Epos
Das Epos (griech. Wort, Vers, dann auch Erzählung, Gedicht; Plural: Epen) ist eine der Hauptformen der erzählenden Literatur (Epik). Es steht als narrative Großform neben der jüngeren Entwicklung des Romans. Epen berichten in gebundener Sprache und einer gewissen Breite und Ausführlichkeit von einem bedeutenden, als historisch real verstandenen Ereignis. Die Verfasser können anonym bleiben .
Zur Versform des Epos
Die Epen der griechischen und lateinischen Antike sind im Versmaß des Hexameters verfaßt, der die Silbenlänge zur Versstrukturierung nutzt und keinen Endreim kennt. Bei den alt- und mittelhochdeutschen und altfranzösischen Epen kommt, gemäß der andersartigen Verstechnik (siehe auch Metrik), meist der paargereimte vierhebige Vers zur Anwendung, in dem auch die Romane gedichtet sind.
Zur Abgrenzung zwischen Epos und Roman
Der heute einflussreichste gattungstheoretische Ansatz dürfte die Romantheorie von Georg Lukácz sein: Epos als Gestaltung einer »geschlossenen Lebenstotalität« mit festen Lebens-, Wert- und Sozialordnungen und verbindlichem Weltverständnis, dagegen der Roman als Ausdruck eines privaten Weltausschnitts und problematisch gewordenen Welt- und Ordnungsverständnisses. In der höfischen Literatur um 1200 lassen sich erstmals sowohl epostypische wie romantypische Elemente erkennen, so dass die höfische Epik (speziell der Artusroman) als eine Übergangserscheinung betrachtet werden kann, die letztlich zum Roman als epischer Leitgattung der Neuzeit hinführt.
Berühmte Epen
Antike Epen
- sumerisch
- indisch
- griechisch
- römisch
Die antike Gattung 'Epos' ist neben Umfang und Thematik bestimmt durch den 'erhabenen' Stil, das Versmaß des Hexameters, Stoffelemente wie typische Szenen (Rüstung, Zweikampf, Massenkampf, Bestattung, Götterversammlung, Mahl, Feste), Beschreibung von Gegenständen (Ekphrasis), Kataloge, sprachliche Gestaltungsmittel wie Formeln (teilweise aus mündlicher Tradition der 'Oral Poetry' ererbt), schmückende Beiwörter (Epitheta ornantia), Vergleiche und eine unparteiisch-allwissende Erzählhaltung.
Epen des Mittelalters
- Shahnameh (persisch)
- Beowulf (angelsächsisch)
- Hildebrandslied (deutsch, 9. Jahrhundert)
- Otfrid von Weißenburg, Evangelienbuch (9. Jahrhundert)
- Nibelungenlied (deutsch, 12. Jahrhundert)
- Rolandslied (französisch und deutsch, 12. Jahrhundert)
- El cantar de mio Cid (spanisch, 12. Jahrhundert)
- Igorlied (russisch)
- Kalevala (finnisch, erst im 19. Jahrhundert künstlich zusammengestellt)
- Edda (isländisch)
- Parzival, (Perceval de Gallois ou Le Conte del Graal), (französisch, 12. Jahrhundert)
Neuansätze und Gegenentwürfe von der Renaissance bis zur Gegenwart
- Dante, Die Göttliche Komödie
- Ludovico Ariosto, 'Orlando furioso' ('Der rasende Roland')
- Friedrich Gottlieb Klopstock, 'Messias'
- Johann Wolfgang von Goethe, Hermann und Dorothea
- James Joyce, Ulysses
Die modernen Werke sind oft sehr dezidierte Gegenentwürfe, weshalb man dafür auch den Begriff »Antiepos« geprägt hat. Goethe wendet mit Hermann und Dorothea das Thema in Gegenwärtige, ins Bürgerliche und bei Joyces Ulysses wird das Epos zu einem fast 1-tägigen Irrlauf eines Antihelden. Schließlich wäre noch zu klären, ob Zettel's Traum von Arno Schmidt ein nachmodernes(?) Epos ist.
Siehe auch: Nationalepos, Epik, Literaturgattung