Primitivgeld
Unter Primitivgeld versteht man außermünzliche Zahlungsmittel.
Primitivgeld wurde (und wird) in allen Regionen der Erde als Geld oder Geldersatz zum Tausch eingesetzt. Daher verwendet man auch für den Begriff „Primitivgeld“ den Ausdruck „Vormünzliche Zahlungsmittel“.
Praktisch wurde alles aus allen Lebensbereichen als Primitivgeld genutzt. Ob man die Nutzung von Vieh und Lebensvorräten - wie dies einige Quellen angeben - als Primitivgeld beschreiben kann, ist fraglich. Grenzwertig ist z.B. das „Salzbarrengeld aus Äthiopien“ oder die Samengelder der Majas (Kakao, Bohnen etc.).
Grenzwertig ist ebenfalls das seltene Bananenfasergeld von den Trobriand Inseln in der Massim Provinz von Papua Neuguinea. Die getrockneten Bananenfasern wurden nur von Frauen gebraucht.
Unstrittig ist dagegen die Nutzung von Gebrauchsgegenständen (Glockengeld aus Asien), Kupfer- oder Eisenklumpen (Bootsgeld), Goldnuggets oder Goldstaub (Goldgewicht der Ashanti). Später wurden die Metalle in Barren gegossen, geschmiedet und oft auch als Schmuck getragen (Manilla oder Katanga-Kreuz aus dem Kongo).
Eines der verbreitetsten Zahlungsmittel waren Kaurimuscheln (Kauri). Mit der Ankunft der Europäer in Afrika und Asien kamen auch Glas- und Keramikperlen in Mode (Millefiori, Chevron).
Die größten Primitivgelder sind aus Stein und wiegen mehrere Tonnen (zu finden auf der Südseeinsel Yap). Daneben gibt es u.a. noch Hundegeld (Schneidezähne von Hunden) oder langes blondes geflochtenes Menschenhaar (Philippinen).
Kurios ist auch das sogenannte „Stoffgeld“ (Raffiagewebe) der Shoowa / Bakuba, einem Stamm der in Zaire - jetzt Demokratische Republik Kongo - beheimatet ist. Die Größe des Stoffes ist ca 45 x 35 cm. Schwankungen sind normal. Das Geld bekam erst seinen „Wert“, wenn es von schwangeren Frauen gewebt wurde.
Das älteste Primitivgeld ist das Spangengeld aus der Bronzezeit ca. 1200 v. Chr. (dünne Metallstreifen von ca. 10 bis 15 cm Länge). Messer- oder Spatengeld wurde in China genutzt, sogenanntes Axtgeld um 1500 in Mittelamerika.
Unter Primitivgeld versteht man nicht das Geld, das z.B. nach dem ersten Weltkrieg in deutschen Städten und Gemeinden ausgegeben wurde: dies hieß Notgeld oder Serienscheine.