Stickstoff
Eigenschaften | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Allgemein | |||||||||||||||||||||||||||||||
Name, Symbol, Ordnungszahl | Stickstoff, N, 7 | ||||||||||||||||||||||||||||||
Serie | Nichtmetalle | ||||||||||||||||||||||||||||||
Gruppe, Periode, Block | 15 (VA), 2, p | ||||||||||||||||||||||||||||||
Aussehen | farblos | ||||||||||||||||||||||||||||||
Massenanteil an der Erdhülle | 0,03 % | ||||||||||||||||||||||||||||||
Atomar | |||||||||||||||||||||||||||||||
Atommasse | 14,0067 u | ||||||||||||||||||||||||||||||
Atomradius (berechnet) | 65 (56) pm | ||||||||||||||||||||||||||||||
Kovalenter Radius | 75 pm | ||||||||||||||||||||||||||||||
van der Waals-Radius | 155 pm | ||||||||||||||||||||||||||||||
Elektronenkonfiguration | [He]2s22p3 | ||||||||||||||||||||||||||||||
Elektronen pro Energieniveau | 2, 5 | ||||||||||||||||||||||||||||||
1. Ionisierungsenergie | 1402,3 kJ/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
2. Ionisierungsenergie | 2856 kJ/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
3. Ionisierungsenergie | 4578,1 kJ/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
4. Ionisierungsenergie | 7475,0 kJ/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
5. Ionisierungsenergie | 9444,9 kJ/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
6. Ionisierungsenergie | 53266,6 kJ/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
7. Ionisierungsenergie | 64360 kJ/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
Physikalisch | |||||||||||||||||||||||||||||||
Aggregatzustand | gasförmig | ||||||||||||||||||||||||||||||
Modifikationen | 1 | ||||||||||||||||||||||||||||||
Kristallstruktur | hexagonal | ||||||||||||||||||||||||||||||
Dichte (Mohshärte) | 1,2506 kg/m3 (bei 273 K) (-) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Magnetismus | - | ||||||||||||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | 63,14 K (-210,01 °C) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Siedepunkt | 77,35 K (-195,80 °C) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Molares Volumen | 22,4 · 10-3 m3/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
Verdampfungswärme | 2,7928 kJ/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
Schmelzwärme | 0,3604 kJ/mol | ||||||||||||||||||||||||||||||
Dampfdruck | - | ||||||||||||||||||||||||||||||
Schallgeschwindigkeit | 334 m/s bei 298,15 K | ||||||||||||||||||||||||||||||
Spezifische Wärmekapazität | 1040 J/(kg · K) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Elektrische Leitfähigkeit | - | ||||||||||||||||||||||||||||||
Wärmeleitfähigkeit | 0,02598 W/(m · K) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Chemisch | |||||||||||||||||||||||||||||||
Oxidationszustände | -3, 2, 3, 4, 5 | ||||||||||||||||||||||||||||||
Hydride und Oxide (Basizität) | (stark sauer) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Normalpotential | - | ||||||||||||||||||||||||||||||
Elektronegativität | 3,04 (Pauling-Skala) | ||||||||||||||||||||||||||||||
Isotope | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Normbedingungen. |
Der Name Stickstoff (Nitrogenium) bezeichnet das chemische Element aus dem Periodensystem der Elemente mit dem Symbol N und der Ordnungszahl 7. Man spricht auch von atomarem Stickstoff. Elementar tritt Stickstoff jedoch nur in Form eines kovalenten Homodimers, einer chemischen Verbindung aus zwei Stickstoff-Atomen, auf (→ molekularer Stickstoff, auch Distickstoff (vgl. Disauerstoff), Summenformel N2).
Molekularer Stickstoff ist ein Hauptbestandteil der Luft. Er ist in der Umwelt ein wichtiger Dünger, der durch Stickstofffixierung auf natürlichem Wege im Humus angereichert wird. In atomarer Form ist er als Baustein der Proteine ein wichtiges Hauptnährelement aller Organismen. Stickstoff ist ein zentrales Element im Stickstoffkreislauf der Ökosysteme und wurde, da es in Mineralien relativ selten auftritt, auf der Erdoberfläche und im Wasser fast ausschließlich biotisch angereichert.
Das Elementsymbol N leitet sich von der lateinischen Bezeichnung nitrogenium (von altgriech. νιτρον „Laugensalz“ und altgriech. γενος „Herkunft“) ab. Die deutsche Bezeichnung Stickstoff erinnert daran, dass molekularer Stickstoff Flammen löscht („erstickt“) oder das ein Lebewesen (z.B ein Mensch) in reinem Stickstoff erstickt.
Geschichte
Nitrate und Ammoniumsalze wurden schon von Alchemisten verwendet. Carl Wilhelm Scheele wies 1771 Stickstoff als Bestandteil der Luft nach. Erstmals im Jahr 1774 wurde Ammoniak von Joseph Priestley dargestellt. Durch die Einführung des Frank-Caro-Verfahrens (Kalkstickstofferzeugung nach Adolph Frank und Nikodem Caro) wurde der Luftstickstoff erstmals Anfang des 20. Jh. nutzbar gemacht. Ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts wurden weitere wichtige Verfahren großtechnisch verfügbar. Zu diesen Verfahren zählen unter anderem die Gewinnung von Salpetersäure (Birkeland-Eyde-Verfahren, nach Kristian Birkeland und Sam Eyde), die katalytische Ammoniakverbrennung nach Wilhelm Ostwald sowie die Ammoniaksynthese nach Fritz Haber und Carl Bosch. 1906 gelang es dem niederländischen Physiker Heike Kamerlingh Onnes erstmals flüssigen Stickstoff mit -195,80 °C herzustellen.
Vorkommen
In der Erdatmosphäre sind 75,5 Massen-Prozent oder 78,7 Volumen-Prozent Stickstoff enthalten. In der Erdkruste kommt Stickstoff nur zu 0,03 % vor. Stickstoffhaltige Mineralien sind relativ selten.
In der Natur gibt es zahlreiche wichtige organische Stickstoffverbindungen, wie beispielsweise Eiweiße und Nukleinsäuren. In Form der anorganischen Nitrate und Ammoniumverbindungen erfolgt die Aufnahme bei Pflanzen über die Wurzeln. Umgekehrt werden beim Abbau organischen Materials (beispielsweise durch Verwesung) diese Verbindungen wieder frei gesetzt und stehen dem Stoffkreislauf wieder zur Verfügung (Stickstoffkreislauf).
Gewinnung/Darstellung
Primär wird Stickstoff heute durch die fraktionierte Destillation verflüssigter Luft gewonnen. Dieser ist aber meistens noch durch Sauerstoff und Edelgase verunreinigt. Für das Entfernen des verbliebenen Sauerstoffs gibt es eine biologische Methode unter Verwendung von Reis-Keimlingen.
Großtechnisch erfolgt die Herstellung von Stickstoff im Rahmen des Haber-Bosch-Verfahrens zur Ammoniak-Synthese.
Eine andere Möglichkeit ist das Binden des Luftsauerstoffs unter Erhitzen an Kohle und das anschließende Auswaschen des entstandenen Kohlendioxids. Der Luftsauerstoff kann auch durch das Überleiten der Luft über glühendes Kupfer oder durch eine alkalische Pyrogallol- bzw. Natriumdithionit-Lösung entfernt werden.
Im Labor kann reiner Stickstoff durch Erhitzen auf einer wässrigen Ammoniumnitrit-Lösung oder einer Lösung des Gemisches Ammoniumchlorid/Natriumnitrit etwa 70 °C dargestellt werden:
Alternativ ist eine Thermolyse von Natriumazid möglich, die zur Darstellung von spektroskopisch reinem Stickstoff verwendet wird.
Eigenschaften
Molekularer Stickstoff ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas, welches bei tiefen Temperaturen zu einer farblosen Flüssigkeit kondensiert. Stickstoff ist in Wasser wenig löslich (23,2 ml Stickstoff in 1 l Wasser bei 0 °C).
Stickstoff geht in seinen Verbindungen vorzugsweise kovalente Bindungen ein. In der 2s2p3 Elektronenkonfiguration führt die Bildung von drei Kovalenzen zur Oktett-Komplettierung. Verbindungen, in denen dieser Bindungstypus vorkommt, sind beispielsweise:
Diesen Verbindungen ist allen eine trigonale pyramidale Struktur und ein freies Elektronenpaar zu eigen. Über dieses freie Elektronenpaar können diese Verbindungen als Nukleophile und als Basen agieren.
Der in der Natur vorkommende molekulare Distickstoff N2 ist durch die im Stickstoffmolekül vorhandene stabile Dreifachbindung und die damit verbundene hohe Bindungsdissoziationsenergie von 942 kJ/mol sehr reaktionsträge. Entsprechend hoch ist die erforderlichen Aktivierungsenergie, die gegebenenfalls durch geeignete Katalysatoren verringert werden kann.
In einer Veröffentlichung im August 2004 gaben Forscher vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz bekannt, dass sie unter Drücken von über 110 GPa bei einer Temperatur von über 2000 K eine neue kristalline Form, sogenannten polymeren Stickstoff mit Einfachbindungen erzeugt haben [1].
Isotope
Neben den beiden natürlichen Isotopen 14N und 15N gibt es künstliche Isotope mit Massenzahlen von 12 bis 19. Deren Halbwertszeit beträgt zwischen 9,97 Minuten und 11 Millisekunden.
Verbindungen
Verbindungen, in denen Stickstoff vorkommt:
- Stickstoffmonoxid
- Stickstoffdioxid
- Stickstofftetroxid
- Distickstoffoxid
- Aminosäuren
- Peptide
- Proteine
- Spermin
- Jodstickstoff
- Farbstoffe
- Nitrate, Nitrite, Nitride
Verwendung
Technisch wird Stickstoff zur Synthese von Ammoniak (Haber-Bosch-Verfahren) und Kalkstickstoff sowie als Schutzgas beim Schweißen, als Lampenfüllung und bei chemischen Reaktionen verwendet. Darüber hinaus finden Stickstoffverbindungen mannigfaltige Anwendungen im Bereich der organischen Chemie und dienen als Düngemittel.
Stickstoff wird zur Füllung von Flugzeugreifen großer Flugzeuge verwendet. Der reine Stickstoff verhindert, dass Flugzeugreifen durch die große Hitzeentwicklung beim aufsetzen während der Landung von innen in Brand geraten können.
Die umstrittene Füllung von PKW Reifen mit Stickstoff wird im Artikel "Reifengas thematisiert.
Stickstoff findet in Getränkezapfanlagen Verwendung, wenn auf Grund von baulichen Umständen (langer Leitungsweg, großer Höhenunterschied), ein hoher Zapfdruck notwendig wird. Stickstoff wird hier zusammen mit Kohlenstoffdioxid als Mischgas verwendet. Da sich Stickstoff nicht im Getränk löst, kann auch bei höheren Drücken ohne zu viel Schaumbildung bzw. Aufcarbonisierung gezapft werden.
Aufgrund des geringen Siedepunkts wird flüssiger Stickstoff als Kältemedium in der Kryotechnik eingesetzt. Der Stickstoff entzieht dabei dem Kühlgut die nötige Verdampfungswärme. Vorteilhaft gegenüber der Verwendung von flüssigem Sauerstoff bei ähnlichem Siedepunkt sind die inerten Eigenschaften des Stickstoffs. Flüssiger Stickstoff wird zur Kühlung von Hochtemperatursupraleitern sowie zur Lagerung biologischer und medizinischer Proben verwendet. Im Tiefbau wird er zur Bodenvereisung eingesetzt.
Nachweis
Stickstoff, der in organisch gebundener Form vorliegt, kann qualitativ mittels Lassaignesche Probe und quantitativ mittels der Kjeldahlsche Stickstoffbestimmung oder Elementaranalyse erfasst werden. Für anorganisch gebundenen Stickstoff werden als Nachweisreaktion die Kreuzprobe für Ammoniumionen oder die Ringprobe für Nitrationen durchgeführt. Zur Durchführung der Ringprobe wird die Probelösung (schwefelsauer, schwermetallfrei) mit frischer Eisen-II-sulfat-Lösung versetzt und mit konzentrierter Schwefelsäure unterschichtet. An der Grenzfläche zwischen beiden Flüssigkeiten werden die Nitrationen zu Stickstoffmonoxid (NO) reduziert. Dieses Radikal bildet in wässriger Lösung mit weiteren Eisenionen einen braunen Komplex, der als "Ring" an der Phasengrenze im Reagenzglas sichtbar wird:
1. Schritt: 3 Fe2+ + NO3- + H+ 3 Fe3+ + NO + 2 H2O (Redoxreaktion) und
2. Schritt: Fe2+ + NO + 5 H2O [Fe(H2O )5NO] 2+ (Komplexbildungsreaktion)