Sülz (Köln)
Strukturdaten

Sülz ist mit 36.214 Einwohnern (Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik, Stand 31.12.2004) der drittgrößte Stadtteil im Südwesten von Köln und mit den 6 Stadtvierteln Sülz, Kriel, Beethovenpark, Weißhausviertel, Justizzentrum und Uni-Center dem Stadtbezirk Köln-Lindenthal zugeordnet.
Sülz grenzt im Süden an die Stadtteile Zollstock und Klettenberg, im Westen an Hürth-Efferen, im Osten an die Neustadt-Süd und im Norden an Lindenthal. Mit Klettenberg ist Sülz auf Grund einer Vielzahl gemeinschaftlich genutzter Einrichtungen wie Schulen, Kirchen und Einkaufsstraßen zusammengewachsen.
Sülz hat einen leichten Frauenüberschuss (19.104 weibliche gegenüber 17.010 männlichen Einwohnern) und mit 24.128 nicht Verheirateten einen sehr hohen Singleanteil. 21.529 Bürger sind zwischen 18 und 60 Jahre alt, und die meisten Sülzer gehören den beiden katholischen Kirchengemeinden an (15.235 Katholiken, 13.928 Sonstige und 6.951 Protestanten). Sülz zählt 22.477 Haushalte, davon 14.150 Ein- und 5.114 Zweipersonen-Haushalte, die in 22.046 Wohnungen leben. Darunter sind 16.352 Wohnungen, die aus mindestens 3 Räumen bestehen. Auf Grund der Nähe zur Universität Köln, deren Einrichtungen teilweise in Sülz liegen, sind 16.669 der Bürger weniger als 5 Jahre in Sülz ansässig.
Geschichte
Der Name Sülz leitet sich vom Fronhof Sulpece ab, der im Jahr 1145 erstmals urkundlich erwähnt und 1181 in Sulpze umbenannt wurde. Er gehörte zu den zwölf Tafelgütern der 957 gegründeten Benediktinerabtei St. Pantaleon. 1474 beschloss der Kölner Stadtrat während des Neusser Krieges, den Hof ebenso wie die Wallfahrtskapelle St. Nikolaus abzureißen.


Ab 1487 baute man den alten Hof als Neuenhof an der Berrenrather Straße wieder auf, er bildete mit dem Weißhaus auf der Luxemburger Straße eine Wirtschaftseinheit. Heute erinnert die Neuenhöfer Allee an den Fronhof, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts endgültig abgerissen wurde.
Sülz wurde 1888 eingemeindet.
Auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Sülz befanden sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Sand- und Kiesgruben, Ziegeleien und Düngemittelfabriken, die ihm ein rasches Wachstum sicherten. Zunächst siedelten sich kleine Gewerbebetriebe und Fabriken an. In Sülz gab es Maschinenfabriken und Spinnereien; es wurden Fahrräder, Motorräder, Autos und Tabakverarbeitungsmaschinen gebaut, Goldleisten, Buchdruckerschwärze, Möbel, Bogenlampen, Bürsten, Lacke, Lakritz und Strohhüte hergestellt und Brot gebacken. Auf diese Weise entstand die für Sülz typische Mischung aus Wohnen und Arbeiten. Die Gebäude vieler dieser Betriebsstätten sind heute noch erhalten und stehen wie die ersten Wohnhäuser unter Denkmalschutz oder sind als Reste in den Hinterhöfen zu sehen.
Bekannte ansässige Unternehmen waren beispielsweise die Maschinenfabrik Wilh. Quester, die Cito und Allright-Fahrradwerke, die später zu den Köln-Lindenthaler Metallwerken verschmolzen, die Strohhutfabrik Silberberg & Mayer und die Brotfabrik Hermann.
Straßen


In der Ägidiusstraße, der ehemaligen Wagnerstraße, begann die eigentliche Besiedlung von Sülz. Hier und in den weiteren kleinen Parallelstraßen wie der Gustav-, Redwitz- und Marsiliusstraße fand nicht nur die erste gewerbliche Besiedlung statt, hier wurden auch die ersten zweistöckigen Wohnhäuser für Arbeiter gebaut und Handelswaren feilgeboten. In der Marsiliusstraße steht heute noch eine 1875 gegründete und erst 1998 geschlossene Eisenwarenhandlung, dessen Inventar geborgen und in einem Museum wieder aufgebaut werden soll.
Knapp 100 Jahre nach dem Beginn der Sülzer Besiedlung bildete die kreuzende Palanterstraße die Sülzer "Rote Zelle" in dem ansonsten überwiegend "braun" gewählt habenden Sülz mit heutigen stets starken Rot-Grün-Mehrheiten. Hier drängelten sich in den Wohnungen einfachste Arbeitergroßfamilien, die sich mit denen aus angrenzenden Kiezen prügelten, und die Nationalsozialisten hielten gerade deshalb vorwiegend dort ihre Parademärsche ab.


Die Berrenrather, Luxemburger und Zülpicher Straße sind die 3 großen Ausfallstraßen, die sowohl stadtauswärts führen als auch Sülz mit der Kölner Innenstadt verbinden. Hier verkehren auch die Öffentlichen Verkehrsmittel, die oberirdische Straßenbahn auf Luxemburger und Zülpicher Straße und Busse auf der Berrenrather Straße. Zwischen Militärring und Sülzgürtel befindet sich auch die idyllisch am Beethovenpark vorbeiführende Neuenhöfer Allee, die an den ehemaligen Neuenhof erinnert.
Quer durch den Stadtteil verlaufen das Weyertal und die ehemalige Kaiserstraße, die mit der Eingemeindung in Sülzburgstraße und in ihrer Verlängerung ab der Luxemburger Straße in Gottesweg umbenannt wurde. Die Sülzburgstraße bildet heute zwischen Berrenrather und Luxemburger Straße eine der Einkaufsstraßen der Sülzer sowie der benachbarten Klettenberger, und in dieser Höhe haben sich auch in den großen Nachbarstraßen zahlreiche Geschäfte angesiedelt, so dass dieses Carrée das Zentrum von Sülz bildet.
Die weiteren verkehrstechnischen Verbindungen zu den benachbarten Stadtteilen sind Teile der Militärringstraße, der Sülzgürtel, auf dem ebenfalls die Straßenbahn fährt, sowie die Innere Kanalstraße, die im Sülzer Bereich Universitätsstraße und Weißhausstraße heißt.
Grünanlagen

Sülz erstreckt sich im Westen über den äußeren Grüngürtel Kölns und damit über den Beethovenpark mit der Kleingartenanlage Kletterrose sowie großen Teilen des Decksteiner Weihers, die beide nach Plänen von Fritz Encke angelegt wurden.
Kirchen, Kapellen und Friedhöfe
Neben dem, heute allerdings zum Stadtteil Lindenthal gehörenden und in unterschiedlichen Bauetappen vom 9. bis 13. Jahrhundert entstandenen sogenannten Krieler Dömchen, St. Stephan, in der ehemaligen Ortschaft Kriel, dürfte der 1906-1909 von Franz Statz, Sohn des Dombaumeisters Vincenz Statz wiederaufgebauten Nikolauskirche samt dem katholischen Pfarramt auf dem von Fritz Encke gestalteten Nikolausplatz die größte historische Bedeutung zukommen.

Weitere Kirchen sind St. Karl Borromäus in der Zülpicher Straße und die beiden erst spät in der Diaspora Sülz gebauten evangelischen Kirchen, das Tersteegenhaus in der Emmastraße und die Johanneskirche in der Nonnenwerthstraße. Nahe des Waisenhauses am Sülzgürtel findet sich noch die Waisenhauskapelle vom Architekten Gottfried Böhm. Letztlich hat das Weißhaus noch eine eigene, private von Vincenz Statz erbaute Kapelle mit Gemälden von Johann Anton Ramboux.
Sowohl im Krieler Dom, als auch in St. Nikolaus finden sich expressionistische Fresken von Peter Hecker, die in den 1960er Jahren erstellt wurden.

Für die Evangelen war ganz Köln lange Zeit eine Diaspora. Hiervon zeugt auch der heute im Grenzbereich zum Stadtteil Lindenthal liegende Geusenfriedhof von 1576 im Weyertal, welcher bis 1829 den reformierten Gemeinden als Friedhof diente. Dieser lag seinerzeit also außerhalb des Stadtgebietes von Köln und ist mit seiner Vielzahl von hervorragenden Grabdenkmälern und mit zahlreichen Inschriften versehenen Grabplatten bis heute erhalten.
Weitere Bauwerke


Reste des ältesten Sülzer Bauwerks finden sich auf der Berrenrather Straße, die in ihrem gesamten Verlauf von Hürth-Efferen bis Sülz identisch mit der Trasse der römischen Wasserleitung ist. Es handelt sich hierbei um einen Pfeilerrest sowie einen Schlammfang der Eifelwasserleitung aus der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Chr.
Direkt gegenüber des Schlammfangs befindet sich das von Franz Kremer, dem 1. Präsidenten des Kölner Fußballclubs 1. FC Köln gebaute Vereinsheim Geißbockheim.
Von historischer Bedeutung sind zudem das in Privatbesitz befindliche und restaurierte Wasserschloß Weißhaus mit der Wolffschen Immobilienanlage und dem nach dem Weißhaus benannten einzigen noch erhaltenen Vorstadtkino Kölns an der Luxemburger Straße, das "Waisenhaus" am Sülzgürtel (für das es für den Herbst 2006 Abrisspläne gibt), die Strohhutfabrik Silberberg & Mayer in der Lotharstraße und das in einer ehemaligen Ausbildungswerkstatt der Maschinenfabrik Wilh. Quester untergebrachte Jugendzentrum in der Sülzburgstraße.
Zu Sülz gehört zudem das Uni-Center, eines der größten Wohnhäuser Europas, sowie die Volkssternwarte Köln auf dem Dach des Schiller-Gymnasiums.

Denkmäler
In die Wand des Jugendzentrums in der Sülzburgstraße ist ein von den Jugendlichen 1981 selbst geschaffenes Zwangsarbeiterdenkmal eingelassen. Am Haus Sülzgürtel Nr. 8 befindet sich eine Gedenktafel an die Kölner Widerstandsgruppe Nationalkommitee freies Deutschland. Gunter Demnig verlegte zur Erinnerung an deportierte Juden in Sülz eine Reihe von "Stolpersteinen"; der vor dem Haus Emmastraße 27 erinnert beispielsweise an die in Auschwitz ermorderte Dr. Louise Straus-Ernst.
Plätze


In späteren Besiedlungsphasen wurden insgesamt 7 Plätze, teilweise wiederum nach Plänen von Fritz Encke angelegt.
Ein sehr typisches Beispiel hierfür ist der Asbergplatz. Hier gibt es, wie auch auf dem De-Noel-Platz, Manderscheider Platz, Münstereifeler Platz und Nikolausplatz sowohl Spielplätze, als auch bepflanzte Ruhezonen für Erwachsene.
Der Auerbachplatz und Hermeskeiler Platz dienen als Marktplätze mit 2 Markttagen pro Woche und stehen ansonsten für Volksfeste und als Parkplätze zur Verfügung. Der Auerbachplatz verfügt allerdings im östlichen Bereich ebenfalls über Spiel- und Ruhezonen.
Kulturelles
Das kulturelle Leben in Sülz ist so vielfältig wie die Bevölkerung. Traditionelle Veranstaltungen sind der Veedelszooch am Karnevalsdienstag, zahlreiche Kirchfeste, allen voran das Ökumenische Kirchfest auf dem Nikolausplatz, die Fronleichnamsprozession durch die Sülzburgstraße zum deshalb so benannten Gottesweg und das Schützenfest.

Die Interessengemeinschaft der Sülzer Geschäftsleute veranstaltet am 1. Wochenende im September das Carreéfest, und im November stellt sie Künstlern eine Woche lang ihre Schaufenster im Rahmen der Kunst im Carreé zur Verfügung.

Über 30 im Veedel ansässige Künstler sowie die Ateliergemeinschaften Ägidiusstraße und Lichthof (in der ehemaligen Strohhutfabrik Silberberg & Mayer in der Lotharstraße) beteiligen sich im November an den Tagen der Offenen Ateliers. Dirk Löbbert bemalt seit 2 Jahren zu den 5 Kölner Jahreszeiten die Tafeln eines traditionellen Sülzer Ecklokals. Seit 10 Jahren veranstaltet das Forum Klettenberg regelmäßig Lesungen und Konzerte im Tersteegenhaus und in der Johanneskirche, auch in den katholischen Kirchen finden regelmäßig Konzerte statt. Weitere regelmäßige Veranstaltungen richten das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium, der Kultursalon Freiraum am Gottesweg, das Kindertheater Casamax im Hinterhof der Berrenrather Straße und die Studiobühne der Universität Köln sowie diverse Buchhandlungen im Veedel aus.
In Sülz ist zudem die Johanneskantorei und das Klettenberger Kammerorchester mit jährlichen Veranstaltungen in der Johanneskirche beheimatet, sowie die Regionalschule Sülz der rheinischen Musikschule (ebenfalls in der ehemaligen Strohhutfabrik). Ebenso stammen zahlreiche Profimusiker aus Sülz, wie beispielsweise die Bläck Fööss, die Wise Guys und Stefan Raab. Sülz hat ebenfalls eine Reihe von Laienchören, wie den Shalom Chor und ChorAlle Köln. Das Weißhauskino auf der Luxemburger Straße rundet das Programm cineastisch ab.
Der Bürgerverein Leben in Sülz-Klettenberg e.V. befindet sich 2006 in Gründung und hat seine Aufgabe, die vielfältigen kulturellen und sozialen Aktivitäten im Veedel zu vernetzen, bereits begonnen.
Literatur
- Hans-Michel Becker, "Äbte, Kies und Duffesbach", hrsg. von Verlag J.P. Bachem, Köln, 1987
- Josef van Elten und Rochus Witton, "100 Jahre Pfarrgemeinde St. Nikolaus, Köln-Sülz", hrsg. von Erzbischöfliches Generalvikariat Köln, Köln, 1992
- Dr. Heinz Schliski, "Das Wasserschloß Weißhaus", unveröffentlicht hrsg. von Else und Heinrich Wolf, Köln, 1987
- Johannes Schuster, "Sülzer Grenzen und Straßen", unveröffentlicht hrsg. von Johannes Schuster, Köln, 2000
- "Verkaufsprospekt Cito", hrsg. von Cito-Fahrrad-Werke Act.-Ges. Köln-Klettenberg, Köln, 1899
- diverse Zeitungsartikel, Webfundstellen, eigene Recherchen und mündlich Überliefertes