Beiersdorf AG
Beiersdorf AG
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0005200000 |
Gründung | 28. März 1882 |
Sitz | Hamburg, Deutschland |
Leitung | |
Mitarbeiterzahl | 17.398 (2014)[1] |
Umsatz | 6.285 Mio. EUR (2014)[1] |
Branche | Konsumgüterproduktion |
Website | www.beiersdorf.de |

Die Beiersdorf AG ist ein börsennotierter weltweit tätiger deutscher Konsumgüterkonzern mit Sitz in Hamburg-Eimsbüttel, der sich im Mehrheitsbesitz der maxingvest ag, eines Holdingunternehmens der Familie Herz, befindet. Unter anderem gehören Marken wie Nivea, Tesa, Labello, Eucerin und Hansaplast zur Beiersdorf AG.
Geschichte

Das Unternehmen wurde 1882 vom Apotheker Paul Carl Beiersdorf in Hamburg gegründet und 1890 von Oscar Troplowitz übernommen. Die Geschichte von Beiersdorf beginnt mit einem Patent des Apothekers Paul C. Beiersdorf vom 28. März 1882. Darin wird ein von ihm entwickeltes, neuartiges Verfahren zur Herstellung von medizinischen Pflastern beschrieben. Dieses Datum gilt als das Gründungsdatum des Unternehmens Beiersdorf.
In den ersten Jahren der Unternehmensgeschichte beschäftigte sich Troplowitz neben der Produktion der medizinischen Pflaster auch mit der Entwicklung erster Klebebänder. Mit seinen Arbeiten setzte er die Grundsteine für die späteren Produkte der Marken tesa und das erstmals 1922 verkaufte Hansaplast.[2]
Nachdem 1906 weiße Seife und 1909 unter dem Namen Labello der erste Lippenpflegestift mit Schiebehülsen-Gehäuse von Troplowitz auf den Markt gebracht wurde, arbeitete er zusammen mit seinem wissenschaftlichen Berater Paul Gerson Unna und dem deutschen Chemiker Isaac Lifschütz an einer neuartigen Hautcreme. Auf Grundlage des zuvor von Lifschütz gefundenen Eucerits (= "das schöne Wachs"), einem Wasser-in-Öl-Emulgator, folgte somit ab Dezember 1911 der Verkauf der ersten stabilen Fett- und Feuchtigkeitscreme der Welt unter dem Namen Nivea.[3]
Die Firma wuchs schnell: Waren es im Jahr 1890 noch elf Mitarbeiter, so zählt sie im Jahr 1918 bereits rund 500. 1892 kaufte Troplowitz ein Grundstück für die neue Firmenzentrale; Beiersdorf zog nach Hamburg-Eimsbüttel um. Es konnte auf maschinellen Betrieb umgestellt werden, sodass auch die Produktpalette erweitert werden konnte. Da Troplowitz von Anfang an zahlreiche internationale Kontakte knüpfte, wurden die Produkte sehr schnell weltweit bekannt. 1914 gab es schon Filialen auf allen fünf Kontinenten.[4]
Oscar Troplowitz und sein Mitgesellschafter Otto Hanns Mankiewicz starben im Jahr 1918. Dadurch musste Beiersdorf seine Rechtsform ändern und wurde am 1. Juni 1922 zur Aktiengesellschaft P. Beiersdorf & Co. AG. Im selben Jahr kam Hansaplast auf den Markt. Auch das Markenimage von Nivea wurde verändert und die charakteristische blau-weiße Dose eingeführt.[5][6]
Im Jahre 1929 wurde die Beiersdorf-Aktie erstmals an der Hamburger Börse gehandelt. Außerdem gab es mittlerweile 20 Produktionsstätten weltweit. Zahlreiche neue Produkte wurden hergestellt und auf dem Markt eingeführt, zum Beispiel Shampoo und Rasiercreme. Im Jahre 1936 wurde außerdem tesa als Marke eingeführt und ist heute noch Synonym für den selbstklebenden, transparenten Klebestreifen. Zum Zeitpunkt seines 50-jährigen Firmenjubiläums im Jahre 1932 beschäftigte Beiersdorf bereits über 1.400 Mitarbeiter.[7]
1933 wurde der Beiersdorf-Vorstand durch die Nationalsozialisten unter Druck gesetzt, sodass sämtliche jüdischen Mitglieder, wie der seit 1922 amtierende Vorsitzende Willy Jacobsohn, zurücktraten.[8] Aufgrund der jüdischen Herkunft der Gründerfamilie gab es Hetzkampagnen in Parteizeitungen, unter anderem im Stürmer, und Kampagnen wie: 'Kauft keine Judencreme'.[4] Jacobsohn selbst führte die ausländischen Tochtergesellschaften von Amsterdam aus, emigrierte 1938 jedoch in die USA. Während der Zeit des Nationalsozialismus war Carl Claussen Vorstandsvorsitzender von Beiersdorf. In dieser schwierigen Zeit versuchte man, die Werbung für Nivea dennoch frei von nationalsozialistischen Aussagen zu halten. Beiersdorf engagierte dafür Elly Heuss-Knapp, spätere First Lady der Bundesrepublik, die zu der Zeit für die Werbung bei verschiedenen Unternehmen verantwortlich war.[9]
Am Ende des 2. Weltkrieges waren nicht nur die Produktionsstätten und Verwaltungsgebäude in Hamburg zerstört, sondern vor allem auch die Markenrechte an den verschiedenen Beiersdorf-Marken durch die Alliierten beschlagnahmt worden. Nach dem Krieg begann Beiersdorf damit, diese Markenrechte mühsam zurückzukaufen.[10] 1949 erwirtschaftete Beiersdorf dann bereits einen Umsatz in Höhe von 30 Millionen DM.[11]
Am 1. April 2001 wurde mit BSN medical eine eigenständige Tochtergesellschaft mit Sitz in Hamburg gegründet. Als Joint Venture von Beiersdorf (Hamburg) und Smith & Nephew (London) agierte BSN medical auf dem Geschäftsfeld der Wundversorgung, Orthopädie und Phlebologie. BSN Medical beschäftigte 2004 in Deutschland 350 und weltweit 3.400 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug 504 Millionen Euro und das operative Ergebnis 70 Millionen Euro. Zum Frühjahr 2006 wurde BSN medical für 1,03 Milliarden Euro an die Beteiligungsgesellschaft Montagu Private Equity verkauft.
2003 erfolgte mit der Gründung der Beiersdorf Shared Services GmbH (BSS) die Auslagerung der IT- und Rechnungswesen-Abteilungen in ein 100-prozentiges Tochterunternehmen. Die BSS fungiert dabei als interner IT- und Accounting-Dienstleister und Partner der gesamten Beiersdorf-Gruppe und handelt als eigenständiges Unternehmen. Am Hauptsitz in Hamburg arbeiten derzeit über 300 Mitarbeiter. Weltweit ist sie in 75 Ländern vertreten.[12]
Im selben Jahre endete eine zweijährige Übernahmeschlacht. Die Beteiligung des Kaufinteressenten und Konkurrenten Procter & Gamble konnte durch eine sogenannte Hamburger Lösung verhindert werden. Ein Konsortium unter Führung der Tchibo Holding AG (jetzt maxingvest ag) kaufte von der Allianz 19,6 Prozent der Aktien und stockte seinen Anteil damit auf 49,9 Prozent auf, während die Allianz 3,6 Prozent behielt. Die der Stadt Hamburg gehörende HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH erwarb weitere 10 Prozent der ehemaligen Anteile der Allianz und veräußerte diese nach rund drei Jahren wieder. 7,4 Prozent kaufte Beiersdorf selbst zurück, drei Prozent gingen zudem an die Beiersdorf-Pensionskasse (Troma Alters- und Hinterbliebenenstiftung).[13] Zuvor hatte die Hamburger Politik befürchtet, Procter & Gamble könnte das Unternehmen ausbluten lassen und lediglich die Marken verwerten, nachdem der US-amerikanische Konzern die nötigen 75 % der Anteile zur Restrukturierung eines Unternehmens u.a. durch den Ankauf der Allianz-Anteile erworben hätte. Im Juni 2009 gab die Allianz an, ihren Anteil von zuletzt 7,2 auf 2,88 Prozent verringert zu haben.[14]
Die 1984 vollständig übernommene Seifenfabrik Hirtler im südbadischen Heitersheim wurde im Zuge der Umstrukturierungen des Konzerns zum Jahreswechsel 2006/2007 verkauft, das Werk blieb jedoch weiterhin Zulieferer der Produktlinie Feinseifen.[15] [16] [17] [18].
Am 22. Dezember 2008 wurde die Beiersdorf AG in den Deutschen Aktienindex (DAX) aufgenommen.
Anfang 2015 nahm EDEKA Beiersdorf-Produkte aus dem Sortiment, da keine Einigung über die Preise erzielt werden konnte.[19]
Konkurrent Unilever klagte vor dem Bundespatentgericht auf Löschung der Farbmarke für das Nivea-Blau und bekam 2013 Recht. Beiersdorf legte dagegen Rechtsbeschwerde beim Bundesgerichtshof (BGH) ein. Anfang Juli 2015 kam der BGH zu seinem Urteil: er bemängelte zu strenge Maßstäbe für den Markenschutz, hob die Entscheidung des Bundespatentgerichts auf und entschied, dass der Fall vor dem Bundespatentgericht neu aufgerollt werden müsste.[20]
Konzernstruktur

Die Beiersdorf AG mit ihren zwei Unternehmensbereichen Consumer und tesa (seit 2001 eigenständiger Teilkonzern) ist als Dachmarke Hersteller zahlreicher Markenprodukte und Kosmetikprodukte, darunter Nivea, Labello, Hansaplast, Eucerin, Florena, 8x4, atrix, La Prairie, SLEK (Haarpflegeprodukte für den chinesischen Markt) oder tesa.[21]
Im Dezember 2010 wurde bekannt, dass sich das Unternehmen im Rahmen einer neuen Markenstrategie von den Marken Juvena und der Haarpflegeprodukte von Marlies Möller trennt. Beide Marken werden von der österreichischen Troll Cosmetics weitergeführt.[22]
Der Hauptsitz befindet sich in Hamburg, weitere deutsche Standorte sind Berlin, Emmerich am Rhein, Hannover, Offenburg und Waldheim. Der Standort in Wien wird als Zentrale für Mittel- und Osteuropa ausgebaut.
Literatur
- Katrin Cura: Von der Apotheke zur chemischen Fabrik - 125 Jahre Beiersdorf. Naturwissenschaftliche Rundschau 60(11), S. 579–581 (2007), ISSN 0028-1050
- Die P. Beiersdorf & Co. AG im Nationalsozialismus: interne Gleichschaltung Neuorientierung der Werbekommunikation / vorgelegt von Thorsten Finke, Univ. Hamburg, Magisterarbeit, 2006
- Oscar Troplowitz, Forscher, Unternehmer, Bürger. Eine Monografie von Ekkehard Kaum, Verlag Günther Wesche, Hamburg 1982
- 100 Jahre Beiersdorf 1882 - 1982, BDF AG, Druck: Hans Chrstians Druckerei, Hamburg, 1982
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Beiersdorf AG: Geschäftsbericht 2014. (pdf) Abgerufen am 17. März 2015.
- ↑ Beiersdorf AG: Beiersdorf Chronik. Abgerufen am 12. Mai 2014 (DOCX).
- ↑ Claudia Hansen: Die Entstehung von Nivea. In: Nivea - Entwicklung einer Weltmarke., Beiersdorf AG, Druck: Offset Korb, Hamburg 1995, S. 8–9.
- ↑ a b Nivea: Vom Alltagsprodukt zur Kultmarke. In: Webseite NDR. 9. Mai 2011, abgerufen am 9. Juli 2015.
- ↑ Stern: Die Beiersdorf Geschichte: . Abgerufen am 15. April 2015.
- ↑ NDR: Der Mann, der die Nivea-Creme erfand: . Abgerufen am 06. Mai 2015.
- ↑ Stern: Die Beiersdorf Geschichte: . Abgerufen am 06. Mai 2015.
- ↑ Unsere Geschichte: Persönlichkeiten. In: Webseite Beiersdorf AG. , abgerufen am 9. Juli 2015.
- ↑ Spiegel: Die Filme der First Lady: . Abgerufen am 06. Mai 2015.
- ↑ Zeit: Dank Heftpflaster-Patent zum Weltkonzern: . Abgerufen am 06. Mai 2015.
- ↑ Stern: Die Beiersdorf Geschichte: . Abgerufen am 24. April 2015.
- ↑ Wir gehören zu Beiersdorf. In: Webseite Beiersdorf AG. Abgerufen am 9. Juli 2015.
- ↑ Hamburger Abendblatt: Sieg für Hamburg: Tchibo und Stadt kaufen Beiersdorf. 24. Oktober 2003, abgerufen am 8. September 2009.
- ↑ Die Welt: Allianz reduziert Anteil an Beiersdorf-Konzern. 27. Juni 2009, abgerufen am 8. September 2010.
- ↑ Pressemitteilung Beiersdorf AG: Beiersdorf plant Verkauf der Seifenfabrik Hirtler. 19. Juli 2006, abgerufen am 5. August 2012.
- ↑ Pressemitteilung Beiersdorf AG: Seifenfabrik Hirtler GmbH, Heitersheim, in neuen Händen. 16. Februar 2007, abgerufen am 5. August 2012.
- ↑ Badische Zeitung: Schlechte Zeiten, gute Zeiten. 16. Juni 2012, abgerufen am 5. August 2012.
- ↑ Badische Zeitung: Chemie verbunden mit Technik. 27. Juli 2012, abgerufen am 5. August 2012.
- ↑ http://www.abendblatt.de/hamburg/article205201381/Hamburger-Duell-um-Kosmetik-Marke-Nivea.html (nur als Abonnent lesbar)
- ↑ Kampf um Nivea-Blau: Etappensieg für Beiersdorf. In: Webseite NDR. 9. Juli 2015, abgerufen am 9. Juli 2015.
- ↑ Unsere Marken. Website Beiersdorf, abgerufen am 25. Dezember 2013.
- ↑ Janotta, Anja: Beiersdorf stößt Juvena und Marlies Möller ab. 20. Dezember 2010, abgerufen am 20. Dezember 2010.