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Autobahndreieck

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Offizielles Verkehrszeichen eines Autobahndreiecks in der Schweiz (dort Verzweigung genannt)

Ein Autobahndreieck (Symbol in Deutschland: , Kurzbezeichnung: AD), in der Schweiz Verzweigung genannt (Symbol: ) und in Österreich ohne Unterscheidung zu einem Autobahnkreuz als Knoten bezeichnet, ist ein dreiarmiger, höhenfreier Verkehrsknotenpunkt, an dem eine Autobahn in eine andere einmündet.

Besteht zwischen zweien dieser Arme keine Verbindung, spricht man von einer Autobahngabelung. Die früher übliche Bezeichnung „Autobahnabzweig“ war treffender und ist heute noch der korrekte Fachbegriff.[1]

Bei Einführung der Symbole für Knotenpunkte auf der Autobahnbeschilderung wurde auch in Deutschland nicht zwischen Kreuz und Dreieck unterschieden.

Autobahndreiecke befinden sich dort, wo eine Autobahn endet und in eine andere mündet oder wo ihr Verlauf unterbrochen ist. Im letzten Fall handelt es sich zwar um ein Dreieck, jedoch wird hier meist, zumindest teilweise, ein Autobahnkreuz gebaut und der Knotenpunkt auch bereits als Autobahnkreuz bezeichnet. Dadurch ist bei einem Weiterbau der Autobahn ohne großen baulichen Mehraufwand und ohne Umbenennung eine Inbetriebnahme möglich.

Bauteile

Die Bestandteile eines Autobahndreiecks entsprechen im Wesentlichen denen eines Autobahnkreuzes.

Bauformen

Es lassen sich drei Grundformen von Autobahndreiecken unterscheiden, sowie eine, die einem nicht fertiggestellten Autobahnkreuz entspricht. Alle Formen haben in Hinblick auf Wirtschaftlichkeit, Verkehrsaufkommen, Platzbedarf und Sicherheit Vor- und Nachteile.[2]

Autobahndreieck
oben: Y-Form, 2 Etagen, 3 Brücken
unten: T-Form, 3 Etagen, 2 Brücken
Dreieck mit zwei Etagen bei 46° 43′ 42″ N, 6° 34′ 11″ O

Dreieck

Bei dieser Bauform werden alle linksabbiegenden Fahrstreifen in einem großen Radius halbdirekt geführt. Dadurch sind hohe Geschwindigkeiten möglich. Es gibt dieses Dreieck in zwei Variationen je nach Schnittpunkt der Rampen: mit drei einzelnen Überwerfungen in zwei Etagen oder mit zwei Überwerfungen in drei Etagen, welches auch als halbes Malteserkreuz bezeichnet wird.

Der Einsatz dieser Bauform ist vor allem dort sinnvoll, wo in allen Richtungen eine hohe Verkehrsdichte herrscht. In Deutschland ist sie vorwiegend in Gegenden anzutreffen, die eine starke Verkehrsbelastung haben. In Österreich ist es die am häufigsten verwendete Form, in den USA sehr verbreitet und die bei Highways innerhalb von Ballungsräumen gängige Bauform.

Beispiele für diese Bauform in Deutschland
Beispiel für diese Bauform in Österreich
Beispiele für diese Bauform in anderen Ländern

Dreieck ohne einheitliche Hauptrichtung

In den Richtlinien für die Anlage von Autobahnen (RAA) ist ein „Dreieck ohne einheitliche Definition der Hauptfahrbahnen“ definiert.[3] Dies ist ein höhenfreier dreiarmiger Verkehrsknoten, der aus drei Gabelungen besteht, deren jeweiliges Überwerfungsbauwerk nur die eine Fahrbahn der Gegenrichtung überführt, wodurch gegenüber der abzweigenden Straße in der Hauptrichtung ein TOTSO oder eine linksseitige Ausfahrt entsteht. Zwischen den Richtungsfahrbahnen entstehen Zwischenräume. Die Bauform ist in den USA mehrfach vorhanden. Ein Beispiel in Deutschland war bis 2007 auf der gelben Autobahn B7 (Brüsseler Straße) der Abzweig zur Düsseldorfer Straße im Westen des Stadtteils Oberkassel von Düsseldorf. 51° 14′ 3″ N, 6° 43′ 57″ O

„Trompete“ in linksgeführter Form
„Trompete“ in rechtsgeführter Form
„Trompete“ mit abbiegender Hauptrichtung

Trompete

Bei der sogenannten „Trompete“ wird ein linksabbiegender Fahrstreifen halbdirekt und einer indirekt geleitet. Diese Bauform ist kostengünstig, da nur ein Brückenbauwerk notwendig ist und verhältnismäßig wenig Fläche erforderlich ist. Allerdings ist die maximale Geschwindigkeit in der indirekt geführten Verbindungsrampe gering. Wegen der einfachen Bauform eignet sich die Trompete auch als Autobahnanschlussstelle, wenn der Zubringer an der Anschlussstelle endet. Der durch die Höhenfreiheit frei fließende Verkehr bringt keine Mehrkosten am Brückenbauwerk mit sich, da keine Verflechtung entsteht.

Es werden zwei Varianten der Trompete unterschieden: die rechts- und die linksgeführte.[4] Die Trompete ist in Deutschland häufig anzutreffen, die rechtsgeführte ist aber seltener, da der Verkehr ohne vorgeschalteten Verzögerungsstreifen in den engen Radius der Schleife geführt werden muss, was sich negativ auf die Verkehrssicherheit auswirkt. Daher wird diese Bauform bevorzugt nur dann realisiert, wenn der zur Verfügung stehende Platz keine andere Bauweise ermöglicht.

Auffahrt zum Ottawa River Parkway als rechtsgeführte Trompete
45° 24′ 41″ N, 75° 44′ 7″ W

Beispiele der Trompeten-Bauform in Deutschland:

Commons: Verkehrsknoten in der Bauform „Trompete“ – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Eingeschmolzene Trompete
Zwei übereinanderliegende Trompeten am Cross-Harbour Tunnel in Hongkong, eine geschmolzen
22° 16′ 52″ N, 114° 10′ 49″ O

Eingeschmolzene Trompete

Bei der eingeschmolzenen Trompete ist im Unterschied zur Trompete die durchgehende Fahrtrichtung gegenüber dem mündenden Verkehrsweg räumlich getrennt, um den mündenden Verkehr durch Verflechtung zu verbinden. Hierdurch entstehen (bei Rechtsverkehr) linksseitige Anschlüsse. Nach einer Wendeschleife wird die Gegenrichtung wiederum durch Verflechtung angebunden. Die Verflechtungen liegen außerhalb des Brückenbauwerkes und sind die einzige Kapazitätsbegrenzung bei einspuriger Ausführung. Diese Bauform benötigt die geringste Brückenfläche, jedoch mehr Raum. Nur eine Richtungsfahrbahn muss von einer weiteren überbrückt werden. Technisch ist das ein von innen gespeister, entflochtener, tropfenförmiger Turbokreisverkehr, der die Hauptrichtungen nicht unterbricht, oder eine Autobahngabelung ohne Hauptrichtung mit nachfolgender linksseitiger Wendeschleife, wodurch weitere teure Fläche innerhalb der Überwerfung eingespart wird. Die Wendeschleife ähnelt dem Michigan Left. Ein anderer Ansatz zur Beschreibung ist der Ausbau einer Gabelung zum Dreieck durch räumliche Trennung der Richtungsfahrbahnen. Im Westen des US-Bundesstaates Texas endet die Interstate 20 an der Interstate 10 bei 31° 5′ 25″ N, 104° 3′ 9″ W in dieser Bauform. In Florida finden sich mehrere Verkehrsknoten dieser Art.

Doppeltrompete in Bergen (Norwegen)

Doppeltrompete

Zwei Trompeten kommen zum Einsatz, wenn zwei Autobahnen oder autobahnähnliche Straßen sich stark annähern, jedoch nicht oder erst an anderer Stelle kreuzen, oder wenn nachträglich eine Verbindung geschaffen wird. In diesem Fall wird ein kurzes autobahnartiges Verbindungsstück eingefügt, wodurch zwei dreiarmige Knotenpunkte (Trompeten) entstehen. In diesem Fall sind die Mundstücke der Trompeten direkt miteinander verbunden. Gegenüber einem Kreuz bilden die beiden T-Stücke H-förmig eine 4-armige Verbindung. Dies wird in Italien, Japan und USA bevorzugt eingesetzt, um Mautstraßen mit mautfreien Straßen zu verbinden. Dabei werden die Fahrzeuge nach Fahrziel gemischt, aber nach Auffahren und Verlassen der Mautstraße sortiert. Beispiele für Doppeltrompeten sind:

Eine Sonderform der Doppeltrompete mit fehlenden direkten Rampen ist die Büroklammer.

Zudem existieren Doppeltrompeten, deren Trichter auf dieselbe Autobahn münden.[5] Dies könnte die Bauform für ein Autobahnkreuz sein, wenn die Ausfahrrampe einer abzweigenden Autobahn links angebracht werden darf oder zwei Autobahnen an der durchgehenden enden. Da die Ohren mit je zwei Fahrtrichtungen ineinander liegen, wird erheblich Platz gespart.

  • Eine Doppeltrompete war rund 50 Jahre lang die Anschlussstelle Telegraph Road (ein Teil der US-24) zur Interstate 94 in Taylor, südlich gelegen im Großraum von Detroit im US-Bundesstaat Michigan bei 42° 15′ 52,9″ N, 83° 16′ 13,5″ W. Die 2005 zur SPUI zurückgebaute Anschlussstelle verlor um den Preis der Verlagerung der Ausfahrten auf die rechte Seite der Interstate ihren freien Verkehrsfluss. Im Zuge dessen wurden die Richtungsfahrbahnen der Interstate näher aneinander gelegt.[6]
Autobahndreieck „Birne“

Birne

Bei einem Autobahndreieck in Birnenform, dem Pendant zur Turbine, werden beide linksabbiegende Fahrstreifen halbdirekt geführt. Dies ermöglicht ein Durchfahren mit hoher Geschwindigkeit, benötigt allerdings auch mehr Platz als die Trompete, und es sind zwei Brückenbauwerke notwendig.

Diese Bauform ist in Deutschland recht selten anzutreffen, da sie sowohl im Hinblick auf die Kosten als auch den Platzbedarf keine gravierenden Vorteile gegenüber den anderen Varianten hat. Als Birne war z. B. das Autobahndreieck Braunschweig-Südwest (A 39/A 391) bis 2011 gebaut. Auch die neue Form des Dreiecks ist an die Birne angelehnt. Das im Juni 2015 eröffnete Autobahndreieck Bochum-West ist ebenfalls an die Bauform der Birne angelehnt, hier befindet sich eine der halbdirekten Rampen allerdings außerhalb der direkten Rampen.

Autobahndreieck „halbes Kleeblatt“

Halbes Kleeblatt

„Trompete“, vor dem Ausbau zum vollen Kleeblatt, angewendet an den Autobahnkreuzen Ratingen-Ost, Dortmund-Nordwest und am Seligenstädter Dreieck

Das halbe Kleeblatt (auch Teilkleeblatt) stellt einen Sonderfall unter den Autobahndreiecken dar. Es kommt ausschließlich dann vor, wenn bereits beim Bau ein Ausbau zum Autobahnkreuz als Kleeblatt geplant wird. Der gesamte Ausbauzustand ist dabei im Normalfall so ausgelegt, dass eine Erweiterung zum vollständigen Autobahnkreuz ohne Umbauten der bestehenden Bauwerke möglich ist. Meist sind nur diejenigen direkten und indirekten Verbindungsrampen fertiggestellt, die auch genutzt werden. Das zentrale Brückenbauwerk ist aber in voller Breite ausgebaut. Gegenüber der Trompete hat das halbe Kleeblatt eine Verflechtungsstrecke.

Autobahnkreuz Dortmund/Witten

Beispiele für diese Bauform gibt es in Deutschland viele. Sie sind ein eindeutiges Indiz für die geplante – und teils auch wieder verworfene – Weiterführung von Autobahnen. Im Gegensatz zu anderen Varianten von Autobahndreiecken tragen sie meist auch bereits die Bezeichnung Autobahnkreuz:

Einzelnachweise

  1. Autobahnabzweig: RAS 1968 (BRD) RIST 1990 (DDR) Neufert (1937, 1980, 1996)
  2. Richtlinien für die Anlage von Straßen. Teil: Walter Durth (Hrsg.): Linienführung. RAS-L. Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Köln 1995, ISBN 3-7812-1400-1.
  3. Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen am KIT: Entwurf und Bau von Straßen – Teil: Straßenentwurf. (PDF; 8,44 MB) Abgerufen am 7. September 2013.
  4. Günter Wolf: Straßenplanung. Werner Verlag, München 2005, ISBN 3-8041-5003-9, S. 269.
  5. Joseph E. Hummer: Introduction to and Update on Unconventional Interchanges, Regional Transportation Alliance, Raleigh, NC, abgerufen am 27. Juni 2014, S. 43
  6. Historisches Luftbild im Museum of Ridiculous Highway Design, abgerufen am 28. März 2013
Commons: Autobahnkreuz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien