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Diskussion:Umlaufgesichertes Geld

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Der Negativzins wird alle Leute dazu bewegen, ihr Geld vor dem Stichatg auszugeben.

Richtig. Nach dem Erhalt des Geldes, aber vor dem Stichtag. Möglichst gleich nach dem Erhalt des Geldes. -- Fgb


Hohe Nachfrage erzeugt aber hohe Preise.

Jein. Richtig ist, dass die Nachfrage angekurbelt wird. Richtig ist auch, dass es Preiserhöhungen geben wird, aber genau genommen sind das Preisverschiebungen. Dienstleistungsintensive Produkte werden teurer, kapitalintensive Produkte billiger. Konkret wird der Preis für die Dienstleistung per se, die Arbeit, sich erhöhen, also die Löhne werden steigen. Global wird es aber keine Inflation des Freieldes aus folgendem Grund geben: Du stellst dir bestimmt die jetzigen Vermögen und Guthaben in Freigeld konvertiert vor, und alles dieses frische Freigeld fragt nach. Das wird aber nicht passieren. Tendenziell wird nämlich nur derjenige Freigeld kaufen oder es sich verdienen wollen, der es auch wieder ausgeben (oder mit etwa Nullzins anlegen) will. Die Freigeld-Menge wird also sehr viel kleiner sein als die heutige Geldmenge. Damit wird in die Freigeld-Nachfrage in der Größenordnung der heutigen Nachfrage sein, denn auch Nachfrage ist in Wirklichkeit Nachfragewirkung: Geldmenge*Wechselgeschwindigkeit. (Wechselgeschwindigkeit ist die Frequenz des Wechsels des Geldes von einem Besitzer zum nächsten, sie ist verwandt mit der Umlaufgeschwindigkeit) Hat man also 100'000€ (Landeswährung) und ist die Wechselgeschwindigkeit 2/y, dann ist die Nachfragewirkung dieses Geldes 100'000€*2/y = 200'000€/y. Hat man im Vergleich Freigeld im Wert von 10'000€ und ist aber die Wechselgeschwindigkeit des Freigeldes 20/y, so ist die Nachfragewirkung dieses Freigeldes 10'000€*20/y = 200'000€/y. Wenn man also die Menge des Freigeldes genügend klein hält, kann es in der Nachfragewirkung in der Höhe der Nachfragewirkung des heutigen Geldes sein. In Wirklichkeit hält sich aber die Menge des Freigeldes von selbst genügend klein, denn keiner besorgt sich Freigeld zum Spaß, sondern um damit zu wirtschaften, also selbst auch zu produzieren. Damit entspricht das Geldmengenwachstum des Freigeldes dem Wirtschaftswachstum.


Derzeit verteilt sich der Mehrwert (Roheinnamen abzüglich Betriebsausgaben ohne Löhne) auf Löhne zu den Arbeitern und Kapitalkosten zu den Kreditgebern (Zinsen für Bankkredite, Rendite für Firmenbesitzer). Dieses Verhältnis wird durch das allgemeine Absinken des Zinses geändert, sodass mehr für Löhne und weniger für Kreditgeber übrig bleiben wird. An dieser Stelle könnte man also tatsächlich von einer Preiserhöhung sprechen. Dies ist aber keine gesamtwirtschaftliche Verschiebung, sondern nur eine zugungsten der Arbeiter und zu Lasten der Kapital-Leiher. -- Fgb


Langsam habe ich den Eindruck, das ganze Freigeld hat lediglich eine Vorzeichenumkehr mit gleichen Problemen wie die heutige Geldwirtschaft.


Was für Probleme? -- Fgb


Wie bestimme ich die richtige Geldmenge. Nein, die regelt sich auch bei Dir nicht von selber, irgendwer muß sagen jetzt ist Schluß, jetzt kann man sich noch etwas mehr holen, aber vor allem, wie hoch ist die Gebühr.


Die Geldmenge muss so bestimmt werden, dass die Preise in ihrer Gesamtheit (Verbraucherpreisindex) konstant bleiben. Die Geldmenge muss vergrößert werden, wenn das Angebot, Freigeld für eine Leistung zu akzeptieren, steigt. Effektiv muss die Freigeldmenge mit dem Wachstum des Freigeldraumes wachsen. Das schließt die örtliche Ausdehnung (mehr Akzeptanten) ebenso ein wie die Ausdehnung bei Wirtschaftswachstum (mehr Akzeptanz pro Akzeptanten). Es ist nicht geplant, die Umlaufsicherungsgebühr dynamisch abzuändern. Man kann aber wie bei der heutigen Zentralbank einen Zins neben der Umlaufsicherungsgebühr einführen, den ein Freigeldleiher an die Ausgabestelle zu zahlen hat, wenn er Freigeld sich von ihr (gegen Verpfändung von Titeln) leihen möchte. Über diesen Zins könnte man die "Neuschöpfung" des Freigeldes kontrollieren. In einer voll entwickelten Freiwirtschaft wird dieser Zins bei etwas über 0% im Jahr liegen, da man sich in diesem Fall Geld von vorhandenen Geldverleihern leihen kann, statt Freigeld neu zu schöpfen. -- Fgb


Lediglich en par "kleine" kommen dazu, etwa: wie bestimme ich den aktuellen Wert jeden Scheines, jeder Münze.


Dies wird der Markt entscheiden. Höchstwahrscheinlich wird eine lineare oder exponentielle Kurve herauskommen (beide liegen sehr nah bei einander). Bei Ausgabe des Scheins ist er 100% wert, bei Ablauf 95%. Ich denke, die lineare Interpolation zwischen beiden Punkten wird sehr nah an der Markt-Bewertung sein. -- Fgb


Linear oder exponentiell, klar, wäre ich nicht drauf gekommen. Ich nehme eher an, daß die Leute sehen, daß sie, in ihren Augen, richtiges Geld erhalten.


Die Geldmengensteuerung wird nicht einfacher, eher komplizierter.


Nein, sie wird ganz einfach: Man nehme den Verbraucherpreisindex. Geht er nach oben, drosselt man die Geldmenge, geht er nach unten, erhöht man sie. -- Fgb


So so der Verbraucherpreisindex. Der ist ein statistischer Durchschnittswert, der nie an die reale Nachfrage herankommt. Sind dieses Jahr die Flugreisen in, dann kommensie in den verbraucherpreisindex. Dann sprengt jemand drei TUI-Maschinen und alle wollen an die Nordsee. In beiden Teilmärkten verändern sich die Preise massiv, dein Index hat x% für Flugreisen und y% für Urlaub im Inland. Im nachhinein ist man schlauer, die Geldmenge in der Urlaubszeit weicht von der Theorie ab. (Bitte nur als Beispiel, das ist mehr oder minder mit jedem Gut aus dem Warenkorb so.)


Richtig. An den Verbraucherpreisindex soll letztendlich der Wert des Freigeldes gekoppelt. Man kann die Geldmenge aber auch so feiner Steuern: BIP = Geldmenge*Umlaufgeschwindigkeit. Ist die Umlaufgeschwindigkeit konstant, so reicht es, wenn man die Geldmenge mit dem wachsenden BIP wachsen lässt.


Die gesamte Wechselwirkung im Außenhandel kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Wer will Geld das sichtbar weniger wert wird?


Derjenige, der in diesem Wirtschaftsraum einkaufen will. -- Fgb


Kann aber nicht ausreichend sein, spiel das mal für eine nicht ausgeglichene Handelsbilanz durch.


Erklär mir, was nicht ausreichend sein könnte. Wer sollte sonst Freigeld haben, um es direkt oder indirekt (über Investition) auszugeben? -- Fgb


Wie werden in ausländischen Banken Konten in Freigeld geführt?


Durch Konten bei Korrespondenzbanken im Freigeldland. -- Fgb


Kanpp an der Frage vorbei.


Nein wirklich. Das wird heute auch so gemacht. Wollen die Banken kein Wechselkursrisiko, wenn sie Fremdwährungskonten führen, so müssen sie selbst die Konten in Fremdwährung führen, und das geht nur (direkt oder indirekt) in dem Land, zu dem die Währung gehört.


Ganz konkret, wo wird die Differenz hingebucht, kann wohl nur das Nirvana sein. D.h. Du vernichtest mit Freigeld regelmäßig 5% der jährlichen Wertschöpfung. Ist ja alles netto zu rehcnen, da es ja auf wundersame Weise kein Inflation oder Deflation gibt. Klasse, kriegt man sonst nur mit Krieg hin, wenigstens gibt es keine Toten.


Die Nutzungsgebühr wird re-emittiert. Heutzutage wirft die Zentralbank auch die Zentralbank-Zinsen ab, sie werden dem Staat gezahlt. Die Freigeld-Ausgabestelle muss zuerst ihre Kosten decken (Druck der Freigeld-Scheine, Betrieb der Ausgabestelle, usw.), wenn etwas übrig bleibt, was auch nicht in eine Deckungsrücklage muss, kann es ebenfalls irgendwohin re-emittiert werden. Es bietet sich zum Beispiel die Auszahlung an sozial benachteiligte (Obdachlose, Arbeitslose, etc.) an. -- Fgb


Heutzutage zahlt der Staat auch an sozial benachteiligte, gar nicht so wenig übrigens. Also Vernichtest Du nicht Geld, sondern hats eine etwas überdimensionierte Kapitalertragssteuer, die auch auf Bargeld gilt.


Nun, konkret ist es so, dass zumindest in kleinem Stil die Kosten für das Drucken der Gogos und dessen Ausgabe und Verwaltung durch die Umlaufsicherungsgebühr kaum gedeckt werden. Die Einnahmen gehen also für diese Kosten drauf. Auch im großen Stil werden die Einnahmen aus der Umlaufsicherungsgebühr viel kleiner sein als die heutigen Zentalbankzinsen, denn die Geldmenge wird vielleicht 2% der heutigen sein. Außerdem ist es, wenn schon, keine Kapitalertragssteuer, sondern eine Kapitalnichtnutzungssteuer. Aber niemand muss Freigeld annehmen. -- Fgb


Nochmal, wieso verhindert Freigeld eine Inflation? Wenn ich Güter importiere, die durch äußere Einwirkung teurer werden, die aber benötigt werden (klassisches beispiel Öl) wie kann ich einen Preisschub im Inland verhindern? Klar, Geldmenge verringern, aber die Löhne sind sicherlich nicht so ohne weiteres zu verringern. So, jetzt habe ich höhere Rohstoffkosten und gleiche Löhne. Der Gewinn sinkt, teilweise sogar auf 0. Damit scheidet der Unternehmer aus dem Markt aus. Hilft aber auch nicht, um das allgemeine Preisniveau zu senken.


Steigen die Import-Kosten, so muss mehr exportiert werden. In einer leistungsfähigen Wirtschaft sollte das machbar sein.
Wie? Du brauchst besser Produkte zu einem niedrigeren Preis als die Konkurrenz. Klar das geht per Verordnung. Wieso eigentlich nicht jetzt?


Per Verordnung gegen den Markt zu gehen ("Preisstop" usw.) würgt ihn in aller Regel ab. Zur höheren Leistungsfähigkeit der Wirtschaft wird durch höheren Produktivitätsdruck (Alternative: Lohnkürzung) animiert (siehe nächster Absatz).


Aber angenommen, es passiert nicht, dann muss die Geldmenge gesenkt werden. Es gibt dann eine Verschiebung im Preisgefüge, wo Öl-intensive Produkte teurer werden und nicht-Öl-intensive Produkte billiger. (Natürlich auch nur dann, wenn die Nachfrage nach Öl-intensiven Produkten annähernd konstant ist, die kann sich ja auch mit alternativen Energiequellen vermindern...) Die Hersteller der nicht-Öl-intensiven Produkte haben unter'm Strich weniger Rohgewinn (die Hersteller der Öl-intensiven Produkte auch, müssen sie doch die meisten Einnahmen für Öl wieder ausgeben). Dies wird Druck auf die Löhne ausüben. Dabei gibt es dann drei Möglichkeiten: Produktivitätssteigerung, Lohnkürzung oder Insolvenz mit Arbeitslosigkeit (und so indirekt Lohnkürzung über den Markt). Im ersten Fall würde der höhere Export bedient werden, im zweiten und dritten Fall würde die Geldmengenverringerung ihre Wirkung so zeigen. In einer voll ausgebildeten Freiwirtschaft wird aber die Wochenarbeitszeit erheblich niedriger als jetzt sein, da die Produktion auf mehrere Leute verteilt sein wird und viele Leute so viel Geld verdienen, dass sie sich früh zur Ruhe setzen. Folglich bleibt viel Spielraum zur Erhöhung der Produktivität (über die Erhöhung der Wochenarbeitszeit oder Verschiebung des Ruhestands nach hinten). -- Fgb


Wenig Arbeit bei hohen Löhnen geht nur bei hoher Produktivität, das sollte ziemlich ausgereizt sein, zumal man ja die ganze Zeit massivst investiert.
Lies Dir doch mal Deinen Satz in Ruhe durch: einerseits verteilt sich die Arbeit auf viel mehr Leute, andererseits verdienen die Leute soviel, daß sie sich früh zur Ruhe setzen, ja wo kommen die Leute her? Verminderte Wochenarbeitszeit, also dich die gleiche Zahl an Mannstunden?




Also, als erstes wird es bei einer erhöhten Nachfrage weniger Arbeitslose geben, denn diese sind längerfristig meist billiger, als von bestehender Belegschaft Überstunden machen zu lassen (natürlich nur, wenn die Arbeiter entsprechende Tarifverträge einfordern). Sind keine Arbeitslosen mehr da (oder nur die, die aus der wirtschaftlichen Perspektive keine "Wert" haben, arbeitsunfähige, etc.), dann muss die bestehende Nachfrage von einer konstanten Arbeiterschaft erledigt werden. Die Löhne steigen folglich, es wird sehr viel (Realkapital) produziert. In gleichem Maße, wie Realkapital und Löhne steigen, sinken aber die Zinsen, sodass letztendlich die Zinsen bei 0% angekommen.

Ist dies der Fall, wird nicht mehr investiert, es verfällt genausoviel Realkapital, wie nachproduziert wird. Bei diesem Zustand lohnt es sich (langfristig) nicht, mehr zu arbeiten, als man verbraucht, die gesamtgesellschaftliche Sparquote geht gegen 0%. Deswegen haben die Menschen keinen Anreiz mehr, über den eigenen Konsum hinaus zu Arbeiten. Folglich wird die Wochenarbeitszeit zurückgehen, und zwar etwa in dem Maße, wie die Realkapitalproduktion nach dem Boom zurückgeht. Dass die Hochqualifizierten mehr Zeit haben werden als die Niedrigqualifizierten ist natürlich trotzdem klar. -- Fgb


Nach der Theorie, wenn ich sie denn verstanden habe, muß bei einer verringerten Geldmenge eben die Umlaufgeschwindigkeit steigen und ich lasse alle Preise beim alten.


Ich verstehe den Satz nicht ganz. Produktivität*Preisstand = Geldmenge*Umlaufgeschwindigkeit. Wenn du die Preise konstant halten willst, dann musst du sicherstellen, dass die Umlaufgeschwindigkeit konstant bleibt und dass die Geldmenge genau mit er Produktivität steigt und fällt. Die Erhöhung der Ölpreise für eine Freiwirtschaft ist nichts anderes als eine Geringschätzung der Produktivität dieser Wirtschaft durch die Öl-Staaten. Ist dem so, so muss entsprechend die Geldmenge gesenkt werden, um den Preisstand zu garantieren. -- Fgb


Die Formel hat den Aussagewert von 1 = 1, Du kannst die einzelnen Größen immer nur mit Bezug auf eine andere Größe definieren. Abgesehen von kleinen Meßproblemen wie einem echten Preisindex. Aber vielelicht hat sich das Volkswirtschaftliche Rechnungswesen ja auch in den letzten Jahren sehr viel weiterentwickelt.


Es ist schön, dass du der Formel den Aussagewert (1=1) (Die Formel ist wahr) zubilligst. :-) Nein, bestimmte Variablen der Formel kann man beeinflussen, andere nicht. Die Geldmenge kann man (in der Freiwirtschaft) gut steuern. (Heutzutage ist sie mit der Verschuldungsfähigkeit der Marktteilnehmer begrenzt.) Die Umlaufgeschwindigkeit kann man heutzutage nicht steuern, in der Freiwirtschaft schon viel eher (Umlaufsicherung). Die Produktivität kann man nur schwer steuern, und wenn, dann meistens nur nach unten. Ist die Produktivität aber die einzige exogene größe, die der Preisstand die einzige Zielgröße und der Rest konstant oder steuerbar, so kann man den Preisstand mit der Geldmenge abhängig von der Produktivität steuern. Wie schon gesagt, das mit dem Messproblem stimmt, aber es gibt die Alternativmessung über das BIP = Geldmenge*Umlaufgeschwindigkeit. -- Fgb.


Der Ölpreis bildet sich am Weltmarkt durch Angebot und Nachfrage, bzw. Kartellpreise, die Einschätzung der produktivität eines Käufers hat damit wenig zu tun..


Nun... doch. Bildet sich mal wieder ein erfolgreiches Ölkartell, so sind alle der Meinung "wir wollen mehr für unser Öl", was gleichbedeutend ist mit "eure Produkte sind jetzt weniger wert für die gleiche Ölmenge". Schert einer aus mit "eure Produkte sind doch mehr wert, aber ihr gebt mir lieber überproportional viel davon" (Brechung des Ölkartells), dann gilt halt diese Meinung. -- Fgb


Schön, nur hab ich immer noch zwei Probleme, die Regelkreise haben eine hohe Latenzzeit, während mein Ölpreis sofort steigt. (Ja, ich kenne eine Firma, da macht der ölpreis 70&% der Gesamtkosten aus. Nein, es ist kein Raffinerie.)


Richtig. Aber auch die Verbraucherpreise als ganzes haben eine Latenzzeit. Eine Schwankung von +/- 1..2% um einen idealen Lebenshaltungsindex herum sollte recht akzeptabel sein. Eine gute Geldmengensteuerung kennt die Lagerbestände (an Öl) und die Preise und kann so schon im Vorraus die Geldmengensteuerung verändern, sodass die Geschwindigkeit der Wirkung der Geldmengensteuerung mit der Geschwindingkeit der Reaktion der Verbraucherpreise konkurrieren kann. -- Fgb


Toll, wer macht das alles das Ministerium für den Fünfjahresplan. 1-2% Abweichung, da liegen wir ja in den Bereich der Inflation der letzten Jahre, nur daß ich hier noch gar nichts von der Freiwirtschaft gemerkt habe.


Ähm, heutzutage macht das die Europäische Zentralbank. Sie beschäftigt eine Reihe von Volkswirten die nichts anderes machen als den Markt zu beobachten und Frühentwicklungen, die relevant sind für die Geldmengensteuerung, zu entdecken. Man kann sich aber mit einer monatlichen Verbraucherpreisindexmessung zusammen mit einer Wirtschaftswachstumsschätzung begnügen. Bei genügender statistischer Grundgesamtheit ist die Messung der Verbraucherpreise sehr fein, man kann also früh gegensteuern. -- Fgb


Des weiteren bedeutet eine höhere Umlaufgeschwindigkeit eine geringere Sparquote.


Wieso denn das? -- Fgb
Es muß mehr Geld im Umlauf sein, dieses Geld muß irgendwoher kommen.


Diese bedeutet jedoch geringere Möglichkeiten für Investitionen. Und auch eine Wirtschaft ohne Wirtschaftswachstum (Die freiwirtschaft hat auch kein ganz kleines bißchen, auch nicht in die negative Richtung, auchnicht bei wachsender/schrumpfender Erwerbsbevölkerung?) benötigt Investitionen, um den Verschleiß auszugleichen, um Umweltschutz zu verbessern, ...) Geringe Investitionen sind aber langfristig auch schädlich, wenn sie unter den nötigen Ersatzinvestitionen liegen, sitzen wir alle irgendwann wieder in der Höhle. (Die Tendenz kann ma in einigen ehemalige Ostblockstaaten bereits beobachten)


Also eine geringere Sparquote halte ich für ein Gerücht, könntest du mir erklären, warum das so sein soll? -- Fgb


Kann jemand anderes auch mal was dazu sagen. Bin ich nur zu blöd, um den Ansatz zu verstehen, oder geht das anderen auch noch so?

Sollen wir woanders weiterdiskutieren, langsam wird es hier unübersichtlich.

--MatthiasKabel


Was ist eigentlich frei an der Freiwirtschaft? --Tiago

Demokratie versus Volksdemokratie? --MatthiasKabel


Das "Frei" kommt daher, dass das Geld frei fließt, also nicht in seinem Fluss behindert wird durch Zurückhaltung. In die Gegenrichtung fließen dann auch die Waren frei. -- Fgb


genau das halte ich eben für falsch, die Leute werden versuchen, ihre Waren gegen andere Dinge als Geld zu tauschen. Valuta, Edelmetalle, Schuldverschreibungen, andere Sachwerte.


Natürlich werden sie das. Nur hängt ein Handel von zwei Dingen ab: Ob der Käufer sein Geld loswerden will und ob der Verkäufer seine Ware loswerden will. Diese wertbeständigeren Sachen, in die die Leute gehen, sobald sie etwas übrig haben, wollen sie auch nicht wieder loswerden, so lange sie Freigeld haben (das Freigeld wollen sie eher loswerden). Dem Verkäufer bleibt also nur die Wahl zwischen Freigeld akzeptieren oder gar keinen Handel abzuschließen. Das ist ja gerade der Sinn von Freigeld als Komplementärwährung. Es wird genau der Geldstrom ersetzt, der heutzutage durch Zurückhaltung fehlt. Deswegen wird die Freigeldmenge auch durch den Markt geregelt: niemand besorgt sich Freigeld, wenn er es nicht sofort braucht. So wird die Freigeldmenge klein gehalten. -- Fgb


Wie besorgt man sich den Freigeld genau dann wenn man es braucht? Durch Arbeit? Da sind normalerweise kontinuierliche Prozesse üblich.


Freigeld kommt auf die Welt anfangs gegen Landeswährung (z.B. Euro), später gegen Schuldtitel, die auf dieses Freigeld lauten. (Also effektiv per Kreditaufnahme.) Besorgen kann man es sich vor allem durch Arbeit. Findet man die Freigeld-Idee gut und möchte man sowieso bei Freigeld-Akzeptanten einkaufen, so tauscht man am besten eine kleine Summe (z.B. 20 €) in Freigeld um und gibt sie bei dem Akzeptanten aus. So leistet man einen guten Dienst der Freigeld-Gemeinschaft gegenüber. Anders als die Euros kann nämlich lokales Freigeld nicht in andere Regionen fließen und kommt so mit viel höherer Wahrscheinlichkeit wieder zu einem selbst zurück. -- Fgb


Also bei der Geldschöpfung kein Unterschied zu Geld?
Doch. Geldschöpfung ist ja eigentlich Kreditschöpfung. Die Guthaben haben einen anderen Verfall als das Bargeld, da das Bargeld, was hinter den Guthaben steckt, auch weiterverliehen wird. -- Fgb
Nicht in andere reginen fließen? Irgendwie nicht so toll, ich will ab und zu mal eine Orange und mein Auto fährt auch nicht mit einheimischen Öl.
Klassischer Außenhandel: Du nimmst dein Freigeld und tauschst es gegen ausländisches Geld. Der neue Freigeldbesitzer wird damit in Freigeldland einkaufen gehen. -- Fgb
Nochmal, was machst DU bei einem Handelsbilanzdefizit? Du löst immer nur Teilprobleme. Dein Freigeld will keiner außerhalb von Freigeldland, wenn er es nicht unbedingt sofort braucht.


Nun, das setzt doch erst die Entstehung eines Handelsbilanzdefizit vorraus, also dass mehr Waren importiert als exportiert werden. Zum netto-Importieren gehört, dass die Verkäufer Freigeld akzeptieren und es zeitweise anlegen. Das geht nur in Freigeldland. Dort sind aber im Vergleich zu anderen die Anlagen zwar relativ sicher, aber mit sehr schwacher bis nicht vorhandener Rendite. Folglich würde Freigeld nicht mehr so stark akzeptiert werden, der Außenkurs des Freigeldes würde bei Netto-Importen fallen. Die Erreichung eines Handelsbilanzdefizits ist also schwerer, da Spekulation wegen Umlaufsicherungsgebühr und niedrigen Zinsen nicht sehr attraktiv ist. Aber gehen wir davon aus, wir hätten ein Handelsbilanzdefizit. Das kann man auch damit beschreiben, dass viele ausländische Unternehmen Forderungen gegen inländische Unternehmen haben, schließlich wurden sie mit Freigeld bezahlt. Nützen ihnen diese Forderungen nichts (sie gehen also nicht in Freigeldland damit einkaufen), so verkaufen sie diese Forderungen an andere ausländische Unternehmen. Da diese auch nur begrenzten Nutzen davon haben, werden sie für diese Forderungen weniger bezahlen. Folglich sinkt der Außenkurs des Freigeldes. Die Waren aus Freigeldland werden billiger und somit für das Ausland wieder attraktiver, es wird in Freigeldland wieder mehr eingekauft und letztendlich wird das Außenhandelsdefizit damit ausgeglichen.


Der Mechanismus zur Abwertung der Währung unterscheidet sich nicht von herkömmlichen Held. Das Problem bei beiden ist, daß duch das Abwerten der Währung nicht nur die Exporte billiger, sondern auch die Importe teurer werden. Die Importe sind jedoch vielfach wieder in den Exporten als Vorprodukte enthalten. Also nicht ganz so einfach. Sicherlich wird das Erreichen eines Handelsbilanzdefizits schwieriger, weil eben niemand das Freigeld haben will, ganz richtig. Das bedeutet aber, daß die Wirtschaft von freigeldland ein massives Problem hat. Du kannst das mit den ehemaligen Ostblock-Ländern vergleichen, deren Währung außerhalb des Ostblocks auch mehr den Status on Monopoly-Geld hatte.



Aber du kannst mir auch erzählen, was man normalerweise bei einem Außenhandeldefizit macht und warum dies nicht auf Freigeld anwendbar sein sollte. -- Fgb



Durch Arbeit? Und das geht in der Freiwirtschaft genau zu dem Zeitpunkt und in der Menge in der ich es brauche? Oder habe ich den Satz "niemand besorgt sich Freigeld, wenn er es nicht sofort braucht. So wird die Freigeldmenge klein gehalten." irgendwie nicht verstanden? Vielleicht nicht doch ein bißchen vorher und sicherheitshalber ein bißchen mehr als ich Augenblick brauche, oder gehen in der Freiwirtschaft auch teure Sachen wie Waschmaschinen, Autos oder Dächer nicht irgendwann auch mal unvorhergesehen kaputt?
Natürlich gehen die Sachen in der Freiwirtschaft unvorhergesehenerweise kaputt. Aber über eine größeres Wirtschaftsgebiet verhallen diese Einzelaktionen zu einem gleichförmigen Rauschen, das man ziemlich gut im vornherein abschätzen kann. Trotzdem gibt es eben dieses Rauschen, diesen Zufall, und somit auch zufällige Ungleichgewichte in der Produktivität und Geldverteilung. Diese gleichen sich aber in der Regel entweder von selbst oder durch Arbitragegeschäfte aus. Falls du meinst, man behalte immer etwas mehr Freigeld für alle Fälle, dann hast du durchaus recht. Für die größeren Fälle (Auto geht kaputt, usw.) wird aber kein Bargeld gehortet, sondern dafür hat man ein Konto, wo der Verfall niedriger ist (oder sogar eine Festanlage, die man in so einem Fall am Stück verkauft). -- Fgb


Danke, das wollte ich wissen. Wir haben also Freigeld, das laut Deiner Aussage nicht gehortet wird, das man immer genau zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge holt. Bei konkreten Lebenssituationen ist aber auf einmal doch alles beim alten, Aufheben auf einem Konto lohnt sich eher als Bargeldhaltung und logischerwiese auch eher als Investition in nicht ertragbringende Anlagen.
Nein. Das Aufheben auf dem Konto, wo vielleicht noch mit -2% im Jahr oder -1% im Jahr Zinsen abgezogen werden, ist gleichbedeutend mit Investition in ertragsschwache Anlagen, denn dieses Geld auf dem Konto wird ja weiterverliehen, zu einem niedrigen Zinssatz (0% im Jahr bis 2% im Jahr, je nach Gewinnspanne der Banken). Investierst du illiquider, also z.B. auf 2 Jahre fest, dann bekommst du bestimmt auch einen besseren Zins als -1% im Jahr, z.B. 0% im Jahr. -- Fgb


Trotzdem werden Investitionen in nicht ertragbringende Anlagen mit Freigeld schneller vorgenommen. Freigeld wird wie gewöhnliches Geld durch Schuldtitel geschaffen. Wir haben zusätzlich die Probleme des Außenhandels und der gesamten Verwaltung.


Außenhandel sehe ich nicht als ein Problem, aber es wäre nett, wenn du das (am besten oben) konkretisieren würdest. Warum soll Verwaltung ein Problem sein? -- Fgb
Außerdem wird Freigeld durch einen kontinuierlichen Arbeitsprozeß verdient, der aber auf wundersame Weise besser bezahlt wird, trotzdem entstehen keine Reserven, so wird die Geldmenge kleingehalten.
Arbeit wird besser bezahlt, weil Kapitalkosten (Geldleihen) billiger wird und so ein kleinerer Anteil des Ertrags deiner Arbeit an den Kapitalleiher abgeführt wird. Reserven entstehen, aber nicht in Form von Geld (das ist Papier, was man nur schwer essen kann), sondern in Form realer Güter, die es viel mehr als heute geben wird. -- Fgb
Weiterhin ist in der Freiwirtschaft die Erhöhung der Exporte und der Produktivität auf Knopfdruck möglich.
Doch nicht auf Knopfdruck. Siehe oben. Bei einem sich abzeichnenden Außenhandelsdefizit wird mehr Druck (über den Wechselkurs) auf das Land ausgeübt, entweder mehr Produktion oder weniger Konsum. In welche Richtung es sich entscheidet, entscheidet der Markt. Dieser Prozess braucht Zeit, wird aber durch weniger Spekulation schneller gehen als heute. -- Fgb
Wenn ich das alles richtig verstanden habe, dann hätte ich gerne ein Ticket für die Reise in Dein Universum. --MatthiasKabel
Ich weiß ja nicht, wo du wohnst, aber ich habe gehört, in Magdeburg soll Freigeld in ein paar Monaten ausgegeben werden. Du könntest dich ja dabei beteiligen. Sonst kannst du auch nach Grand Forks fliegen. ;-) -- Fgb