Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen
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Dies ist eine Liste von Unfällen mit nuklearem Material. Bei vielen dieser Vorfälle wurden Menschen durch radioaktives Material verletzt oder getötet. Bei den meisten anderen Vorfällen folgte eine Verstrahlung der Region, hatte jedoch keine anderen Effekte. Bei einigen Vorfällen wurde nur wenig radioaktives Material freigesetzt; sie wurden wegen der politischen Spannungen, die solche Unfälle (wie z.B. Zusammenstoss zwischen Atom U-Booten) auslösen, in die Liste aufgenommen. Wegen der Verschwiegenheit der Regierungen ist es schwierig, das Ausmaß einiger der genannten Vorfälle genau festzustellen, oder ob sie überhaupt stattgefunden haben.
- 2. September 1944 - Ein Container mit Uranhexafluorid explodiert im Überführungsraum des Oak Ridge National Laboratorium, wobei zwei Arbeiter (Peter N. Bragg, Jr. und Douglas P. Meigs) getötet und drei weitere verletzt werden. Eine Dampfleitung explodiert und durch Reaktion des Wasserdampfes mit dem Uranhexafluorid entsteht Flusssäure, eine gefährliche Säure, welche von allen fünf inhaliert wurde. Die Arbeiter Bragg und Meigs sterben später an Verätzungen am ganzen Körper [2].
- 21. August 1945 - Harry K. Daghlian, Jr. arbeitet auf dem Los Alamos Omega Gelände und erreicht eine kritische Masse als er einen Wolframkarbid-Klotz auf einen Plutonium-Kern fallen lässt. Obwohl er die Stücke schnell wieder trennt, wird er bei dem Vorfall tödlich verstrahlt und stirbt am 15. September [3].
- 21. Mai 1946 - Der kanadische Physiker Louis Slotin fügte Plutonium zu einer kritischen Masse zusammen, während er seine Technik Wissenschaftlern in Los Alamos demonstriert. Slotin wollte mehreren Interessierten Kollegen ein Experiment vorführen. Die Versuchsanordnung bestand aus zwei von Beryllium überdeckten Plutonium-Halbkugeln, bei denen es sich um den 6kg schweren aktiven Kern einer der drei Atombomben für die Operation Crossroads handelt. Das Beryllium wird als Neutronendeflektor benutzt. Je näher die Halbkugeln zusammengefügt wurden, desto weniger Neutronen konnten entfliehen und desto grösser wurde die Reaktion. Diese Halbkugeln konnten langsam zusammengefügt werden um die kritische Masse zu messen. Normalerweise werden die Teile von Maschinen zusammengefügt. Bei 0,32cm fungierten zwei Distanzstücke als Sicherheitsvorrichtung. Unterhalb dieser Distanz konnte es zu einem kritischen Neutronenüberschuss kommen. Slotin wollte etwas Neues probieren und hält die obere Halbkugel in der Hand mit seinem Daumen fest. Er entfernt die Distanzstücke und beginnt langsam die Halbkugeln zueinander zu bringen. Er legt die obere Halbkugel an einer Stelle direkt auf die untere und auf der anderen Seite mit einem zwischenliegenden Schraubenzieher, den er langsam herauszieht und so die Halbkugeln aneinander annähert. Der Schraubenzieher rutscht jedoch völlig heraus, und die Anordnung wird kritisch, während Slotin die obere Halbkugel noch festhält. Die Beteiligten spüren eine kurze Hitzewelle und die Versuchsanordnung ist in ein bläuliches Schimmern gehüllt. Durch den sogenanten Prompt Burst dehnt sich das Plutonium sofort wieder aus und die Kettenreaktion wird subkritisch. Ausser Slotin erhält keiner der sieben Beobachter eine tödliche Dosis. Slotin stirbt am 30. Mai an der Strahlenkrankheit. Er war einer Energiedosis von etwa 10 Gray ausgesetzt. Von diesem Unfall handelt der Film "Fat man and little boy" [4].
- 13. Februar 1950 - An Bord einer Convair B-36, die auf dem Weg von Alaska nach Kalifornien ist um eine Bombardierung von kalifornischen Städten zu simulieren, brechen mehrere Triebwerksfeuer aus. Die Vergaser sind durch die extreme Kälte vereist. Die Besatzung steuert zum offenen Meer über den Pazifischen Ozean. Dort löst sie die Attrappe einer Mark IV Bombe, die aus abgereicherten Uran ohne den Plutoniumkern besteht, in 2,4 km (8000 Fuss) Höhe aus. Die Bombe explodiert vor der Küste von British Columbia. Die Besatzung rettet sich mit ihrem Fallschirm [5].
- 11. April 1950 - Ein B-29 Bomber verunglückt 3 Minuten nach dem Start von der Kirtland Air Force Base in New Mexico. Zum Zeitpunkt des Unfalls befindet sich eine Atombombe ohne eingebaute Zünder an Bord. Ihre Hülle wird zerstört, aber die Bombe explodiert nicht [6].
- 10. November 1950 - Ein B-50 Bomber bringt eine von mehreren amerikanischen Mark IV Bomben zurück, die heimlich in Kanada stationiert wurden. Die Maschine hat Triebwerksprobleme und wirft die Bombe aus einer Höhe von 3,2 km (10.500 Fuss) ab. Die Bombe bestand aus dem Mantel mit abgereichertem Uran ohne den Plutoniumkern ("Pit") wurde auf Selbstzerstörung in 760 Meter (2.500 Fuss) Höhe eingestellt und über dem St. Lawrence Fluss in Kanada abgeworfen. Die Explosion erschüttert die Bewohner des Gebiets und verstreut 45 kg Uran [7].
- 12. Dezember 1952 - Die erste ernste Nuklearkatastrophe ereignet sich im NRX Reaktor in Chalk River, Kanada. Ein massiver Stromausfall zerstört den Reaktorkern und führte zu einer teilweisen Kernschmelze. Dabei werfen Wasserstoff-Explosionen die Kuppel eines 4 Tonnen schweren Gasbehälters 1,2 Meter (4 Fuss) hoch, wo sie in dem Aufbau steckenbleibt. Mehrere Tausend Curie an Spaltprodukten entweichen in die Atmosphäre und bis zu 4 Millionen Liter radioaktiv verseuchtes Wasser werden aus dem Keller in flache Schützengräben gepumpt, die sich nicht weit vom Ottawa River befinden. Der Reaktorkern wird vergraben. Jimmy Carter, damals ein Nukleartechniker (nuclear engineer) in der Navy, half bei den Aufräumarbeiten.
- 26. April 1953 - Studenten der Fachrichtung Strahlenchemie am Rensselaer Polytechnic Institut in Troy, New York messen einen hohen Grad an radioaktiver Strahlung. Die Bodenstrahlung beträgt durchschnittlich 50 Ci/km²; einige Pfützen strahlen mit 270 nCi/L - das ist fast 300 mal über dem Grenzwert der United States Atomic Energy Commission. Die Ursache der Strahlung wird auf einen Fallout aus dem Simon Experiment zurückgeführt, das 2 Tage vorher durchgeführt wurde [8]. Im Juni kommt es zu einem noch gefährlicheren radioaktiven Regen [9].
- 19. Mai 1953 - Die USA testen in der Wüste Nevadas die 32 Kilotonnen Bombe "Harry". Die Bombe bekam wegen des enormen Fallouts, den sie ausserhalb des Testgeländes produzierte, später den Namen "Dirty Harry" ("Schmutziger Harry") [10]. Winde trugen den Fallout 220 km weit bis nach St. George, Utah. Die Bewohner berichteten über einen "seltsamen metallischen Geschmack in der Luft" [11]. Ein Bericht der United States Atomic Energy Commission von 1962 fand heraus, dass die Schilddrüsen der Kinder aus St. George, Utah, Strahlungsdosen in Höhe von 120 to 440 rads. (1.2 bis 4.4 Gray) ausgesetzt waren [12].
- 1954 - Das Unterseeboot USS Seawolf (SSN-575) versenkt in 2.700 m Tiefe vor der Küste von Delaware/Maryland einen experimentellen Natrium-gekühlten Reaktor. Mit 33 kCi ist der Reaktor das am stärksten radioaktiv strahlende Objekt, das absichtlich versenkt wurde. Es wurde bis heute (2004) nicht gehoben. Der Reaktor wurde versenkt, weil er im Bereich der Kühlung bereits Spuren von Korrosion zeigte. Er wurde durch einen konventionellen Leichtwasserreaktor ersetzt.
- 1. März 1954 - Am frühen Morgen des 1. März glaubt die Besatzung des Fischerbootes "Fukuryu Maru" ("Lucky Dragon") den Sonnenaufgang im Westen zu beobachten, als sie sich auf dem Pazifischen Ozean befanden. Tatsächlich beobachten sie die 12 Megatonnen Detonation der Wasserstoffbombe "Bravo", die 140 km entfernt auf dem Atomwaffentestgelände des Bikini-Atolls gezündet wurde. Vier Stunden später beginnt es, weisse Asche zu regnen. Sie landet auch auf dem Boot und die Besatzung sammelt sie in Taschen und nimmt sie als Souvenir mit. Bevor der Abend zu Ende geht, ist die gesamte Besatzung krank. Die 23 Besatzungsmitglieder wurde in Japan in Krankhäuser eingeliefert. Sie versterben einen Tag später an Nierenversagen, das durch die radioaktive Strahlung verursacht wurde. Aufgrund dieses Vorfalls gab es eine Verstimmung in den Beziehungen zwischen Japan und den USA. Als Grund wurde genannt, dass die USA es versäumt hätten, Japan vor dem Atomwaffentest zu warnen und so die "Lucky Dragon" dem Fallout ausgesetzt war. Zur teilweisen Besänftigung: die Bombe erreichte die zweieinhalbfache vorausberechnete Sprengkraft weil eine Reaktion übersehen worden war. Die USA weiten in späteren Tests die Sicherheitszonen aus. Eine Untersuchung ergab, dass der Fallout durch die Trümmer der durch die Explosion zertrümmerten Korallen verstärkt wurde. Die USA gaben eine Entschuldigung ab und zahlten 2 Millionen US-Dollar als Entschädigung [13]. Zusätzlich sind 64 Ureinwohner des Rongelap Atolls dem Fallout für eine Zeit von 50 Stunden ausgesetzt. Der Fallout verursacht bei den 64 Einwohnern eine Ganzkörperdosis von 178 Rem und 28 Einwohner von Rongerik sind einer Ganzkörperdosis von 78 Rem ausgesetzt, bevor sie alle dauerhaft evakuiert werden. 18 Bewohner des Alininae Atolls sind für 50 Stunden 68 Rem ausgesetzt und 157 Einwohner des Utirik Atolls sind 14 Rem in einer Zeit von 55 bis 75 Stunden ausgesetzt.
- Der erste Hinweis auf Radioaktivität im Fallout wird bereits 7 Stunden nach der Detonation bemerkt, als der Fallout das Rongerik Atoll erreicht. Mit der Evakuierung von 28 Servicetechnikern, die in der Wetterstation von Rongerik (260 km östlich des Bikini Atolls) arbeiteten, wird aber erst nach 30 Stunden begonnen.
- 1955 - Eine unerwartete Änderung der Windrichtung trägt den Fallout eines Testes nach Las Vegas in Nevada [14].
- 22. November 1955 - Die Sowjetunion testet ihre erste Fusionswaffe. Aufbauend auf den zwei vorangegangenen Konzepten (First und Second Idea Bomb), sind der Test der Third Idea Bomb erfolgreich. Die 1.6 Megatonnen Bombe "Third Idea Bomb" war die erste Wasserstoffbombe, die von einem Flugzeug abgeworfen wird. Die unerwartete Brechung der Schockwelle durch die Atmosphäre verursacht Schäden durch die Druckwelle. Drei Leute sterben [15].
- 29. November 1955 - Ein Fehler des bedienenden Maschinisten zerstört einen drei Jahre alten Reaktor des Typs EBR-1 [16][17].
- 10. März 1956 - Irgendwo auf dem Flug zu einem Rendevouz mit einem Air ForceTankflugzeug über dem Mittelmeer verschwindet ein B-47 Bomber der MacDill Air Force Base in Tampa, Florida spurlos. Zum Zeitpunkt des Verschwindes ist das Flugzeug mit zwei Nuklearbomben ausgerüstet.
- 2. Juli 1956 - Neun Menschen werden verletzt, nachdem zwei Explosionen einen Teil von Sylvania Electric Products' Metallurgy Atomic Research Center in Bayside, Queens, New York zerstören.
- 26. Juli 1956 - Ein B-47 Bomber übt auf der Lakenheath Air Base in Suffolk, England Landeanflüge. Dabei rutscht er in einen Hügel, der als Lager für nukleare Waffen genutzt wurde. Darunter sind unter anderem drei Mark VI Bomben. Das daraus entstandene Feuer kann gelöscht werden ohne dass die Bomben explodieren. Ein geheimes Telegramm von General James Walsh der US 7th Air Division bemerkt, dass die Bomben "umhergeworfen" wurden und dass eine "vorläufige Untersuchung durch einen Bombenentschärfer zu dem Ergebnis kam, dass wie durch ein Wunder die abgeschorenen und damit ungeschützten Zünder der Mark VI Bombe nicht funktioniert haben". Denoch wird das Risiko von Hitzeinwirkung oder selbst durch einen Unfall verursachte Zündung von Sprengstoffen als Auslöser für eine nukleare Kettenreaktion als ungenügend angesehen. Nukleare Sprengsätze benötigen eine absolut gleichzeitig erfolgende Zündung der nuklearen Teilsprengsätze, damit diese gleichzeitig zu einem Block überkritischer Masse zusammengeschossen werden. Eine durch einen Unfall ausgelöste Zündung der hochexplosiven Sekundärzünder würde wahrscheinlich in einer Explosion enden, die das radioaktive Material ablenken würde und die hochkritische Masse nicht entstehen lassen würde. Ein Brand des Kerosins ist genausowenig in der Lage eine nukleare Explosion auszulösen wie eine Stange Dynamit als Sekundärladung für eine Atombombe geeignet wäre.
- 1957 - Keleket Co: Ein Kapsel mit salzigem Radium zerplatzte und führt zu einer 5 monatigen Dekontamination die Kosten in Höhe von $250.000 verursacht. Die Kapsel wurde zur Kalibrierung der dort hergestellten Strahlungsmessgeräte verwendet.
- März 1957 - Mitarbeiter einer Houstoner Firma, die eine staatliche Zulassung zur Herstellung von Röntgenkameras (richtig übersetzt?) besitzt, öffnen ein Strahlenelement, das mit zehn Iridium192 Kugeln gefüllt war. Sie benutzen eine Juweliersdrehbank, die in einer 84cm dicken Plexiglasbox isoliert ist. Die beiden Mitarbeiter bemerken, dass zwei der zehn Kügelchen pulverisiert waren. Etwas von dem Staub konnte aus dem Sicherheitsbehälter entweichen. Einer der Arbeiter bediente die Werkbank in seiner Strassenbekleidung und verliess mit dieser das Gelände. Der andere blieb noch zum Arbeiten und trug Laborbekleidung und war mit einer Atemschutzmaske ausgerüstet. Die radioaktive Kontamination wurde erst nach einem Monat durch das Firmenpersonal entdeckt und die Atomic Energy Comission erfuhr erst ungefähr 5 Wochen danach von dem Vorfall. Der Zwischenfall wurde im Look Magazine 1961 erwähnt. Bis dahin waren acht Haushalte und sieben Autos durch den radioaktiven Staub kontaminiert. Allerdings nur bei den zwei beteiligten Angestellten konnten radioaktive Verbrennung auf der Haut festgestellt werden. Der weithin bekannt gewordene Vorfall in den ersten Tagen, in denen zivile Einrichtungen der Umgang mit radioaktiven Stoffen erlaubt wurde, führte zur einer Isolation der Familien der Arbeiter. Die Nachbarn fürchteten eine eventuelle radioaktive Kontaminierung. Berichte der Mayo Klinik 4 Jahre nach dem Unfall bestätigen nur einige der radioaktiven Verletzungen oder Folgen der breitangelegten Berichterstattung. Der Berichte konnte aber die Bevölkerung nicht von der Angst, die nach dem Unfall entstanden ist, befreien.
- 22. Mai 1957 - Staatliche Landzuteilung der Universität von New Mexico in der Nähe von Albuquerque: Ein Bomber lässt versehentlich eine 10 Megatonnen Wasserstoffbombe fallen. Der Auslöseladung explodiert und hinterlässt einen 3,7 m tiefen und 7,7 m breiten Krater zurück. Es wird etwas Radioaktivität festgestellt.
- 28. Juli 1957 - Zwei Motoren einer C-124 Globemaster der Dover Air Force Base, die mit 3 Atomwaffen und einer radioaktiven Kapsel ausgerüstet war, verlieren ihre Leistung. Zwei Waffen werden zwischen Rehobeth, Delaware und Cape May, New Jersey/Wildwood abgeworfen. Sie werden einem Bericht zufolge nie gefunden.
- 11. September 1957 - Ein schweres Feuer bricht in der Rocky Flats Waffenfabrik, die sich 27 km von Denver entfernt befindet, aus. Das Feuer begann in einer Isolationsbox (ein Kasten mit bleiverstärkten Gummihandschuhen) und breitet sich durch das Lüftungssystem aus. Plutonium und einige weniger gefährliche Stoffe wurden freigesetzt. Niemand kann später sagen, um welche Menge es sich handelt. Die Schätzungen reichen von 25 mg bis 250 kg [18][19][20][21].
- 29. September 1957 - Auch bekannt als Unfall von Mayak bzw. Kyshtym: Nachdem bereits jahrelang die Umwelt verseucht wurde, explodieren, als die Kühlung eines Tanks mit radioaktivem Material versagt, infolge der großen Hitze die enthaltenen Nitratsalze und setzen große Mengen an radioaktiven Stoffen frei [22]. Die Verseuchung der Gegend entsprach nahezu der doppelten Menge des Tschernobyl-Unfalls. Da die Kontamination sich lediglich auf den Ural beschränkt und auch keine Messgeräte in Schweden (vgl. Tschernobyl Unfall) ausschlugen, kann der Unfall 30 Jahre vor der Weltöffentlichkeit geheimgehalten werden. Für Details siehe: Mayak
- 8. Oktober bis 12. Oktober 1957 - In Windscale (heute besser bekannt alsSellafield) beginnt ein Techniker den Reaktor anzuheizen um die sogenannte Wigner-Energie aus dem Moderator Graphit zu glühen. Bei dem verwendeten Reaktor handelt es sich um einen von zwei luftgekühlten und graphit-moderierten Reaktoren. Sie werden mit Uran betrieben und dienen dazu, Plutonium für Atomwaffen herzustellen. Der verwendete Reaktortyp ist noch sehr primitiv und eher als Aufhäufung denn als Atomreaktor zu bezeichnen. Sie werden durch einen von riesigen Lüftern erzeugt Luftstrom gekühlt. Am Morgen des 7. Oktober wird der Reaktor kontrolliert heruntergefahren und die Luftkühlung abgestellt. Der Reaktor wird danach im unteren Leistungsbereich wieder angefahren. Die Techniker stellen allerdings einen Temperaturabfall anstelle eines Temperaturanstiegs fest. Am nächsten Tag wird der Reaktor in einem höheren Leistungsbereich gefahren als erlaubt, damit die Wigner-Energie schneller beseitigt werden kann. Dabei waren die Techniker allerdings einem Trugschluss aufgesessen: Im normalen Betrieb waren die Temperaturspitzen und die Messung der selbigen in ganz anderen Regionen als während dieses Ausglühens. In nicht kontollierten Bereichen kann das Graphit deshalb anfangen zu brennen. Das Feuer und damit der Rauch werden nur am Anfang gefiltert. Danach kann die Radioaktivität nach aussen gelangen. Blaue Flammen schlagen aus dem hinteren Bereich des Reaktors. 20.000 Cu gelangen in die Atmosphäre. Das Feuer brennt vier Tage und verbraucht einen Grossteil des Kernbrennstoffs. Den Technikern gelingt es nicht, die 150 Kernbrennstäbe aus dem Reaktor zu ziehen. Stattdessen schlagen sie eine Feuerschneise, indem sie benachbarte Stäbe herausziehen. Als letzte Konsequenz wird der Reaktor mit Wasser geflutet. Die Flutung war sehr gefährlich, da durch die hohe Temperatur das Wasser verdampfen hätte können und es danach infolge chemischer Reaktionen zu einer Explosion gekommen wäre. Das Wasser erstickt glücklicherweise das Feuer. Einem Bericht zu Folge konnten radioaktive Gase in die Atmosphäre entweichen. Dies waren vor allem Jod, Krypton und Xenon. Die Milcherzeugung in einem Gebiet von 520 km² wird verboten. Über die Jahre werden Reaktor Nr. 1 und 2 abgeschaltet. Mit der völligen Stillegung der abgeschalteten Reaktoren wurde 1990 begonnen, sie wurde erst 1999 fertig gestellt. Der Unfall, der im Ausmass dem von Three Mile Island ähnlich ist, wird später für Dutzende von Krebstoden verantwortlich gemacht [23] [24] [25].
- 31. Januar 1958 - Eine B-47 mit einsatzbereiten Atomwaffen stürzt 90 km nordöstlich von Rabat, Marokko auf einer US Air Force Base ab und brennt für sieben Stunden. Die US Air Force evakuiert jeden im Umkreis von 1,6 km um die Basis. Viele Fahrzeuge und Flugzeuge sind kontaminiert. Trotzdem wird versäumt, offizielle Stellen von Marokko über das Ausmass zu informieren.
- 5. Februar 1958 - Eine beschädigte B-47 vor der Küste des US Bundesstaates Georgia wirft notgedrungen in der Nähe von Tybee Island aus 2.200 m Höhe ihre Atombombe ab. Der nukleare Kern der Bombe fehlt. Der Bomber erlitt eine Kollision mit einer F-86 die sich während der Simulation eines Luftkampfes in der Nähe von Savannah, Georgia ereignete. Mit der schweren Bombe an Bord erwiesen sich drei Landeversuche als nicht durchführbar. Die Bombe wird nicht wieder gefunden.
- 28. Februar 1958 - Eine B-47 verunglückt auf einer US Luftwaffenbasis in der Nähe von Greenham Common, England schwer. Wissenschaftler, die für die Atomic Weapons Research Establishment in Aldermaston arbeiten, stellen 1960 eine hohe Konzentration an radioaktiver Kontamination auf der Basis fest. Sie weisen in ihrer Schlussfolgerung darauf hin, dass bei dem Unfall eine Atomwaffe beteiligt gewesen sein muss. Die US Regierung hat diese Vermutung nie bestätigt.
- 1958 - Eine unerwartete Änderung der Windrichtung trägt den Fallout eines Atomwaffentests nach Los Angeles, Kalifornien. [26]
- 1958 - Ein sowjetische Militärreaktor in der Nähe von Tscheljabinsk gibt radioaktiven Staub frei. 12 Dörfer werden evakuiert.
- 1958 - Im NRU Reaktor von Chalk River, Canada überhitzen mehrere metallische Brennstäbe, die mit Uran gefüllt sind. Sie brechen innerhalb des Cores auseinander. Einer der beschädigten Brennstäbe fängt Feuer und bricht, als er mit einem Robotarm aus dem Core herausgehoben wird, in zwei Stücke. Als der ferngesteuerte Robotarm (passes overhead? wie ist das hier gemeint) mit dem grösseren der beiden Bruchstücke vorbeikommt, fällt ein 1 m langer, brennender Teil herunter und stürzt in einen flachen Versorgungsschacht. Das Lüftungssystem ist in der "Offen" Position blockiert. Der gesamte begehbare Bereich des Gebäudes und eine erhbelich grosse, in Windrichtung des Reaktors liegende Fläche wird kontaminiert. Ein Team von Wissenschaftlern und Technikern können den Brand schliesslich löschen, indem sie mit höchster Geschwindigkeit zum Schacht rennen und Eimer mit nassem Sand auf das brennende Uran schmeissen. Sie tragen dabei vollständige Schutzkleidung.
- 11. März 1958 - Eine B-47 der Hunter Luftwaffenbasis in Georgia verliert auf dem Flug zu einer Basis in Übersee eine nicht bewaffnete Atombombe. Sie fällt in den Hof von Walter Gregg und seiner Familie in Mars Bluff, near Florence, South Carolina. Die Treibladung explodierte zerstörte Greggs Haus und verletzte sechs Familienangehörige. Die Explosion hinterlässt einen 20 Meter breiten und 10 Meter teifen Krater. Fünf weitere Häuser und eine Kirche wurden in Mitleidenschaft gezogen. Einwohner des Ortes nehmen radioaktiv kontaminierte Fragmente der Bombe als Souvenir mit. Sie müssen von einer Air Force Aufräumtruppe wieder eingesammelt werden. Fünf Monate später bezahlt die US Air Force den Greggs eine Wiedergutmachung von $54.000 ... für einen Schaden von $300.000.
- 4. November 1958 - Eine B-47, die Atomwaffen trägt, fängt im Flug an zu brennen und stürzt in Texas ab.
- 30. December 1958 - Eine kritische Masse an Plutonium wird versehentlich bei der chemischen Trennung einer Lösung in Los Alamos erreicht. Der Bediener des Krans stirbt an der akuten Strahlenkrankheit. Die Märzausgabe des Journal of Occupational Medicine Magazins druckt in einer Sonderbeilage eine medizinische Analyse des Unfalls. Die manuelle Handhabung von kritischen Massen in US Bundeseinrichtungen wird nach diesem Unfall im Grundsatz aufgegeben.
- 1959 - Im Santa Susana Field Laboratory in Simi Valley, Kalifornien gibt es in einem mit Natrium gekühlten Reaktor eine teilweise Kernschmelze.
- Juli 1959 - Im San Fernando Valley wird nach einer kleinen Kernschmelze Radioaktivität freigesetzt.
- Oktober 1959 - Ein toter und drei schwer verbrannte Personen ist das Resultat, als der Prototype des Reaktors für die USS Triton (SSRN/SSN-586) explodiert und anschliessend ein Feuer im United States Navy's Training Center in West Milton, New York ausbricht. Die Navy erklärte: "Die Explosion hatte nichts mit dem Reaktor oder irgendwelche wichtigen Nebensystemen des Reaktors zu tun". Aber Quellen, die mit dem Betrieb des Reaktors betraut waren, gaben an, dass der Hochdruckluftkolben, der explodierte, einem extrem wichtigen Reaktor-Unterstützungssystem zugehörig war.
- 15. Oktober 1959 - Ein B-52 Bomber mit zwei Atombomben an Bord kollidiert mit einem KC-135 Tankflugzeug und stürzt in der Nähe von Kentucky ab.
- 20. November 1959 - In der radiologisch-chemischen Fabrik Oak Ridge Laboratory in Tennessee gibt es eine chemische Explosion während der Dekontamination der Arbeitsanlagen. Es wurden insgesamt 15g Plutionium 239 freigesetzt. Das Plutonium verursacht bei der Explosion eine erhebliche Kontaminierung des Gebäudes, der angrenzenden Strassen und den Fassaden von angrenzenden Gebäuden. Man glaubt, dass es zur Explosion führte, als Salpetersäure in Berührung mit Dekontaminierungsflüssigkeiten kam, die Phenol enthielten. Ein Verdampfer enthielt Rückstände des Phenols. Ein Techniker hatte vergessen, die Geräte mit Wasser zu reinigen und so frei von Dekontaminierungsflüssigkeiten zu machen. Flächen, die nicht wirklich gründlich gereinigt werden konnten, wurden mit einer auffälligen Warnfarbe gekennzeichnet oder einbetoniert. Die Behörden von Oak Ridge begannen, im Umgang mit radioaktiv-chemischen Materialien ein Containment (Sicherheitsbehälter) zu benutzen. Seitdem wurden Angestellte nie wieder verletzt.
- 7. Juni 1960 - Auf der McGuire Luftwaffenbasis in New Egypt, New Jersey explodiert ein Helium-Tank. Die Explosion zerreisst die Tanks einer BOMARC-A Cruise Missle. Dadurch entsteht ein Feuer, das die Rakete schmelzen lässt. Aus dem Sprengkörper der Cruise Missle tritt Plutonium aus und kontaminiert die Basis und das Grundwasser.
- 1961 - Die Besatzung des U-Boots USS Theodore Roosevelt (SSBN-600) versucht, zur Entsalzung verwendetes Granulat zu verklappen. Dieses Granulat wird in der Entsalzungsanlage verwendet und filtert aufgelöste Mineralien aus dem primären Kühlkreislauf des U-Boots. Bei der Verklappung kommt es zu einer Kontamination: Der Wind bläst einen Teil der Verklappung auf das U-Boot zurück.
- 11. Juni 1962 - Ein Damm bricht in Edgemont in den Black Hills, South Dakota. 200 Tonnen Abraum gelangen in den Cottonwood Creek, der in den Cheyenne River mündet.
- 26. September 1973 - Windscale (heutiger Name: Sellafield) (GB) - Explosion in der Wiederaufbereitungsanlage.
- 28. März 1979 - Three Mile Island, bei Harrisburgh in Pennsylvania (USA) - teilweise Kernschmelze.
- Juli 1979 - In Churchrock, New Mexico bricht der Damm einer teilweise gefluteten Abraumhalde. 400.000 Millionen Liter stark radioaktive Flüssigkeit ergiessen sich in den Rio Pueco, der einzigen Wasserquelle der dort lebenden Navajo. Dieser Unfall gilt als der größte nuklare Unfall in den USA.
- 26. April 1986 - GAU in Tschernobyl in der Ukraine (damals Sowjetunion) - Kernschmelze und Explosion.
- 7. November 1989 - 1.2 Millionen Liter kontaminiertes Minenwasser entweichen in den Wollaston Lake, Saskatchewan.
- 30. September 1999 - Japan, Tokaimura (100 km nordöstlich von Tokio). In einer Brennelemente-Fabrik befüllen Arbeiter einen Vorbereitungstank mit 16,6 kg Urangemisch (anstatt 2,3 kg). Daraufhin setzt eine unkontrollierte Kettenreaktion ein. Strahlung tritt aus. Zwei von drei Arbeitern sterben an der Strahlenkrankheit. Mehrere Hundert Anwohner werden verstrahlt.
- 12. August 2000 - Rußland, Barentssee (180 km nordöstlich von Murmansk). Das Russische Atom-U-Boot Kursk sinkt nach einem Torpedounfall an Board und tötet 118 Menschen. Nach Protesten birgt Rußland schließlich am 8. Oktober 2001 den Kernreaktor des Unterseeboots und gibt an, daß es keine Kernwaffen transportiert hatte. Nach Angaben von Greenpeace, sind trotzdem 10 russische Kernreaktoren und über fünfzig russische Kernwaffen auf den Boden der Ozeane zu finden.
Weblinks
- Aufstellung der 5 schwersten Unfälle Greenpeace Deutschland
- Pannen und Unfälle in Deutschland, Presseauswertung von X-tausend mal quer
- Nuclearfiles.org Zusammenstellung von Nuklearunfällen einer Friendensinitaive (Englisch)
- Offizielle Liste der Unfälle mit Nuclearwaffen des brittischen Verteidigungsministeriums (Englisch)
In Arbeit