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Nordic Yards

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Nordic Yards

Nordic Yards
Rechtsform GmbH
Gründung 2009
Sitz Wismar, Mecklenburg-Vorpommern
Leitung Herbert Aly, Geschäftsführer

Witali Jussufow (Виталий Юсуфов, Vitaly Yusufov), Gesellschafter

Branche Schiffbau
Website www.nordicyards.com

Nordic Yards ist eine Werftengruppe mit Sitz in Wismar. Neben dem Schiffbau ist Nordic Yards auch Hersteller und Entwickler maritimer Konstruktionen – zum Beispiel für den Offshore-Bereich. Zu Nordic Yards gehören u.a. die Tochtergesellschaften Nordic Yards Wismar und Nordic Yards Warnemünde. Das Unternehmen beschäftigt an beiden Standorten 1170 Mitarbeiter.

Nordic Yards konzentriert sich auf Spezialschiffe wie eisbrechende und eisgehende Schiffe, Spezial-Tanker, Fähren und Passagierschiffe (z. B. RoRo-Schiffe und RoPax-Fähren) sowie Offshore-Projekte (ortsfest und schwimmend).

Geschichte

Im Juni 2009 mussten die damaligen Wadan-Werften Insolvenz anmelden. Nach der Eröffnung des Verfahrens hatte der gerichtlich bestellte Insolvenzverwalter Marc Odebrecht den Auftrag, für den gesamten Besitz (einschließlich Immobilien, Gebäude, Ausrüstung, Maschinen sowie geistiges Eigentum) einen Investor zu suchen. Am 15. August 2009 übernahm Nordic Yards im Rahmen eines Asset Deals die beiden Werften in Wismar und Warnemünde.[1] Alleiniger Eigentümer und Geschäftsführer von Nordic Yards ist der russische Investor Vitaly Yusufov (russisch: Виталий Юсуфов).

Zum 1. Juni 2014 übernahm Nordic Yards für geschätzt 5 Millionen Euro die insolvente Volkswerft Stralsund.[2][3] Diese Stralsunder Werft bildet nun als Nordic Yards Stralsund GmbH den dritten Standort der Werftengruppe.

Produkte

Schiffe für den arktischen Einsatz / Spezialtanker

Die Stena Hollandica, gebaut von Nordic Yards

Nordic Yards baut und entwickelt Schiffe aller Eisklassen.

  • Am Standort Wismar entwickelte und baute die Werft den von MMC Norilsk Nickel bestellten eisbrechenden Arctic Tanker „Nordic AT 19“. Das Schiff wurde Ende September 2011 an das russische Bergbauunternehmen übergeben.[4]
  • Von Juni bis August 2011 modernisierte Nordic Yards ebenfalls für das russische Unternehmen Norilsk Nickel das eisbrechende Containerschiff „Norilskiy Nickel“ vom Typ Aker ACS 650.
  • Im Dezember 2012 bekam Nordics Yards einen Auftrag zum Bau zweier eisbrechender Rettungs- und Bergungsschiffe für die Arktis. Auftraggeber ist das russische Transportministerium.[5]
  • Im August 2013 verkündete Nordic Yards, ein Deckshaus für den russischen Eisbrecher LK-25 zu bauen. Das Deckshaus wird 2.500 Tonnen schwer und komplett ausgerüstet sein.[6]

Fähren / Passagierschiffe

In den großen Werfthallen in Wismar und Warnemünde baut Nordic Yards von der Werft entwickelte Fähren und Passagierschiffe (z.B. RoRo-Schiffe und RoPax-Fähren). 2010 lieferte Nordic Yards die weltweit größten kombinierten Fracht- und Passagierfähren (= RoPax) Stena Hollandica und Stena Britannica an die schwedische Reederei Stena Line aus.[7]

Offshore-Projekte

Nordic Yards entwickelt und baut Schiffe und Konstruktionen im Bereich Offshore (ortsfest und schwimmend). Die Werft übernimmt auch die Konstruktion und Fertigung von Offshore-Plattformen und -Fundamentstrukturen. Bei der Kongressmesse BalticFuture 2011 in Rostock präsentierte Nordic Yards ein von der Werft entwickeltes Errichterschiff für die Errichtung von Offshore-Windparks (OWP).

Offshore-Projekte in der Deutschen Bucht

Nordic Yards baute bzw. baut an seinen Standorten u.a. drei Offshore-HGÜ-Konverter-Plattformen für Siemens Energy.

  • Mit Hilfe der Konverter-Plattform „BorWin beta“ werden ab 2014 die Offshore-Windparks „Global Tech I“ und (später) „Veja Mate“ an das Festlandnetz durch HGÜ-Seekabel „BorWin 2“ des Netzbetreibers TenneT TSO angebunden.[8]
  • Die Konverter-Plattform „HelWin alpha[9] wurde als Teil des Offshore-Windpark-Netzanbindungs-Projekts „HelWin 1“ [innerhalb des Windpark-Clusters Helgoland („Nordsee Ost“ und „Meerwind Süd | Ost“)] in der Nordsee nördlich der Insel Helgoland aufgestellt.[10]
  • Den dritten Auftrag von Siemens Energy verkündete das Unternehmen am 3. Februar 2012: Die Konverter-Plattform „SylWin alpha“ wurde ab dem 2. Mai 2012 mit der Baunummer 210 gefertigt. Auch sie besteht aus zwei Hauptkomponenten – dem Fundament und der sog. Topside mit den Räumen für die Anlagen sowie dem Helikopterdeck. Diese Plattform wird für den Anschluss des in Bau befindlichen OWP „DanTysk“ und des noch zu errichtenden OWP „Nördlicher Grund“ in der Nordsee, etwa 70 Kilometer westlich der Insel Sylt, benötigt. Sie ist fast 80 Meter hoch, 56 Meter breit und 82,5 Meter lang.[11]

Ein weiteres Projekt gab das Unternehmen am 10. August 2012 bekannt. Nordic Yards hatte einen Vertrag zum Bau eines Wind Turbine Service Jack Up Vessel (WTSJUV) unterzeichnet. Auftraggeber ist das dänische Unternehmen DBB Jack-Up Services A/S mit Sitz in Aarhus. Das Spezialschiff dient der Wartung von Offshore-Windenergieanlagen. Es wird 80 Meter lang, 32 Meter breit und über ein Jack-Up-System verfügen, kann also auf dem Meeresgrund auf vier Hubbeinen aufgestellt werden und mit einem Bordkran Windrad-Komponenten in einer Höhe von bis zu 100 Metern austauschen. Das Schiff ist für Arbeiten bei einer Wassertiefe von bis zu 45 Metern geeignet. DBB Jack-Up Services hat das Konzept des Schiffes auf Basis seiner Erfahrungen mit dem selbsterrichtenden Serviceschiff Wind entwickelt. Ein Designbüro aus Dänemark ist in die Erstellung des Designs involviert. Schwerpunkt des aktuellen Auftrags ist die Weiterentwicklung des Jack-Up-Systems, das das Schiff als Arbeitsplattform anhebt. Die Fertigung wird an den Standorten in Rostock-Warnemünde und Wismar erfolgen und circa ein Jahr dauern. Der Baubeginn war für Frühjahr 2013 geplant.[12]

Den bislang größten Auftrag der Firmengeschichte gab die Werft am 26. Februar 2013 bekannt: Die vierte HGÜ-Konverter-Plattform („DolWin gamma“), diesmal für den französischen Energiekonzern Alstom Grid[13], der die Plattform elektrisch ausrüsten und an den Netzbetreiber TenneT liefern wird. Laut Medienberichten hat der Auftrag zur Herstellung und zur Ausrüstung, die außerhalb von Nordic Yards stattfinden wird, ein Volumen von insgesamt 800 Millionen Euro. Am 9. Oktober 2014 begann mit dem ersten Stahlschnitt auf der Warnemünder Werft der Bau der Plattform, insgesamt sollen mehr als 20.000 Tonnen Stahl verbaut werden.[14] Auf der Stralsunder Werft begannen im November 2014 die Arbeiten zum Bau des Jacket-Fundamentes der Plattform.[15] Der Neubau soll 2017 abgeliefert werden.[16]

Standorte

Nordic Yards Wismar
Nordic Yards Warnemünde
Volkswerft Stralsund
Standort: Wismar
Errichtet: 1946
Werftgelände: 560.000 m²
Baudock: 340 m × 67 m × 13,4 m (komplett überdacht)
Krankapazität: bis 1000 t
Standort: Rostock-Warnemünde
Errichtet: 1946 (ursprünglich 1928 als Kröger-Werft)
Werftgelände: 850.000 m²
Baudock: 320 m × 54 m × 10,7 m (80 m überdacht)
Krankapazität: bis 700 t
Standort: Stralsund
Errichtet: 1941 als Kröger-Werft-Zweigwerk, seit 1948 als Volkswerft Stralsund

Forschung & Entwicklung

Nordic Yards präsentierte bei der Kongressmesse „BalticFuture 2011“ in Rostock und auf der internationalen Fachmesse „Nor-Shipping“ in Oslo ein Spezialschiff für die Errichtung von Offshore-Windparks. Durch die komplettierte Konstruktion des Errichterschiffes können an Land erstellte Windkraftanlagen zur Installation auf offener See transportiert und aufgebaut werden. Das Schwerlastschiff kann einzelne Bauteile für die Offshore-Windparks mit bis zu 1300 Tonnen transportieren.[17]

Darüber hinaus ist Nordic Yards an dem Expertenbündnis POLAR („Production, Operation and Living in Arctic Regions“) mit Sitz in Rostock beteiligt. Ziel der Initiative, die 14 Partnerunternehmen umfasst, ist die gemeinsame Entwicklung von technischen Systemlösungen für die Gewinnung und Verarbeitung, den Transport sowie die Lagerung von Rohstoffen unter den Extrembedingungen der arktischen Regionen. POLAR wird im Rahmen der Innovationsinitiative „Unternehmen Region“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.[18]

Das Unternehmen ist auch Mitglied im „Wind Energy Network Rostock e.V.“, einem Unternehmensnetzwerk für Windenergie in der Nordost-Region.[19]

Einzelnachweise

  1. Gläubigerausschuss genehmigt Verkauf der Wadan Werften, Pressemitteilung der Kanzlei Brinkmann & Partner vom 17. August 2009
  2. Insolvenzverwalter übergibt die Volkswerft an Yusufov. In: Täglicher Hafenbericht vom 3. Juni 2014, S. 1/2
  3. Nordic Yards übernimmt Volkswerft. In: Handelsblatt, Nr. 104 vom 2. Juni 2014, S. 19
  4. Hansa International Maritime Journal online
  5. Pressemitteilung Nordic Yards vom 21. Dezember 2012 Russischer Staatsauftrag: Nordic Yards baut zwei eisbrechende Rettungs- und Bergungsschiffe für die Arktis
  6. Pressemitteilung Nordic Yards vom 7. August 2013
  7. New Stena Hollandica (PDF; 1,0 MB), RoPax International Magazine for Ferry and RoRo Shipping
  8. Nordic Yards baut zweite Offshore-Plattform, NDR 1 Radio MV vom 2. Mai 2011
  9. Brennschnitt auf der Werft für neue Offshore-Plattform, Ostsee-Zeitung vom 24. Mai 2011
  10. Nordsee-Konverterplattform erfolgreich installiert. In: Schiff & Hafen, Heft 10/2013, S. 56
  11. Millionenauftrag für Warnemünder Werft Nordic Yards, Hamburger Abendblatt vom 3. Februar 2012
  12. Werft soll für Dänen Spezialschiff bauen, Hamburger Abendblatt vom 13. August 2012
  13. Auftrag für Konverterplattform von Alstom. In: Hansa, Heft 4/2013, Sonderteil Wind & Maritim, S. 21
  14. Peter Kleinort: Erster Stahlschnitt für „DolWin gamma“. In: Täglicher Hafenbericht vom 10. Oktober 2014, S. 3
  15. Werft schweißt ein Stück Zukunft. In: Täglicher Hafenbericht vom 19. November 2014, S. 4
  16. Neuer Großauftrag für Nordic Yards, Handelsblatt vom 26. Februar 2013
  17. Errichterschiffstyp für Offshore-Projekte präsentiert, Schiff & Hafen (online) vom 18. Mai 2011
  18. Vorstellung der Initiative POLAR – Production, Operation and Living in Arctic Regions – Rostock, abgerufen am 17. August 2011
  19. Mitgliederliste des Wind Energy Network Rostock e.V., abgerufen am 17. August 2011