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Reinhart Meyer (Kulturhistoriker)

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Reinhart Meyer (geboren am 15. November 1942 in Berlin) ist ein deutscher Kulturhistoriker.

Leben und Werk

Meyer ist in Hamburg aufgewachsen und begann 1963 sein Studium an der Universität Hamburg. Er belegte dort Philosophie, Germanistik, Geschichte und Musikwissenschaft, konzentrierte sich jedoch in der Folge auf Philosophie und Germanistik. An der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau, wo er zusätzlich katholische und evangelische Theologie studiert hatte, absolvierte er das Staatsexamen. 1973 promovierte er bei Hans-Joachim Mähl an der Universität Regensburg im Fach Philosophie mit einer Arbeit zu Gotthold Ephraim Lessing. Seine Disseration wurde noch im selben Jahr publiziert.

1982 folgte in Wuppertal die Habilitation. Nach Lehraufträgen in Bremen, Marburg, Regensburg und Thessaloniki zog sich Meyer jedoch aus dem Universitätsbetrieb zurück. Seine groß angelegten Forschungsprojekte wurden von mehreren Förderungsinstitutionen getragen, besonders von der VolkswagenStiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Bibliographia Dramatica et Dramaticorum

Im Laufe von vierzig Jahren hat Reinhart Meyer rund 150 Bibliotheken nach Quellen zur Theatergeschichte des Heiligen Römischen Reichs im 18. Jahrhundert durchforstet und in einer umfassenden Quellendokumentation erschlossen. Seine Auswertungen und Interpretationen dieser Quellen zwingen zur Revision zahlreicher Grundannahmen der germanistisch-literaturwissenschaftlichen Forschung zum Theater des 18. Jahrhunderts, der es in der Regel mehr um eine Dramen- als um eine Theatergeschichte geht. Um einer solchen Interpretation vorzubeugen enthält Meyers Bibliographia Dramatica et Dramaticorum – anders als übliche Bibliographien – neben handschriftlichen wie gedruckten Stücktexten auch Szenare, Theaterzettel oder Rezensionen.

Die rund 25.000 Seiten dieses monumentalen Werkes zeigen unter anderem, dass es sich bei der Deutung des ‚deutschen Theaters‘ als deutschsprachig um ein ideologisches Konstrukt handelt, das den historischen Gegebenheiten im 18. Jahrhundert nicht entspricht, und dass der Anteil der musikdramatischen Produktion wesentlich bedeutender gewesen ist, als der Großteil der germanistischen wie theaterwissenschaftlichen Forschung vermuten lässt. Wege zur Interpretation des Materials zeigte Meyer in zahlreichen Studien auf, ein Sammelband ist 2012 im Wiener Wissenschaftsverlag Hollitzer erschienen.

Publikationen

  • „Hamburgische Dramaturgie“ und „Emilia Galotti“. Studien zu einer Methodik des wissenschaftlichen Zitierens, entwickelt am Problem des Verhältnisses von Dramentheorie und Trauerspielpraxis bei Lessing, 1973
  • Schriften zur Theater- und Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts, hg. von Matthias J. Pernerstorfer. Wien: Hollitzer Wissenschaftsverlag 2012 (Summa Summarum 1).