Kohlwald (Fichtelgebirge)
Kohlwald
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![]() Das Fichtelgebirge im Nordosten Bayerns | |
![]() Lage des Kohlwaldes im Fichtelgebirge | |
Höchster Gipfel | Výhledy (656 m n.m.) |
Lage | Deutschland, Tschechien |
Koordinaten | 50° 3′ N, 12° 16′ O |


Der Kohlwald ist ein dicht bewaldeter Höhenzug im Fichtelgebirge und die südöstliche Begrenzung dieses Mittelgebirges.[1] Er liegt im Grenzgebiet von Deutschland und Tschechien. Der höchste Berg im deutlich größeren deutschen Teil ist der Sieben-Linden-Berg (643 m ü. NHN),[2] der höchste Berg im gesamten Höhenzug ist der Výhledy (Oberkunreuth- oder Schwarzberg; 656 m n.m.).
Naturräumlich[3] gehört der Kohlwald nach dem deutschen System zur Haupteinheit Hohes Fichtelgebirge (394)[2] und nach dem tschechischen System zur Haupteinheit Smrčiny (I3A-1) (deutsch: Fichtelgebirge).[4] Seit September 2010 existiert ein Neuentwurf der Naturräume Nordostbayerns, nach dem das Kohlwaldgebiet als eigener Naturraum gilt.[5]
Geographie
Jeweils zu einem Drittel im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge in Oberfranken, im Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz und im Karlovarský kraj (Region Karlsbad; Tschechien) gelegen, beginnt die Gliederung des Waldes im Westen mit dem Kohlberg (633 m). In Richtung Osten folgt der Sieben-Linden-Berg (643 m), anschließend der Bergrücken des Moosrangen (599 m) bis zu den in Tschechien liegenden Bergen Výhledy (Oberkunreuth- oder Schwarzberg; 656 m; Gipfellage knapp 200 m nordöstlich der Grenze zu Deutschland), U Bažantnice (Fasanerie; 568 m) und Zelená hora (Grünberg; 637 m). Südöstlich davon noch Krátery (Krater; 578 m), U Rozcestí (Zwiesel; 541 m), Rovinka (Rödelhöhe, 523 m), U Lomu (Steinbruch; 515 m) und Šlingova Mýť (Schlindelhau; 549 m). Die südlich des Hauptkammes im Stiftland liegenden Anhöhen Gossenbühl (616 m), Dietzenberg (626 m) und Glasberg (628 m) werden häufig dem Oberpfälzer Wald zugeordnet, obwohl sie noch nördlich der geologischen Grenze (Wondreb-Graben bei Waldsassen) im Kohlwald liegen.[5]

Geologie
Geologisch besteht der Gebirgsstock im Wesentlichen aus Granit. Lediglich im äußersten Osten findet man auch Basalt und im Süden vereinzelt Schiefer. Die Geschichte seiner Orogenese beginnt im Präkambrium vor etwa 750 bis 800 Millionen Jahren – fast 20 % der Erdgeschichte deckt das Gebirge ab, was nur auf wenige der heute noch bestehenden Rumpfgebirge zutrifft.
Gewässer



Neben zahlreichen Quellen und Bachläufen ist die am Výhledy entspringende Feisnitz der größte Wasserlauf im Kohlwald. Sie fließt in westliche Richtung, mündet nach Durchfließen des am Kohlberg liegenden und 15,54 ha großen Feisnitz-Stausees bei Seußen in die Röslau und bildet die geographische Grenze zu Reichsforst und Stiftland. Der wenig südlich der Feisnitz-Quelle entspringende und in südöstliche Richtung fließende Glasmühlbach mündet bei Kondrau in die Wondreb und bildet die restliche geographische Grenze zum Reichsforst-Gebiet.
Weitere Gewässer sind der Mühl-, Hunds-, Grenz- und Buchbach, sowie der Scheitelteich und die in Tschechien liegenden Talsperren Skalka und Jesenice.[6]
Topografie
Der Südosten des Fichtelgebirges reichte schon in früheren Zeiten bis zum St.-Anna-Berg im heutigen Tschechien. Dabei wurde der Kohlwald in seiner West-Ost-Ausdehnung vom Kohlberg bis zum St.-Anna-Berg und in seiner Nord-Süd-Dimension vom Röslau- und Eger-Tal bis zum Wondreb-Graben beschrieben. Der Name Weißensteiner Kette für die Südostflanke des Fichtelgebirges geriet aber in Vergessenheit und wird nicht mehr verwendet.[7]
Die meisten Beschreibungen beschränken sich auf den deutschen bzw. bayerischen oder oberpfälzischen Anteil. Der tschechische Teil wurde nur sehr selten beschrieben.[8] Die Lage als eigener Höhenzug des Fichtelgebirges, vergleichbar mit dem weiter südwestlich befindlichen Steinwald, ist in der neueren Literatur kaum mehr belegt.[9] Dadurch ist der Begriff Kohlwald auf einen Raum geschrumpft, der fälschlich den heutigen Arzberger Forst mit dem Kohlwald gleichsetzt.[10]
Eine grobe topografische Einteilung hinsichtlich des größtenteils aus Fichtenforsten bestehenden Bewuchses kann als Abteilung Arzberger Forst im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, als die Abteilungen Svatokřížský les (Heiligenkreuzwald), Na chlumu (Kulmwald), Slapanský les (Erlholz) und Bučina (Buchwald) im Karlovarský kraj und als Abteilung Münchenreuther Wald im Landkreis Tirschenreuth erfolgen.[6]
Geschichte
Bezeugt im Jahre 1061 verlief eine Straße, von Nürnberg kommend, über Kemnath und Oberkunreuth nach Eger und eine Hohe Straße, von Regensburg kommend, über Waldsassen und Schirnding ins Vogtland durch den Kohlwald. Sie kreuzten sich nahe der kleinen Siedlung Forchheim bei Pechtnersreuth, welche bereits im Jahre 1340 als verödet bezeichnet wurde.[11] In dieser Zeit nach der Jahrtausendwende dürften auch die Anfänge der späteren Eisenerz-Gewinnung in dieser Gegend liegen. Der Name Kohlwald stammt wahrscheinlich von den ehemaligen Kohlenmeilern für die Eisenverhüttung in Arzberg. Seine Geschichte ist gekennzeichnet durch häufige politische und sprachliche Teilung.[12] Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches gehörte der westliche Teil des Kohlwalds zum Königreich Bayern (dort auch als Siebenlindengebirge bezeichnet),[13] der östliche Teil zum Königreich Böhmen, später zur österreichisch-ungarischen Monarchie und heute gehört er zur tschechischen Republik als geomorphologischer Bezirk Výhledská vrchovina (deutsch: Oberkunreuther Bergland).[14] Der südlich in der Oberpfalz liegende Teil wurde und wird oft aus kulturgeschichtlichen Gründen bereits dem Oberpfälzer Wald zugeordnet. Tatsächlich ist er jedoch Teil des Kohlwaldes.[15]
Bauwerke


Auf dem Gipfel des Kohlbergs steht die Waldenfelswarte und eine Schutzhütte des Fichtelgebirgsvereins (nicht bewirtschaftet). Am Westhang des Výhledy befindet sich das Brunnenhaus des Buchbrunnens. Auf dem Gipfel der Zelená hora stehen ein Fernmelde- und ein Aussichtsturm (Bismarckturm). Zwischen Dietzenberg und Glasberg, nahe der Ortschaft Münchenreuth, steht die Dreifaltigkeitskirche Kappl. Das Pfarrdorf Münchenreuth hat von den nach Waldsassen eingemeindeten Ortschaften als einzige eine eigene Pfarrkirche. Es ist zugleich die nördlichste Pfarrei der Oberpfalz.
An der Straße von Cheb nach Waldsassen steht das Památník obětem železné opony (Mahnmal für die Opfer am Eisernen Vorhang).[16] Etwa 1,3 km südwestlich von Horní Hraničná (Oberkunreuth) und 1,8 km westlich von Pechtnersreuth (Ortsteil von Waldsassen) steht südlich des Výhledy (Oberkunreuthberg oder Schwarzberg) in Tschechien unmittelbar neben der Grenze zu Deutschland beim Grenzstein 6/13 ein kleines Steinkreuz aus Granit. Sein Aufstellungsgrund ist unbekannt, jedoch wurden früher solche Kreuze vielerorts aufgestellt, wo vorbeikommende Menschen angehalten waren, ein Gebet zu sprechen.[17]
Im Landschaftsschutzgebiet Blausäulenlinie innerhalb des Arzberger Forsts stehen drei Windkraftanlagen des Typs Nordex N117/2400 mit einer Gesamthöhe von je 199 m bei einem Rotordurchmesser von 117 m, ein Rotorblatt ist 57 m lang und wiegt 10,4 Tonnen. Die Leistung pro Anlage liegt bei 2,4 MW, das jährliche Regelarbeitsvermögen bei 6,5 Millionen kWh.[18]
Ortschaften
Deutschland:
Tschechien:
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Verkehr
Durch den Kohlwald verläuft die Staatsstraße 2178 und verbindet Schirnding mit Waldsassen. Die Staatsstraße 2176, welche Arzberg mit Konnersreuth und weiter über die Staatsstraße 2175 mit Waldsassen verbindet, verläuft nach Überwindung des Passes zwischen Kohl- und Sieben-Linden-Berg am West- und Südrand des Kohlwaldes entlang. Vom Scheitelpunkt des Passes in Richtung Osten bis Seedorf verbindet die Kreisstraße WUN 13 die beiden Staatsstraßen 2176 und 2178. Während am Nordrand die Kreisstraße WUN 18 Seußen über Arzberg mit Schirnding verbindet, schließen am Ostrand in Tschechien die II. Klasse-Straße 606[19] von Schirnding nach Cheb und die II. Klasse-Straße 214[20] von Cheb nach Waldsassen den Kreis.
Einzelnachweise
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 11. Leipzig 1907, S. 247, auf zeno.org
- ↑ a b Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- ↑ Emil Meynen, Josef Schmithüsen (Herausgeber): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960).
- ↑ Smrčiny (Fichtelgebirge), auf cs.wikipedia.com
- ↑ a b Karl Heinrich Vollrath: Viola in Nordostbayern, S. 132–133, auf regnitzflora.de (PDF; 8,56 MB)
- ↑ a b Geodaten mit dem BayernAtlas
- ↑ Heinrich Berghaus: Das Fichtelgebirge und der Frankenjura in: Deütschlands Höhen – Beiträge zur genauern Kenntniß derselben (1834), auf books.google.de
- ↑ J. G. Sommer: Kingdom of Bohemia (1847), auf comcast.net
- ↑ Julius von Plänckner: Piniferus, Taschenbuch für Reisende in das Fichtelgebirge, Hof 1839, S. 61, auf bavarica.digitale-sammlungen.de
- ↑ Th. B. Helfrecht: Das Fichtelgebirge: nach vielen Reisen auf demselben beschrieben (1799), Bd. 1, auf books.google.de
- ↑ F.W. Singer, Heimat an der Hohen Warte, 1982
- ↑ Das Fichtelgebirge − Am Ostrand des Fichtelgebirges (u. a. Infos zu politische Teilungen des Kohlwaldes), auf bayern-fichtelgebirge.de
- ↑ Karl Wilhelm von Gümbel: Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern, auf books.google.de
- ↑ DEMEK J. a kol.: Zeměpisný lexikon ČSR – Hory a nížiny, Academia, Praha 1987, S. 222
- ↑ Friedrich Singer: Die Freistatt (1993), auf portal.dnb.de
- ↑ Geodaten, auf mapy.cz
- ↑ Das Steinkreuz im Kohlwald bei Horní Hraničná, auf bayern-fichtelgebirge.de (PDF; 2,15 MB)
- ↑ Windrad bekommt Rotorblätter (Frankenpost), vom 4. Juli 2014, auf frankenpost.de
- ↑ II. Klasse-Straße 606 (tschech. WP)
- ↑ II. Klasse-Straße 214 (tschech. WP)
Karten
- Fritsch Wanderkarte 1:50.000 Fichtelgebirge-Steinwald
Weblinks
- Das Fichtelgebirge, auf bayern-fichtelgebirge.de
- Das Fichtelgebirge – Fotos und Informationen sowie Bilder und Reisberichte, auf fichtelgebirge-oberfranken.de