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Otto Braun (Lyriker)

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Otto Braun im Alter von zwanzig Jahren

Otto Braun (* 27. Juni 1897 in Berlin; † 29. April 1918 bei Marcelcave, Somme, Frankreich) war ein deutscher Lyriker. Zu Lebzeiten wurde nur ein Gedicht, ohne sein Wissen und Einverständnis, in einer Zeitschrift veröffentlicht.[1]

Leben

Der Sohn der Frauenrechtlerin Lily Braun und des sozialdemokratischen Publizisten Heinrich Braun besuchte von 1907 bis 1908 die freie Schulgemeinde Wickersdorf. Nach kurzzeitigem Besuch von Gymnasien in Berlin wurde er später von Privatlehrern unterrichtet.

1914 meldete er sich 17-jährig freiwillig zum Kriegsdienst und wurde zunächst im Osten eingesetzt. Nach einer Verwundung 1916 war er im Auswärtigen Amt tätig. Nach der Heilung ging er wieder an die Front in Frankreich, wo er durch einen Granattreffer starb.

Unter dem Titel Aus nachgelassenen Schriften eines Frühvollendeten gab die spätere dritte Frau seines Vaters, Julie Vogelstein, 1919 Tagebuchnotizen, Briefe, Gedichte und Szenen heraus. 1969 erschien Fragment der Zukunft mit weiteren Tagebuchnotizen und Briefen; ebenfalls von Julie Braun-Vogelstein herausgegeben.

Hochbegabung

Otto Braun galt seinen Eltern und Lehrern als hochbegabt. Am 8. Dezember 1909 beantragte der Professor Josef Petzold, Verfasser der Schrift Sonderschulen für hervorragend Befähigte, beim Königlichen Ministerium für geistliche, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten vom Unterrichtsdienst teilweise befreit und mit dem Unterricht des damals 12-jährigen Schülers betraut zu werden. Petzold habe sich durch mehrstündige Gespräche und genaues Lesen mehrerer Arbeiten Brauns persönlich davon überzeugt, „[…] daß seine Begabung in keiner Hinsicht überschätzt wurde, ja daß sie ganz erstaunlich und wunderbar ist.“ Petzold berichtet, dass der 12-Jährige bereits Mittelhochdeutsch gelernt habe, um die germanischen Heldenlieder im Original zu lesen, und um der Vorsokratiker willen Griechisch. Der Antrag Petzolds ist am 17. März 1910 ablehnend beschieden worden.[1]

Brauns ehemaliger Mathematiklehrer Kaempf widmete ihm einen Nachruf: „Otto Braun lenkte schon in frühester Jugend durch seltene Begabung und einen erstaunlich vielseitig interessierten Geist die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf sich. Die frische Natürlichkeit und jugendliche Fröhlichkeit seiner Veranlagung ließen das Herankeimen einer geistig hochentwickelten harmonischen Persönlichkeit erwarten. Wie ihn hat man sich wohl den Knaben Goethe zu denken.“[2]

Werke

  • Gedichte
  • Eros und Psyche – fünf Szenen
  • Sigurd vom Walde – Romanfragment (unveröffentlicht)

Literatur

  • Dorothee Wierling: Eine Familie im Krieg : Leben, Sterben und Schreiben 1914–1918. Göttingen : Wallstein-Verlag, 2013
Commons: Otto Braun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Vgl. Otto Braun – aus nachgelassenen Schriften eines Frühvollendeten, hrsg. von Julie Vogelstein, Berlin 1919
  2. Morgenausgabe der Post, Berlin 3. Mai 1918, zitiert nach Otto Braun – aus nachgelassenen Schriften eines Frühvollendeten, hrsg. von Julie Vogelstein, Berlin 1919