Benutzer:Demidow/Werkstatt
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Rote Kaserne | |||
Land | Deutschland | ||
Heute | PanMedium-Stiftung (bis 2005) Arbeiterwohlfahrt | ||
Gemeinde | Potsdam | ||
Koordinaten: | 52° 25′ 30″ N, 13° 3′ 19″ O | ||
Eröffnet | 1892 bis 1895 | ||
Eigentümer | Privat | ||
Ehemals stationierte Truppenteile | |||
2. Garde-Feldartillerie-Regiment 4. Garde-Feldartillerie-Regiment |
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Lage der Rote Kaserne in Brandenburg |
Die Rote Kaserne ist eine ehemalige Kaserne in der Nauener Vorstadt in Potsdam. Sie wurde 1892 bis 1895 erbaut und mehrfach erweitert. Ihren Namen verdankt sie dem roten Klinker, mit dem sie errichtet wurde. Weite Teile der Anlage an der Nedlitzer Straße stehen seit 1999 unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte
Gründung
Die ursprünglich in Potsdam aufgestellten 2. und 4. Garde-Feldartillerie-Regimenter der preußischen Armee hatten ihren Standort seit 1773 am Berliner Kupfergraben. Aufgrund des schlechten Zustands der dortigen Gebäude und aus Platzmangel musste 1890 jedoch ein neuer Standort gewählt werden. Die Wahl fiel auf ein unbebautes Stück Land am nördlichen Rand von Potsdam.[2] Dort entstand ab 1892 nach Plänen von Garnisonsbauinspektor Robert Klingelhöffer die neue Kaserne der beiden Regimenter. Der Umzug fand in mehreren Schritten ab 1893 statt. 1895 waren die Bauarbeiten an der seinerzeit größten und modernsten Kaserne Potsdams abgeschlossen. Architekt war Garnisonsbauinspektor Robert Klingelhöffer. 1913 wurde an der Einmündung Fritz-von-der-Lancken- und Nedlitzer Straße ein weiteres Dienstwohngebäude errichtet.
Zwischen den Weltkriegen
Im Rahmen der Demilitarisierung nach dem Ersten Weltkrieg wurden das 2. und 4. Garde-Feldartillerie-Regimenter 1919 aufgelöst. Danach nutzten die Nachrichtenabteilung 3, die IV. Reitende Abteilung und die Ausbildungs-Batterie des Artillerie-Regiments 3 der Reichswehr die Gebäude. Die Gebäudegruppe wurde in den 1920er Jahren um eine Empfangs- und Sendeanlage mit Funkmast und ein neues Wohn- und Dienstgebäude mit Werkstätten und Garagen erweitert. 1933 übernahm die Wehrmacht die Kaserne. Sie blieb im Zweiten Weltkrieg von Bomben und Artillerieschäden verschont.
Kaserne der Roten Armee
Ende der 1940er Jahre übernahm die Rote Armee die Kaserne. Pläne der Stadt Potsdam, die Bauten zu Büro- und Wohngebäuden umzunutzen, zerschlugen sich, da die Sowjetarmee die Kaserne dauerhaft als Standort für Artillerietruppen beanspruchte. Außer kleineren An- und Umbauten gab es kaum bauliche Veränderungen.
Sanierung
Nach dem Abzug der russischen Truppen 1993 standen die Gebäude leer. In der Folgezeit wurden sie in mehreren Schritten unter anderem an private Investoren veräußert.
Zwei der Gebäude wurden durch die PanMedium-Stiftung erworben und zu einem Datenverarbeitungszentrum umgenutzt, gefördert durch das brandenburgische Wirtschaftsministerium. Dieses Projekt meldete aber bereits 2005 Insolvenz an. Auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) nutzt Teile der Roten Kaserne als Bürogebäude.
Eines der großen Mannschaftsgebäude wurde im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt zur Wohnutzung (insbesondere für Senioren) umgebaut. Die Torhäuser wurden zwischen 2007 und 2008 zu einem Wohnhaus und einem Bürogebäude umgenutzt.[3]. Das Unternehmen Terraplan aus Nürnberg erwarb ab 20… das Bäckerei- und Kammergebäude (jetzt Château Palmeraie genannt), zwei der Mannschaftsgebäude (Grand Palais du Lion, Palais Klingelhöffer), ein Offiziershaus (La Maison des Officiers), die Remise (Cour d'Équipage) und die Exerzierhalle (Les Arcs Lenné), um darin Eigentumswohnungen einzurichten. Mit Ausnahme des seit 2015 im Umbau begriffenen nördlichsten Mannschaftsgebäudes (Palais Klingelhöffer) sind alle Sanierungsprojekte abgeschlossen. Im Bereich zwischen dem früheren Stallgebäude und der Exerzierhalle errichtet der Potsdamer Bauträger Wittfoth derzeit mehrere Zweifamilienhäuser mit Tiefgarage unter dem Namen Wohnen im Park.
Bezeichnung
Die Rote Kaserne verdankt ihren Namen der Farbe des Klinkers, aus dem die Mehrzahl ihrer Gebäude errichtet wurde. Diese Bezeichnung bürgerte sich erst nach der Wende ein.[4] Zuvor war die Kaserne als … bekannt. Der nördliche, von der Nachrichten-Abteilung 3 genutzte Geländeabschnitt trug zwischen 1919 und 1938 den Namen Delius-Kaserne. 1938 wurde die gesamte Anlage in Garde-Artillerie-Kaserne umbenannt.[5]
Architektur
Gesamtanlage

Die Kaserne liegt am nördlichen Stadtrand von Potsdam in der Nauener Vorstadt. Im Norden schließt sich das Waldstück Nedlitzer Holz an, im Osten ein Kleingärten- und Villenviertel. Im Süden grenzt sie an die ehemalige Graue Kaserne (Nedlitzer Kaserne) am Fuße des Pfingstbergs. Die westliche Begrenzung bildet die Nedlitzer Straße, wobei sich einige Offiziershäuser auf der westlichen Straßenseite südlich der Einmündung der Georg-Hermann-Allee befinden.
Wasserturm nicht erhalten
Die Kaserne wurde ab 1892 im damals neuartigen „Pavillonsystem“ angelegt. Da die einzelnen Funktionsbereiche in voneinander getrennten Gebäuden untergebracht waren, konnten gegenseitige Behinderungen der Truppenverbände und Arbeitsabläufe weitgehend vermieden werden. Auch beugte die Bauweise der Ausbreitung von Bränden vor.[6] Die Wohn- und Verwaltungsgebäude wurden zur Nedlitzer Straße ausgerichtet; sie umfassten ein Stabs-, vier Mannschafts- und zwei Wirtschaftsgebäude. Im östlichen Bereich befanden sich die Funktionsbauten wie Bäckerei- und Kammergebäude (Lager), Krankenstall, Exerzierplätze und -halle, Pferdeställe, Reithallen und Werkstätten.
Gebäude
Robert Klingelhöffer entwarf die ersten Gebäude der Roten Kaserne im Stil der Märkischen Backsteingotik. Dieser erinnerte an die Stadttore und Befestigungen aus der Glanzzeit preußischer Städte im Spätmittelalter und versinnbildlichte Wehrhaftigkeit. Als Baumaterial wurde vorwiegend roter Ziegelstein verwendet. Neben Formsteinen für Gesimse und Giebel kamen auch dunkel glasierte Steine zum Einsatz, die besonders gegen Witterungseinflüsse schützten und durch den Farbkontrast zu den roten Mauern die Fassaden gliederten. Die später ergänzten Bauten wurden ebenfalls mit rotem Klinker errichtet, jedoch ohne die gotischen Formen.
Mannschafts- und Offiziershäuser
Die vier Mannschaftsgebäude an der Nedlitzer Straße sind weitgehend identisch gestaltet. Die Gestaltung als Dreiflügelanlage mit Mittelrisalit und Treppengiebeln erinnert an ein Schloss. Im Rahmen der Sanierung wurden in ihnen Büroräume, ein Kreativzentrum, ein Seniorenheim und Eigentumswohnungen eingerichtet. Die beiden nördlichen Mannschaftsgebäude (Grand Palais du Lion, Palais Klingelhöffer) erhielten bei der Sanierung im Osten Balkonvorbauten und Dachterrassen, die Freiflächen wurden als Spielplätze und Erholungsgärten neu gestaltet, die historische Einfriedung zur Nedlitzer Straße restauriert.
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Grand Palais du Lion vor der Sanierung, 2009
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Grand Palais du Lion nach der Sanierung, 2015
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Palais Klingelhöffer vor der Sanierung, 2015
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Offiziershaus Maison des Officiers, 2015
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Fassade des Seniorenheims mit Treppengiebeln, 2013
Kammer- und Bäckereigebäude
Das wegen seiner Größe auffälligste Gebäude der Roten Kaserne ist das ehemalige Kammer- und Bäckereigebäude, in dem Lagerräume, Heeresbäckerei und Zeughaus untergebracht waren. Den Mittelrisalit bekrönt eine Skulptur aus Sandstein von Georg Friedrich Boumann. Diese befand sich ursprünglich auf der 1773 errichteten Kaserne des 4. Artillerieregimentes am Kupfergraben in Berlin-Mitte hatte. Als das Gebäude 1879 durch einen Neubau ersetzt wurde, kam die Steinskulptur nach Potsdam und wurde im Kammer- und Bäckereigebäude als Spolie und Erinnerung an den früheren Truppenstandort verbaut. In der Mitte der Plastik ist ein gekrönter Obelisk zu sehen, der mit den Initialen Friedrichs des Großen (FR) verziert ist und die Inschrift Anno 1773 trägt. Auf beiden Seiten des Obelisks befinden sich Reiter mit Geschützen und Waffen.
Das Gebäude weist mit rund 30 Metern eine außergewöhnliche Tiefe auf. Um die neu entstehenden Wohnungen im Inneren ausreichend zu belichten, wurde der Mittelteil des Gebäudes bei der Sanierung 2007/2008 entkernt. An der Eingriffsstelle entstand ein über alle Geschosse reichendes Atrium mit Glasdach; im Inneren wurden Palmen gepflanzt, denen das Bauwerk die neu eingeführte Bezeichnung Château Palmeraie verdankt.[7]
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Zustand vor der Sanierung, 2005
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Zustand nach der Sanierung, 2011
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Skulptur auf dem Mittelrisalit
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Atrium mit Palmen
Stallungen und Werkstätten
Exerzierhaus
Das Exerzierhaus am nördlichen Rand der Roten Kaserne … Das freitragende Dachwerk aus Holz wurde bei der Sanierung 20… instandgesetzt. Die Arkaden an den Fassaden wurden geöffnet zu Fensterflächen für die Wohnungen im Inneren umgebaut; die beiden Bögen auf der Mittelachse der Südfassade wurden nach außen geöffnet und zu einem offenen Atrium umfunktioniert.
Literatur
- [Friedrich Wilhelm] Beutner: Die Königlich Preußische Garde-Artillerie. Band 2. Berlin 1894, S. 326–327 (archive.org).
- Catrin During/Albrecht Ecke: Gebaut: Architekturführer Potsdam. S. 70.
- Anja Kiss: Ein preußisches Militärdenkmal des 18. Jahrhunderts. In: Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg e. V. Mitteilungsblatt. 2010, S. 3–8 (potsdam.de [PDF]).
- Hartmut Knitter/Rainer Lambrecht: Rund um das Bornstedter Feld. Streiflichter zur Geschichte des Potsdamer Nordraumes. Knotenpunkt, Potsdam 2006, ISBN 978-3-939090-01-4, S. 136–147.
- Guido Berg: Fliegende Pferde. Rote Kaserne. Boumann-Skulptur wird saniert. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 20. Februar 2008, Seite 9.
- Neues Leben in des Kaisers Backstube. Rote Kaserne. Hälfte der Häuser verkauft. Kammergebäude und Heeresbäckerei werden Wohnungen. In: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 14. Februar 2006, Seite 12.
Einzelnachweise
- ↑ Denkmalliste Potsdam (PDF; 483 kB), Stand 31. Dezember 2007
- ↑ Beutner: Garde-Artillerie, S. S. 326–327.
- ↑ Projektwebseiten des beauftragten Planungsbüros 3PO Architekten: Mannschaftsgebäude: http://www.3po.de/architekten-potsdam_projekte_1_0_19.htm; Nördliches Torhaus: http://www.3po.de/architekten-potsdam_projekte_1_11_21.htm; Südliches Torhaus: http://www.3po.de/architekten-potsdam_projekte_1_12_22.htm
- ↑ Knitter/Lambrecht: Bornstedter Feld, S. 139.
- ↑ Knitter/Lambrecht: Bornstedter Feld, S. 143.
- ↑ Geschichte S. 136–137.
- ↑ Claudia Krause: Palmenhain im Hausflur. In: Märkische Allgemeine. Potsdamer Stadtkurier. 3. Mai 2007.
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