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Ernst Haeckel

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Ernst Heinrich Philipp August Haeckel (*1834, †1919) war ein deutscher Biologe und Philosoph, der die Arbeiten von Charles Darwin in Deutschland bekannt gemacht hat. Haeckel war Arzt und später Professor für vergleichende Anatomie. Er war auch einer der ersten, die Psychologie als Zweig der Physiologie sahen. Er prägte auch einige heute geläufige Begriffe wie Stamm oder Ökologie.

Besondere Berühmtheit erlangten seine Abbildungen von Planktonorganismen, die die mikroskopische Welt in eindrucksvoller Schönheit darstellten. Seine "Kunstformen der Natur", die er in mehreren Heften veröffentlichte, gehörten - wie Brehms Tierleben - in den Haushalt eines jeden Bildungsbürgers. Seine Darstellungen beeinflussten die Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts. So beruhen die Glaslüster im Ozeanischen Museum Monaco von Constant Roux ebenso auf Vorlagen Haeckels wie das monumentale Tor des französischen Architekten René Binet auf der Pariser Weltausstellung 1900. Binets von Haeckel inspirierte Tafelwerk "Esquisses décoratives" wurde zu einer Grundlage der Art nouveau.

Haeckel war unglaublich fleißig. So beschrieb er allein von einer Challenger-Expedition über 3.000 Arten. Insbesondere nach dem Tod seiner Frau arbeite er vielfach mehr als 18 Stunden am Tag.

Haeckels Beobachtungen der Parallelen zwischen Ontogenese und Phylogenese wurden "Rekapitulationsgesetze" genannt; sie lassen sich im Satz "Ontogenese rekapituliert Phylogenese" zusammenfassen. Da Haeckels Versuche, diese Theorie zu beweisen, ungenau waren, und Haeckel selbst die naturwissenschaftliche Erkenntnis in Gegensatz zur Religion stellte, wurden sie zu einem Angriffspunkt der Kreationisten, um die Evolutionstheorie zu widerlegen.

Philosophisch verfocht er einen Monismus, unter dem er eine Einheit von Gott und Welt verstand. So schrieb er in "Die Welträthsel": Die Verschmelzung der anscheinenden Gegensätze, und damit der Fortschritt zur Lösung des fundamentalen Welträthsels, wird uns aber durch das stetig zunehmende Wachsthum der Natur-Erkenntniß mit jedem Jahre näher gelegt. So dürfen wir uns denn der frohen Hoffnung hingeben, daß das anbrechende zwanzigste Jahrhundert immer mehr jene Gegensätze ausgleichen und durch Ausbildung des reinen Monismus die ersehnte Einheit der Weltanschauung in weiten Kreisen verbreiten wird. Dabei war Haeckel kein strenger Atheist. Zwar lehnte er jeden Schöpfungsakt strikt ab (daher die Schärfe seiner Auseinandersetzung mit den Kreationisten), er kam jedoch aus einem christlichen Elternhaus und sah die Natur - bis hin zu anorganischen Kristallen - als beseelt an.

Haeckel war eine auffallende Persönlichkeit, und seine Popularität in der Öffentlichkeit war größer als in wissenschaftlichen Kreisen. Obwohl Haeckels Ideen für die Geschichte der Evolutionstheorie wichtig waren, und er ein kompetenter Anatom war, haben sich viele seiner theoretischen Überlegungen als unpräzise, teilweise auch herausgestellt. Er postulierte, benannte und beschrieb ursprüngliche Mikroorganismen, die aller Wahrscheinlichkeit nach nie existiert haben. Sein Biogenetisches Grundgesetz hat sich als zu apodiktisch formuliert erwiesen und wird heute als Regel mit Ausnahmen angesehen. Seine Neigung zur philosophischen Bewertung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse dürfte mit dafür verantwortlich sein, dass seine Abbildungen biologischer Objekte teilweise mehr und anderes zeigten, als tatsächlich bei kritischer Betrachtung vorhanden ist. Obwohl er die induktive Methode Darwins lobend herausstellte, war er doch mehr von der deduktiven Gedankenkonstruktion Lamarcks fasziniert. So nimmt es nicht Wunder, dass er naturwissenschaftliche Erkenntnisse aus vielen Bereichen sehr gezielt als Beleg seines Monismus darstellte und eine kritische, nach allen Seiten orientierte Betrachtung unterließ.


Schriften von und über Ernst Haeckel im Internet: