Oswald Junkes
Oswald Junkes (*13. Juni 1921, † 2. November 1993) war ein deutscher Gewichtheber.
Werdegang
Oswald Junkes wuchs in Trier auf und begann dort mit 17 Jahren mit dem Gewichtheben. Beim ASV Trier war Helmut Opschruf, der Olympia-Vierte im Halbschwergewicht von 1936, sein Trainer. Sein Talent zeigte sich, als er 1939 deutscher Jugendmeister in der Klasse bis 60 kg Körpergewicht wurde. Nach Kriegsbeginn konnte er zunächst noch bis 1943 bei den deutschen Meisterschaften starten, ehe auch er den Krieg und die Kriegsgefangenschaft erleiden mußte. Aber schon 1948 war er wieder dabei. Nichtsdestotrotz, Krieg und Nachkriegszeit haben ihm die besten Jahre als Sportler geraubt. 1951, als die deutschen Gewichtheber endlich wieder bei internationalen Meisterschaften starten durften, hatten sie durch die zwölfjährige Abstinenz den Anschluß an die Weltspitze gänzlich verloren. Dazu kam, daß eine unfähige Verbandführung und ein unfähiger Sportwart nichts taten, um die deutschen Gewichtheber wieder an die Weltspitze heranzuführen. Dies führte dazu, daß die bundesdeutschen Gewichtheber noch 1960 in etwa auf dem Leistungsstand von etwa 1936/1937 waren. Auch Oswald Junkes schaffte es alleine nicht. Während er als Berufstätiger, er war Betriebselektriker bei der Deutschen Post, erst nach einem neunstündigen Arbeitstag, die wöchentliche Arbeitszeit betrug damals ja noch 48 Stunden, mit dem Training beginnen konnte, wurden für die sog. "Staatsamateure" in den Ostblockstaaten aus politischen Gründen hervorragende Voraussetzungen für die Leistungssportler geschaffen. So dauerte es nicht lange, bis die Athleten aus der Sowjetunion, Polen, Ungarn, Bulgarien, der CSSR und der DDR die bundesrepublikanischen und westeuropäischen Gewichtheber weit überholten. Erst als ab Mitte der 1970er Jahre, auch für die bundesdeutschen Athleten die Bedingugnen verbessert wurden und vor allem bessere Trainer engagiert wurden, stellten sich wieder internationale Erfolge ein (Mang, Milser, Immesberger, Negwer, Bergmann, Nerlinger).
Auch ein anderes Problem muß hier angesprochen werden. 1970 gab es bei den Weltmeisterschaften in Culumbus/USA einen Riesenskandal. Amerianische Dopingfahnder hatten mit neuen Fahndungsmethoden an den ersten vier Wettkampftagen, an denen die Fliegen-, Bantam-, Feder- und Leichtsgewichtsheber am Start waren die drei Erstplazierten dieser Gewichtsklassen überprüft und festgestellt, daß von diesen 12 Sportlern 9 gedopt waren.
Es waren dies:
- aus Ungarn: Holzreiter, Imre Földi, Bagocz,
- aus Polen: Szoltyszek, Trebicki, Nowak, Wojnowski,
- aus der UdSSR: Smetankin,
- aus Japan: Yoshiyuki Miyake
Diesen Athleten wurden ihre Medaillen aberkannt und sie wurden gesperrt, im darauffolgenden Jahr jedoch von einem unfähigen Weltverband, der um seine Reputation bangte und fürchtete, von den Olympischen Spielen ausgeschloissen zu werden, wegen angeblicher Fehler bei den Dopingproben klammheimlich rehabilitiert.
Die Dopingproblematik bei den Gewichthebern ging jedoch weiter. Immer wieder wurden Olympiasieger, Welt- und Europameister des Dopings überführt und gesperrt. Es sei dabei an folgende Athleten erinnert:
- aus Bulgarien: Boevski, Gentschew, Iwan Iwanow, Markow, Dragneva, Grablew, Christow, Blagojew, Trendafilowa, Mintschew, Vanew, Stojanow, Tsagaew, verantwortlicher Trainer: Iwan Abadiew
- aus Ungarn: Gyurkowitsch, Kovacz, Szanyi, Tibor Stark, Ferenc Toth, Kecskes
- aus Rumänien: Ilie, Ciharean, Mateja,
- aus Griechenland: Sabanis,
- aus der Türkei: Mutlu, Artuc, Sahbaz
- aus Weißrußland: Kurlovich, Novikova, Aljaschuk,
- aus der Ukraine: Shaymardanowa, Udachyn,
- aus Tschechien: Kubica,
- aus der Slowakei: Horna
- aus Armenien: Danielyan, Dawtjan,
- aus Moldawien: Chislean, Conjuhari,
- aus Kirgisien: Scharipow,
- aus Polen: Kaczmarek, Cofalik, Piotrowski, Kolecki,
- aus Rußland: Khomitch, Lukanin, Mazkewitsch, Selskow, Osipow, Petrow,
- aus Norwegen: Grimseth,
- aus Indien: Kumari, Chanu, Sunayana, Shalaya; Trainer: Leonid Taranenko (Rußland),
- aus Aserbaidschan: Ismailow, Abasowa (beide Paralympics-Athleten!!!),
- aus der VR China: Shichun Shang,
- aus Australien: Laycock, Fogagnolo, Myers, Gachkoyan (geb. Armenier),
Mit Sicherheit ist diese Liste nicht vollständig. Aber es fällt auf, daß es hauptsächlich immer wieder Sportler aus den osteuropäischen und den Balkanstaaten waren, die betroffen sind. Es erhebt sich deshalb die grundsätzliche Frage, was ist ein Olympiasieg, was ist eine Weltmeisterschaft, die von einem Sportler aus diesen Ländern gewonnen wurde bzw. werden, überhaupt noch wert.
Ob Oswald Junkes, der ja international bis 1956 startete, von dieser Problematik schon betroffen war, kann nicht gesagt werden. Dopingproben waren zu seinen Zeiten noch ein Fremdwort. Es ist aber nicht verwunderlich, daß die Umstände, unter denen er und viele seiner bundesdeutschen Gewichtheberfreunde in den 1950er und 1960er Jahren trainieren mußten von vorneherein große internationale Erfolge ausschlossen.
Internationale Ergebnisse
(OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, Fe = Federgewicht, Le = Leichtgewicht, Mi = Mittelgewicht)
- 1951, 6. Platz, WM + EM in Mailand, Fe, mit 290 kg, hinter Gouda, Ägypten, 310 kg, Runge, Dänemark, 310 kg, Creus, England, 302,5 kg, Heral, Frankreich, 295 kg u. Giordano, Italien, 295 kg, EM-Wertung: 4. Platz;
- 1952, 16. Platz, OS in Helsinki, Fe, mit 290 kg, Sieger Rafael Tschimischkian, UdSSR, 337,5 kg, vor Nikolai Saksonow, UdSSR, 332,5 kg;
- 1955, 9. Platz, WM + EM in München, Le, mit 337,5 kg, EM-Wertung: 6. Platz, Sieger Nikolai Kostylew, UdSSR, 382,5 kg, vor Gouda, 365 kg;
- 1956, 7. Platz, EM in Helsinki, Le, mit 330 kg, Sieger Kostylew, 377,5 kg vor Josef Tauchner, Österreich, 357,5 kg
Als sog. "Master" (35 bis 80 Jahre!) startete Oswald Junkes dann noch viele Jahre bei Welt- und Europameisterschaften und errang viele Siege.
Deutsche Meisterschaften
(Olympischer Dreikampf mit Ausnahme von 1950 wo ein Vierkampf zusätzlich mit einarmigem Reißen durchgeführt wurde)
- 1940, 2. Platz, Fe, mit 262,5 kg, hinter Anton Richter, Wien, 287,5 kg;
- 1942, 1. Platz, Fe, mit 277,5 kg, vor Willi Dorawa, Hamborn, 277,5 kg;
- 1943, 1. Platz, Fe, mit 282,5 kg, vor Dorawa, 280 kg;
- 1948, 1. Platz, Fe, mit 290 kg, vor Ewald Breßlein, Essen, 282,5 kg;
- 1949, 1. Platz, Fe, mit 282,5 kg, vor Franz Almesberger, Passau, 257,5 kg;
- 1950, 1. Platz, Fe, mit 357,5 kg, vor Max Sprügel, Regensburg, 335 kg;
- 1951, 1. Platz, Fe, mit 287,5 kg, vor Sprügel, 280 kg;
- 1952, 2. Platz, Fe, mit 295 kg, hinter Breßlein, 297,5 kg;
- 1953, 1. Platz, Le, mit 317,5 kg, vor Jakob Weil, Mainz, 315 kg;
- 1954, 1. Platz, Le, mit 325 kg, vor Hans Neuhaus, Essen, 322,5 kg;
- 1955, 1. Platz, Le, mit 332,5 kg, vor Willi Kolb, Stuttgart, 332,5 kf;
- 1956, 4. Platz, Le, mit 325 kg, hinter Kolb, 347,5 kg, Roland Lortz, Großzimmern, 340 kg und Weil, 330 kg;
- 1957, 3. Platz, Le, mit 325 kg, hinter Kolb, 340 u. Weil, 335 kg;
- 1962, 3. Platz, Mi, mit 345 kg, hinter Albert Huser, Mannheim, 372,5 kg u. Weil, 345 kg
Deutsche Rekorde:
im beidarmigen Reißen:
- 97,5 kg, 1950 im Federgewicht