Zum Inhalt springen

8,4-cm-Feldgeschütz Ord 1879

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juli 2015 um 13:12 Uhr durch Hmaag (Diskussion | Beiträge) (Evalation, Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
8,4-cm-Feldgeschütz Ord 1879


8,4 cm Feldgeschütz Ord 1879, Standort Musée Militaire Vaudois, Morges

Allgemeine Angaben
Entwickler/Hersteller Rohr: Krupp, Lafette: Eidg. Konstruktionswerkstätte, Thun
Stückzahl 400
Waffenkategorie Feldgeschütz
Technische Daten
Gesamtlänge 3,5 m
Kaliber 84 mm
Seitenrichtbereich fest
Ausstattung
Munitionszufuhr Hinterlader
8,4 cm Feldgeschütz Ord 1879
Ringrohr des 8,4 cm Feldgeschützes
8,4 cm Feldgeschütz mit Protze
8,4 cm Feldkanone, Rücklaufbremse System Lemoine
8,4 cm Feldkanone, Direktzielvorrichtung
Corrodi-Quadrant Ord 1895

Das 8,4 cm Feldgeschütz Ord 1879 ersetzte das 8,4 cm Feldgeschütz Ord 1871/74. Während dieses noch ein Bronzerohr hatte, war das Rohr aus Stahl. Das Rohr wurde in Deutschland von der Krupp Gussstahlfabrik in Essen hergestellt. Die Lafette wurde bei der Eidg. Konstruktionswerkstätte in Thun gefertigt. Die Waffe war die letzte in der Schweizer Armee verwendete Feldkanone ohne Rohrrücklauf. Abgelöst wurde sie von der auch von Krupp gefertigten 7,5 cm Kanone 1903 L 30. Die Rohre der Waffe wurden noch bis gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Festungen eingesetzt.

Evalation, Geschichte

In Arbeit

Das Geschütz

Das 8,4 cm Feldgeschütz Ord 1879 (später, Ord 1881/93) wiegt schussbereit 1100 kg. Das bei Krupp gefertigte Geschützrohr, ein Ringrohr, besteht aus dem Innenrohr mit dem Verschlussgehäuse und einer im hinteren Bereich des Rohres aufgeschrumpften Stahlhülse. Am hinteren Rohrende, direkt vor dem quer durch das Rohr durchbrochenen Verschlussgehäuse war ein zusätzlicher Ring aufgeschrumpft. Die aufgeschrumpften Teile dienten dazu, das Rohr bei gleicher Druckbeanspruchung leicher bauen zu können. Rohr und Verschluss wiegen zusammen 425 kg. Die Rohrlänge beträgt aussen 25,6 Kaliber resp. 2150 mm, Innenlänge bis Verschluss 1930 mm, das Rohr hat 24 Züge, Progressivdrall 0 bis 4 Grad. Die Liderung des horizontal eingesetzten einteiligen Leitwellen-Rundkeilverschlusses erfolgt durch einen Broadwellring. Dieser wird beim Schliessen des Verschlusses nach vorne in die sich leicht verjüngende Kammer gedrückt und beim Schuss durch den Innendruck der Gase zusätzlich angepresst, was den Austritt von Verbrennungsgasen vollständig verhindert.

Das Rohr ist mit seinen Schildzapfen auf die stählerne genietete Einholmlafette aufgesetzt. Gesamtlänge des Geschützes 3,5 m, Breite (Achslänge) 1,7 m, Spur 1,4 m. Raddurchmesser 1,44 m. Die Rohrhöhe ab Boden beträgt 1,13 m.

Einsatz, Transport

Der Einsatz der Waffe erfolgte ab Radlafette, diese erlaubte keine Korrektur der Seitenrichtung. Gerichtet wurde durch seitliche Verschiebung des Lafettenschwanzes. Zu diesem Zweck wurde eine der links und rechts des Rohres aufgesetzten Stangen in eine Hülse am Ende des Lafettenschwanzes eingesetzt. Beim Transport des Geschützes dienten diese als Haltestangen für die 2 aufgestiegenen Soldaten, von denen einer die Bremse bediente. Zur Verstellung der Elevation ist eine Schraube auf der Lafette, am hinteren Laufende angebracht, die mit einer rechts angebrachten Kurbel betätigt wird. Der Elevationsbereich beträgt plus 300 Promille, der Minusbereich ist von der Ladung abhängig.

Ausgelöst wurde der Schuss durch Reibschlagröhren, die in die oben auf dem Verschlussgehäuse angebrachte Verschluss-Blockierschraube eingesetzt wurden. Gezündet wurden diese durch das Ziehen der Leine. Ab 1882 wurde dieses Zündsystem durch das Perkussionssystem System „Gressly“ ersetzt. Bei diesem wurde eine Zündpatrone in einem seitlich am Verschluss angebrachten Schloss (Waffe), dem „Zündmechanismus“ durch Ziehen der Leine gezündet. Ein im Verschluss angebrachter Zündkanal leitete den Funken durch den Verschlussboden ins Rohr. Der Rücklauf des Geschützes betrug bis 10 m, durch die Verwendung der Rücklaufbremse System „Lemoine“ konnte er auf 4 m vermindert werden. Diese wirkte beim Rücklauf über zwei vorgespannte Seile, wurde die Kanone wieder in Position geschoben so löste sie sich.

Die Bedienungsmannschaft bestand aus einem Geschützchef und 6 Mann. Beim Einsatz standen der Richter rechts der Lader, der die Abzugsleine zog links neben dem Rad.

Zum Transport wurde das Geschütz an eine Protze angehängt, diese trägt 2 - 3 Mann, Zubehör und etwas Munition. Gezogen urde sie von 6 Pferden.

Bei der Festungsartillerie wurde das Rohr auf diverse Festungslafetten aufgesetzt. Da die Elevation des Rohres nicht mehr auf 300 Promille beschränkt war, konnte mit indirektem Feuer und moderner Munition eine Schussweite von bis 7 km erreicht werden. erlaubte. Die vor der Festung auf festgeschraubte Sockellafetten mit Schutzschildern aufgesetzte 8,4 cm Rohre dienten der Nahabwehr.

Die Richtmittel

Die Direkt-Zielvorrichtung besteht aus dem rechts auf dem Verschlussgehäuse einsetzbaren Visierträger in Form einer Stange, der in der Höhe von 0 bis 250 Promille verstellt werden kann. Das darauf angebrachte Visier ist seitlich 25 Promille nach links und 20 Promille nach rechts verschiebbar. Das Korn liegt 1 m vor dem Visier. Beim indirekten Zielen wurde ein Quadrant, ab 1995 der Corrodi-Quadrant verwendet, der auf eine auf dem Verschlussgehäuse parallel zur Laufachse eingefräste Fläche gestellt wurde. Die auf dem Corrodi-Quadrant einstellbaren Winkel gehen vom minus 250 bis plus 550 Promille, was jedoch nicht den möglichen Schusswinkeln des Geschützes entspricht.

Ballistik

Bei der Verwendung von 1400 g Schwarzpulver betrug die Anfangsgeschwindigkeit einer 6,7 kg wiegenden Granate 485 m/s. Gleiche Werte wurden mit einer geringeren Menge von Blättchenpulver Ord. 1893 erreicht. Die Schussweite betrug 5000 m. Auch die Schrapnelle erreichten diese Anfangseschwindigkeit, wegen der Abbrenndauer des Zeitzünders lag die Schussweite bei 3400 m, später wurden 4200 m erreicht.

Verwendete Munition

Anfangs wurde Munition getrennt geladen, nach Einführung der Granate wurde die Treibladung in einem Stoffsack geladen und der Verschluss geschlossen. Daraufhin wurde die Reibschlagröhre eingesetzt, die Waffe war schussbereit. Ab 1882 wurde die Treibladung mit dem "Gressly"-Schloss und einer Zündpatrone gezündet.

Die Feldkanone Ord 1879 verschoss die Ringgranate Ord 1879/82, Gewicht 6,2 kg, Sprengladung 140 g SP No. 4 (Schwarzpulver), Aufschlagzünder. Zur Erhöhung der Splitterwirkung waren 10 Eisenringe in den Granatkörper eingelegt.

Das Schrapnell Ord 1882 wog 6,7 kg. Füllung 150 Hartbleikugeln à 16 g, später 185 Kugeln à 12,5 g, die unten im Geschoss eingefüllte Treibladung betrug 65 g Schwarzpulver No. 2, der Doppelzünder hatte eine Brenndauer 10 s.

1881 wurde auch eine Kartätsche zur Nahabwehr eingeführt. Diese wog 5,7 kg, sie fasste 325 Hartbleikugeln von 15 g. Ab 1890 wurden Einheitskartätschen verwendet, bei denen Geschoss und Ladung zusammengebaut waren.

Die 1933 eingeführte Spitzgranate mit Momentanzünder der Festungsartillerie wog 6,9 kg, war mit 922 g Trotyl geladen, sie hatte eine Reichweite von 7000 m.

Literatur

  • Les Bouches à Feu de l'Artillerie Suisse, Autor: Lt. Col. Jean de Montet, 1980, Edition du Centre d'Histoire, Lausanne.
  • Artillerie I, Geschütze der Artillerie ohne mechanischen Rohrrücklauf. Autor: Walter Betschmann, Verlag Stocker-Schmid, Dietikon-Zürich, ISBN 3-7276-7009-6
  • Zeughaus_Chronik_Thun 1857 - 1982, Autor: Carl Hiltebrand, 1982, Lang Druck AG, Liebefeld/Bern
  • Die Geschichte der Kriegsmaterialverwaltung 1850 - 1975, Bearbeitung von: Albert Brunisholz, Carl Hiltebrandt, 1975, Lang Druck AG, Liebefeld/Bern