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Schrannenhalle (München)

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Schrannenhalle Neueröffnung im Oktober 2011
Logo der Schrannenhalle
Überblick über die Besucher bei der Neueröffnung

Die Schrannenhalle in München wurde von 1851 bis 1853 von Karl Muffat als Getreidehalle am Rande des Viktualienmarktes errichtet (der offizielle Name war Maximilians-Getreide-Halle). Schranne bezeichnete damals einen Getreidemarkt. Die Schrannenhalle war der erste Bau in Eisenkonstruktion in München. 2009 übernahm die Hammer AG das Erbbaurecht und wiedereröffnete die neue Schranne im Oktober 2011 als Markthalle für besondere Produkte.

Lage

Südwestlich des Gebäudes, getrennt durch einen kleinen gepflasterten und ungenutzten Platz, befindet sich der Hochbunker Blumenstraße. Westlich, jenseits der Prälat-Zistl-Straße, befindet sich der Jakobsplatz sowie daran anschließend der Sebastiansplatz mit dem Jüdischen Zentrum München und dem Stadtmuseum. Die Längsseite der östlichen Seite verläuft parallel zur Blumenstraße. Die gegenüberliegende Seite verläuft längs zur Prälat-Zistl-Straße.

Geschichte

Der Getreidemarkt fand bis dahin auf dem Marienplatz statt, der bis 1854 noch Schrannenplatz hieß. Da dessen Fläche für den Markt zu klein wurde, wurde er in die neue Halle verlegt.

Die damalige, an den Seiten noch offene, Schrannenhalle hatte eine Länge von 430 Metern, erst 1871 wurden die Seiten mit Glas versehen. Die Konstruktion aus Glas- und Eisenmaterial galt als technisches Meisterwerk.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ging der Getreidehandel in der Schrannenhalle immer mehr zurück. Schon seit der Eröffnung wurde die weite Entfernung der Halle zum Bahnhof kritisiert – der größte Teil des Getreides wurde damals mit der Bahn transportiert. Schon 1873 war die Blütezeit der Schrannenhalle vorbei. 1912 wurde der Großhandel in die neue Großmarkthalle am Südbahnhof verlegt. Zwischen 1914 und 1927 wurden Teile der Halle demontiert. 1932 ging ein weiterer Teil durch einen Brand verloren. Übrig blieb nur noch der Freibank (der Name stammt von einem dort stattfindenden billigen Fleischverkauf) genannte nördliche Kopfbau.

Ein Teilstück der Schrannenhalle blieb jedoch erhalten, denn ein 110 Meter langer Bauabschnitt landete bei den Stadtwerken München in der Dachauer Straße als Lagerhalle, und geriet über 50 Jahre in Vergessenheit. 1978 erkannte der Architekt und Stadthistoriker Volker Hütsch durch Zufall welcher architektonische „Schatz“ da bei den Gaswerken verborgen war. 1980 ergab ein Gutachten der Technischen Universität München (TUM), dass ein Wiederaufbau möglich sei. Daraufhin beschloss der Münchner Stadtrat noch im selben Jahr die Schrannenhalle am Originalstandort, der bis dahin als Parkplatz genutzt wurde, wieder aufzubauen.

Wiederaufbau

Der Wiederaufbau erfolgte auf Grundlage eines Erbbaurechtsvertrags der Stadt mit der DBVI GmbH & Co Schrannenhalle KG, einer Tochter der Deutsche Beamtenvorsorge Immobilien Holding AG (DBVI). Nach langen Diskussionen und Verzögerungen wurde die Schranne seit Juli 2003 wieder aufgebaut und am 5. September 2005 wiedereröffnet. In die neue Halle sind zahlreiche kleinere Geschäfte, Handwerker sowie Gastronomie eingezogen. Außerdem finden Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen in der Schrannenhalle statt. Die Qualität der architektonischen Gestaltung des Wiederaufbaus und des neu errichteten südlichen Kopfbaus ist in der Öffentlichkeit heftig umstritten. Nach Konzepten zur Wiedererrichtung beziehungsweise zum Umbau und Erweiterungsbauten der Architekten Ackermann und Partner folgten Entwürfe des Wiener Architekten Stefan A. Schumer, welche durch politische Auseinandersetzungen zwischen Erbbaurechtgeber (Landeshauptstadt München) und Erbbaurechtnehmer (Deutsche Beamtenvorsorge Immobilienholding AG) zu nicht planungskonformen Ausführungen gelangten. Im Untergeschoss des Gebäudes befinden sich außerdem Räume, die als Diskothek genutzt werden.

Durch die öffentliche Finanzierung des Bauvorhabens sind die dort ausgetragenen Veranstaltungen mit einem öffentlichen Kulturauftrag verbunden. Dieser Sachverhalt führt unter anderem zu Konflikten bei der Nutzung der Kellerräume. So wurden die Räume im November 2007 für eine Party des Pornographie-Portals YouPorn genutzt.[1] Diese Pläne stoßen vor allem bei der Stadtverwaltung auf kritische Stimmen, stehen sie doch in ungeklärtem Verhältnis zum kulturellen Auftrag der gesamten Einrichtung.[2]

Am 10. Dezember 2008 stellte das Amtsgericht München die Betreibergesellschaft Münchner Schrannenhallen GmbH unter vorläufige Insolvenzverwaltung und eröffnete am 1. März 2009 über deren Vermögen das Insolvenzverfahren.

Wiedereröffnung

Mit der Übernahme des Erbbaurechts im Jahre 2009 durch die Hammer AG konnte eine Zwangsversteigerung der Schrannenhalle abgewendet werden.[3] Die Wiedereröffnung der neuen Schrannenhalle fand am 13. Oktober 2011 statt. Das neue Konzept sieht die Schranne als Markthalle für frische Spezialitäten vor. Auf einer Fläche von 3800 Quadratmetern befinden sich insgesamt 24 Händler. Die bekanntesten Händler und Unternehmen sind unter anderem Feinkost Käfer, Butlers, Jochen Schweizer und Hacker-Pschorr. Seit März 2012 ist im Untergeschoss der Schrannenhalle ein Flagshipstore der Marke Milka eingerichtet.[4] Laut Betreibern steht das neue Konzept der Schrannenhalle nicht in direkter Konkurrenz zum nahegelegenen Viktualienmarkt, vielmehr soll das Angebot der Markthalle eine sinnvolle Ergänzung sowohl für Standbetreiber als auch für Kunden sein.[5]

Literatur

Commons: Schrannenhalle (München) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Lasziver Karneval“ – Artikel auf sueddeutsche.de vom 8. November 2007
  2. „Wir sind kein Sextempel“ – Artikel auf sueddeutsche.de 9. November 2007
  3. „Hammer AG übernimmt Schrannenhalle in München“ – Pressemitteilung der Hammer AG vom 10. Dezember 2010
  4. Milka eröffnet in der Schrannenhalle die 1. Milka Welt – Mitteilung auf der Homepage von Milka
  5. „Alle Standl: Das ist die neue Schranne“ – Artikel auf abendzeitung-muenchen.de vom 21. September 2011

Koordinaten: 48° 8′ 3″ N, 11° 34′ 28″ O