Die Rabe
Die Rabe heißt das 93. Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.
Inhalt
Eine Königstochter wird von ihrer Mutter im Ärger in eine Rabe verwünscht und fliegt von ihrem Arm in einen dunklen Wald. Sie erklärt einem Mann, wie er sie erlösen kann: In einem Haus in dem Wald sitzt eine alte Frau, deren Essen und Trinken soll er nicht nehmen, sondern auf der Lohhucke im Garten auf sie warten. Sie kommt am ersten Tag in einem Wagen mit vier weißen Hengsten, am zweiten mit vier roten und am dritten mit vier schwarzen. Er nimmt aber jedes Mal einen Zug vom Wein der alten Frau und schläft ein. Die Rabe gibt ihm ein Brot, ein Stück Fleisch und eine Flasche Wein, die sich nie aufbrauchen, einen goldenen Ring und einen Brief, dass er sie erlösen kann, wenn er zum Schloss Stromberg kommt. Auf seinem Weg begegnet der Mann zwei Riesen in einem dunklen Wald. Weil er das Essen hat, das sich nicht aufbraucht, fressen sie ihn nicht sondern suchen für ihn das Schloss und tragen ihn den weiten Weg. Das Schloss steht auf einem gläsernen Berg. Er kann die Königstochter sehen, aber nicht zu ihr heraufsteigen. Nachdem er ein Jahr in einer Hütte unten gelebt hat, sieht er drei Räuber, denen er einen magischen Stock, einen Tarnmantel und ein Pferd abnimmt. Damit reitet er den Berg hinauf, schlägt das Tor mit dem Stock auf und wirft unsichtbar den Ring in den goldenen, mit Wein gefüllten Kelch der Jungfrau. Sie findet ihren Erlöser vor dem Schloss auf dem Pferd. Als sie ihn begrüßt, steigt er ab, und sie heiraten.
Motivbezüge
Ähnliche Märchen sind Die zwölf Brüder und Die sieben Raben, die ebenfalls in großer Höhe bzw. in einem Glasberg auf ihre Erlösung warten. Das Haus im Wald und die Beschreibung aus dem Text, der Mann "schlief so fest, als wäre er ein Stein" erinnern an Jorinde und Joringel, Die Alte im Wald und Das Waldhaus. In Der König vom goldenen Berg nimmt der Held drei Riesen einen Degen, einen Tarnmantel und magische Schuhe ab. In den genannten Märchen spielt teilweise auch ein Ring eine Rolle.
Quellen
Nach Notizen der Grimms vom 7.4.1813 stammt das Märchen "aus der Leinegegend" und wurde ihnen wohl von Georg August Friedrich Goldmann aus Hannover zugetragen.
Literatur
- Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 470-475. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag ISBN 3-538-06943-3