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Nick Cave

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Nick Cave (2009)
Cave bei einem Auftritt im Jahr 1986
Cave im Jahr 2004
Cave bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2012

Nicholas Edward Cave (* 22. September 1957 in Warracknabeal, Australien) ist ein australischer Musiker, Texter, Dichter, Schriftsteller, Schauspieler und Drehbuchautor.

Leben und Werk

Nick Cave wurde als Sohn von Dawn und Colin Cave geboren. Er hat drei Geschwister. Seine Mutter arbeitete als Bibliothekarin, sein Vater war Lehrer für englische Literatur und starb 1978 bei einem Autounfall. Cave wurde nach den Lehren der anglikanischen Kirche erzogen.

Auf der Highschool lernte Cave Mick Harvey kennen, mit dem er seine erste Band The Boys Next Door gründete. Bei ihrem Umzug nach London benannten sie sich in The Birthday Party um. 1982 nahm er mit der deutschen Avantgarderock-Band Die Haut das Album Burnin’ the Ice auf. 1983 zog Cave nach West-Berlin und löste The Birthday Party kurz darauf auf. Mit Harvey, Blixa Bargeld (Sänger der Einstürzenden Neubauten) und Barry Adamson gründete er die Band The Bad Seeds, die bis heute besteht und mehrere kommerziell erfolgreiche Alben veröffentlichte. Seine Musik entfernte sich zunehmend vom ekstatischen Lärm-Blues der Birthday Party und wandte sich auch der Kunst gefühlvoller Balladen zu. Inzwischen hat er sich von seinen Punk-Wurzeln entfernt und macht Rock-’n’-Roll-Musik, wie u. a. in Henry’s Dream oder No More Shall We Part. Unter anderem arbeitete er auch mit David Tibet und seiner Band Current 93 zusammen und coverte Bob Dylan mit Death Is Not the End, das er mit Kylie Minogue, PJ Harvey und Shane MacGowan prominent besetzte, oder intonierte Disco 2000 von Pulp neu.

1990 zog Cave nach São Paulo um, wo er die brasilianische Journalistin Viviane Carneiro kennenlernte. 1991 wurde ihr gemeinsamer Sohn geboren. Im Frühjahr 1993 zog Cave mit der Familie zurück nach London. Cave und Carneiro trennten sich kurz darauf, ihr Sohn lebt abwechselnd bei Vater und Mutter. Cave zog daraufhin in ein Haus in Hove und hatte während der Produktion seines Albums Murder Ballads eine kurze Affäre mit der Sängerin PJ Harvey, lernte aber bald darauf Model und Schauspielerin Susie Bick kennen, die er am Tag der Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 heiratete. Beide leben mit ihren Zwillingskindern in Brighton. Am 14. Juli 2015 verstarb einer seiner Söhne bei einem Sturz von einer Klippe in der Grafschaft East Sussex.[1]

Caves Musik wird in einigen Filmen von Wim Wenders eingesetzt, etwa in Der Himmel über Berlin (dort hat Cave auch einen Live-Auftritt), Bis ans Ende der Welt und In weiter Ferne, so nah!. Cave war Co-Autor und Darsteller in dem Film Ghosts… of the Civil Dead (1989).

1989 veröffentlichte Cave seinen Roman And the Ass Saw the Angel (deutsch: Und die Eselin sah den Engel).

1991 trat er in der kleinen Rolle des Freak Storm in dem Film Johnny Suede mit Brad Pitt und Catherine Keener auf.

1996 brachten Cave und die Bad Seeds das Album Murder Ballads heraus, ein Album mit Liedern über Mord. Das Duett mit Kylie Minogue, Where the Wild Roses Grow, wurde ein Hit, ebenso Henry Lee zusammen mit PJ Harvey.

Im Jahr 2004 veröffentlichte Nick Cave mit seiner Band das Doppelalbum Abbatoir Blues/The Lyre of Orpheus. Erstmals wirkte ein Gospelchor auf einer Nick-Cave-Platte mit. Einflüsse aus Gospel, Blues, Country und Punk verbinden sich zu einem Sammelsurium von Zitaten der Popkultur. Thematisch bewegen sich die Texte im Rahmen Gott, Erotik, Gewalt, Liebe und Hoffnung. In Get Ready for Love ironisiert Nick Cave aufgetragene Gottesfürchtigkeit. Den antiken Orpheus-Mythos greift er ironisierend auf und verwandelt ihn in einen seiner „Comicsongs“. Orpheus singt so schrecklich, dass die Vögel des Himmels explodieren, Hasen sich panisch die Köpfe einrennen, und selbst Gott verliert seine Geduld, schwingt seinen Hammer und drischt den Sänger in die Unterwelt.

Im Jahr 2005 schrieb Nick Cave das Drehbuch und den Soundtrack zum Western The Proposition – Tödliches Angebot (in der Hauptrolle Guy Pearce), der unter anderem auf der Berlinale im Februar 2006 vorgeführt wurde.

Im März 2006 hat Nick Cave mit Waren Ellis, Jim Sclavunos und Martin Casey ein Album in den RAK studios, London, aufgenommen. Die Veröffentlichung erfolgte im März 2007 unter dem Bandnamen Grinderman.

Im Jahr 2007 schrieb Nick Cave zusammen mit Warren Ellis den Soundtrack zum Film Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford. Nick Cave hat in diesem Film außerdem eine Gastrolle.

Im Februar 2008 veröffentlichte Nick Cave mit seiner Band ein Album, das den Titel Dig, Lazarus, Dig!!! trägt. Bei diesem Album rücken erneut die Themen Glaube und Religiosität sowie biblische Bilder stark in den Fokus.

Im September 2009 erschien Nick Caves zweiter Roman mit dem Titel Der Tod des Bunny Munro.[2] Der Roman wurde nahezu zeitgleich in über 30 Ländern veröffentlicht.[3]

Im September 2010 veröffentlichte er ein zweites Album mit seinem Projekt Grinderman.

Am 18. Februar 2013 wurde mit Push the Sky Away ein weiteres Album mit den Bad Seeds veröffentlicht. Erstmals war Mick Harvey nicht mit bei der Einspielung. Das Album enthält neun Stücke, darunter auch der Titel-Song. Wieder produziert von Nick Launay, entstand Push the Sky Away in Frankreich. Als Singleauskopplung erschien bereits am 3. Dezember 2012 We No Who U R.

Auf dem Sundance Film Festival 2014 stellte Cave seine autobiografische Pseudo-Doku 20.000 Days on Earth vor. Der 56-jährige schildert diesen fiktiven 20.000sten Tag seines Lebens als eine Art Zusammenfassung seiner bisherigen Laufbahn.[4] Der Film, in dem auch sein Gitarrist, Blixa Bargeld sowie Kylie Minogue auftreten, erhielt auf dem Festival einen Directing Award in der Sparte World Cinema Documentary.

Drogen

Cave nahm nach eigener Aussage mit 14 Jahren zum ersten Mal Drogen und war einige Jahrzehnte lang heroinabhängig. Erst durch seine Beziehung zu seiner jetzigen Ehefrau Susie Bick schaffte er es, dem Heroinkonsum zu entsagen. Seine langjährige Freundin Gudrun Gut zeigte sich erstaunt, wie er es trotz Heroinabhängigkeit schaffte, seinen Roman And the Ass Saw the Angel fertigzustellen.[5]

Stil

Nick Cave versuchte sich auch als Theoretiker des Songwritings. Im Auftrag der Schule für Dichtung in Wien hielt er eine Vorlesung, die auf der CD The Secret Life of the Love Song mit Songbeispielen nachzuhören ist. Darin formulierte Cave den Gedanken, dass ein Song immer auch Melancholie enthalten müsse. Caves Poetik weist eine Nähe zur Romantik auf, nach deren theoretischem Konzept jedes Kunstwerk durch Ironie gebrochen werden müsse. Ähnlich wie in der Romantik beruhen seine Texte häufig auf Transzendenz. In seinen frühen Alben stellte meistens das Alte Testament einen wichtigen Bezugspunkt seiner Texte dar, wie auch in seinem epischen Roman Und die Eselin sah den Engel. Vor allem mit dem 1997 erschienenen Album The Boatman’s Call tritt das Neue Testament immer stärker in den Vordergrund. 1998 schrieb Cave eine Einleitung zum Markus-Evangelium.

Neben der Bibel lassen sich viele andere literarische Einflüsse in seinen Texten wiederfinden, wie zum Beispiel Vladimir Nabokov, Fjodor Michailowitsch Dostojewski, William Faulkner, Dylan Thomas und Bob Dylan. Zu seinen musikalischen Vorbildern zählen Bob Dylan, Johnny Cash, Leonard Cohen sowie John Lee Hooker.

Er arbeitete unter anderem mit Die Haut, Anita Lane (seine Muse aus Down-Under-Zeiten), Lydia Lunch und den Dirty Three zusammen. Johnny Cash, der schon eine Coverversion von Nick Caves The Mercy Seat einspielte, nahm ein Duett mit Nick Cave auf, eine Version von Hank WilliamsI’m So Lonesome I Could Cry. Seine Liedtexte finden sich in den Anthologien King Ink, King Ink II und The Complete Lyrics. Außerdem existiert ein Tourfilm: "The Road to God Knows Where" & "Live at the Paradiso" (1989), die Dokumentation einer US-Tour von Uli M Schueppel.

Werke

Filmmusik

Bücher

  • 1989: Und die Eselin sah den Engel (And the Ass Saw the Angel)
  • 2009: Der Tod des Bunny Munro (The Death of Bunny Munro)

Drehbücher

In Bands

siehe entsprechende Bandartikel:

Auszeichnungen

Sekundärliteratur und im Film

Biographien
  • Max Dax und Johannes Beck: The Life and Music of Nick Cave. Die Gestalten Verlag, Berlin 2000. ISBN 3-931126-27-7
  • Ian Johnstone: Bad Seed: The Biography of Nick Cave. Abacus, London 1996. ISBN 0349107785
Monographien und Sammelwerke
  • John H. Baker: The Art of Nick Cave: New Critical Essays. Intellect Books, Bristol 2013. ISBN 1841506273
  • Roland Boer: Nick Cave: A Study of Love, Death and Apocalypse. Equinox Pub., Sheffield 2012. ISBN 1908049677
  • Karen Welberry und Tanya Dalziell (Hrsg.): Cultural Seeds: Essays on the Work of Nick Cave. Ashgate, Farnham und Burlington VT 2009. ISBN 0754694666
Film
Aufsätze

Einzelnachweise

  1. Sohn des australischen Musikers stürzt von Meeresklippen und stirbt. In: focus.de. 15. Juli 2015, abgerufen am 15. Juli 2015.
  2. www.thedeathofbunnymunro.com – Webseiten zum Roman, 8. Oktober 2009
  3. KiWi-Verlag – Webseite des herausgebenden KiWi-Verlags, 8. Oktober 2009
  4. tagesspiegel.de: Filmkritik "20.000 Days on Earth". Steuermann Nick Cave (abgerufen am 27. Juni 2014)
  5. ZDFkultur - Number One! Nick Cave. Der ultimative Romantiker (abgerufen am 29. Oktober 2014)
  6. contessanally.blogspot.de: Marc Boal wins Gucci Group Award (abgerufen am 29. Oktober 2014)
Commons: Nick Cave – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien