Eugen Ewig
Eugen Ewig (* 18. März 1913 in Bonn, † 1. März 2006 in Bonn) war ein deutscher Historiker, dessen Arbeitsschwerpunkt auf der Geschichte des frühen Mittelalters, insbesondere der Zeit der Merowinger lag.
Leben
Der Sohn des Kaufmanns Fritz Ewig, der 1924 im Rhein ertrank, und der Eugenie Ewig besuchte 1919 bis 1931 das Bonner Beethovengymnasium. An der Bonner Universität studierte er Geschichte, Germanistik und Romanistik. 1935 wurde er mit einem von Wilhelm Levison angeregten Thema promoviert: Die Anschauungen des Kartäusers Dionysius von Roermoend über den christlichen Ordo in Staat und Kirche. Nach der Emigration Levisons hatte Max Braubach sich seiner Arbeit angenommen. Während des Studium war er in der katholischen Studentenschaft, im KV und dem katholischen Jungmännerbund aktiv. 1938 legte er das Staatsexamen ab.
Da eine Hochschullaufbahn unsicher war, wandte Ewig sich dem Archivwesen zu. 1939 ging er nach Berlin-Dahlem an das Institut für Archivwissenschaft. Das Referendariat führte ihn ans Staatsarchiv Breslau, doch war Ewig froh, als er im Mai 1941 auf Betreiben des Reichsarchivrats Wilhelm Kisky an das lothringische Staatsarchiv in Metz versetzt wurde. Von 1942 bis 1944 leitete er de facto dieses Archiv, das er vor dem Untergang bewahren konnte. Die Befreiung von Metz durch die Amerikaner erfolgte im November 1944. Aus dem US-Internierungslager auf Vermittlung lothringischer Freunde 1945 vorzeitig entlassen, wirkte er 1946-1951 als Lektor und Oberassistent an der Universität Nancy.
Eugen Ewig war bis zum Tode ein überzeugter Katholik, nie NS-Parteigenosse und hat sich auch als Forscher nie von der NS-Ideologie kompromittieren lassen. Wolfgang Freund, der 2001 in seiner Saarbrücker Dissertation die damalige deutsche "Westforschung" in Lothringen untersuchte, bescheinigte Ewig "geschichtswissenschaftliche Integrität" (zitiert nach Pfeil, S. 534).
1951 bis 1954 war Ewig Dozent an der Universität Mainz, 1954 bis 1964 Professor. In dieser Zeit war er von 1955 bis 1965 Präsident der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte. 1964 wechselte er als Professor für Mittelalterliche und Neuere Geschichte an die heimatliche Universität Bonn, auf den ehemaligen Lehrstuhl seines Lehrers Levison, an der er bis zur Emeritierung 1980 blieb. Eugen Ewig war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die ihrem Gegenüber stets mit Bescheidenheit, Wohlwollen und freundlicher Aufmerksamkeit begegnete.
Brücken nach Frankreich
Nach 1945 befürwortete Ewig einen unabhängigen Rheinstaat (gegen das protestantische Preußen). Aufgrund seiner sehr guten Kontakte nach Frankreich konnte sich Ewig erfolgreich für die deutsch-französische Verständigung engagieren. Für Ulrich Pfeil steht die Adenauersche Westintegration und der von Ewig geführte Europa- und Abendland-Diskurs in einer engen Wechselwirkung (S. 545).
Bei den Plänen für die Etablierung der Deutschen Historische Forschungsstelle in Paris, aus der später das Deutsche Historische Institut (DHI) in Paris wurde, war Ewig von Anfang an (also ab 1954) im Gespräch und Mitbegründer. Er leitete die Forschungsstelle von 1958 bis 1964 und blieb dem DHI bis zu seinem Ruhestand als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats verbunden.
Ulrich Pfeil spricht von einer "transnationale[n] Sensibilität" Ewigs (S. 552), auf deren Grundlage er sich als Mittler erfolgreich um den Dialog zwischen deutscher und französischer Geschichtswissenschaft nach 1945 bemühen konnte.
Mitgliedschaften und Ehrungen
Ewig war unter anderem
- ausländisches Mitglied der Académie des inscriptions et belles-lettres innerhalb des Institut de France (eine sehr seltene Ehre für Ausländer)
- Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,
- Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften (seit 1978)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 1979)
Chévalier de l'Ordre des Palmes Académiques
Die Universitäten Toulouse und Freiburg im Üchtland verliehen ihm Ehrendoktorwürden.
Das ihm zugedachte Bundesverdienstkreuz lehnte er ab.
Werk
Mit einem empirischen, quellennahen Zugriff näherte sich Ewig immer wieder dem Kontinuitätsproblem zwischen Spätantike und frühem Mittelalter. Die Habilitationsschrift Trier im Merowingerreich (Druck 1954, Nachdruck 1987 unter ISBN 3-511-00875-1) wandte sich akribisch den Quellen einer wichtigen rheinischen Bischofsstadt zu und ist bis heute maßgebend für die Beschäftigung mit dem Frühmittelalter in diesem Raum.
Als Urban-Taschenbuch erschien: Die Merowinger und das Frankenreich, Kohlhammer 1988 (4. Neuauflage 2001 unter ISBN 3-17-017044-9).
Ewig verfasste darüberhinaus zahlreiche Aufsätze und schrieb auch Artikel für das Lexikon des Mittelalters. Seine gesammelten Schriften wurden in zwei dicken Bänden 1976 und 1979 unter dem Titel Spätantikes und fränkisches Gallien publiziert (Bd. 1 ISBN 3-7608-4652-1; Bd. 2 ISBN 3-7608-4653-X).
Anfang der 1950er Jahre hat Ewig auch als Autor an Schulbüchern mitgewirkt. Er verfasste zahlreiche Überlicksstudien u.a. die über die Zeit des 5. bis 9. Jahrhunderts im Handbuch der Kirchengeschichte von Hubert Jedin.
Literatur
- Martina Knichel, Die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1998, S. 95f. Anm. 254
- Nachruf von Rudolf Schieffer in der FAZ vom 3. März 2006, S. 35
- Ulrich Pfeil, Eugen Ewig. Ein rheinisch-katholischer Historiker zwischen Deutschland und Frankreich, in: Der Intellektuelle und der Mandarin, Kassel 2005, S. 527-552 online als nicht ausdruckbares PDF
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Ewig, Eugen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker, dessen Arbeitsschwerpunkt auf der Geschichte des Mittelalters, insbesondere der Zeit der Merowinger lag |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1913 |
GEBURTSORT | Bonn |
STERBEDATUM | 1. März 2006 |
STERBEORT | Bonn |