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Capilla abierta

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Capilla abierta am ehemaligen Kloster San Nicolás de Tolentino in Actopan, Hidalgo
Glockenturm und Capilla abierta am ehemaligen Kloster San Francisco de Asís in Tlaxcala, Tlaxcala
Capilla abierta am ehemaligen Kloster San Luis Obispo in Tlalmanalco, México
Capilla abierta am ehemaligen Kloster Santa María Magdalena in Cuitzeo, Michoacán
Capilla abierta vor dem ehemaligen Kloster Santiago Apóstol in Cuilápam de Guerrero, Oaxaca

Der spanische Begriff Capilla abierta (manchmal auch Capilla de Indios) beschreibt die architektonische Bauform offener Kapellen, wie sie in Neuspanien im 16. Jahrhundert hauptsächlich von den Bettelorden errichtet wurden, um nach der spanischen Eroberung Mexikos die zahlreichen Angehörigen der indigenen Völker missionieren zu können.

Architektur

Anstelle eines seitlich geschlossenen und überdachten Kirchenraumes befand sich vor dem Sakralraum einer Capilla abierta jeweils eine offene Freifläche, auf der eine große Menschenmenge den Gottesdiensten beiwohnen konnte. Durch den Bau solcher offener Kapellen anstelle großer Kirchenbauten war zum einen eine rasche Fertigstellung gewährleistet, zum anderen konnte mit der Durchführung der Gottesdienste unter freiem Himmel an die Bräuche der indigenen Einwohner angeknüpft werden, die es nicht gewohnt waren, den von Priestern zelebrierten religiösen Zeremonien in geschlossenen Räumen beizuwohnen. Die Bauform wurde aufgrund ihrer Zweckmäßigkeit letztendlich von allen Ordensgemeinschaften anerkannt, wobei verschiedene stilistische Bauvariationen umgesetzt wurden – so scheint es, dass die frühesten Sakralräume der Capillas abiertas aus einem (wie in Maní oder Dzibilchaltún) oder drei überwölbten Räumen (wie in Cuernavaca) bestanden, wohingegen die späteren eine Art Portikus bildeten (wie in Tlaxcala, Tlalmanalco oder Cuitzeo). Ein ganz außergewöhnliches Beispiel ist die Capilla abierta von Cuilápam de Guerrero bei Oaxaca.

Die Balkonfenster in den Fassaden vieler Kathedral- und Klosterkirchen Neuspaniens konnten demselben Zweck dienen; der Hauptplatz (Plaza Mayor) einer Stadt war dann der ‚Kirchenraum‘.

Erhaltung

In späterer Zeit wurden viele dieser ursprünglichen Bauten zerstört und durch Kirchen ersetzt. Erhaltene offene Kapellen finden sich noch in Cuernavaca, Tlaxcala, Dzibilchaltún, und einigen weniger bekannten Orten Mexikos wie Maní oder Cuitzeo. Eine Sonderform sind Kirchen mit großen vorgelagerten ummauerten Platzanlagen (z. B. Izamal).

Literatur

  • Rafael García Granados: Capillas de indios en Nueva España (1530-1605). Archivo Español de Arte Band 11, 1935, S. 3ff.
  • Juan Benito Artigas: Capillas abiertas aisladas de México. Mexiko, UNAM, 1982.
  • George Kubler: Arquitectura mexicana del siglo XVI. Mexiko, FCE, 1982.
Commons: Capilla abierta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien