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Konföderation von Bar

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Krieg der Konföderation von Bar

Bar Konföderierte im Gebet an ihre Königin unmittelbar vor Beginn der Schlacht von Lanckorona.
Gemälde von Artur Grottger
Datum 1768 bis 1772
Ort Polen-Litauen
Ausgang Russischer Sieg
Konfliktparteien

Polen-Litauen Radom Konföder.
Russisches Kaiserreich 1721 Russland

Polen-Litauen Bar Konföderation
Frankreich Konigreich 1791 Frankreich
Habsburgermonarchie Österreich

Befehlshaber

Russisches Kaiserreich 1721 Alexander Suvorov
RusslandRussland Johann von Elmpt

Polen-Litauen Ignacy Malczewski
Polen-Litauen Michał Jan Pac
Polen-Litauen Karol Radziwiłł
Polen-Litauen Kazimierz Pułaski
Polen-Litauen Moritz Benjowski
Frankreich Konigreich 1791 Charles Dumouriez

Truppenstärke

Lanckorona: 4,000

Lanckorona: 1,300
Total: 100,000 [1]

Verluste

unbekannt

schwer

Die Konföderation von Bar (poln. Konfederacja barska; engl. The Bar Confederation) war eine 1768 in Bar gegründete Konföderation polnischer Landadliger zur Verteidigung ihrer Goldenen Freiheit im Lande. Sie richtete sich gegen die Kaiserlich Russische Armee, die in der Adelsrepublik eine von Russland bestimmte Reformpolitik sicherte, und gegen das eigene Staatsoberhaupt, das die Fremdbestimmung zur grundlegenden Modernisierung der Union Polen-Litauen im Geiste der Aufklärung billigte und deshalb als eine Art russischer Curator rei publicae verpöhnt war.

Ziel der Konföderation war die Blockierung sämtlicher Gesetzesvorschläge im Sejm sowie die Aufstellung von Truppen gegen den König. Nach einem 5-jährigen Bürgerkrieg zwischen der Konföderation von Bar auf der einen Seite und der Konföderation von Radom (mit der Königlich Polnischen und der Kaiserlich Russischen Armee) auf der anderen Seite, siegte 1772 schließlich Russlands Allianz. Die Teilnehmer der Konföderation von Bar wurden nach Sibirien deportiert oder konnten mit ihren Familien vorher noch rechtzeitig nach Westen fliehen, wo sie nach der Ersten Teilung Polen-Litauens unter preußische oder österreichische Fremdherrschaft kamen.

Die Konföderation von Bar gilt als letzte große Massenbewegung der Szlachta und als erster polnischer Nationalaufstand [2] mit weitreichenden Folgen bis in die 1980er Jahre hinein.

Hintergrund

Situation international

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts verschob sich das Mächtegleichgewicht in Europa. Die russischen Siege bei der Bestechung einzelner Abgeordneter im Sejm der Adelsrepublik Polen-Litauen stärkten das Kaiserreich Russland, und das einst so mächtige Polen-Litauen war nun faktisch ein Protektorat Russlands. [3] Als 1764 der ehemalige Liebhaber der Russischen Zarin Katharina II. im Sejm durch weitere Bestechung zum neuen polnischen König gewählt wurde, um Polen-Litauen als russischer Curator rei publicae im Geiste der Aufklärung zu reformieren, war das Kaiserreich Russland zur Hegemoniemacht in Europa aufgestiegen. Die russischen Siege im Russisch-Türkischen Krieg (1768–1774) stärkten Russland nochmals, gefährdeten nun aber die Interessen der Österreicher in der Kriegsregion, insbesondere im Fürstentum Moldau und der Walachei. Österreich drohte daher der Krieg mit Russland. [4] Aus diesem Grund unterstützte Österreich zunächst auch seine Konfessionsbrüder in der Konföderation von Bar, obgleich nur mit nicht-militärischen Mitteln. Es versprach sich mit ihnen die Rückkehr des alten, starken Polen-Litauen, das immer letztes Bollwerk gegen Russland war und Österreich dann im Krieg mit Russland verteidigen könnte.

Frankreich - mit Österreich und Russland befreundet - fürchtete die Serie von territorialen Grenzverschiebungen, die Österreich dann mit Teilen Preußens und Preußen wiederum mit polnischen Gebieten (z.B. das Ermland) hätte entschädigt wissen wollen. Es war daher auch an einer starken Union Polen-Litauen interessiert und unterstützte wie Österreich seine Konfessionsbrüder in der Konföderation von Bar, ab 1770 u.a. mit seinem Diplomaten Charles François Dumouriez zur Reorganisierung ihrer Truppen.

Preußens König Friedrich II. fürchtete ebenfalls die drohenden territorialen Grenzverschiebungen, die Österreich dann mit Teilen Preußens hätte entschädigt wissen wollen. Er hatte nach den zwei für ihn so erfolgreichen Schlesischen Kriegen (1740-45) jedoch nicht die Absicht, Schlesien und die böhmische Grafschaft Glatz wieder zu verlieren; er war deshalb an einer guten Beziehung zu Österreich interessiert. Und er wusste, seine geplante Allianz mit Russland könnte ihn in einen Krieg mit Österreich hineinziehen. Er meinte auch, das Osmanische Reich schützen zu müssen, das im Krieg Preußens gegen Österreich oder Russland hätte vorteilhaft werden können. Sein weiteres Vorgehen hing daher von der mittelfristigen Entwicklung Polen-Litauens ab.

Entgegen den Erwartungen Preußens, Österreichs und Russlands erwies sich ihnen die neue Führung in der Union Polen-Litauen jedoch als zu langsam und eigenbrötlerisch. Russland beantwortete die vorsichtigen Reformbemühungen Poniatowskis daher mit einer Intervention. König Stanisław August beugte sich ihr und provozierte im eigenen Land einen Bürgerkrieg, bei dem ein militärischer Verband, die Konföderation von Bar versuchte, die Adelsrepublik von ihm und jeder Fremdherrschaft zu befreien. Da zur gleichen Zeit die von Russland bestochenen Szlachta-Abgeordneten im Sejm die Einführung der Leibeigenschaft im Großfürstentum Litauen auf dem Gebiet der heutigen Ukraine durchsetzte und dort daraufhin der Hajdamakenaufstand ausbrach, stärkte dies die Konföderation von Bar. Kaiserin Katharina II. von Russland realisierte, dass der Nutzen Polen-Litauens als Union für ihr Kaiserreich mit Sicherheit schon sehr bald schwinden würde. Nachdem Österreich im Jahr 1769 den Vertrag von Lubowla gebrochen und 13 Städte des ungarischen Komitat Zips annektiert hatte, verbrachte der Bruder des Preußenkönigs den Winter 1771/72 in Sankt Petersburg und erhielt dort von Zarin Katharina II. schließlich den Hinweis, einen Teil Polen-Litauens für Preußen beanspruchen zu dürfen. Friedrich II. stellte fest: "Nichts ist leichter, als ihre Reichstage zu sprengen!" [5] und schlug daraufhin die gemeinsame Teilung Polen-Litauens durch Preußen, Österreich und Russland vor, wobei der größte Teil an Österreich fallen sollte. So sollte Russland ermutigt werden, seine Expansion statt auf die Osmanen mehr auf Polen-Litauen zu richten. [6] Alle drei Hegemonialmächte Europas waren sich schnell einig darüber, die Teilungen Polens als Entschädigung dafür rechtfertigen zu dürfen, dass sie sich mit einem schwierigen Nachbarn beschäftigen und wieder "Ordnung in die polnische Anarchie" bringen (die Konföderation von Bar und der Bürgerkrieg lieferte ihnen dafür nur einen günstigen Anlass); in Wahrheit war Preußen, Österreich und Russland nur an territorialer Expansion und Hegemonie interessiert.

Situation in Polen-Litauen

In Polen-Litauen hatte sich die aus der Ritterschaft des Mittelalters hervorgegangene Szlachta (polnischer Landadel) als die stärkste politische Kraft erwiesen. Ihr Sejm tagte bereits seit 1493, seit 1505 galt die Reichsverfassung Nihil Novi. Sie legte fest, dass der Sejm allen neuen Gesetzten zustimmen muss und der König nur das auf Lebenszeit gewählte Oberhaupt des Staates mit eingeschränkter Macht ist (Wahlkönigtum). Sein eigentliches Feld war die Außenpolitik. Polen war somit zur Adelsrepublik geworden, in der die Goldene Freiheit herrschte. Dieses System sah gleiche Rechte für alle Edelleute vor. Der meist über riesige Ländereien verfügende Hochadel stand rechtlich auf einer Stufe mit dem einfachen, verarmten Landadel, der Szlachta. Mitte des 17.Jahrhunderts setzte die Szlachta ein weiteres Recht durch: das Liberum veto (Einspruchsrecht der Freien). Es ermöglichte theoretisch jedem einzelnen Abgeordneten, Beschlüsse des gesamten Reichstages zu blockieren.

Gleichzeitig entwickelte die Szlachta, die in Polen-Litauen etwa 8-15 % der Bevölkerung ausmachte, eine eigene provinzielle Kultur, den Sarmatismus. Er prägte die Bildende Kunst, Architektur, Literatur sowie den Alltag. Die Mode orientierte sich an Vorbildern aus dem Orient, zu dem Sarmatien angeblich gehörte; Preußens König Friedrich II. spottete über die "türkischen Gewänder" des polnischen Landadels, der sich von europäischen Einflüssen abzuschotten versuchte. Die Aufklärung erreichte zwar den polnischen Hochadel und die Gelehrten, nicht aber die Szlachta. Stattdessen frönte diese einem sehr ausgeprägten Marienkult. Ausgelöst hatte ihn die Verteidigung der Klosterfestung Jasna Góra in Częstochowa gegen die Schweden im Jahr 1655. Der Landadel, der die Polen seitdem gern als auserwähltes Volk der Gottesmutter von Częstochowa ansah und sie von Papst Clemens XI. 1717 offiziell zur Königin von Polen krönen ließ, zeigte sich gegenüber anderen Bekenntnissen häufig intolerant und prangerte die Juden als "Christusmörder" an. Streitigkeiten trugen die Landadligen nicht selten im Duell aus, sie verachteten die weltliche Gerichtsbarkeit (anerkannten nur die göttliche Gerichtsbarkeit, also die des Papstes als offizieller Stellvertreter Christi auf Erden). Es galt der Grundsatz: Ehre vor Nützlichkeit. Auch Opfermut wurde als herausragende Tugend gepriesen.

Immer öfter legten selbstbewusste Adlige im Sejm ihr Veto ein. Da der König ohne Zustimmung des Reichstages keine wichtigen Entscheidungen treffen konnte, führte das Liberum veto letztlich zu innenpolitischem Chaos, außenpolitischer Schwäche und ökonomischer Rückständigkeit des Landes. Aus dieser Zeit stammt der Begriff "polnische Wirtschaft". Die Nachbarstaaten Preußen, Österreich und Russland begriffen, dass sie durch Bestechung einzelner Abgeordneter Einfluss auf die polnische Politik nehmen konnten. Oft endeten die Sejm-Sitzungen im Geschrei und Handgreiflichkeiten. In Preußen verbreitete sich die Redewendung: "Es geht zu wie im polnischen Reichstag!". So war Polen-Litauen 1697 von der europäischen Großmacht erst zum Protektorat Sachsens (s. Konföderation von Tarnogród) und seit der Zeit des Stummen Sejms 1717 zum Protektorat Russlands geworden. Und die Richtung der polnischen Innenpolitik bestimmte inzwischen Repnin, der russische Botschafter der Zarin Katharina II., z.B. bei der Königswahl 1764: Hier war mit dessen Hilfe der Ex-Liebhaber der Zarin zum neuen polnischen König gewählt worden, damit er in der Union Polen-Litauen, vom Geiste der Aufklärung beeinflusst, als eine Art russischer Curator rei publicae wirkt. Als der König die Anwendung des Liberum Vetos beschneiden und die Szlachta politisch entmachten wollte, kam es zu zwei rivalisierenden Parteibildungen und zur äußeren Einmischung 1766. Die eine Partei (nachfolgend in der Konföderation von Bar organisiert) forderte die Rücknahme der fremdbestimmten Reformpolitik, und die andere (die am 23. Juni 1767 formierte Konföderation von Radom unter Karol Radziwiłł) agierte dagegen. Letztere wusste den polnischen König und sein Minister Repnin hinter sich, der inoffiziell den Sejm der Adelsrepublik beherrschte, besonders während des Repnin-Sejms vom Oktober 1767 bis zum Februar 1768. [7] [8] Mit bestochenen Adligen (darunter der Primas Poloniae Gabriel Podoski) und der Präsenz von mehr als 10.000 Soldaten der Kaiserlich Russischen Armee in Warschau diktierte Repnin die Bedingungen dieses Sejms [9] und berief einen Stummen Sejm, der zum 27. Februar 1768 einen polnisch-russischen Vertrag ausarbeitete. [10] Der Widerstand einiger Sejm-Mitglieder, angeführt von den Bischöfen Wacław Hieronim Sierakowski (Lwów), Feliks Paweł Turski (Chełm), Kajetan Ignaty Sołtyk (Krakau) und Józef Andrzej Załuski (Kiew), konnte Repnin nichts entgegen setzen. Repnin hatte die Opposition am 13. Oktober 1767 mit der präventiven Deportierung und Inhaftierung von vier der wichtigsten Oppositionsführer (darunter Bischof Sołtyk, Bischof Załuski, Hetmann Waclaw Rzewuski und sein Sohn Seweryn) grundlegend geschwächt. [11] [12] [13] [14]. So wurde der Repnin-Sejm zum entscheidenden Ereignis bezüglich der polnisch-litauischen Abhängigkeit vom Russischen Kaiserreich und seiner Wandlung in ein Protektorat. Diese abhängige Position wurde unverblümt in Nikita Iwanowitsch Panins Brief an König Poniatowski erklärt, in dem er klarstellte, dass Polen-Litauen nunmehr in der russischen Einflusssphäre lag. [15] Die darauf folgende Reaktion der Szlachta war die Gründung der Konföderation von Bar. [16]

Entstehung

Standarte der Konföderation von Bar
Pułaski in Bar,
Gemälde von Korneli Szlegel

Am 29. Februar 1768 gründete sich auf der Festung von Bar die Konföderation polnischer Landadliger gegen das Ende ihrer Goldenen Freiheit und die kaiserlich russische Vormundschaft. Dabei erklang als Wahlspruch der Konföderation wiara i wolność ("Glaube und Freiheit"). [17] Vier Tage später, am Gedenktag des Schutzpatrons der Ritter, waren die Truppen gegen den König aufgestellt. Zahlreiche Landadlige in Kleinpolen und Großpolen schlossen sich ihnen an. Zudem ließ der Hajdamakenaufstand 1768 die Konföderation von Bar auch im ganzen Großfürstentum Litauen populär werden.

König Stanisław August Poniatowski besprach daraufhin am 23. März 1768 mit dem Königlichen Rat des Senats die Anforderung der Kaiserlich Russischen Armee zur Bekämpfung der Konföderation von Bar. Es stimmten nur 14 Senatoren dafür (darunter der Primas Poloniae Gabriel Podoski und der Kronschatzmeister Teodor Wessel sowie die beiden Königlichen Hofmarschalle Franciszek Wielopolski und Władysław Gurowski). Der König beschloss jedoch, die Anforderung der russischen Streitkräfte gegen die Mehrheit seiner Senatoren durchzusetzen, um seine Hingabe und unerschütterliche Loyalität gegenüber der russischen Kaiserin Katharina II. unter Beweis zu stellen. [18]. Die Kaiserlich Russische Armee marschierte in der Union Polen-Litauen ein und erhielt Streitkräfte der Königlich Polnischen Armee unter der Führung des Großhetmans Branicki im Kampf gegen die Konföderation von Bar zur Unterstützung.

Die Konföderierten von Bar baten das Osmanische Reich um Hilfe und förderten so den Russisch-Türkischen Krieg (1768–1774). Die Situation erschien so gefährlich, dass selbst Preußenkönig Friedrich II. der russischen Zarin riet, mit den Konföderierten zu verhandeln.

Anführer

Die vier Gründer und Anführer der Konföderation von Bar waren Bischof Adam Stanisław Krasiński, Kurienmarschall Jerzy August Mniszech sowie Moritz Benjowski und Kazimierz Pułaski. Die Aufstellung der Truppen gegen den König organisierten neben Józef Pułaski als Marschall der Konföderation und Wawrzyniec Potocki, Repräsentant Großpolens, Generalregimentarius des Komputheers der Konföderation):

Verlauf

Konföderation von Bar, 1768-1772
Kazimierz Pułaski bei Częstochowa.
Ölgemälde von Józef Chełmoński, 1875. Nationalmuseum Warschau, Polen

Die Konföderation von Bar - durch Frankreich ermutigt und militärisch unterstützt - erklärte Russland den Krieg. [19] Ihre uneinheitlich aufgestellten Truppen, formiert durch Freiwillige, Magnaten-Miliz und Deserteuren der Königlich Polnischen Armee, trafen rasch auf die Kaiserlich Russische Armee und deren verbündete Einheiten der polnischen Krone. Die Konföderationstruppen unter Ignacy Malczewski, Michał Jan Pac und Prinz Karol Radziwiłł durchstreiften das ganze Land, gewannen die ersten Schlachten gegen die russischen Truppen und entsandten schließlich, den polnischen König übergehend, eigene Diplomaten an die wichtigsten Herrscherhäuser Europas.

Polen-Litauens König Stanisław August Poniatowski war zunächst geneigt, über Repnin, dem russischen Botschafter in Warschau, zwischen den Konföderierten und Russland vermitteln zu können, aber als dies unmöglich schien, entsandte er die Truppeneinheit unter Hetman Franciszek Ksawery Branicki und zwei Generälen gegen die Konföderation von Bar. Dies markiert die Ukrainische Offensive, die vom April bis Juni 1768 lief und mit der Einnahme der Stadt Bar am 20. Juni 1768 endete. [20] Die Direktorien der Konföderation zogen sich ins Fürstentum Moldau zurück. [21] Es gab auch eine die Konföderation unterstützende Truppeneinheit in Kleinpolen, die vom Juli bis August 1768 operierte, aber von der Königlich Polnischen Armee besiegt wurde, als diese Krakau am 22. August 1768 sicherte. Die Konföderation agierte daher von August bis Oktober 1768 im weißrussischen Großfürstentum Litauen weiter, wo sie am 26.Oktober 1768 in Njaswisch jedoch ebenfalls kapitulieren musste. [22] Der zeitgleiche Ausbruch der Koliyivshchyna-Rebellion im ukrainischen Großfürstentum Litauen (Mai 1768) hielt die Konföderation von Bar schließlich am Leben. Die Konföderation bat in Europa um militärische Unterstützung und trug dazu bei, dass im September 1768 der Russisch-Türkische Krieg (1768–1774) begann. Der folgende Abzug vieler russischer Truppen an die türkische Front stärkte die Konföderation von Bar, und sie erschien 1769 wieder in Truppenstärke auf dem Gebiet Kleinpolens und Großpolens. Sie operierte auch im litauischen Teil der Adelsrepublik, was nach ersten Siegen allerdings scheiterte, so mit den Niederlagen in der Schlacht von Białymstok (16. Juli 1769) und in der Schlacht von Orzechowo (13.September 1769).

Die schweren Niederlagen in der Schlacht von Dobra (20.Januar 1770) und Błonia (12. Februar 1770) drängte die Konföderation von Bar in eine weitgehend defensive Position. Noch im selben Jahr verlegte sie den Konföderationsrat von Schlesien nach Ungarn, wo er mit Frankreich, Österreich und dem Osmanischen Reich Verhandlungen zur Bildung einer anti-russischen Allianz aufnahm. Am 22. Oktober 1770 rief er die Absetzung des polnischen Königs Stanisław August Poniatowski aus. Der französische Königshof Versailles entsandte mit Einverständnis der Konföderierten seinen Berater Charles François Dumouriez nach Polen-Litauen Reorganisierung der Truppen gegen den russischen Kurator auf dem polnischen Thron. Die Situation wurde so ernst, dass selbst Preußenkönig Friedrich II. der Russischen Kaiserin Katharina II. riet, mit den Bar Konföderierten zu verhandeln.

Die von Dumouriez reorganisierte Armee der Konföderation von Bar konnte den politischen Bedeutungsverlust um einige Jahre überleben, bis sich ihre Spuren 1772 verloren. Zwar musste sie 1771 die schweren Niederlagen in der Schlacht von Lanckorona (21. Mai 1771) und Stałowicze (23. Oktober 1771) einstecken, [23] doch hatte sie am Jahresende das geistige Zentrum Polen-Litauens, die Festung Jasna Góra mit der eigentlichen, von der göttlichen Gerichtsbarkeit erhobenen Königin von Polen, befreit.

Der Versuch der Bar Konföderierten (u.a. Kazimierz Pułaski [24]), König Stanisław August Poniatowski am 3. November 1771 zu entführen, ließ die Habsburger ihre Unterstützung der Bar Konföderierten beenden und sie aus allen seinen Landen (Österreich, Fürstentum Moldau etc.) vertreiben. [25] Er gab den drei europäischen Hegemoniemächten Preußen, Österreich und Russland nur einen weiteren Vorwand, die "polnische Anarchie" unter Beweis zu stellen, verbunden mit der Notwendigkeit, als Nachbarn ins Land einfallen zu dürfen, damit man den Menschen dort wieder "Ordnung" bringen könne. [26] [27]

Die Regimenter der Konföderation von Bar, deren Direktorien nun das zu Österreich gehörende Fürstentum Moldau verlassen mussten, legten die Waffen trotzdem nicht nieder. Viele ihrer Festungen hielten Stellung solange sie konnten: das Königsschloss auf dem Wawel fiel erst am 28. April 1772 [28] [29] Die Tyniec-Festung hielt bis zum 13. Juli 1772 und die Festung Jasna Góra mit der Königin von Polen unter dem Kommando Kazimierz Pułaskis bis 18.August 1772. [30] [31] Insgesamt kämpften 100.000 polnische Landadlige bei 500 Gefechten zwischen 1768 bis 1772. [32] Der vermutlich am längsten gehaltene Stützpunkt war das Kloster Zagórz, der erst am 28. November 1772 fiel.

Am Ende erlag die Konföderation von Bar der Kaiserlich Russischen Armee und ihre Anhänger flohen gen Westen oder wurden vom Russen zusammen mit ihren Familien nach Sibirien deportiert. [33] Historiker konnten zeigen, dass es ca. 5.000 ehemalige Konföderierten von Bar waren. Sie bilden zusammen mit ihren Familien die erste bedeutende Polengruppe, die nach Sibirien ins Exil verschleppt wurden.

Folgen und Historische Beurteilung

Die Konföderation von Bar gilt heute als erster polnischer Nationalaufstand [34] und als letzte Massenbewegung der Szlachta. [35] Ihr wird auch gedacht auf dem Grabmal des unbekannten Soldaten (Warschau) mit der Inschrift "KONFEDERACJA BARSKA 29 II 1768 – 18 VII 1772”. Die wichtigsten Helden der Konföderation von Bar sind Kazimierz Pułaski (Verteidiger von Jasna Góra), der Kosake Józef Sawa-Caliński in Masowien und Józef Zaremba in Großpolen. Darüber hinaus wird der charismatische Karmelit Marek Jandołowicz (Pfarrer Marek) auch als Prophet geehrt. Die Konföderierten hinterließen eine große Liedersammlung: darin befindet sich das heute berühmteste Lied der Konföderation von Bar Zdaj się, Polaku, w opiekę Maryi, Stawam na placu z Boga ordynansu (Piosenka o Drewiczu). Der Konföderation von Bar widmeten sich auch polnische Schriftsteller, z.B. Juliusz Słowacki in seinem Drama Ksiądz Marek mit dem bekannten Konföderiertenlied, aber auch in seinem Drama Sen srebrny Salomei. Adam Mickiewiczs Meinungsäußerung 1833 O ludziach rozsądnych i ludziach szalonych ("Über vernünftige und verrückte Menschen") bestimmt die Konföderation von Bar erstmals als Ersten Polnischen Nationalaufstand und markiert damit den Beginn des "Mythos von Bar". Alle folgenden polnischen Aufstände bis in die 1980er Jahre hinein waren vom Leitspruch "Glauben und Freiheit" motiviert und damit Ableger der Konföderation von Bar.

Bis zu den Zeiten der Konföderation von Bar, in denen die Konföderierten besonders mithilfe französischer und österreichischer Unterstützung operierten, werden die Konföderierten als unpatriotische Antagonisten gesehen. [36] Aber im Jahre 1770, als die Kaiserlich Russische Armee durch das offiziell unabhängige Polen-Litauen marschierte und die europäischen Fremdmächte den Sejm bedrängten, der Ersten Teilung Polen-Litauens zu zustimmen, begannen die Konföderierten das Image vom Polnischen Exilsoldaten zu entwickeln, der seinem Vaterland bis zum bitteren Ende treu bleibt. Dieses Image führte während der folgenden 200 Jahre zur Bildung Polnischer Legionen und anderer Truppen im Exil. [37]

Historiker beurteilen die Konföderation von Bar sehr unterschiedlich: Während keiner ihre patriotischen Absichten zur Befreiuung Polen-Litauens von äußeren (primär russischen) Einflüssen leugnet, kritisieren manche Historiker wie Jacek Jędruch die Konföderation von Bar für ihre rückschrittliche Einstellung bei den Bürgerrechtsfragen, besonders im Hinblick auf religiöse Toleranz (Jędruch schreibt von "religiöser Bigotterie", "peinlich genauer katholischer Haltung") und macht sie als Beitrag zur Ersten Teilung Polen-Litauens geltend. [38] [39]. Andere Historiker wie Bohdan Urbankowski loben die Konföderation von Bar als erste ernsthafte militärische Anstrengung zur Wiederherstellung der Unabhängigkeits Polens, Polnisch-Livlands, Litauens, Weißrusslands und der Ukraine. [40]

Schlachten

im Jahr 1768:

  • 1768-06-11: Gefecht bei Rataje (bei Pyzdry)
  • 1768-06-12: Gefecht bei Raszków
  • 1768-06-14: Schlacht bei Krotoszyn (irrtümlich bekannt als Schlacht bei Zduny)
  • 1768-06-19: Belagerung von Bar
  • 1768-06; 1768-07-27 bis 1768-08-17: Belagerung von Krakau
  • 1768-10-03/04: Bezirk Lackowa
  • 1768-10-26: Kapitulation von Nieśwież

im Jahr 1769:

  • 1769-03-08: Schützengräben der Hl. Dreifaltigkeit
  • 1769-03-19: Schlacht bei Pakość
  • 1769-03-30: Schlacht bei Lwów
  • 1769-04-06: Schlacht bei Rogi und Miejsce Piastowe
  • 1769-04-08: Schlacht bei Iwla
  • 1769-05-27: Schlacht bei Brzeżany
  • 1769-07-12: Schlacht bei Słonim
  • 1769-07-17: Schlacht bei Białystok
  • 1769-08-08: bitwa pod Hoszów
  • 1769-08-11/12: Verteidigung des Lubomirski-Schlosses in Rzeszów
  • 1769-08-15: Powitno (heute Rzeszów-Pobitno)
  • 1769-09-13: Schlacht bei Orzechów
  • 1769-09-14: Schlacht bei Radomin, Schlacht bei Tarpno
  • 1769-09-15: Schlacht bei Włodawa, Schlacht bei Łomazy

im Jahr 1770:

  • 1770-01-13: Grab
  • 1770-01-23: Schlacht bei Dobra
  • 1770-01-29: Schlacht bei Kcynia
  • 1770-04-05: Schlacht bei Jedlicze und Siepietnica
  • 1770-05-15: Schlacht bei Dęborzyn
  • 1770-08-03 bis 1770-08-05: Schlacht bei Izby
  • 1770-08-16: Gefecht bei Kościan
  • 1770-09-05: Schlacht bei Pińczów
  • 1770-09-10 bis 1772-08-18: Verteidigung von Jasna Góra

im Jahr 1771:

  • bis 1771-01-30: Belagerung von Poznań
  • 1771-02-20: Belagerung von Lanckorona
  • 1771-03-01: Schlacht bei Rachów
  • 1771-04-16 und 1771-04-28: Schlacht bei Szreńsk
  • 1771-05-23: Schlacht bei Groby
  • 1771-05-23: Schlacht bei Lanckorona
  • 1771-06-25: Schlacht bei Charchwo und Charchówek
  • 1771-07-23: Schlacht bei Widawa
  • 1771-09-06: Antopol
  • 1771-09-23: Schlacht bei Stołowicze

im Jahr 1772:

  • 1772-02-02: Schlacht bei Doroszewicze am Prypjat
  • bis 1772-04-24: Belagerung des Wawel
  • 1772-05-14: Belagerung der Grenzen in Barwinek
  • 1772-06-12: Belagerung von Krosno
  • 1772-07-13: Tyniec bei Kraków
  • 1772-08-18: Belagerung von Częstochowa
  • 1772-09-19: Eintritt der österreichischen Truppen in Lwów
  • 1772-09-29: Belagerung des Karmeliterklosters in Zagórz

Literatur

  • F. A. Thesby de Belcour: Die Konföderierten von Bar, Kraków, 1895 (poln.)
  • Charles-François Dumouriez: Mémoires et correspondance, Paris, 1834
  • Chisholm, Hugh, ed. (1911): Bar, Confederation of. Encyclopædia Britannica (11th ed.). Cambridge University Press.
  • Aleksander Kraushar: Książę Repnin i Polska w pierwszem czteroleciu panowania Stanisława Augusta (1764-1768) ("Fürst Repnin und Polen während der ersten vier Jahre unter König Stanisław August (1764–1768)"), Revidierte Auflage, Warszawa: Gebethner i Wolff; Kraków: G. Gebethner i Spółka, 1900.
  • Paweł Matejko (2011): The Mixed Multitude: Jacob Frank and the Frankist Movement, 1755–1816. Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press. ISBN 978-0-8122-4315-4, S. 180-191 "The Bar Confederation"
  • Piotr Kreczetników: Radom und Bar 1767-68. Kriegstagebuch und militärpolitische Korrespondenzen mit dem Minister Repnin

Einzelnachweise

  1. Dominic Lieven: The Cambridge History of Russia: Volume 2, Imperial Russia, 1689-1917. Cambridge University Press. 2006. S. 171.
  2. Verknüpfung der Konföderation von Bar (Interview) mit Dorota Dukwicz, Muzeum Historii Polski (pol.) letzter Zugriff 2015-06-20
  3. Jerzy Lukowski; Hubert Zawadzki (20 September 2001). A Concise History of Poland. Cambridge University Press. p. 84. ISBN 978-0-521-55917-1. Letzter Zugriff 2015-06-20
  4. Little, Richard. The Balance of Power in International Relations. Cambridge University Press, 2007. ISBN 978-0-521-87488-5
  5. Thomas Urban: Polen - Portrait eines Nachbarn, Aktualisierte Aufl. in der BsR 2012, Verlag C.H.Beck oHG, München 2008, S.136
  6. Poland, Partitions of. (2008). In Encyclopædia Britannica.
  7. Jerzy Lukowski; Hubert Zawadzki: A Concise History of Poland. Cambridge University Press. S. 84. ISBN 978-0-521-55917-1. Letzter Zugriff 2015-06-24
  8. H. M. Scott: The Emergence of the Eastern Powers, 1756-1775. Cambridge University Press. S. 181–182. ISBN 978-0-521-79269-1. Letzter Zugriff 2015-06-24
  9. Frederick the Great: A Historical Profile Gerhard Ritter, Berkeley, University of California Press, 1974, ISBN 978-0-520-02775-6, S. 189
  10. Poland: the Confederation of Bar, 1768–1772 World history at KMLA, 2003, Letzter Zugriff 2015-06-24
  11. Hamish M. Scott: The emergence of eastern Powers 1756–1775. Cambridge University Press, 2001, ISBN 0-521-79269-X, S. 182.
  12. Letters from prison and other essays Adam Michnik, Maya Latynski, Berkeley, University of California Press, 1987, ISBN 978-0-520-06175-0, S. 185
  13. Various, The Story of My Life, Penguin Classics, 2001, ISBN 0-14-043915-3, Google Print, S. 528
  14. Literary activities and attitudes in the Stanislavian age in Poland (1764–1795): A social system? Jan IJ. van der Meer, Rodopi, Amsterdam, 2002, ISBN 978-90-420-0933-2, S. 142
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