Arman
Arman (Armand Pierre Fernandez) (* 17. November 1928 in Nizza) ist ein französischer Objektkünstler und Mitbegründer des Nouveau Réalisme. Er lebt in Frankreich und den USA.
Bekannt wurde Arman durch seine Akkumulationen, in denen er Gruppen von unverändert belassene oder zerstörte Gegenstände mit gleicher Funktion anhäuft. Dabei packt Arman diese Ansammlungen in Objektkästen aus Holz oder Plexiglas, umschließt sie mit Gießharz, montiert sie auf Holzplatten, schweißt zusammen oder verwendet sogar Beton, wenn er große Außenskulpturen anfertigt. Er will damit deutlich machen, das Gegenstände, die die gleichen Funktionen haben, vom äusseren her keineswegs identisch sind, sondern individuelle Eigenschaften besitzen, die erst in der Anhäufung sichtbar werden.
Für Anhäufungen verschiedenartiger Gegenstände verwendet Arman bewusst andere Begriffe. Persönlichen Gegenstände einer berühmten Person sammelt Arman in Robot-Portraits, und den um 1959/60 in Glaskästen gefüllte Inhalt eines Papierkorbes nennt er Poubelle. Mit ihnen stellt auf ironische Weise der einseitige Verbrauchscharakter der Massenprodukte in Frage.
Zur Biografie von Arman
1940-45 Schüler am Lycée du Parc impérial in Nizza.
1946 Abschluss der Schulausbildung mit dem Baccalauréat mit den Schwerpunkten Philosophie und Mathematik; anschließend Studium an der École Nationale des Arts décoratifs in Nizza.
1947 Begegnung mit Yves Klein. Bei einer Reise durch Europa mit Yves Klein und Claude Pascal beschliesst er seinen Nachnamen aufzugeben und unter seinem Vornamen berühmt zu werden.
Zwischen 1947 und 1953 Auseinandersetzung mit dem Buddhismus, Astrologie, den Rosenkreuzern und der Lehre Georg Gurdjieffs
1949 Arman schreibt sich in Paris an der École du Louvre ein, er möchte Auktionator werden. Er studiert 2 Jahre lang Archäologie und orientalische Kunst. In dieser Zeit wird seine Malerei stark vom Surrealismus beeinflusst
1950 lernt Arman seine zukünftige Frau, Eliane Radigue, kennen, mit der er drei Kinder haben wird.
1951 Erste Begegnung mit Pierre Restany
1952 Militärdienst als Sanitäter in Fréjus.
1953 Heirat mit Eliane Radigue, die beiden kehren nach Nizza zurück. Arman beginnt sich für afrikanische Kunst zu interessieren. Beeinflusst von der Auseinandersetzung mit Serge Poliakoff und Nicolas de Staël entstehen abstrakte Gemälde.
1954 Sieht Arbeiten von Jackson Pollock, die Einfluss auf seine Bildgestaltung haben werden – etwa in der Anwendung des „all over"-Prinzips.
1955 Arman schafft seine ersten Stempelbilder (Cachets). Angeregt hierzu wurde er durch einen Ausstellungsbesuch in der Pariser Galerie Berggruen, die Arbeiten von Kurt Schwitters zeigten.
1956 Erste Gemäldeausstellung in der Galerie du Haut-Pavé in Paris, in der Arman auch einige Cachets präsentiert.
1957 Reisen durch die Türkei und Afghanistan.
1958 Auf der Einladungskarte zu Armans erster Einzelausstellung bei Iris Clert in Paris („Les Olympiens") erscheint sein Name durch ein Versehen des Druckers erstmals in der Form „Arman" (ohne das abschließende „d"). Erste allures d'objets; Abdrucke eingefärbter Gegenstände auf Leinwand und Papier. Reise in den Iran.
1959 Erste Poubelles (Inhalte von Papierkörben) und Akkumulationen (Anhäufungen von identischen Gegenständen).
1960 Am 27. Oktober gründet Pierre Restany in Yves Kleins Wohnung in Paris die Nouveaux Réalistes. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Yves Klein, Daniel Spoerri, Jacques Villeglé, Raymond Hains, François Dufrêne, Martial Raisse, Jean Tinguely und Arman. Bekanntschaft mit dem amerikanischen Künstlern Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Larry Rivers in Paris. Kontakte zur Düsseldorfer Künstlergruppe ZERO.
1961 realisierte Arman die ersten colères („Wutanfälle"; Aktionen, bei denen Gegenstände zertrümmert wurden). Bekanntschaft mit Marcel Duchamp.
1963 Erweiterung des Konzepts der colères. Arman beginnt Gegenstände zu zerschneiden (coupes) und mit Dynamit in die Luft zu sprengen (combustions) und die Reste auszustellen.
Seit 1964 Enstehen inclusions, in Polyester eingegossene Akkumulationen, ab 1970 "unsichtbar", weil in Beton eingegossene Gegenstände.
1966 Auszeichnung mit dem Marzotto-Preis, Erste Anhäufungen von Farbtuben in Plexiglas.
1967 Teilnahme an der Weltausstellung in Montréal mit Akkumulationen von Autoteilen. Trennung von seiner Frau Eliane .
1968 Vertreter Frankreichs bei der Biennale in Venedig, Teilnahme an der documenta IV in Kassel
1970 Aktion „Slicing" in der Reese Palley Gallery in New York: Von Besuchern mitgebrachte Gegenstände werden von Arman zerschnitten oder zersägt und zugunsten des Verteidigungsfonds der Black Panther verkauft. Teilnahme an der Weltausstellung in Osaka.
1971 Serie der organischen poubelles in Polyester. Durch das Gießen in Polyester ist eine Vorauswahl hinsichtlich der Haltbarkeit nicht mehr notwendig, was bei den frühen Poubelles in Plexiglas noch erforderlich war. Arman heiratet Corice Canton in Nizza.
1972 Verleihung der amerikanischen Staatsbürgerschaft. Aufnahme in den Ordre du Mérite
1975 Happening „Conscious Vandalism" in der New Yorker John Gibbson Gallery: Innerhalb von 22 Minuten zertrümmert Arman eine von ihm und Corice eigens zu diesem Zweck eingerichtete amerikanische Mittelstandswohnung.
Reise nach Ägypten.
1978 Realisation von großformatigen Skulpturen in Dijon und Dearborn/Michigan.
1979 Reise nach China. Aufenthalt in Moskau.
1980 Ausstellungen in Deutschland und Japan.
1982 Groß angelegte Retrospektive „Parade der Objekte" im Kunstmuseum Hannover. Einweihung von „Long Term Parking", einer 18 Meter hohen Installation aus 2000 Tonnen Beton mit 60 eingeschlossenen PKWs im Schlosspark von Montcel in Jouy-en-Josas.
1984 Der französische Kultusminister überreicht Arman in Paris das Abzeichen eines Kommandeurs des Ordre des Arts et des Lettres.
1985 Bühnenbild für Maurice Ravels musikalisches Lustspiel „L'heure espagnole", das in der Komischen Oper in Paris aufgeführt wird.
1987 Neben anderen großformatigen Projekten im öffentlichen Raum entsteht „ascent of the Blues", eine 12 Meter hohe Doppelspirale aus Klavieren, Gitarren und Banjos in Memphis .
1988 Arman wendet sich erneut der Malerei zu. Eine Serie von 13 Gemälden, die Pariser Galerie Beaubourg im Centre Pompidou ausstellt wird zur Illustration zu Arthur Rimbauds „Lettre du Voyant" verwendet. Indem er die Pinsel, deren Spur er in breiten, gestischen Schwüngen über die Leinwände zieht, am Ende ihrer Bahnen auf den Bildträgern befestigt, verbindet Arman Prinzipien des abstrakten Expressionismus mit denen der Nouveaux Réalistes. Im Musée des Beaux-Arts in Nîmes überzieht Arman in vier Tagen vier Wände einer 80 m² großen Halle mit Farbe und insgesamt 2400 Pinseln.
1989 François Mitterand zeichnet Arman mit dem Orden eines Ritters der Ehrenlegion aus.
1990 Arman sagt aufgrund antisemitischer Äußerungen des Bürgermeisters von Nizza die geplante Retrospektive im neu eröffneten Musée d'Art moderne et d'Art contemporain de la ville ab.
1991 Arman präsentiert „Porträts" großer Komponisten von Johann Sebastian Bach bis Bartók, die aus den Musikinstrumenten zusammengesetzt sind, die für die jeweilige Musik charakteristisch sind.
1992 Vor dem Restaurant der Brüder Troisgros in Roanne wird die 4,50 Meter hohe Skulptur „Les Gourmandes" aus 100 Gabeln in patinaüberzogener Bronze eingeweiht.
1996 Arman entwirft eine Briefmarke für die französische Post.
1997 Dominique Rimbault dreht mit Arman und Pierre Restany den 52 Minuten langen Dokumentarfilm „Arman, Portrait d'un sculpteur".
1998 Retrospektive in der Galerie Nationale du Jeu de Paume in Paris.