BTR-70
BTR-70 | |
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[[Datei:![]() BTR-70 in Kasan | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 2 (Fahrer, Schütze),1 Kommandant, bis zu 7 Soldaten |
Länge | 7,53 m |
Breite | 2,80 m |
Höhe | 2,26 m |
Masse | 12 Tonnen |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | 9 mm (Front), 7 mm (Seite) |
Hauptbewaffnung | 1 × überschweres 14,5-mm-MG KPWT |
Sekundärbewaffnung | 1 × 7,62-mm-MG PKT |
Beweglichkeit | |
Antrieb | 2 × 8-Zylinder-Ottomotor ZMZ-4905 2 × 120 PS (88,3 kW) bei 3.200–3.400 U/min |
Geschwindigkeit | 80 km/h |
Leistung/Gewicht | 20 PS/Tonne |
Reichweite | 400 km |
Der BTR-70 war ein sowjetischer Schützenpanzerwagen. BTR ist eine Abkürzung für Bronjetransportjor, kyrillisch Бронетранспортёр, zu deutsch gepanzerter Transporter. Das Fahrzeug wurde im Kalten Krieg in großer Zahl produziert und fand bei zahlreichen Staaten und Gruppierungen Verwendung. Als SPW 70 gehörte es auch zur Ausrüstung der NVA.
Entwicklung
Der Radpanzer wurde als verbessertes Folgemodell des BTR-60 entwickelt. Der Rumpf wurde soweit verlängert, dass nun Platz für seitliche Ausstiegsluken blieb, die sich jeweils zwischen der zweiten und dritten Achse befinden. Allein Dachluken für das Absitzen und den Einsatz der Soldaten des Schützentrupps zu verwenden – wie beim Vorgängermodell – barg zu viele Gefahren für die Soldaten. Sie hatten beim Verlassen des Fahrzeuges über das Dach keine Deckung, des Weiteren kam es zu Verletzungen durch das Zuschlagen der schweren Lukendeckel. Der Schützentrupp wurde deshalb Rücken an Rücken in das Fahrzeug gesetzt und es wurden zwischen zweiter und dritter Achse Türen in die seitliche Panzerung eingelassen. Öffnungen in der Fahrzeugwand erlaubten den Soldaten, von ihren Sitzen aus im geschützten Fahrzeuginneren nach außen zu feuern. Außerdem wurde die Frontpanzerung verstärkt.
Aufbau

1 Kommandant/Gruppenführer
2 Fahrer
3 Richtschütze
4 sieben Infanteristen
Der Fahrer saß vorn links in der Wanne, vor ihm waren Lenkrad, Pedale und Motorkontrollen installiert. Links von ihm weitere Instrumente für den Wasserantrieb. Der Kommandant saß rechts neben dem Fahrer und hatte vor sich ein Beobachtungsgerät und rechts neben sich das Funkgerät, je nach Organisation des betreffenden Truppenteils führte er neben dem Fahrzeug auch den mitgeführten Schützentrupp an. Fahrer und Kommandant verfügten an ihren Plätzen über je ein Sichtfenster und über mehrere Winkelspiegel. Die Fenster konnten bei Bedarf mit einer Panzerplatte verschlossen werden, so dass aus dem Fahrzeug heraus mit den Winkelspiegel beobachtet werden musste. Der Richtschütze saß hinter dem Fahrer und bediente die Waffenanlage im Turm.
Eine Gruppe von bis zu sieben zusätzlichen Soldaten konnte transportiert werden: Sieben Soldaten konnten, während sie im Fahrzeug geschützt waren, mit ihren Gewehren nach außen wirken: Sechs Infanteriesoldaten saßen im Fahrzeugheck, drei davon konnten über Öffnungen in der Fahrzeugwand mit ihren Waffen nach links vorne wirken, die drei anderen nach rechts vorne. Ein Soldat konnte unmittelbar hinter dem Sitz des Fahrzeugkommandanten Platz finden und über eine Öffnung nach vorn rechts mit seiner Waffe wirken.
Technik
Motor und Fahrwerk
Der BTR-70 wurde in der Urspungsversion von zwei parallel zueinander im Fahrzeugheck montierten wasser- und ölgekühlten 115-PS-Ottomotoren GAZ-69B angetrieben. Spätere Baulose wurden mit zwei verbesserten 8-Zylinder-4-Takt-Ottomotoren ZMZ-4905 mit je 120 PS ausgerüstet. Der rechte Motor wirkte dabei auf die erste und dritte Achse, der linke Motor trieb entsprechend das zweite und vierte Räderpaar an. Beide Motoren wurden so konstruiert, dass sie jeweils einzeln vom Fahrwerk entkoppelt werden konnten, was eine Weiterfahrt auch bei einem defekten Motor ermöglichte. Die Schaltung erfolgte über zwei mechanische Wechselgetriebe. Gelenkt wurden nur die beiden vorderen Räderpaare.
Während der Fahrt konnte der Fahrer von seinem Platz aus über eine Hydraulikanlage die Abdeckung des Wasserstrahltriebwerks öffnen und einen Wellenabweiser auf dem Wannenbug ausklappen. Das Fahrzeug erreichte bei Fahrten im Wasser maximal 10 km/h. Um möglicherweise eingedrungenes Wasser im Schwimmbetrieb aus dem Fahrzeug pumpen zu können, waren eine Lenzpumpe sowie zwei Lenzventile installiert.
Das Fahrzeug verfügte über eine Reifendruckregelanlage, welche die Anpassung des Reifendruckes an verschiedene Bodenverhältnisse (z. B. Eis, Sumpf, Asphalt etc.) erlaubte. Der rechte Motor war über ein Getriebe mit einer 50-m-Seilwinde für Bergungsaufgaben im Wannenbug verbunden.
Waffenanlage
Die Waffenanlage bestand aus einem kleinen Drehturm auf dem Fahrzeugdach mit einem überschweren 14,5-mm-MG KPWT in der Turmmitte und einem achsparallel dazu montiertem 7,62-mm-PKT-MG rechts. Der Richtschütze selbst saß dabei nicht innerhalb des Turmes, sondern darunter. Gezielt wurde über ein fast 30 cm langes periskopisches PP-61A-Zielfernrohr, das links vom 14,5-mm-MG eingebaut war und beleuchtete Entfernungsskalen für beide Waffen anzeigte. Das KPWT hatte dabei eine Skala von bis zu 2.000 Metern, das PKT von bis zu 1.500 Metern.
Über ein Handrad wurde der Turm geschwenkt, über ein anderes Rad die Höhe gerichtet. Über zwei Knöpfe am Handrad der Seitenrichtmaschine konnten die Waffen elektrisch abgefeuert werden.[1] Munition wurde durch 50 (14,5 mm) und 250 (7,62 mm) Schuss fassende Kastenmagazine zugeführt. Für das überschwere MG im SPW 70 (S) war in der Nationalen Volksarmee beispielsweise das Mitführen von 125 Schuss Spreng-Brandmunition, 65 × Panzerbrechend-Leuchtspur und 60 × Panzerbrechend-Brandmunition je Fahrzeug angeordnet.[2] Die Waffenanlage war nicht stabilisiert, so dass nur im Stand genau geschossen werden konnte.
Beobachtungseinrichtungen und Funk
Ein TWNO-2-Nachtsichtgerät war für den Fahrer über dessen Sitz installiert. Das Infrarot-Umwandlergerät funktionierte nur in Kombination mit einem Infrarotscheinwerfer und erlaubte nur Beobachtungen in bis zu 60 Metern Entfernung.[3] Der Kommandant verfügte an seinem Platz über ein TPKU-2-Beobachtungsgerät mit fünffacher Vergrößerung. Neben dem Kommandanten war ursprünglich ein UKW-Funkgerät R-123 mit 20 Watt Sendeleistung und etwa 20 km Reichweite installiert, das später ebenfalls durch leistungsstärkere Geräte ersetzt wurde.[4]
Der SPW-70 war ebenso wie bereits der SPW-60 mit einer sogenannten Kernwaffenschutzanlage ausgerüstet, die einen Überdruck im Fahrzeug erzeugte und somit ein Eindringen radioaktiver Partikel verhindern sollte.
Schwächen
Der BTR-70 war eine deutliche Verbesserung zum Vorgänger, dennoch behielt man die Konzeption mit zwei Ottomotoren bei, die viel Treibstoff verbrauchten und mit den Bezintanks eine Feuergefahr bildeten. Weiterhin waren die neuen Türen zwischen dem zweiten und dritten Räderpaar recht klein und machten das Ein- und Aussteigen der Schützen schwierig.[5]
Varianten und Nutzer


- BTR-70KSHM (russ.: КШМ) – Führungsstabsfahrzeug
- BTR-70MS (russ.: МС) – Funkfahrzeug
- BTR-70M – modernisierter BTR-70 mit 260-PS-Dieselmotor KAMAZ-7403 und Antriebskomponenten des BTR-80
- BTR-80
- Prototyp für Panzerjäger 2S14 „Jalo“ mit 85-mm-Kanone 2A62
- Prototyp für NW1 „Ozek“ mit 120-mm-Mörser 2A51
- als TAB-77 mit zwei 132-PS-Dieselmotoren Saviem 797-05M1, höherer Richtwinkel für Bewaffnung, verbesserte Zieleinrichtung am Turm
- als TERA-77L – Bergefahrzeug
- verkürzte Vierradversion TABC-79
Deutsche Demokratische Republik in der NVA bis 1990
- als SPW 70 – auch „Gerät 4905“ ab 1979, insgesamt 1266 Stück[6] aus rumänischer Produktion, ab 1980 mit 120-PS-Motor[7]
- die Sonderausführung SPW 70Ch war ein Prototyp für ein Aufklärungsfahrzeug zum Aufspüren chemischer Kampfstoffe und radioaktiver Strahlung.[7][7]
- SPW 70 W – wie rumänischer TAB-77, geplant aber nicht mehr umgesetzt.[7]
- SPW 70 S – Stabsfahrzeug , mit zwei zusätzlichen Funkgeräten
- SPW 70 SL – Stabsfahrzeug für die Koordination mit Luftstreitkräften, mit zusätzlichem Funkgerät und Antenne
- BTR-70M – ukrainische Modernisierungsmaßnahme von 2003 mit UTD-20-Vielstoffmotor.[8]
- BTR-70KBA – ukrainische Modernisierungsmaßnahme mit UTD-20-Vielstoffmotor und 30-mm-KBA2-Maschinenkanone.[9]
- BTR-70DI-02 „Switjas“ – Kommandopostenfahrzeug
- BMM-70 – Sanitätsfahrzeug
Weitere Nutzer:
Afghanistan
Armenien
Aserbaidschan
Bosnien und Herzegowina (Oružane snage Bosne i Hercegovine)
Belarus
Estland (Maavägi)
Georgien
Iran
Kasachstan
Kirgisistan
Nordmazedonien
Moldau
Pakistan
Tadschikistan
Turkmenistan
Usbekistan
Ungarn
Einzelnachweise
- ↑ Schützenpanzerwagen-Turmanlage auf rwd-mb3.de
- ↑ Kampfsatzanordnung auf rwd-mb3.de
- ↑ TWNO-2 bei Raketen- und Waffentechnischer Dienst im Kdo. MB III'*' rwd-mb3.de
- ↑ R-123 bei Raketen- und Waffentechnischer Dienst im Kdo. MB III rwd-mb3.de]
- ↑ Anthony Tucker-Jones: "Soviet Cold War Weaponry: Tanks and Armoured Vehicles", 2015, Pen & Sword Books Ltd., ISBN 978-1783032969 S.72 und 73
- ↑ PDF Drucksache 12/2026 S.7 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode vom 31. Januar 1992
- ↑ a b c d Schützenpanzerwagen 70 und Varianten Militärtechnik der NVA, Private Internetpräsenz
- ↑ КБ имени Морозова модернизировало бронетранспортер БТР-70 Pressemitteilung vom November 2003 auf elvisti.com (russisch)
- ↑ Харьковское Конструкторское Бюро по Машиностроению morozovkmdb.com (russisch)
Literatur
- Бронетранспортер БТР-70. Техническое описание и инструкция по эксплуатации. Moskau 1988. (etwa: BTR-70. Technische Beschreibung und Benutzerhandbuch.) (russisch)
Weblinks
- Commons: BTR-70 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Schützenpanzerwagen 70 und Varianten Militärtechnik der NVA, private Internetpräsenz
- Schützenpanzerwagen SPW-70 bei Raketen- und Waffentechnischer Dienst im Kdo. MB III rwd-mb3.de, private Internetpräsenz