, Druckerei Lutz Speicher, 2001
- ↑ Kurt Balmer: Die Sternwarte der Kantonsschule Trogen. In KVT-Mitteilungen Nr. 64, 1985