Belebtes Wasser
Als belebtes Wasser (auch: levitiertes Wasser, formatiertes Wasser, informiertes Wasser oder Grander-Wasser) werden auf verschiedene Weisen behandelte Wässer bezeichnet, die durch eine Behandlung bestimmte Wirkungen erzielen soll. Durch nacherwähnte Methoden sollen sich nach dem Konsum des behandelten Wassers ein verbesserter Gesundheitszustand, allgemein verbesserte Stimmung ("Vitalität") u.Ä. eintreten. Die Methoden, und die Mechnismen, die die Hersteller zu nutzen behaupten, sind nicht durch die empirische Wissenschaft abgedeckt. Bis jetzt kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei "Belebtem Wasser" um Scharlatanerie handelt.
Methoden
Grander
Eine der Methoden stammt von dem Tiroler Johann Grander: Wasser, das an einem mit so genanntem Informationswasser gefüllten Metallzylindern vorbeifließt, soll dadurch in seiner "Struktur" verändert werden und dadurch besondere nicht näher beschriebene Eigenschaften und Fähigkeiten erlangen.
In der Schweiz ist es seit 1999 verboten, mit einer therapeutischen Wirkung des Wassers zu werben. Wasser gilt auch in Deutschland als Lebensmittel und darf nach dem LFGB-Gesetz (Lebensmittel- und Futtergesetzbuch) nicht mit gesundheitsbezogenen Angaben beworben werden. In Neuseeland wurde eine Vertriebsfirma die Grander-Wasser importierte wegen irreführender Aussagen über angebliche Vorzüge dieses Wassers zu einer Geldstrafe verurteilt. Eine wissenschaftliche Untersuchung konnte keinen Unterschied zwischen den Eigenschaften von Wasser vor und hinter einem Grander-Metallzylinder feststellen.
Wasserbelebung nach Schauberger
Diese Behandlung des Wassers hat nicht viel mit den Urgedanken von Viktor Schauberger zu tun - jener versetzte seine Wässer mit bestimmten Chemikalien, die "man in jedem gutem Quellwasser finden kann". Danach leitete er das Wasser durch Doppeldrallrohre, versetzte es mit Kohlensäure, kühlte es dadurch auf 4°C herunter...etc Das, was man heute als Wasserbelebung nach Schauberger bezeichnet, ist lediglich ein Eindrehen des Wassers in hyperbolische, aus Kupfer gefertigte Trichter - Verwirbelungen, die das Wasser aufladen sollen. Manchmal sind es größere Komplexe aus Gläsern, blattartigen Wasserläufen und Ähnlichem, die den selben Zweck haben.
Levitiertes Wasser
Eine andere Methode ist die "Levitation" von Wasser, entwickelt von dem deutschen Physiker Wilfried Hacheney. Dieser Ansatz unterscheidet sich technologisch komplett von Grander. Durch Verwirbelung soll Wasser fähig sein, Energie aufzunehmen. Dadurch ändere sich die bisherige Struktur des Wassers.
Der Begriff wurde als Gegenpol zu Gravitation gewählt, da Levitation Wasser in einen "nicht gravitativen, mikropartiellen Zustand" bringen soll, wodurch es zu einer Art Allheilmittel werden soll. Das Leitungswasser wird in ein Levitationsgerät geschüttet, das aus einem Glas- oder Metallzylinder mit Deckel besteht. Ein Rotor wirbelt das Wasser hoch, das durch ein Fallrohr im Zylinder wieder zurückfließt. Nach einigen Minuten der Rotation soll das Wasser dann "energetisiert" sein.
Verschiedene Vertriebsfirmen bieten levitiertes Wasser und Apparaturen zur Levitation an. Das levitierte Wasser kostet bis zu 1 Euro pro Liter, und das Levitations-Gerät (etwa 3.000 Euro) gehört zu den Verkaufschlagern auf dem Esoterik-Markt.
Sonstige Methoden
Von einigen Personen wird einfach ein Metall-Ei oder ein Kristall in das Wasser gelegt. Dadurch soll ebenfalls das Wasser im Sinne einer Belebung energetisiert werden; dieser (und anderer) Gegenstände Schwingungen würden vom Wasser absorbiert werden.
Auch recht beliebt ist das Wasser dem Vollmondlicht auszusetzen, zum Beispiel in einer Glasflasche. Die Anwender gehen davon aus, dass das Wasser durch den Vollmond levitiert bzw. belebt werde. Sie begründen das häufig durch eine Stimulation, die ein Vollmond bei Lebewesen auslösen soll, wie erhöhte Aktvität der Wahrnehmung, und allgemeines Wohlgefühl. Das Wasser nehme eine nicht näher beschriebene Information des Mondes auf, und gebe diese wiederum an den Menschen, der es trinkt, weiter.
Grundlagen
Wassermoleküle liegen im (flüssigen) Wasser nicht frei und voneinander unabhängig vor, sondern sind über Wasserstoffbrückenbindungen zu größeren Einheiten, sog. Clustern, vernetzt. Belebtes Wasser sei Wasser, von dem die Anwender sagen, dass dessen Information verändert sei, indem die Cluster (z.B. durch Wasserwirbel) "umstrukturiert" würden. Worin genau diese Veränderung bestehen soll, und welche Strukturen was auslösen würden, ist nicht genau definiert.
Eine nicht-wissenschaftliche Erklärung, die auf den Maschinenbauer Wilfried Hacheney zurückgeht, ist die folgende: Die "innere Oberfläche" des Wassers setze sich aus der Oberfläche der Cluster des Wassers zusammen. Wasser, das auf natürliche Weise entgegen der Schwerkraft aus Quellen entspringe, habe eine sehr kleinteilige Cluster-Struktur, mit Cluster-Durchmessern im Nanometer-Bereich. Wenn Wasser jedoch unter Druck durch Rohrleitungen gepresst wird, dann würden die Cluster zusammengepresst, und verbänden sich zu größeren Clustern mit einem Durchmesser im Mikrometerbereich, die "Innere Oberfläche" nehme somit in der dritten Wurzel ab. Je größer die "innere Oberfläche" sei, desto aktiver und somit gesünder sei das Wasser. Durch ein spezielles, angeblich patentiertes, Verwirbelungsgerät könne der Zustand kleinteiliger Cluster mit Nanometer-Durchmesser wieder hergestellt werden.
Viktor Schauberger beschreibt den Vorgang der Wasserbelebung bzw. Wasserselbstreinigung in einem, wie er sagt, der Natur nachempfundenen Rohr, einem so genannten Doppeldrallrohr, in seinem 1933 erschienen Werk "Unsere sinnlose Arbeit" folgendermaßen:
- „Die in einem Doppeldrallrohr geführten Wassermassen erfahren durch ein an der inneren hölzernen Rohrwandung angeordnetes, aus Edelmetall hergestelltes Schaufelsystem eine Bewegung derart, dass der einzelne Wasserfaden an der Peripherie eine Bahn beschreibt, die bei einer Schraubenbewegung innerhalb einer Schraube resultiert. Durch diese Anordnung treten im Rohrquerschnitt Zentrifugal- und gleichzeitig Zentripetalkräfte auf, welche Körper, die schwerer sind als Wasser, mittig führen, Körper aber, die leichter sind als Wasser, gegen die Peripherie abdrängen.“
- „Die so geführten Wassermassen werden durch das an den Schaufelwandungen auftretende mechanische Reibungskräftespiel schwach erwärmt, wodurch es am inneren Umfange des Rohres zu einer Abspaltung von Sauerstoff und in weiterer Folge zu einer Anreicherung desselben an der Rohr-Peripherie kommt.“
Und das Ergebnis:
- „Gleichzeitig mit dem zerstreuten Sauerstoff werden auch alle Bakterien an die Peripherie des Rohres abwandern, da sie in der Querschnittsmitte nicht die geeigneten Lebensbedingungen vorfinden. Mit den Bakterien gehen auch alle das Wasser verunreinigenden Partikelchen gegen die Peripherie des Rohres ab, wodurch das Wasser auch gleichzeitig von suspendierten Anteilen mühelos gereinigt werden kann.“
(Ähnliche Verwirbelungssysteme werden z.B. in Australien eingesetzt, um ungenießbares Wasser zu reinigen.)
Die bekannten Photos des japanischen Politikwissenschaftlers Masaru Emoto, die kristallförmige Strukturen gefrorener Wässer zeigen, werden oft als Beleg für die Fähigkeit des Wassers, Informationen zu speichern, herangezogen, wenngleich diese Versuche nicht falsifizierbar sind. Emoto und seine Anhänger gehen von einem emotionalen Wert aus, der sich in den Eiskristallen widerspiegeln soll. So sehen z.B. Leitungswässer (die häufig mit Giften wie Pestiziden benetzt seien und einen weiten Weg per Druck durch geradegelegte, unnatürliche Leitungssysteme zu gehen hätten), unharmonisch, also nicht völlig ausgebildet oder einfach unschön aus. Bei Wässern aus (Heil-)Quellen würden dagegen häufig harmonische, anregende oder schöne Kristallformen auftreten.
Kritik am Granderwasser
Das Informationswasser, das Grander in seine „Wasserbelebungsgeräte“ einbaut, entnimmt er einer Quelle auf seinem Grundstück. Diese Quelle, so Grander, spende Informationswasser, wobei er eine Erklärung, was dieses Informationswasser ausmache, schuldig bleibt. Einzig die Aussage, es handelt sich um "Informationen höherer Ordnung", wurde bekannt. Kritiker vermuten hier einen Marketing-Schachzug, der dem Erfinder des Produktes eine nie versiegende Einkommensquelle sichert. Die Geräte werden zu Preisen von mehreren hundert Euro verkauft.
Grander und die Vertreter seiner Produkte versprechen zudem etliche physikalische und biologische Wirkungen, die so behandeltes Wasser angeblich hätte, welche jedoch nie unter kontrollierten Bedingungen nachgewiesen werden konnten. So werden z.B. positive Wirkungen auf Ernährung, Getreideanbau und Gesundheit versprochen. Offenbar gibt es bisher keine wissenschaftlichen Studien, die den Nachweis erbringen, dass derartig behandeltes Wasser eine Wirkung hat. Erklärungsmodelle liegen nicht vor. Da bleibt vorerst nur der Selbstversuch, um die Veränderungen im Geschmack oder aufs eigene Befinden zu beurteilen. Sensible Personen, die sich einem nicht verblindeten Test unterziehen, spüren je nach Behandlungs-Methode Unterschiede zwischen belebtem und nicht behandeltem Leitungswasser. Wenn sie aber nicht wissen, welches Wasser besser sein soll (Verblindung), erkennen sie den Unterschied nicht mehr, wie jüngst in einem Versuch der GWUP an der Universität Würzburg nachgewiesen wurde. Charakteristisch für die Kommunikationspolitik der vermarktenden Unternehmen ist die Vorgangsweise, die beworbenen Wirkungen nie direkt zu bewerben, sondern indirekt über ausgewählte Kundenrückmeldungen hervorzukehren und damit weitgehend möglichen Klagen vorzubeugen.
Die mit wissenschaftlicher Methodik durchgeführten Untersuchungen bestätigen keine der behaupteten Wirkungen:
- Die Oberflächenspannung des Wasser würde herabgesetzt. Dies könne in Wäschereien ausgenutzt werden, wobei z.B. der Waschmitteleinsatz wesentlich herabgesetzt werde. Auch Autowaschanlagen seien ein Einsatzgebiet. Diese Behauptung stützt sich auf eine Diplomarbeit, bei der das Belebte Wasser durch einen Gartenschlauch floss, die Vergleichsmuster aber nicht (=methodischer Fehler). Die Messungen konnten nicht reproduziert werden. Moderne Waschmittel können zudem sehr gering dosiert werden und haben in Verbindung mit zeitgemäßen Anlagen immer noch vertretbare Waschergebnisse.
- Bereits vorhandene Verkeimungen würden rückgebildet, sodass man es bei Leitungen, die lange keinen Durchfluss hatten, einsetzen kann. Bei Schwimmbädern könne man den Chlorzusatz auf ein Minimum reduzieren (bzw. bei privaten Bädern überhaupt weglassen). Auch an Müllkippen befindliche Teiche wurden angeblich bereits so behandelt. Nachweisbare Resultate, die von behördlicher Seite oder mit veröffentlichten Messergebnissen gestützt werden, sind nicht bekannt.
- Die Haltbarkeit des Wassers werde ohne Qualitätsverlust um einige Jahre verlängert, sodass angeblich auch große Mineralwasserabfüller ihr Wasser damit behandeln. Es ist nicht geklärt, in wie weit derartige Werbeaussagen gekauft sind. Grundsätzlich ist frisches, bewegtes Wasser vorzuziehen.
- Als Zusatz in Heiz- oder Kühlanlagen sollen Ablagerungen in Leitungen und Kühltürmen verhindert werden. Eine Nachweisdatenbank existiert nicht.
- Bäckereien benötigten für den gleichen Teig (und die selbe Menge Brot) weniger Wasser und das so hergestellte Brot bliebe länger frisch. Auch hier werden die Aussagen der Werbung nicht empirisch belegt.
- Belebtes Wasser soll laut Grander für den Körper Wohlbefinden herstellen und auch bei manchen Krankheiten schon geholfen haben. Auch bei Tieren (bei denen es allerdings wie bei Menschen einen Placeboeffekt gibt), sollen angeblich positive Wirkungen beobachtet worden sein.
Inzwischen wurde die neuseeländische Vertriebsfirma für Grander-Wasser zu einer Strafe und zu Schadenersatz von umgerechnet 72.000 € verurteilt. Die Richterin im Verfahren bezeichnete die entsprechenden Produkte als Quacksalberei und Pseudowissenschaft.
Auf der Website Granders sind mittlerweile alle Behauptungen, die eine therapeutische Wirkung des Wassers versprechen, entfernt worden.
Die Diplomarbeit aus dem Jahre 2000 an der TU-Graz, mit der Grander wirbt, ist nicht mehr auffindbar.
Literatur
- Susanne Dobesch: Johann Grander. ISBN 3-901626-29-8
- Hans Kronberger und Siegbert Lattacher: Auf der Spur des Wasserrätsels. ISBN 3-901626-01-8
- Viktor Schauberger: Unsere sinnlose Arbeit. ISBN 3-902262-00-1
Kommentar zu "Auf der Spur des Wasserrätsels": Hans Kronberger, Autor dieses Buches, ist gleichzeitig der Pressesprecher und Marketingleiter der Fa. Grander. Er hat somit auch ein wirtschaftliches Interesse, dass Grander-Produkte verkauft werden.
Weblinks
- http://www.grander.com
- http://www.tyrowell.com
- http://www.gwup.org/themen/texte/wasserbehandlung/belebtes_wasser.html
- Kritische Anmerkungen von Erich Eder
- The Message of water, Dr.Masaru Emoto, Japan
- Water Cluster Pseudoscience (Engl.)
- "Physikalische Levitation" auf der Website von Friedrich Hacheneys "Gesellschaft für organphysikalische Forschung"