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Assyrische Kirche des Ostens

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Die Assyrische Kirche des Ostens ist eine autokephale und ganz eigenständige Ostkirche syrischer Tradition in Nachfolge des altchristlichen Katholikats von Seleukia-Ktesiphon (alias Babylon).

Sie besitzt einen mit dem Papst in Rom unierten Zweig etwa gleicher Personalstärke in Gestalt der Chaldäisch-Katholischen Kirche unter dem Patriarchen von Babylon.

Die nicht mit Rom geeinte „Kirche des Ostens“ ist seit den 1960er Jahren gespalten in:

  • die weltweit agierende „Heilige Apostolische Katholische Assyrische Kirche des Ostens“ (Sitz: Chicago) und
  • die auf den Irak konzentierte, aber auch in den USA präsente „Alte Apostolische und Katholische Kirche des Ostens“ (Sitz: Bagdad).

Diese ostsyrischen Kirchen sind zu unterscheiden vom "Katholikat (Maphrianat) des Ostens" des westsyrischen Patriarchats von Antiochien, der sog. Jakobiten.


Namen

Der ursprüngliche Name lautet Kirche des Ostens und meint: Kirche der Christen jenseits der Ostgrenze des Imperium Romanum. Sie bildet das altkirchliche „Katholikat von Seleukia-Ktesiphon“; denn der historische Sitz ihres Oberhauptes, des Katholikos bzw. Katholikos-Patriarchen, ist - heute nominell - Seleukia-Ktesiphon (auch „Babylon“ genannt). Als einzige der altchristlichen Kirchen war sie niemals Staatskirche, sondern unterstand immer nichtchristlicher Herrschaft.

Die Beifügungen „chaldäisch“ (ab 15. Jh.) sowie „assyrisch“ (ab 19. Jh.) sind neuzeitlich und beide europäischer Herkunft. Sie sind ursprünglich historisch-geographisch, nicht ethnisch gemeint. Ihr eigentlicher Zweck war die Vermeidung der Bezeichnung „nestorianisch“ für jene Teile der „Kirche des Ostens“, die sich der römisch-katholischen bzw. anglikanischen Kirchengemeinschaft angenähert oder angeschlossen hatten. Das Beiwort „nestorianisch“ wird heute als Selbstbezeichnung auch von den Nicht-Katholiken meist abgelehnt.

Vom Namen der Kirche läßt sich schwer ein Adjektiv ableiten, das nicht, wie etwa „ostkirchlich“, zu Missverständnissen Anlass bietet. Üblich sind „ostsyrisch“ (konfessionell neutral), „chaldäisch“ (katholisch konnotiert), „assyrisch“ (vorwiegend nicht-katholisch), auch „assyro-chaldäisch“ (zusammenfassend oder katholisch).

In theologischer und historischer Fachliteratur ist die Bezeichnung „Nestorianische Kirche“ noch weit verbreitet.

Andere Bezeichnungen sind „Chaldäische / Chaldäisch-syrische / Chaldäisch-assyrische Kirche“ (diese Begriffe meinen heute meist die mit Rom unierte Chaldäisch-Katholische Kirche, werden aber teilweise auf die Assyrische Kirche ausgedehnt) oder auch „Persische Kirche“, „Mesopotamisch-Persische Kirche“ oder „Ostsyrische Kirche“.

Die Ostsyrischen Christen werden manchmal auch als „Protestanten des Ostens“ bezeichnet, gehören jedoch traditionell einer Kirche des katholischen Typs an. Nur kleine Gruppen wurden evangelisch.

Von der „Assyrischen bzw. Alten Kirche des Ostens“ zu unterscheiden sind:

Zusammengefasst bilden alle, Assyrer, Katholiken und Orientalisch-Orthodoxe, die „Kirchen der Syrischen Tradition“ bzw. das „Syrische Christentum“. Man nennt sie auch christliche Aramäer.

Verbreitung

Heute gehören etwa 400.000 Menschen im Iran, Irak, Syrien, der Türkei, den USA und Australien der Assyrischen Kirche an. Davon lebt etwa die Hälfte nicht im Nahen Osten, sondern in der Diaspora, vor allem in den USA. Alle Zahlenangaben sind nur geschätzt. Der kirchliche Hauptsitz war lange Zeit Qudshanis in der heutigen Ost-Türkei, ist derzeit aber aus politischen Gründen in Chicago in den USA. Im Irak residiert der Gegenpatriarch Addai II.

In Deutschland gibt es eine Kirche in Wiesbaden, in Österreich eine Mission in Wien.

Lehre

Die Beschlüsse der ökumenischen Konzilien von Nicäa 325 und Konstantinopel 381 werden voll anerkannt.

Das grundlegende Glaubensbekenntnis ist das Nicäno-Konstantinopolitanum. Die Mysterien der Trinität und der Inkarnation sind zentrale Punkte der Lehre. In der Christologie vertritt sie, dass Jesus Gott und Mensch war, und dass seine zwei Naturen unvermischt und unverändert sind. Doch während die Monophysiten die beiden Personen als in keiner Weise trennbar – weder real noch in der Anschauung – betrachten, sehen die Dyophysiten sie in gewisser Weise getrennt. Das Menschliche ist irgendwie der Träger des Göttlichen in dem einen Gott-Mensch; Maria ist "nur" die Mutter des Menschlichen in ihm, deshalb wird der Begriff Muttergottes oder Theotokos (Gottesgebärerin) für die Jungfrau Maria abgelehnt, der Begriff "Mutter Christi" wird bevorzugt. Im ökumenischen Dokument von 1994 (siehe unten) heißt es: "In Jesus Christus ist der Unterschied zwischen der göttlichen und menschlichen Natur in allen Eigenschaften, Fähigkeiten und Handlungen erhalten." Er ist eine Person mit zwei kompletten Naturen, in ihm unauflöslich verbunden, aber nicht vermischt.

Sakramente sind die Eucharistie (Qurbana) und die Taufe.

Einen verpflichtenden Zölibat gibt es nur für Bischöfe und Mönche. Priester dürfen heiraten, im Gegensatz zu den übrigen orthodoxen Kirchen auch nach der Priesterweihe.

Gottesdienst und Praxis

Die "Kirche des Ostens" hat eine eigene Gottesdienstordnung ausgebildet: die Ostsyrische Liturgie, auch Chaldäischer Ritus genannt.

Die Kirchensprache ist das zum Aramäischen gehörende Syrisch. Die Verwendung anderer Sprachen im Gottesdienst ist umstritten. Die Bräuche sind ähnlich wie in den anderen altorientalischen Kirchen. Ikonen werden allerdings abgelehnt. Bei den Katholiken sind Bilder und sogar Statuen üblich.

Die Eucharistie wird als Qurbana (Opfer, vgl. Hebräisch Korban) bezeichnet und wird jeden Sonntag gefeiert. Es wird immer ein Teil des geweihten eucharistischen Brotes wieder in den neuen Brotteig gemischt; dieser Brauch geht nach dem Glauben der Kirche bis auf das allererste heilige Abendmahl zurück, das Jesus Christus selbst abhielt. Die Kirche verwendet in der Eucharistie heute noch eine Liturgie unter dem Namen des Theodor von Mopsuestia aus dem 5. Jahrhundert. Das Hauptformular ist nach den Gründermissionaren Addai und Mari benannt. Die Gemeinde steht während des Gottesdienstes. Weihrauch gehört zur Liturgie.

In der siebenwöchigen Fastenzeit vor Ostern wird auf Fleisch, Eier und Milchprodukte verzichtet.

Kirchenfeste sind Christi Geburt, Epiphanias, Palmsonntag, Auferstehung, Himmelfahrt, Pfingsten, Fest des Kreuzes, und Heiligung der Kirche.

Von Theodor von Mopsuestia hat die Assyrische Kirche, als einzige Ostkirche, das Konzept der Allversöhnung in die Liturgie aufgenommen.

Organisation

Das Oberhaupt der Assyrischen Kirche des Ostens ist der Katholikos-Patriarch. Er beansprucht seit alters (wie der Papst in Rom) die „petrinische Schlüsselgewalt“ nach Mt 16,19 und wird daher heute auch „Petrus unserer Zeit“ genannt.

Gegenwärtige Inhaber des Amtes sind:

  • In Chicago: Seine Heiligkeit Mar Dinkha IV.(gewählt 1976 bei London).
  • In Bagdad: Seine Heiligkeit Mar Addai II. (gewählt 1972 als Nachfolger des Thomas Darmo).

Der Episkopat beider Jurisdiktionen umfasst weltweit etwa zwölf bzw. sieben Bischöfe. Vor allem im Irak und in den USA stehen beide Episkopate in Konkurrenz miteinander. Auch innerkirchliche Spannungen sind periodisch zu beobachten, erneut 2005/06.

Ein Bischof muss durch mindestens zwei (oder mehr) Bischöfe geweiht werden, die ihrerseits in der Apostolischen Sukzession und vollen Kommunion mit der Kirche stehen. Er bleibt so lange legitimer Bischof, wie er selbst in der vollen Kommunion mit der Assyrischen Kirche des Ostens steht.

Seit etwa 1400 wurden Patriarchen- und Bischofsamt durch Erbfolge Onkel - Neffe in bestimmten Familien besetzt. Darüber kam es mehrfach zur Kirchenspaltung, zuletzt in den 1960er Jahren.

Bischöfe der „Kirche des Ostens“ mußten sich bis in das 3. Viertel des 20. Jh. fleischlos ernähren. Daher verzichteten die Mütter künftiger Bischöfe während der Schwangerschaft auf das Fleisch, so noch im Fall von Mar Dinkha IV.. Ein Mädchen, das aus einer solchen Schwangerschaft hervorging, hatte, vor allem falls Schwester oder Tante des amtierenden Patriarchen, ein herausragende Stellung in der Gemeinschaft. Dies erklärt die besondere Rolle von Lady Surma-Hanim (27. Januar 1883 - 7. Dezember 1975), Schwester von Shimun XXI.und Shimun XXII., besonders in den ersten Jahrzehnten des Patriarchen Shimun XXIII.

Geschichte

Die Assyrische Kirche des Ostens führt sich selbst zurück auf den Apostel Judas Thaddäus (aramäisch: Mar Addai), der zwischen den Jahren 37 und 65 in Mesopotamien predigte, rechnet sich also zu den apostolischen Kirchen und den ältesten Kirchen der Welt (nach Jerusalem und Antiochia). Gegenwärtig wird sogar eine Gründung der Kirche von Seleukia-Ktesiphon/Babylon durch den Apostel Petrus beansprucht, gefolgert aus 1 Petr 5, 13: "Es grüßt euch die Gemeinde in Babylon ...".

Der erste syrisch-sprachige Bischofssitz war Edessa im heutigen Syrien, dann ab dem dritten Jahrhundert war der zentrale Bischofssitz für Persien Seleukia-Ktesiphon im heutigen Irak (siehe auch Sassanidenreich). Nach den pseudo-nicaenischen Konzilsakten wurde letzterer 325 den westlichen Patriarchatssitzen gleichgestellt, historisch ist die Errichtung des Katholikats wohl erst auf 334 mit der Wahl Mar Papas anzusetzen.

In der Rivalität der Lehre zwischen der Alexandrinischen Schule und der Antiochenischen Schule hielt sich die Assyrische Kirche an Antiochia.

Die autokephale Entwicklung wird in der theologischen Literatur wird allgemein mit der Synode in Beth Lapat 484 in Verbindung gesetzt. Nestorius wurde früh um 430 von Kyrill von Alexandrien der Häresie bezichtigt und versucht zu exkommunizieren. Auf dem Konzil von Ephesus 431 und 433 wird Nestorius' Lehre offiziell abgelehnt und er zog sich zurück, später musste er ins Exil nach Oasis. Im nestorianischen Streit des frühen 5. Jahrhunderts nahm die Assyrische Kirche Partei für Nestorius, weil Nestorius in ihrer Sicht nicht der ihm vorgeworfenen Häresie schuldig war und ein orthodoxes Christentum lehrte. Folgerichtig weigerte sie sich daher, ihn zu exkommunizieren. Jedoch gewann in den Mesopotamien die Lehre Nestorius' einige Anhänger, so dass sich diese Kirchen von den westlicheren Kirchen distanzierten und deren Monophysitismus und dessen theotokos-Begriff. Auf der Synode von Beth-Lapat (484) wurde die Lehre der Assyrischen Kirche, die Elemente der Lehre des Nestorius aufnahm, verbindlich für das Patriarchat von Seleukia-Ktesiphon, der christlichen Kirche im persischen Reich.. Es wird bezweifelt, dass es vorher eine autokephale Assyrische Kirche des Ostens gab. Entgegen weitverbreiteten Annahmen wurde die Assyrische Kirche des Ostens jedoch nicht von Nestorius gegründet - Nestorius stammte aus Antiochia und war Patriarch von Konstantinopel.

Missionarische Tätigkeit

Sie gehörte jahrhundertelang zu den lebendigsten christlichen Kirchen, die in großen Teilen Asiens missionarisch tätig war. Im Perserreich der Sassaniden wurde sie seit dem 5. Jahrhundert als Kirche geduldet (teils sogar gefördert), da sie der oströmischen Reichskirche in Konstantinopel feindlich gegenüberstand und die Sassaniden so nicht eine römische "Unterwanderung" befürchten mussten.

In Arabien waren viele Kirchen gegründet worden, die jedoch bald verschwanden, als Arabien mit der islamischen, kriegerischen Expansion begann. In Persien verschwanden bis zum 11. Jh. die Christen, da die Christen durch die Araber Pressionen ausgesetzt waren: Zwangssteuer, Kleiderordnung, Verbot auf Pferden zu reiten etc.

In Mesopotamien hielten sich die Christen lange in der Mehrheit, trotz arabischer Herrschaft. Ihr Bildungswesen kam den Arabern zu Gute und die Christen in Nisibis lehrten die Araber griechische Philosophie und andere Wissenschaften. In den Diskussionen mit den Arabern verloren sie aber ihre christlichen Kernwerte. Nach einer erneuten Blütezeit im 12./13. Jh. durch die Mongolen, die anfänglich die Christen akzeptierten, folgte allerdings schnell der Untergang, nachdem die Mongolen sich dem Islam zugewandt hatten. Die christliche Mehrheit schwand und die Araber bekamen die Mehrheit. Die Kirche erodierte bis zu ihrem praktischen Verschwinden im 14. Jh.

Es gab ostsyrische Gemeinden entlang der ganzen Seidenstraße. Ab 635 gab es auch Christen im Kaiserreich China. Sie wurden geduldet, blieben jedoch eine Religion der Ausländer. Im 17. Jh. grub man die Stele von Si-an-fu aus, die aus dem Jahr 781 stammt. Die Inschriften zeigen, dass die christliche Lehre zu dieser Zeit teilweise so sehr an die Umwelt adaptiert war, dass die christliche Kernbotschaft vom Kreuz und Auferstehung Jesu nur am Rande vorkam. 845 wurde ein kaiserliches Edikt erlassen, das (nicht nur das christliche) Mönchtum einzuschränken. In Folge der Restriktionen verschwand die Kirche aus China. In der Mongolen-Zeit des 13. Jh. - in der Yuan-Dynastie - kamen noch einmal Christen nach China, die jedoch Mitte 14. Jh. beim Wechsel zur Ming-Dynastie wieder verschwanden. Nach Ansicht mancher Forscher drangen die Christen bis nach Japan und Korea vor.

In der mongolischen Hauptstadt Karakorum befand sich um 1250 eine chaldäische Kirche. Daher kann davon ausgegangen werden, das das ostsyrische Christentum im Mongolenreich bis um 1350 eine verbreitete Glaubensrichtung war. Nach dem die Mongolen sich dem Islam (und teilweise dem Buddhismus) zuwendeten, verschwand die Kirche jedoch bis zum 14. Jh.

Nach Indien kamen das Christentum schon sehr früh durch den Apostel Thomas. Als im 6. Jh. die Christen nach Indien kamen, fanden sie die Thomaschristen im Süden Indiens vor. Die übrigen Christen verteilten sich in kleinen Minderheiten über ganz Indien. Eine Überlieferung fehlt leider. Jedoch verschwanden die Gemeinden im durch das islamische Mameluken-Sultanat im 13. Jh. bis zu ihrem Ende im 14. Jh. Danach fanden sich nur noch die Thomaschristen in Südindien.

Im 13. und 14. Jahrhundert fanden europäische Reisende an der indischen Südküste und in Ceylon alteingesessene christliche Kirchen, deren Kirchensprache das Syrische war. Im 13. Jahrhundert hatte der Patriarch der Nestorianer eine Hierarchie von 25 Metropoliten und etwa 250 Bischöfen (zum Vergleich: am etwa gleichzeitigen 4. Laterankonzil, einem der Höhepunkte der mittelalterlichen Papstkirche, nahmen 400 Bischöfe teil). Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit schrumpfte die Kirche aber unter dem ständigen Druck von Islam, Hinduismus und Buddhismus stark zusammen.

Spaltung: Chaldäische Kirche

Im 15. Jahrhundert wurde das Katholikat innerhalb der Assyrischen Kirche für erblich erklärt und bis in das 20. Jh. durch Erbfolge Onkel - Neffe besetzt. Dies führte zur Kirchenspaltung, wobei sich der gewählte Katholikos-Patriarch der nichterblichen Fraktion der römisch-katholischen Kirche annäherte, in Rom vom Papst ordinieren ließ und eine Chaldäisch-Katholische Kirche begründete. Sitz des erblichen Katholikats war Alqosh im Nordirak, Sitz der unierten Kirche zunächst Diyarbakir, dann Qudshanis. Diese Kirche löste um 1662 ihre Gemeinschaft mit Rom, so dass es von da an zwei nicht-katholische Patriarchenlinien gab, die traditionelle in Alqosh bei Mosul und die ehemals katholische in Qudshanis im Gebirge von Hakkari.

Die erbliche Linie starb 1803 aus, und die Assyrische Kirche akzeptierte die Hierarchie des von Rom getrennten Patriarchats von Qudshanis. 1830 wurde Johannes Hormez, der zum Katholizismus konvertierte Neffe des nestorianischen Chaldäischen Patriarchen zum Patriarchen der Chaldäisch-Katholischen Kirche eingesetzt, während die Assyrische Kirche, einschliesslich des nestorianischen Teils der Chaldäischen Kirche von der russisch-orthodoxen Kirche und den Protestanten gefördert wurden.

Die indischen Thomaschristen standen seit dem 4. Jahrhundert unter der Jurisdiktion der "Kirche des Ostens", bis die Portugiesen im 16. Jahrhundert den Anschluss an die römisch-katholische Kirche durchsetzten.

Kulturell spielte die Assyrische Kirche eine wichtige Rolle bei der Tradierung des Wissens der Antike: es waren ostsyrische Christen, die am Hof der arabischen Kalifen die griechischen Philosophen, vor allem Aristoteles, übersetzten - die dann über diesen Umweg einige hundert Jahre später auch in Europa wieder bekannt wurden.

Ökumene

Die Assyrische Kirche des Ostens ist Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. Sie steht jedoch mit keiner anderen Kirche katholischen Typs (Orientalisch-Orthodoxe, Byzantinisch-Orthodoxe, Katholiken) in Kommuniongemeinschaft.

Zwischen Mar Dinkha IV. und dem römisch-katholischen Papst Johannes Paul II. gab es am 11. November 1994 ein historisches Treffen im Vatikan, bei dem auch eine in langjähriger Arbeit vorbereitete Konsenserklärung zur Christologie unterzeichnet wurde. http://www.cired.org/cat/03_Common_Christological_Dec.pdf Dabei erklärten beide Seiten die „volle Kirchengemeinschaft“ zum Ziel ihres weiteren „Theologischen Dialogs“.

Danach verbesserten sich die Beziehungen auch zur mit Rom unierten Chaldäisch-katholischen Kirche, so dass seit 2001 unter gewissen Bedingungen eine gegenseitige Teilnahme an der Eucharistie möglich ist. Am 20. Dezember 2005 beschloss die Synode der Assyrischen Kirche des Ostens, eine zugleich als unterschriftsfähig bezeichnete Erklärung über die gemeinsame Anerkennung der Sakramente, die von der Römisch-Katholischen Kirche zur Vorbedingung für weitere Annäherung gemacht wurde, vorläufig nicht zu unterzeichnen, weil dies ihrer Ansicht nach die Eingliederung in letztere bedeuten würde. http://www.assyrianchurchnews.com/images/synod%20decrees%202005%20(English).pdf Grund der Verzögerung scheinen aktuelle und andauernde innerkirchliche Auseinandersetzungen, unter anderem über die künftige Verbindung der Assyrischen mit der Römisch-Katholischen Kirche, zu sein. Ihren deutlichsten Ausdruck finden sie mit der umstrittenen Amtsenthebung des Bischofs Mar Bawai Soro (bürgerlich Ashur Soro), die derzeit (2006) Gegenstand gerichtlicher und publizistischer Auseinandersetzungen ist.

Kontroversen

Anfang des 20. Jahrhunderts beschuldigten die Türken den assyrischen Patriarchen Shimon XXI. der Kollaboration mit dem russischen Reich. Den darauffolgenden Massakern fiel 1918 auch der Patriarch zum Opfer. Vor der anhaltenden Verfolgung durch irakische und kurdische Truppen floh der Nachfolger Shimun XXIII. 1933 zunächst nach England. Seit 1940 residierte er in Chicago. Die Annahme des gregorianischen Kalenders und Kritik an der weiterbestehenden Erblichkeit des Patriarchats führten seit 1964 zur Abspaltung zunächst unter Mar Thomas Darmo, dann unter Mar Addai II., Katholikos-Patriarch in Bagdad. Diese Kirche, die im Irak seit 1972 staatlicherseits anerkannt wurde, wird zur Unterscheidung Ancient Holy Apostolic Catholic Church of the East genannt.

Bedeutende Angehörige der Ostsyrischen Kirche

Griechen der Reichskirche, nicht Ostsyrer waren:

Literatur

  • Wilhelm Baum - Dietmar W. Winkler: Die Apostolische Kirche des Ostens. Kitab, Klagenfurt 2000. ISBN 3-902005-05-X
  • Wilhelm Baum - Dietmar W. Winkler: The Church of the East : a concise history. Routledge - Curzon, London - New York 2003, ISBN 0-415-29770-2
  • Huber, Friedrich, Das Christentum in Ost-, Süd- und Südostasien sowie Australien, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2005.
  • Müller, C. Detlef G., Geschichte der orientalischen Nationalkirchen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1981.
  • Stewart, John, Nestorian Missionary Enterprise, Edinburgh: T. & T. Clark, 1928.
  • Wetzel, Klaus, Kirchengeschichte Asiens, Wuppertal: R. Brockhaus, 1995.
  • David Wilmshurst: The Ecclesiastical Organisation of the Church of the East, 1318-1913. (Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 582 / Subs. 104). Peeters, Leuven 2000. ISBN 90-429-0876-9.

Siehe auch