Usenet
Das Usenet ist ein weltweites Diskussions-Netzwerk. Strenggenommen ist es kein Bestandteil des Internet, auch wenn Verbreitung und Zugriff heute weitgehend darüber erfolgen.
Die Funktionsweise des Usenet wird oft mit Schwarzen Brettern, z.B. im Supermarkt verglichen. Diese Analogie gibt jedoch nur einen Teilaspekt des Usenet wieder, da die Kommunikation über Schwarze Bretter in der Regel nur in eine Richtung (simplex bzw. undirektional) läuft. Ein passenderer Vergleich, und daher rührt auch die Usenet-Sprache, ist das Zeitungswesen: Jemand schreibt einen Artikel (news, article) für die Zeitung (newsgroup). Ein Leser nimmt auf diesen Artikel Bezug und schreibt einen Leserbrief, den er an die Redaktion schickt. Durch die Veröffentlichung wird dieser Leserbrief wieder zu einem Artikel, auf den sich ein weiterer Leser beziehen kann usw...
Das Usenet funktioniert im Prinzip ähnlich. Der Vorteil des Usenets besteht darin, dass es hier keine Redaktion gibt, die eine Vorauswahl der zu veröffentlichenden Artikel oder Leserbriefe gibt. Weitere Vorteile sind die Geschwindigkeit und die hohe Teilnehmerzahl. Innerhalb weniger Stunden können zu kontroversen Themen riesige Diskussionsbäume (Threads) entstehen.
Um das ganze übersichtlich zu halten gibt es Newsgroups, Gruppen, in denen nur über ein bestimmtes Thema (Topic) diskutiert wird. Zum Beispiel über Festplatten. Oder Kinofilme. Oder elektronische Musik. Im Prinzip gibt es zu jedem Thema eine passende Gruppe. Newsgroups sind hierarchisch gegliedert, also zum Beispiel so:
de steht für den deutschsprachigen Teil des Usenet. rec (von "recreation") steht für Freizeitthemen (im weitesten Sinne), sci (von "science") für die Wissenschaft, soc für Soziales. In den misc-Gruppen (von "miscellaneous") landen die Themen, die in den Untergruppen keinen Platz finden.
Im Gegensatz zum Chat kann man im Usenet nicht schon nach ein paar Sekunden Antwort erwarten, denn die Nachricht muss zunächst von Server zu Server weitergereicht werden. Außerdem lesen viele TeilnehmerInnen die Beiträge offline, d.h. sie ziehen sich die neuen Beiträge der von ihnen abonnierten Gruppen ein- oder mehrmals am Tag auf die heimische Festplatte, schreiben Antworten und senden diese erst dann zurück an den Server. Auch sind die Umgangsformen verglichen zum Chat viel 'geregelter' (Netiquette).
Für Anfänger (Newbies) besonders empfehlenswert sind die Gruppen der Unterhierarchie de.newusers
Geschichte:
Das Usenet entstand Ende der 70er-Jahre in den USA als Verbindung zweier
UNIX-Rechner an der Dyke University und der Mellon University. Der
Datenaustausch erfolgte über herkömmliche Telefonleitungen mit dem
UNIX-Protokoll UUCP (UNIX To UNIX Copy).
Schon bald wurden weitere Rechner in das Netz integriert, wegen des
verwendeten UUCP-Protokolls war das Netz jedoch auf UNIX-Rechner
beschränkt. Dort rührt auch der Name Usenet her, von UNIX User Network.
Über UUCP bestand die Möglichkeit, zum einen persönliche Nachrichten
auszutauschen (E-Mail), zum anderen in öffentlichen Foren teilzunehmen.
Um einen besseren Überblick über die verfügbaren Newsgroups zu haben,
wurden diese hierarchisch nach sieben Hauptthemen unterteilt, (die sogenannten Major Seven oder Big Seven). Diese waren (und sind):
comp | Themen rund um den Computer |
sci | Wissenschaft und Technik ("science") |
soc | Gesellschaftlichen Themen ("social") |
talk | Allgemeine Gespräche über dies und das |
rec | Alle Themen rund um Freizeit und Erholung, z.T. auch Kunst und Kultur |
news | In dieser Hierarchie ist das Usenet selbst Gesprächsthema |
misc | Alles was nicht in einer der oben genannten Newsgroups Thema ist |
Aufgrund der technischen Struktur des Usenet blieben dies lange Zeit
die einzigen Hierarchien. Das Netz war bis zu dem Zeitpunkt
zwar auf einige tausend Rechner angewachsen, der Datenverkehr lief
jedoch großteils über wenige zentrale Rechner (Backbones), deren
Administratoren ziemlich viel Macht bei der Einrichtung neuer
Gruppen hatten.
Dies änderte sich etwa Mitte der 80er mit Veröffentlichung des
Protokolls NNTP (Network News Transport Protocoll). NNTP wurde für
den Betrieb über TCP/IP-Leitungen entwickelt. Damit konnte der
Datenaustausch erfolgreich über das Internet abgewickelt und das Usenet so dezentralisiert werden, denn über das Internet
ist prinzipiell jeder Newsserver von jedem Ort aus ansprechbar.
Mehr noch: Jeder Administrator kann über seinen eigenen Newsserver
eigene Gruppen einrichten und diese anderen Servern zur Verfügung stellen. So entstanden weitere Hierarchien.
Mit der zunehmenden Verbreitung des Usenet außerhalb der USA
entstand auch der Bedarf an Newsgroups in anderen Sprachen.
So entstande Ende der 80er / Anfang der 90er die deutschsprachige
Usenet-Hierarchie "de.*", andere Regionen richteten ebenfalls
eigene Hierarchien ein. Aber auch Computerfirmen hatten längst die
Möglichkeiten des Usenet als Support- und Informationsmedium
entdeckt und bauten eigene Newsserver mit eigenen Hierarchien
auf, die zum Teil von anderen Servern geführt werden.
Heutzutage kann niemand sagen, wieviele Newsserver und Newsgroups
es weltweit gibt. Schätzungen gehen von Zahlen zwischen 50.000
und 100.000 aus. Allein der Newsserver der Freien Universität
Berlin führt ca. 20.000 Newsgoups.
Technik:
verwendete Protokolle: NNTP, UUCP
externe Links:
- Weitere Informationen zur Teilnahme am Usenet gibt's hier hier.
- Einsteiger können über das WWW-Interface newsgroups.web.de erste Erfahrungen sammeln, oder sich gleich einen Newsreader und einen Zugang zum Newsserver der FU Berlin news.cis.dfn.de besorgen. Dieser ist sehr gut gepflegt und darf zudem nach Anmeldung kostenlos genutzt werden.
- In alten Usenet-Beiträgen kann man bei Google stöbern. Vielleicht wurde über das eigene Anliegen ja schon früher einmal diskutiert.
- Nach Newsservern, die bestimmte newsgroups enthalten, kann man hier suchen: findolin
- Die Benimm-Regeln des Usenet: die Netiquette (Bitte beachten!)
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